Alleine in den Wald? Der Bericht. Oder: nie wieder ein "Grün Solo"

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  • Wie versprochen, kommt hier der angekündigte Erlebnisbericht der „Rotkäppchen alleine im Wald“ Aktion.


    Um eines vorwegzugreifen: das Steinpilzcarpaccio war ein kulinarisches Highlight. Gerade, wenn einem einerseits die Pilze schon zu den Ohren, andererseits nicht mehr so zahlreich aus dem Waldboden raus schießen, bietet das Rezept für so manchen Gaumen ein Kontrastprogramm, das meiner Meinung nach nicht so einfach zu toppen ist. Vielen Dank, Hexenopa!


    Ähm…. Wie groß ist die Gefahr, einen Fuchsbandwurm bzw. dessen Brut mit verspeist zu haben? Ich werde zu einem anderen Zeitpunkt darüber nachdenken. Laut Literatur habe ich hierfür immerhin 10 bis 20 Jahre Zeit.


    Für die Leserschaft dürfte sich nun mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eröffnet haben, dass ich – um es noch in irgendeiner Form nett zu umschreiben – ein überdurchschnittlich ängstlicher Mensch bin. Man muss ja wenigstens auf einem Gebiet besonders sein.


    Mein Eifeltour Solo hat noch eine kleine Vorgeschichte, die ich der Vollständigkeit halber, niemandem vorenthalten möchte. Für Eilige aber dennoch Interessierte bietet sich an, mit der Maus auf den 23.09.2010 zu scrollen um sogleich mit dem Augen rollen zu beginnen.
    Montag, 20.09.2010:
    Meine Freundin und ich- wir sind diese Woche Strohwitwen- machen uns auf den Weg in die Eifel. Das schöne Altweibersommerwetter (ha, wie passend) soll nicht ungenutzt bleiben. Unser Ziel ist das nette Örtchen Blankenheim, genauer gesagt, die Ahrquelle und der zugehörige nette Wander-und Spazierweg.
    Nach einer guten halben Stunde sind wir beinahe angekommen, erblicken jedoch ein Waldstück, das pilztechnisch gesehen, sehr vielversprechend zu sein scheint. Wir stellen fest, dass jede gaaaaanz zufällig Gummistiefel dabei hat…... Nun, der Wald ist nicht pilzig und dabei wollen wir einfach mal nebenbei eine andere Pilzstelle ausmachen. Ein Satz mit x.
    Das Jagdfieber ist nun nicht mehr zu bremsen. Die Ahr kann warten, aber unsere „Eddis“ nicht.
    Montag ist erfahrungsgemäß kein so geeigneter Tag, weder für Eddis noch für seine Anverwandten. Auf zur wohlbekannten Pilzstelle!
    Wir gestehen uns unsere Sucht ein, schämen uns nicht ansatzweise dafür und werden, sehr zu unserer Freude, fündig. Ein wirklich neues Gebiet können wir nicht entdecken, jedoch finde ich 2 Eddis, an einer, uns bislang unbekannten Stelle.


    Ich kann die beiden Kerlchen sehr gut verstehen, als Steinpilz würde ich ebenfalls genau hier wachsen wollen- die beiden dürfen gerne mit uns nach Hause kommen und ich verspreche, den noch „ungeborenen Geschwisterchen“, dass auch sie alsbald nicht mehr länger in der Eifel ausharren müssen.

    Am Auto angekommen, bemerken wir ein Fahrzeug, das mitten auf der Straße steht, den Warnblinker anhat und vermutlich einen Förster, Jäger oder eine, dem Wald zugehörige Person beherbergt. Was soll´s! Wir haben nur einen kleinen Korb und keinen Waschzuber geladen. Schmutzig und glücklich wie immer, fahren meine Freundin, ich und Familienmitglieder der „Bolles“ nach Hause. Heute gibt es Tagliatelle mit frischen Pilzen – ohne Männer.


    Mittwoch, 22.09.2010


    Noch immer Strohwitwe. Geiles Wetter! Was kann dieser Tag bieten? Die Antwort allein kennt nur der Wald. Mit meiner Sucht habe ich schon einige Mitmenschen in die Abhängigkeit getrieben.


    Randbemerkung: Bei den „AP´lern“ werde ich mich sicher nicht anmelden! Wegen der vorwiegend saisonalen Begrenzung der Sammelsucht, werde ich auch keine alternative Selbsthilfegruppe gründen.
    Also werde ich heute, zu meiner Freude, von der humorvollen Freundin meiner Schwiegermama begleitet. Übrigens zählen beide Mädels zu den jüngsten Opfern der Pilz- Such-t.


    Wir brechen sehr früh auf und fahren Richtung „unsere Pilzstelle“, fast mitten in der Eifel.
    Angekommen. Aussteigen. Es riecht intensiv nach Pilzen. Hmmm. Wir freuen uns wie Bolle auf Eddi Bolle. Juhuuu! Gummistiefel an. Pilzkörbchen, Messer, Magellan, Kamera, …. Alles da und los geht´s!


