Unbekannter Röhrling

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 5.510 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pilzfinder - Solling.

  • Grüß Gott,


    nachdem ich mich gestern noch am späten Nachmittag aufgemacht habe, um dem Wald einen Besuch abzustatten, bin ich überraschenderweise sogar einmal fündig geworden; und damit meine ich keine abgeschnittenen und zertretenen Pilze wie sonst ;)


    Dabei bin ich auf folgenden Pilz gestoßen, den ich beileibe nicht zuordnen kann:



    Eine kurze Beschreibung dazu:


    Fundort:


    - auf einer (Kuh-)Wiese, etwa 10 Meter neben dem Wald, der aus Fichten und Kiefern besteht


    Hut:


    - matt, hügelig, olivbraun, samtig-filzig
    - etwa 7 cm im Durchmesser
    - Hutrand rot verfärbt


    Fleisch und Röhren:


    - gelbliches Fleisch: keine Verfärbung im Schnitt
    - Röhren gelb: Röhrenöffnungen leicht rot überzogen
    - Röhren laufen leicht am Stiel herab: keine Verfärbung


    Stiel:


    - oben etwa 3 cm im Durchmesser, nach unten dicker werdend, dort etwa 4 cm
    - das Stielinnere war wie mit Filz o.ä. gefüllt, was allerdings relativ fest und dicht war
    - Farbe gelb, mit roter längsverlaufender Maserung


    Geruch und Geschmack:


    - unauffällig pilzig, angenehm, Geschmack nicht bitter


    *****************


    Dann mal viel Erfolg :)


    Zuerst dachte ich ja an einen Stattlichen Rotfußröhrling. Allerdings fehlt in dieser Richtung die Blau-Färbung von Fleisch und Röhren.


    Schönen Abend
    Charleston.

  • Unter Umständen könnte das auch ein Schönfuß-Röhrling sein, der wäre dann kein Speisepilz. Zieh mal die Haut am Hut ab und guck nach, ob er rötlich ist. Im Schnitt sollte er schwach blauend wirken. Fleisch: Dick, fest, weißgelblich. Die Poren sollten zitronengelb (enger als beim Rotfußröhrling) sein und sollten sich bei Berührung sofort blaugrün verfärben.
    Geschmack: Bitter, Hutrand bei jungen Exemplaren eingebogen, Röhren ausgebuchtet angewachsen.
    Da er meist in den Mittelgebirgen und den Alpen vorkommt und im Flachland eher selten, wäre der Fundort noch interessant.


    LG
    Michael


  • Der Rotfußröhrling hat aber einen säuerlichen Geschmack, nur am Rande. Ich, und andere haben übrigens Gallenröhrlinge gefunden, wo wir keinen bitteren Geschmack feststellen konnten.


    LG
    Michael

  • Danke für eure Meinungen.


    Gut, wenn man vom fehlenden Blauen mal absieht, irritiert mich aber immer noch die Größe, v.a. der Durchmesser des Stiels von guten 4 cm und auch die ziemlich feste Konsistenz; denn normalerweise sind Rotfußröhrlinge ja eher weich und biegsam.


    Grüße
    Charleston.

  • da muss ich dir nun wieder mal recht geben. Mit 4 cm Stieldurchmesser habe ich auch noch keinen Rotfußröhrling gesehen.
    Dafür sieht die Unterseite aber sehr typisch aus. mit den roten "Stipsen".



    Aber wie ein Schönfußrörling sieht er mir irgendwie gar nicht aus.


    Bliebe immer noch die Frage was dann...



    Jens



    Hab mir dein Bild gerade nochmal angeschaut...


    Die 4 cm sind aber auch sehr sportlich gemessen ( wie das Männer eben so tun ;) ) oder hast du so enorme Pranken. (Vergleich mit Daumen).

  • Naja ein Schönfuß-R. ist es auch nicht. Da sprechen einige Dinge dagegen:


    - beim SFR ist der Stiel (blut-)rot, bei mir ist der Untergrund eher gelb
    - der SFR hat ein Netz
    - er blaut relativ stark
    - er hat einen helleren, gräulichen Hut
    - und v.a. schmeckt er bitter



    Mir fällt im Grunde auch nichts anderes ein, als ein Stattlicher Rotfuß-R., allerdings ist kein Atomkraftwerk in der Nähe, das den dicken Stiel erklären könnte ;)
    Aber vielleicht haben die Kuh-Hinterlassenschaften auch ihr übriges getan :)


    Beste Grüße
    Charleston

  • Rotfußröhrling! Definitiv! Ohne wenn und aber :D Klingt harsch, aber ist so. Warum ich mir so sicher bin? Ich habe in diesem Jahr von 1cm Exemplaren bis zur beschriebenen Größe alles erlebt. Könnte davon dutzende Bilder einstellen, denn die Röhrlinge gab es in diesem Jahr in allen Wachstums-, Farb- und Formstufen :D


    Grüße,
    Ralf

  • Hallo Charleston,


    ich denke auch, es ist ein Rotfuß-Röhrling, auch ich sehe kein Netz am Stiel, dafür aber auf Bild 3 Fraßstellen die sich rötlich gefärbt haben, ein Merkmal für den RFR.
    Auch wir haben davon schon größere und festfleischige Exemplare gefunden.
    Oder wir haben sie eben auch falsch eingestuft:)