    Pfeifendeckel! Jäger / Förster / Waldmensch – selbiger des vorgestrigen Tages - düst an. The same procedure as every day. So scheint es.
    Er teilt uns mit, dass wir einen öffentlichen Parkplatz aufsuchen sollen: „Wir holen alle Autos aus dem Wald“ und „es gibt keine Steinpilze mehr, ich hab gestern nachgesehen. Es ist endlich vorbei. Gott sei Dank.“ und „Wir hatten am Wochenende die Kripo hier. 28kg. 1040.-€ Strafe. Die Steinpilze konfisziert.“ und „Sie müssen hier weg“ ……
    Und: 2 belämmerte Gesichter. Unsere dummen Gesichter hätte man sehen sollen. Unser Parkplatz ist wie immer jenes eine geteerte Stück. An dieser Stelle ist die Leitplanke durchbrochen. Hinter des geteerten Stücks befinden sich Bäume. Es handelt sich definitiv nicht um eine Einfahrt für forstwirtschaftliche Betriebsfahrzeuge. Wir behindern niemanden. Es ist auch kein Verbots- oder Verkehrsschild angebracht. Ich versuche zu argumentieren.


    Er gestattet uns das Betreten des Waldes- mit dem Hinweis, dass ganz, ganz bestimmt kein einziger Steinpilz mehr vorhanden sei – wir sollen ins 3 bis 4 km entfernte Dorf fahren, dort parken und ja- viel Spaß beim Fußmarsch und zurück. Wir müssen aber um spätestens 13 Uhr wieder zu Hause sein! Irgendetwas stimmt hier nicht! Ist das überhaupt rechtens? Mir fällt nichts Passendes ein.


    Was ist, wenn der uns abschleppen lässt?


    Ich merke, wie meine Ratlosigkeit und Enttäuschung in Zorn und Wut übergehen. Mangelnde Impulskontrolle, möchte ich mir hier nicht nachsagen lassen. Könnte teuer werden. Er ist wohl eher zu meinem Glück nicht aus seinem Wagen ausgestiegen. Sein Akt der Unhöflichkeit hat im Nachhinein betrachtet, einen unfeinen Ausgang verhindert.
    Wir trollen uns.
    Ich schäume mittlerweile vor Wut. Wer zum Kuckuck war das überhaupt?
    Meine liebe Begleiterin versucht mich zu trösten.
    Wir fahren in ihr Eifelhäuschen, das 15 km von Gerolstein entfernt liegt.
    Sie meint, da gebe es sicher auch Pilze, sie wisse nur nicht genau wo. Super!


    Das kann ja noch richtig lohnenswert werden. Ich finde hier kaum Alternativen. Und ausgerechnet in der tiefsten Eifel, am Eimer der Welt, werde ich sicher kiloweise Steinpilze finden. Die Temperaturen hier sind schon dürftig. Prima!


    Dann hol doch schon mal den Eispickel aus dem Gepäck, er liegt gleich neben Sonnencreme und Strandmatte. Ich denke jetzt wieder an den försterartigen Mann. Das muss an dem Wort Eispickel liegen.


    Sie – ihr Name ist übrigens Waltraud- teilt mir mit, dass sie das Häuschen schon 31 Jahre besitze und in der ganzen Zeit noch nie einen Pilz gefunden habe. Das könnte durchaus daran liegen, dass sie bislang niemals welche gesucht hat. Nun gut. Wir fahren weiter. Das äußerst kleine „Städtchen“ liegt wirklich in einer Gegend, die…..-


    ich gerate ins Grübeln und bekomme Mitleid mit den hiesigen Eingeborenen. Vor allem mit den Jugendlichen! Den Ärmsten bleibt wohl nichts anderes übrig, als auf den wöchentlichen Bus zu warten, zu hoffen, dass dieser nicht im Schneegestöber stecken bleibt und der Busfahrer nicht aus Frust über die regionalen Gegebenheiten volltrunken ist.
    Dafür wäre es enorm wichtig einen Bus auch als solchen zu erkennen und nicht aus Schreck vor dem großen Tier auf Rädern schreiend wegzulaufen. Das öffentliche Verkehrsmittel „Bus“ könnte für die bedauernswerten Geschöpfe den Weg in besiedelte Gebiete ebnen.
    Es muss ein Erlebnis sein, zum ersten Mal Eisenpferde, moderne Medizinmänner und Zauberlicht zu erblicken.


    Gut, so manchen Vorteil mag das Leben dort vermutlich bieten. Die verwandtschaftlichen Bande sind hier sicherlich eng geknüpft und letztendlich bleibt alles immer in der Familie.


    Man muss sich daher auch keine anderen Nachnamen merken. Es gibt ja nur den einen.


    Ich werde aus meinen wilden Eifeltheorien gerissen.


    Wir sind da und erfreulicherweise unverletzt. Vor dem Häuschen wachsen Champignons. Ich nehme diese in Augenschein. Ja, das sind welche! Champignons wachsen doch normal im Supermarkt? Hurra, wir befinden uns noch in der Zivilisation. Die Champignons werte ich als eindeutiges Zeichen hierfür. Nein, wir essen sie nicht.
    Die haben Lamellen und ich mal wieder Angst.


    Waltraud und ich marschieren Richtung Wald. Es ist affenkalt. Der Wald ist ein Traum und vergessen sind all meine Bedenken. Nach den ersten Schritten entdecke ich den ersten Steinpilz. Wir finden Maronen, Steinpilze, eine Hexe und -ich kann mein Glück kaum fassen: meine ersten „eigene“ Espenrotkappe.
    In meiner Heimat –Rems-Murr- bzw. Ostalbkreis hatte mein Vater immer welche gefunden.
    Im Walkersbacher Tal (oh, jetzt habe ich die Stelle verraten- er könnte das hier durchaus lesen und sauer werden, mein Vater wird in wenigen Jahren 80, er liebt das Internet- cool, oder?).


    Das Walkersbacher Tal hat bzw. hatte einiges zu bieten: pilzsuchende Schwaben, Gallenröhrlinge, Maronen, Parasolpilze,
    mit viel Glück einen Steinpilz, Espenrotkappen,
    die RAF, besser gesagt ein RAF Waffenlager(in den 70igern).


    Diesbezüglich kann die Eifel kaum mithalten.
    Ich hatte dort weder eine Begegnung mit einem Gallenröhrling noch mit einem RAF Mitglied.


    Mein Papa wird immer ganz neidisch auf meine Steinpilzfunde. Die Bilder, die ich ihm online schicke, sind schon sehr günstig aufgenommen. Er hat besseres verdient und so beschließe ich, ein „Eddie goes to Ländle Care-Paket“ zu schicken.


    Waltraud muss leider schon nach Hause. Wir müssen ja auch noch putzen und speisen. Die Pilznachbearbeitung betreffend, ist sie sehr genau. Brutto, Netto, Ausbeute, Schwund und tralala. Trotz Vorputzens ist ein erheblicher Schwund zu verzeichnen. Unter dem Strich freuen wir uns über 743g Pilze.


    Beim Putzen nage ich zum ersten Mal genüsslich an einem Steinpilz. Ich esse erst einen Schnipsel, dann den ganzen Pilz.


    Ganz was Neues! Für mich ein großartiges Geschmackserlebnis –beflügelt durch die Literatur des Steinpilzcarpaccio Rezeptes!


    Für Außenstehende ein, bei mir noch nie wahrgenommener mutiger Akt!
    Das von mir bislang zelebrierte, bis an den Wahnsinn grenzende Ausschlussverfahren „Bedrohung durch den gemeinen Gallenröhrling“, geht den mitputzenden Menschen, aus nachvollziehbaren Gründen, nicht selten gehörig auf den Senkel.


    „Es sieht aus wie ein Steinpilz, riecht auch so, wir hatten noch nie einen Gallenpilz, machen ausreichend Stichproben, haben beim Sammeln bereits ausreichend und gewissenhaft geprüft“- reicht mir irgendwie nicht aus.


    Kurz: ich sterbe eher durch einen heimtückischen Racheakt eines entnervten Pilz- mit-sammel-Menschen, als durch eine Pilzvergiftung. Zu meiner Verteidigung ist hier folgendes zu sagen
    1. entweder meine Schwiegermama oder Waltraud fanden bei unserem ersten gemeinsamen in die Pilze Gehens, einen Pilz wohl derart hübsch, dass sie ihn solgleich mitnahmen. Dumm nur, dass er nun im Korb lag und nur mit viel good will und ausgeprägter Fantasie von weitem so ausgesehen haben könnte, wie eine Marone
    - und er zu meinem blanken Entsetzten Lamellen hatte.


    Die beiden waren von meinem Beinahe-Nervenzusammenbruch nicht sonderlich beeindruckt. Am liebsten hätte ich den Korb weggeschmissen. Weitere Details erspare ich mir und dem Leser.


    2. Ich habe ein Gallenröhrlings- Kindheitstrauma. Genau! Endlich ist es raus. Wie befreiend! Im Schwabenland stellen sich meiner Erfahrung nach weder die Pilzsuche, noch das Sammeln so easy dar, wie hier in der Eifel. Für ein „Winzkörbchen“ ist man da schon mal zu dritt einen Tag lang unterwegs. Das Gelände, ist hier nicht zwingend als Spaziergang zu bezeichnen.


    Meine Ma und ich sind durch den Wald gehechelt, wie die Bekloppten, haben unsere stolze Beute geputzt, hingebungsvoll zubereitet und angeekelt ausgespien.


    Das sitzt. Ewig! Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass seither mein Vertrauen in die Pilzkenntnisse
    meiner Mutter auf ein Minimum reduziert ist.


    Bisheriges Resümee des Tages: Ich muss das Steinpilzcarpaccio Rezept ausprobieren. Muss!
    Das Papili und Pilzexpertin Mama werden auf dem Postweg mit Steinpilzen gesegnet.
    Es gibt auch in der tiefen Wildnis Steinpilze. Die Wildnis ist schön. Auch die Wildnis ist zivilisiert.
    Ich arme Sau
    (da fällt mir ein, dass ich Euch noch gar nicht die Eifel-Ebergeschichte erzählt habe- auch eine nette Begegnung)
    muss alleine in den Wald.


    Ich muss bald wieder zurück sein, mein Stohwitwenleben endet am morgigen Abend. Könnte ja, bissi putzen (eher: muss und eher: gscheit). Das Haus– ausnahmsweise mal das! Obwohl das ja rein theoretisch warten kann. Die Pilze nicht. NEIN! Mein Mann wird sonst böse!


    A propos böse…. Der frostige Vielleicht-Förster, was mach ich mit dem? Wie hieß der Film noch gleich? Ja, genau!


    Manchmal kommen sie wieder!


    Was mach ich nur? Den Papili anrufen. Papili rät mir, das Internet zu bemühen, um Genaueres über Frost ähm Forstgesetzte, Bestimmungen und all den Kram in Erfahrung zu bringen.


    Darüber hinaus grinst er sich eins. Er gluckst und feixt mehr oder weniger offensichtlich amüsiert, wie schnell wir „Weiber“ doch einzuschüchtern sind.


    Na toll! Ich verzichte darauf, mit ihm eine Diskussion darüber zu führen, dass ich mir so manches Mal eine weniger autoritäre Erziehung gewünscht habe. Ganz klar, ein weiteres Kindheitstrauma! Nimmt das
    heute wohl bitte bald mal ein Ende?


    Mein Plan für morgen lautet „alleine in die Pilze gehen“ und nicht etwa „ich suche mir ´nen strapazierfähigen Psychotherapeuten“.