    Macht aber nix, kein Netz am Stiel und gelbe Poren, davon geht man nicht tot:D


    VG Julius

  • ...... die Gattung Xerocomus (Filzröhrlinge) verbirgt eine Große Anzahl von Pilzen die wir alle (oder die meisten) einfach mal so als Rotfußröhrlinge einsammeln. Oftmals unterscheiden wir grad einmal in echtem Rotfußr.,X.chrysenteron und falschem Rotfußr., X. porusporus. Doch es gibt noch viel mehr in dieser Gattung , leider kenne ich auch erst sehr wenig :(


    Einen Vertreter aber finde ich hier im Solling gelegentlich unter Buchen oder Eichen.Das ist der schwarzfüßige Rotfußröhrling X.truncatus .
    Der oben gezeigte ist der Herbstrotfuß X.pruinatus ,der in der Tat oftmals eine stattliche Erscheinung ist und auch dicke Stiele bilden kann. In manchen Gegenden nennt man ihn auch "Prächtiger Rotfußröhrling"
    Es gibt ein Buch ,leider nur auf Italienisch ( ich hätte es so gern ) das heißt " Filz und Schmierröhrlinge in Europa ,ich habe schon einmal die gelegenheit gehabt darin zu blättern,wow !


    Auf meiner HP unter " Röhrlinge" ist der Herbstrotfuß und auch der Schwarzfüßige zu sehen (mit dickem Stiel) Wer hatt denn den Schwarzfüßigen Rotfuß schon einmal bewußt gefunden,das würde mich intressieren !!


    LG Pilzfinder-Solling,Pilzberatung,Pilzsachverständiger,Pilze erkennen,Pilzvergiftung, Pilzwanderungen Dassel, Einbeck,Lehrwanderungen,Beratung, Pilze,Trüffel,Morcheln, Solling, Naturschutz, Funghi, - Pilzfinder-Solling.de Pilze,Pilzbestimmung,Pilzvergiftung,Infos,Vorträge,Wanderungen ,Dassel-Einbeck,Günther Schier 37586 Dassel OT Krimmensen, Pilze,Frühjahrspilze ,Morcheln,Trüffel,Morchella, Tuber

  • Danke für deine Einschätzung,


    der Stattliche RFR bzw. Xerocomus pruinatus war ja auch mein Tipp, obwohl er beispielsweise bei HORAK: Röhrlinge und Blätterpilze in Europa auch mit einem deutlich dünneren Stiel beschrieben wird.


    Mich interessiert bei RFR eben seit längerem auch, um welche Art es sich im Einzelnen handelt. Allerdings befürchte ich, dass eine Bestimmung oftmals nur mikroskopisch möglich wäre.


    Der Xerocomus truncatu ist mir übrigens neu: danke für den Hinweis. Den habe ich vermutlich auch noch nicht gefunden. Hast du ihn schon einmal entdeckt (falls das Bild nicht von dir gemacht wurde)?


    Charleston.


  • Naja, bei all der wissenschaftlichen Tiefsinnigkeit verlasse ich mich dennoch auf all das, was mir die Männer Frankens in meinen jüngsten Jahren von 4-7 so beigebracht haben. Sicher, sie haben immer alles kategorisch eingeteilt, aber dennoch ist dieses Wissen über Jahrzehnte vererbtes "Kulturgut" und noch heute sind sie Sammler, manche über 60 und über 70 Jahre alt. Ihre Hinweise prägen mich noch heute, noch immer verlasse ich mich auf ihre Beschreibungen der späten 70er Jahre, als ich echt noch in den Kinderschuhen steckte und noch nie hat mich dieses Wissen im Stich gelassen. Oh mein Gott, wie theatralisch muss das wohl für manch einen Wissenschaftler hier im Forum klingen, aber es ist mein Leitbild seit drei Jahrzehnten und haltet Euch fest: ich lebe noch ;)


    Liebe Grüße,
    Ralf

  • @ Ralf...


    du hast mich falsch verstanden... Es war nichts als ein kleiner Scherz.



    Und du klingst gar nicht theatralisch sondern sprichst mir aus tiefstem Herzen.
    nur so wie du es beschreibst wird man sicher für ein ganzes Leben. Das kann man sich nicht anlesen so ein "Gefühl".
    Ich bedauere es zutiefst das ich nicht die Möglichkeit gehabt habe die Pilze als Kind zu lernen. Ich habe erst vor ca. 8 Jahren damit angefangen und sammle immer noch "nur" Röhrlinge. Ich glaube das wird sich auch nicht ändern und ich glaube ich will es auch gar nicht.
    Wie sagt man so schön: Was Hänschen nicht lernt.....


    Dafür ist mein Sohnemann ( 4 1/2)schon seit 2 Jahren sehr oft mir im Wald. Und zur Zeit ist sein Lieblingsbuch das Pilzbestimmungsbuch. ;) Ich weiß gar nicht wie viele Beschreibungen ich in letzter Zeit vorlesen musste.
    Allerdings kann ich ihm praktisch eben auch nur das zeigen was ich kenne. Und das ist eben begrenzt.


    Ich wollte das nur noch schreiben damit du mich nicht falsch verstehst.


    Und ich finde Beiträge hier im Forum aus Erfahrungen heraus um so viel wichtiger und interessanter als abgeschriebenes Bücherwissen. Ein Pilzbuch hat jeder zu Hause...



    viele Grüße


    Jens

  • ...Re Charleston ! Ja ich habe X.truncaus schon entdeckt .Bisher zweimal ! Einmal in der Nähe von Kassel (Habichtswald ) und kürzlich hier bei mir im Solling .Alle Bilder auf meiner HP sind von mir gemacht.
    LG Pilzfinder-Solling