    Papili stellt noch ein paar Fragen: Hat der Herr sich unaufgefordert ausgewiesen? Warum habt ihr nicht nach seinem Ausweis gefragt? Welches Kennzeichen hatte das Fahrzeug? Grünes Nummernschild? Privatwald? Etwa ein Naturschutzgebiet?? Irgend so nen Forst dingens Aufkleber auf der Karre? Was für ein Fahrzeug? War er alleine oder in Begleitung? Wie war er gekleidet? Hatte er sichtbar Waffen im Auto? Wenn ja, waren diese ordnungsgemäß verstaut? Wenn Waffen im Auto, ist er dann auch noch ausgestiegen, hat nicht abgeschlossen und sich vielleicht auch noch vom Fahrzeug entfernt? Habt ihr schon auf einem zuständigen Amt der Ordnung halber nachgefragt?


    Tja, meine Antworten fallen sehr knapp aus. Das bedeutet entweder „Nein“ oder „Keine Ahnung“.



    Blick auf die Uhr! Prima! Die Stammes- äh Gemeindeverwaltung hat bestimmt noch offen, da ist noch jemand. Man ahnt es: Die durften sich sodann meine Leidensgeschichte – allerdings in Kurzform – auch noch einmal anhören.


    Fazit: Ich darf dort parken und auch Pilze sammeln. Abgeschleppt wurde noch nie. Allerdings werden Knöllchen (nein, nicht die Pilze!) verteilt, wenn Forstarbeiten behindert wurden.


    Von einem Förster oder Jäger, mit diesem Fahrzeugtyp weiß keiner etwas. Die übrigens sehr freundlichen und hilfsbereiten Damen vermuten, dass es sich wohl um einen Waldarbeiter oder einen Dorfbewohner gehandelt haben mag.


    Sauber! Und wir, sind wie die aufgeschreckten Hühner getürmt! Put put put –Gack!


    Donnerstag, 23.09.2010


    Grün Solo – ich, Rotkäppchen, werde zum Schafskopf!



    Entweder bist Du, lieber Leser extrem leidensfähig oder bist meinem Rat, erst hier unten mit der Lektüre zu beginnen, gefolgt. Beides lässt für mich nur eine mögliche Schlussfolgerung zu: Ich brauche mich nicht zu beeilen und kann weiterhin detailgetreu erzählen.
    Nun, als Prolog dieses Eifeldramas finde ich folgenden Refrain ganz passend:
    „Luur nit in d´r Atlas (SCHAU NICHT IN DEN ATLAS)


    un drieß op dinge KompassSCHEI… AUF DEINEN
    KOMPASS)


    denn mir sin ohne Zweifel (DENN WIR SIND OHNE ZWEIFEL)
    - midden in d´r Eifel!“ (MITTEN IN DER EIFEL)


    Bevor ich dem ausschweifenden Prolog ein jähes Ende setze, füge ich für die Leserschaft eine Erklärung an: Dieser Refrain entstammt dem Titel „EIFEL“ der Kölsch Rockband BRINGS. BRINGS machen richtig geile Mucke. Viele Karnevalslieder stammen von dieser einzigartigen Band. BRINGS sind vermutlich nicht überregional so bekannt wie die „Höhner“.


    Der Drummer der BRINGS jedoch hat den bundesweit bekannten „Nobbi“ zum Papa.


    Übrigens bin ich nach 4 Pilzausflügen dieser Woche und trotz zunehmender Erschöpfung, samstags noch auf deren Konzert gewackelt. Dennoch stellt oben stehender Refrain für mich keine wirklich sinnvolle oder nachzuahmende Empfehlung dar.


    Das mit dem „ Auf den Kompass schei…“ wird mich noch früh genug- midd´n in dr Eifel -zum Ver-Zweifeln bring(s)en.


    Das Grün Solo beginnt. Gut gerüstet begebe ich mich auf die Eifelreise.
    Als ich ins Auto steige, krähen ein Hahn und meine Nachbarin, die mein unverkennbares Eifeloutfit sofort richtig deutet: „Du willst doch nicht etwa alleine in die Eifel! Das ist voll gefährlich.“


    Der Hahn alleine ist okay für mich und trägt sogar noch etwas zur Eigenmotivation bei.
    Ich witzle:“ Du biss ens doch nur nejdisch, et kütt enne wildjewoorene Eiflboor för misch in de Waal jeloffe.“ Muss man nicht übersetzen, mir wird mulmig.
    Also überprüfe ich erneut, also zum 11. Mal, die Vollständigkeit meiner „Ausrüstung“.
    Aus meinen angstgetriebenen Überlegungen heraus, trage ich heute sogar ein rotes Kopftuch.
    Die Ähnlichkeit mit einem damwildartigen Waldbewohner möchte ich schon gerne weitestgehen einge-dämmt wissen.


    Wenn ich schon mal dabei bin: Eine dicke beigefarbene Strumpfhose unter der Pilzjeans, gegen die Mörderzecken. Die Pilzjeans habe ich in ein paar schwarzrote Skistrümpfe gestopft. Die Skistrümpfe sollen bei einem Sturz als Protektoren dienen. Na ja… Und überhaupt sind dies die einzigen Kniestrümpfe die ich besitze. Ich fahre kein Ski, basta (3 jämmerliche Versuchswochen reichen mir vollkommen aus)!


    Die Gummistiefel befinden sich im Kofferraum und meine Füße in weiß-hellblau-grün karierten sommerlichen Stoffschuhen. Karos sind auch Klasse, weil da zumindest keine weißen Tupfen drauf sind.


    Nun, meine Leibwäsche, ist auch genau als solche zu bezeichnen. Sie gleicht optisch den Assoziationen, die das Wort „Leibwäsche“ hervorruft.


    Das Unterhemd ist – und das wird sich noch als genial erweisen- so lang, wie ein Minikleid. Darüber ein lilafarbenes Longsleeve. Dies wird jedoch nahezu vollständig von der grau-rosafarbenden Sportjacke bedeckt. Die beiden letztgenannten Kleidungsstücke sind eigentlich gar nicht so furchtbar hässlich. Der Gesamteindruck wurde hierdurch keinesfalls verbessert, der Anblick bereitet dem menschlichen Auge große Schmerzen.


    Noch die olle blaue Jacke und fertig ist das bambiunähnlichste, schrägste, nahezu angsteinflößenste Outfit, das mein Kleiderschrank hergibt. Obwohl ich ein seltsames Gefühl in der Magengegend habe, freue ich mich über das geniale Wetter und über die Tatsache, so früh morgens unterwegs zu sein. Eddies, ich komme! Beim Aussteigen zittern mir die Beine, aus Angst vor dem forschen Förster oder was immer er auch sein möge. Als ich im Wald bin, ist zunächst alles wundervoll.


    Gleich ganz vorne finde ich zwei Steinpilze. Die Gelegenheit für ein Selbstgespräch:
    „ Wenn ich sag, ich rieche Pilze, dann ist das auch so und der Tuppes soll schön den Rand halten.“
    Ich stelle zu meinem Bedauern fest, dass schon wieder schweres Gerät hier im Wald war. Sorry, aber was können da schon ein paar Pilzsammler noch verschlimmern? Aus der Ferne höre schon wieder das Brummen der Bulldozer, Sägen…. Eine meiner Lieblingsstellen musste schon dran glauben. Hier fand ich immer viele Steinpilze und Hexen. Es scheint einiges platt zu sein und will sich wohl auch nicht erholen. Auf meinem Weg finde ich knackige, recht junge Maronen, die ich auf dem Rückweg holen möchte. Noch zwei Steinpilze und dann, voller Glück an „meiner“ Stelle mindestens nochmal 6 ganz prachtvolle Eddies. Noch einen Bogen und dann husch, husch wieder nach Hause.


    Läuft ja wie am Schnürchen. Nach nicht einmal 40 Minuten! Eine ausreichende Menge für den „Export“, das Carpaccio, und evtl. eine kleine Beilagenpfanne.


    Autsch! Das war eben schon mal! Ihhhh, in die Wimpern und noch welche. Was ist das denn? Neee, Zecken fliegen nicht. Ich schau zu Hause im Forum nach, was das ist. Das ist nicht auszuhalten. He…..die gehen unters Kopftuch!


    Nichts wie weg hier! Mein Navi soll mir den Weg zeigen. Die letzten Male stellte es nur eine zusätzliche Sicherheit dar, weil ich nun auch den Rückweg im Schlaf kenne. Mistdingen, es muckt wieder. Das Eierührchen verschwindet sicher gleich wieder.


    Der Weg, äh- wo isser? Autsch! Da vorne? Ne- oder doch? Was ist mit dem Navi? Eieruhr! Warten. Hin-und her hopsen. Den Teufelsdingern ausweichen. Shit, so langsam wird mir warm


    . Navi spinnt immer noch. Vielleicht die Batterien? Ich wechsel die, so schnell wie möglich. Erst mal weg hier. Dann erst Batterien wechseln. Ah, das muss er wohl sein, der Rückweg. Schnellen Schrittes trete ich die Flucht vor den kleinen Meuchelmördern an und pfriemel selbige aus dem Gesicht, Haaren…sie sind überall. Ich will schreien. Die armen vier-und zweibeinigen Tiere. Ich begnüge mich daher mit Selbstgesprächen, Flüchen über diese bösartigen, blutsaugenden Kreaturen. Das Navi zeigt beharrlich- auch nach Aus/ Einschalten- die Eieruhr.


    Das ist gar nicht der Rückweg! Ich bin dem Verderben ausgesetzt oder fast genauso schlimm: der Mann mit dem Anspruch des Försterdaseins wird mich hier heraus retten. Was für eine Schmach!


    Ich murmle: „ Du bist an allem schuld, du gemeiner Kerl! Wenigstens habe ich Steinpilze. Es gibt welche! Von dir lasse ich mich nicht retten! Du, du… Hochstapler des Hochsitzes. Pah, eher erfriere ich hier, als dass du diese Genugtuung bekommst. “ Von Erfrierungen kann ich momentan nur träumen…


    Es knackst im Gebüsch. Dann ein Rascheln..Husch. „Hallo!!!!?????“ Dies zeugt nicht gerade von einer vorhandenen überdurchschnittlichen Intelligenz. Klar, wegen mir reden die lieben Waldbewohner, reparieren mein Navi und geleiten mich aus dem tiefen Wald.


    Ähm…. Mit einem Bewohner hatte ich bereits das Vergnügen. Der Eber fand es vermutlich damals schon ungemein lustig, an mir vorbeizurasen und dabei meine Pilzkorbweitwurfkünste zu bestaunen.


    Das Wort „Eber“ ist meiner Erfahrung nach nichts weiter, als eine gelungene Abkürzung für „Erdbeben“. Ein Erdbeben, das 15 Tonnen wiegt, 20 m lang ist, Laute von sich gibt, die ich sonst nur von meinem Mann bei Nacht kenne.


    Nur mein Mann rennt nicht so schnell, wie dieser Eber. Wahrscheinlich finde ich jedoch noch weitere Parallelen. Ich glaube auch, dass er mich ausgelacht hat. Auch dies kommt mir durchaus recht bekannt vor. Die Sau!


    Vielleicht befindet sich im Gebüsch auch ein Irrer, der mir gleich antworten wird. Er hat sich hier im Dunklen tagelang versteckt und eigens auf mich gewartet. Er erklärt mir zwar den Weg zum Auto, doch kurz nachdem ich den Zündschlüssel mit zittrigen Händen im Schloss habe, springt das Auto nicht an


    und ich kann das böse Grinsen durch die Scheibe erblicken.


    Ich muss mal!!!!!


    Es wird sich nicht lohnen auf eine baldige Erlösung – die Waldmisere betreffend- zu hoffen. Das geht doch nicht? Darf man das denn? Also, der forstende Waidmannverschnitt ist mir ja egal.
    Es geht mir vielmehr um die Rücksichtnahme gegenüber den netten Waldbewohnern, von mir aus auch Ökosystem.
    Den Ausweider, zähl ich nicht dazu, basta!
    Ich habe auch unaufhaltsames Mitleid mit mir und meiner sprichwörtlich rundherum beschi…Situation.


    Unter zuhilfenahme meines Pilzmessers beginne ich, mit dem aus meiner Sicht hierfür notwendigen Erdaushub.
    Jetzt tut mit der Eber wieder leid. AUUUUUUUU!


    Da sind sie wieder! Dies ist nun deutlich unangenehmer!!! Diese Biester haben jetzt freien Zugriff auf Körperregionen, die man im Alltag verhüllt wissen will.


    Die kleinen Teufel, erkennen meine hilflose Situation und nutzen die Gunst des Augenblicks. Der tückische Überfall entwickelt sich rasend schnell zur Invasion der unbekannten Teufels-Zeck-Spinn- Beiss-Monster. Ich jaule auf.


    Ich will hier raus! Wo bleibt der nette, hilfsbereiter kompetenterDipl. Ing. für Forstwirtschaft???
    Ich wechsle die Batterien des Navi. Jetzt geht gar nichts mehr. Oh, nein. Das müssen die alten sein, ich wollte die doch entsorgen. Wo ist denn das Päckchen mit den neuen Batterien? Verdammt! Ich prüfe noch zig Mal nach. Ja richtig rum drin. Die anderen funktionieren jetzt auch nicht mehr.


    Wie kalt wird es hier nachts? Wie lange kann ich mit dem Apfelschorle überleben? Ich muss es mir besser einteilen. Zudem regt es die Peristaltik unnötigerweise an. Nicht noch Waterloo!


    Wie lange hält der Akku meines dämlichen neuen Mobiltelefons? Mit etwas Glück überstehe ich die Nacht! Ob sie mich hier finden werden? Das Telefon! Das dumme Dingen. Mit dem kann man die jeweilige Position über die Koordinaten zumindest annähernd bestimmen.


    Keinen Plan, auf welche Ääääp ich da mal wieder draufpatschen soll. Es war ein Geschenk, das ich mir gar nicht gewünscht habe. Ne AAAAP, fällt mir dazu ein: ein Affe.


    Ich werde hier gleich zum Affen oder auch zum Hirsch. Beide haben Fell und sind der nächtlichen Kälte nicht so schutzlos ausgeliefert, wie ich. Buhhhhaaa!


    Mann die Sonne knallt hier ganz schön, auf der Lichtung. Ach so, wenn rufe ich an? Meinen Mann? Sein Handy ist aus. Meinen Vater? Er wird mich nicht zum Affenhirsch machen sondern zur Sau. Schlimmer noch, er könnte sich Sorgen machen.
    Meine Freundin ist stets sehr besonnen und vor allem momentan sehr im Sauerland. Sie wird mich zumindest beruhigen können.
    Endlich habe ich Empfang.


    Nach dem Telefonat bin ich nicht mehr ganz so weinerlich. Ich scheine reelle Überlebenschancen zu haben.
    Ihrer Empfehlung, einen Weg zu suchen und- was auch immer komme auch genau da drauf zu bleiben, entspreche ich. Keine Ahnung, an welchem Ort ich mich hier befinde. Na ja eines ist sicher: Ohne Zweifel- mitten in der Eifel. Auf meinen Kompass, da kann ich echt….
    Der Weg ist lang und steinig. Sowohl Skisocken als auch Gummistiefel erweisen sich als äußerst ungeeignete Wanderbekleidung.


    Der Weg führt an einem düsteren Weiher vorbei. Es ist bestimmt der Hades. Oberhalb vom Hades befinden sich….. nach langem Fußmarsch, nein ich traue meinen Augen nicht!
    Da sind Wegweiser!!! Die Eifel ist ja so wunderschön! Die Info auf dem Wegweiser ist nicht so schön. Der Wegweiser teilt mir doch einfach mit, dass ich nur noch 2km zum Ortseingang (der Bahnhof) des Dörfchens hinken muss. Von hier aus dürfte es auch für mich kein Problem mehr sein. Dann sind es nur noch 3-4 km.


    Diesen Weg aus dem Dorf hatte mir besagter – von wegen Dipl. Ing, das könnte dem so passen- Gehilfe eines Forstamtsgehilfen bereits vor 2 Tagen aufzwingen wollen. Gut, nun bin ich in der Tat gezwungen. Vor mir liegen noch 5-6 km. Er weiß das nicht. Das ist gut so.


    Unterwegs überhole ich eine ältere Dame. Sie fragt mich:“ Hast Du was gefunden? “ Ich freue mich. „Sie hat mich geduzt!“, jubiliere ich. Oh, Mann das tut gut. Ich bin jung. Die schmerzenden Fußsohlen sind wie weggezaubert. Ahhh, eine gute Fee also – so etwas gibt es nur in der Eifel! Ist das nicht romantisch?


    Sie deutet, die Pilze ansehen zu wollen. Ich gehe auf sie zu und präsentiere ihr meine Fundstücke.
    Sie erklärt mir sehr hilfsbereit: „ Sie müssen gut aufpassen, dass kann gefährlich sein. Die hier sind alle gut!“


    Mist, keine gute Fee. Eine nette ältere Dame, deren Sehkraft ganz offensichtlich nachgelassen hat. Ich dachte, das mit Weit-und Kurzsichtigkeit sei andersrum- ach is mir doch jetzt egal wie rum.Meine Füße schmerzen wieder.
    Ich bedanke mich noch bei ihr. Sie ruft mir hinterher: „Sag mal, hast du keine Angst, so allein?“ Ich drehe mich um, lache sie an und will sagen:


    „Keine Sorge, ich mache mir nicht so schnell in die Hose.“ Das wäre zum Einen etwas unflätig, zum anderen, fällt mir direkt die Mission „Erdaushub“ ein. Also:


    „Nein, mir passiert schon nichts!“ Ist das warm hier.


    Mich juckt es am gesamten Körper. Die Viecher überfallen mich nun nicht mehr, sind jedoch für mich momentan unerreichbare Weggefährten. Nicht kratzen, auf keinen Fall kratzen!


    Ich sehe schon die Schlagzeile einer Eifel Zeitung: „Bescheuerte, schlampig und extrem hässlich gekleidete Jungfer wegen Erregung öffentlichen Ärgernis zu 10 Jahren Eifelsteinbruch verknackt.“ Weiter unten: „Bevölkerung geschockt! Fremde schebbelt sich öffentlich an Körperstellen, die hier noch niemals ausgesprochen wurden. Wütender Mobb wollte schamloses Weib verbrennen!“



    Mit vermeintlich letzter Kraft laufe, hinke, humple ich die kleine Straße entlang, Richtung Auto. Hier wird mich keinerlei Bedrohung erwarten. Ein Lieferwagen nähert sich. Er wird langsamer. Ich merke mir die Nummer. Ich glaube mir hat die Sonne geschadet. So ein Blödsinn. Die Straße ist heute auffallend wenig befahren.
    Ist etwa Treibjagd? Quark, da war kein Hinweisschild.


    Ich umklammere mein taschenrechnergroßes Mobiltelefon. Der Lieferwagen kommt zurück. In meiner Dusseligkeit werte ich dies als fast schon eindeutigen Beweis- da hat jemand böse Absichten. Ich will die Wahlwiederholung patschen. Kein Netz.


    Im Wald werte ich kein oder schwaches Netz allgemein als gutes Zeichen, zumindest meine Zwecke betreffend. Ein Handy ist kein Pilz. Kein Netz ist jetzt ganz schlecht. Er kehrt nicht mehr zurück.


    Vermutlich hat er noch niemals ein derart scheußliches Outfit gesehen und wollte nur sicher gehen, keiner ferngesteuerten Vogelscheuche begegnet zu sein. Alles ist wieder gut.


    Meine entspannte Haltung lässt das Pilzfieber wieder entflammen. Ich begebe mich zur „neuen Pilzstelle“. Wie versprochen, will ich die Geschwisterchen des Montagpilzes in meinem Körbchen wissen. Unterwegs hatte ich während einer kurzen Rast, die ich auf dem fiesen, steinigen Weg einlegen musste, meine Pilze recht gründlich geputzt. Diese wollte ich nicht auf die Reise ins Schwabenland schicken.


    Diese hier waren wie dafür bestimmt. Sie sind tatsächlich da! Öhhh… nicht nur die Eddies sondern leider auch die wilde Horde (für FC Fans: nicht die WH 96, ich meine die Mörderinsekten) Quälgeister.


    Diese von Flucht geprägter Sammelaktion stellt noch nicht ganz den Abschluss dar. Die Wörter Flucht und fluchen, sind jedenfalls für mich seit dem heutigen Tag untrennbar miteinander verknüpft.


    Die Flucht endet zunächst im Auto. Ich fahre 200m und möchte nur nachsehen ob die Birken da drüben rein zufällig Birkenpilze beherbergen. Ich behalte recht. Es gibt hier immerhin noch 3 knackige Birkenpilze und – wir ahnen es bereits- meine treuen Freunde, die fiesen Hirschlausfliegen. Nach kurzer- ja sehr kurzer Zeit stehe ich wieder am Auto.
    Ich reiße mir die Klamotten vom Leib und erblicke das Ausmaß des gesamten Übels. Bisse der fiesen Monster, Monster im Nacken. Dazu haben sich ganz offensichtlich noch eine Heerschar Nymphen gesellt.


    Bekleidet mit beiger Strumpfhose, langem Unterhemd und karierten Stoffschuhen fahre ich los. Das Jucken scheint überall zu sein. Ich weiß jetzt auch, wie schnell dieses Auto fährt. Geht echt ab, heute keine beschauliche Heimfahrt.
    Das Carpaccio war echt lecker. Die Pilzlieferung hat den Papili enorm gefreut. Die anderen Pilze habe ich meiner lieben Freundin geschenkt. Das hat sie sich echt mehr als verdient!
    Mein Mann findet das Carpaccio genial, mein Papa hat mir gesteckt, dass er nicht traurig wäre, wenn er nochmals ein so leckeres Päckchen erhält.
    Na ja, da hilft nix. Ohne Zweifel! Ich muss wieder mitten in die Eifel.
    Eines ist sicher: Ich spiele nie wieder dieses Grün Solo!



    P.S.: Freitag der 24.09.2010: das Navi hat sich am Freitag ansatzweise gefangen. Es spinnt jedoch wild entschlossen weiter. Auch das ist die volle Wahrheit: es kennt nur noch die gespeicherten Koordinaten, der tief im Wald befindlichen Pilzstelle. Gibt man den ebenfalls gespeicherten Parkplatz ein, weigert es sich und führt einen hartnäckig zum Pilzplatz. Auch das Navi scheint von der Pilzsammelsucht erfasst zu sein. Es zeigt erst kurz vor dem „Ausgang“ Erbarmen. Für die 10m brauche nicht einmal ich ein Navi. Der Förster hat sich, allerdings ohne Ausweis, als solcher geoutet. Wir wurden nicht mehr verscheucht.


    Euer Rotkäppchen

  • Hallo Rotkäppchen,


    Phewww, kein Forumsbeitrag, sondern ein halber Roman :D ;) ... aber ich hab alles gelesen. :cool:


    So ein Fiesling, dieser angebliche Forstbeamte. Das war sicher ein Dorfbewohner, der "seinen" Wald nicht teilen will X(...ich wäre glatt nochmal das Dorf auf der Suche nach seinem Auto abgefahren... ;)
    Ich bezweifle auch, dass sich jemand von der Kripo wegen sowas einschalten würde, selbst in der Schweiz, wo wirklich kontrolliert wird, sind es nur besonders geschulte 'gewöhnliche' Polizeibeamte.


    Was genau hat den nun dein Ganzkörperjucken verursacht, die Hirschlausfliege? Ich hatte noch nie Probleme damit. :/


    Und wenn dir das Alleine-Pilzern so viel psychischen Stress macht, dann solltest du vielleicht wirklich in Zukunft nur noch in Begleitung gehen, denn das Pilzesuchen soll ja auch Spass machen und Entspannen. Einfach noch mehr Leute mit dem Pilzvirus anstecken, dann steht sicher immer jemand abrufbereit :D ;).


    Noch eine angenehme Pilzsaison wünscht:


    der matze

    Glucken-Counter 2010: 8 ;)
    Glucken-Counter 2011: ca. 12 :)
    Glucken-Counter 2012: schwer zu sagen, Saison war früh zu Ende :D
    Glucken-Counter 2013: 0 wegen Auslandsaufenthalts
    Glucken-Counter 2014: was nicht ist kann ja noch werden..

  • Hallo Rotkäppchen,


    ich habe auch alles gelesen und fand Deinen Bericht sehr amüsant! Hoffentlich kommt da noch mehr in dieser Art. Egal, ob allein oder zu zweit :)
    Die Hirschlausfliegen haben uns im letzten Jahr auch einmal sehr zu schaffen gemacht. Und zwar auf unserem Pilzwandertag in Bad Orb, der diesen Sonntag wieder stattfindet. Eins von den Biestern ist mir in den Pferdeschwanzansatz gekrabbelt und hat mich da gebissen. Es ist echt unschön, wenn man dann erstmal den Zopf aufmachen muss und die Viecher nicht SOFORT JETZT UND GLEICH AUF DER STELLE wegbekommt.... Ganz eklige Dinger, die sich verdammt gut festkrallen können. Ganz besonders in Haaren......


    Freue mich, mehr von Dir zu lesen :)
    LG
    Eva

  • Ganz herzlichen Dank an alle, die den Bericht tapfer gelesen haben!


    Über Euer Feedback habe ich mich sehr gefreut.


    Kaum zu glauben: heute war ich doch alleine. Eigentlich wollte ich nur am Waldrand bleiben.
    Marode Maronen! Ganz langsam habe ich mich an die besagte Pilzstelle herangepirscht, mir markante Stellen eingeprägt (aufgetürmten Reisig -ein recht seltenes Bild im Wald au weia).


    Der Lohn des Mutes waren Steinpilze. Hirschlausfliegen mussten zwar abgewehrt werden, waren jedoch nicht so viele, dass ich in Panik geraten bin.


    Aufgefallen ist mir, dass sehr viele Steinpilze krank waren und selbst einige, junge bis mittelgroße, optisch einwandfreie Exemplare hatten einen "chemischen" etwas stechenden Geruch. Keine Ahnung was das ist.


    Zu meiner eigenen Beruhigung hab ich vor dem Essen Okubaka geschluckt.

  • Hallo Rotkäppchen,


    Du hast äußerst amüsant und unterhaltsam dargestellt, dass man als Pilzsucher in der Eifel durchaus Überlebenschancen hat. ;)


    Ich habe ebenfalls alles gelesen. Wenn überhaupt Geduld gefragt ist, dann beim warten auf die nächste Geschichte.


    Respekt und Gratulation. Weiter so. :thumbup:

  • Hallo Rotkäppchen,


    ein super Bericht. Ich habe von Anfang bis Ende alles gelesen. Ich fand es richtig spannend und fesselnd. Irgendwie krabbelt bei mir auch alles bei der Vorstellung mit den kleinen Monstern.
    Ein klein wenig kann ich mir das mit dem Verlaufen in der Eifel vorstellen, wir waren im Herbst 2003 mal im Urlaub in Darscheid, damals war ich aber noch nicht so vom Pilzfieber befallen wie jetzt.
    LG Heike


    PS Weiter so!