Rotkappen klar, aber welche?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 8.484 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bucki.

  • Hallo allerseits!


    Habe gestern zwei verschiedene Rotkappen gefunden, bei deren Bestimmung ich gewisse Probleme habe. Der Fundort war ein Laubmischwald (90% Buche, 10% Birke) mit ein paar angrenzenden Nadelbäumen. Boletus edulis war von meinen Vorgängern nahezu komplett abgeerntet bzw. zerschnipselt, während die Raufußröhrlinge entweder übersehen worden waren, oder aus Unkenntnis über deren kulinarische
    Qualitäten stehengeblieben waren.


    Auf den Bildern sind eindeutig zwei verschiedene Species zu sehen:


    Die Exemplare mit rostbrauner Beflockung des Stiels zeigten im Schnitt nach einiger Zeit eine Schwarzfärbung (im Foto erst ansatzweise zu sehen, da nach dem Schnitt erst einige Sekunden vergangen waren).


    Das gräulich beflockte Exemplar (rechts oben im ersten Bild) blieb im Schnitt ohne Verfärbung.


    Wäre toll, wenn die Experten mir weiterhelfen könnten...


    Gruß
    Jean


    PS:
    a propos "kulinarische Qualitäten":
    Die konnte ich gestern abend bereits überprüfen
    (Miesmuscheln, gedünstet in Sherry mit Rotkappen-Steinpilz-Pfifferlingssoße...)


    SAULECKER!!!

  • Hallo Jean,


    bei den Rauhfußröhrlingen, zu denen auch die Rotkappen gehören, ist die Abgrenzung der Arten teilweise sehr schwierig.
    Dennoch habe ich in diesem Jahr einmal versucht, mich näher damit zu beschäftigen.


    Bei den Dreien oben links im ersten Bild gehe ich davon aus, es handelt sich um Eichenrotkappen (Leccinum quercinum), der angegebene Fundort und die in Bild 3 zu erkennenden feinen Poren sprechen dafür.


    Vielleicht hat ja in der Nähe doch eine Eiche gestanden, obwohl in der Literatur zu lesen ist, sie kämen auch schon mal unter Buchen und sogar Linden vor.
    An die Kiefernrotkappe (Zitat von Dir: ...mit ein paar angrenzenden Nadelbäumen) glaube eher nicht, die Poren müssten dabei gröber sein.


    Die mit dem helleren Stiel, auf Bild 1 rechts scheint mir eine Birkenrotkappe zu sein, sehr leicht zu verwechseln mit der Espenrotkappe, die aber wirklich eine Espe voraussetzt.
    Allerdings hätte hier ein Schwärzung nach dem Schnitt eintreten müssen, einzig bei der Schwarzschuppigen Rotkappe (L.atrostipitatum), die wir neulich mal fanden, bleibt die aus...dann müsstest Du aber die Schüppchen am Stiel entfernt haben:)


    Es ist nun mal so bei den Rotkappen, sie sind Mykorrhizapilze und teilweise sehr eng an bestimmte Baumarten gebunden.


    Zu den "kulinarischen Qualitäten" aller Rotkappenarten möchte ich noch anfügen:
    Roh sind sie sehr giftig! - Sie müssen also wirklich gut erhitzt werden!


    VG JUlius

  • Hallo Jean,


    schöne Pilze hast du da gefunden. Bei den Pilzen links schließe ich mich Julius an und würde auf die Eichen-Rotkappe tippen.


    Allerdings sieht mir der Pilz rechts oben nicht wirklich wie ein Raufußröhrling aus. War der Stiel tatsächlich geflockt? Kann auf dem Bild zwar kein Netz sehen, würde aber eher auf einen Steinpilz tippen.


    Vielleicht völligst daneben,


    Stefan


  • Hallo Stefan,


    letzteres war auch mein erster Gedanke, aber ich hab mich gar nicht getraut das zu schreiben:D
    Aber ich denke eher, Jean hat den Stiel "geschält";)


    VG Julius

  • Hallo zusammen!


    Danke Dir Julius, dass Du dieses Wirrwar aufgedröselt hast :)!


    Ich bin allerdings ebenfalls mehrmals an diesem dubiosen "Pilz oben rechts" hängengeblieben, an dem ich außer der roten Kappe eigentlich überhaupt nichts typisches einer Rotkappe entdecken kann: keine Schüppchen / Flocken und eine recht kräftige Stielbasis... ich würde mich da der Skepsis von Psilo anschließen wollen!


    Jetzt noch dazu:


    Zitat

    Ich tippe auf eine Espenrotkappe. Letztlich isses eh Wurscht, zumindest von der Geniessbarkeit her.


    Manchmal ist es schon eine Raterei hier oder es gibt auch misslungene Bestimmungsversuche (da bin ich beileibe keine Ausnahme!).


    Ich glaube aber nicht, dass solche "Kommentare" einen positiven Beitrag zu ernsthaften Bestimmungsversuchen leisten!


    Und bitte: benutzt doch im Sinne einer leichteren und unmissverständlichen Konversation die lateinischen Arbeitsnamen!


    Was bitte sollen "Nadel-Rotkappen" sein? Was sind "Buchen-Rotkappen" und letztendlich:


    Zitat

    Wenn dort keine Esche ist gibts keine Espen-Rotkappe.


    Was bitte hat eine Esche (Fraxinus) mit einer Espe oder auch Pappel (Populus) zu tun?


    Also, wie schon gesagt, ich habe hier auch schon das eine oder andere Mal (und es werden mit Sicherheit noch mehr werden!) ins Fettnäppchen gelangt, aber stets habe ich vorher wenigstens versucht, darüber nachzudenken was ich schreibe!


    Grüße,


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo allerseits!
    Erstmal vielen Dank für Eure Antworten. Bezüglich der Frage nach möglichem Vorkommen vereinzelter Eichen werde ich den Fundort am Wochenende nochmal aufsuchen.


    Psilo & julius:
    Eure Vermutung ist korrekt! Ich hab' mir tatsächlich angewöhnt, Pilze schon im Wald so zu "putzen", daß zu Hause quasi keine Nacharbeit mehr nötig ist. Ganz anders während meiner ersten Pilzjahre, wo ich meine Beute mit "Dreck und Speck" in den Korb verfrachtet habe, sehr zum (berechtigten) Ärger meiner Frau. Jedenfalls wird beim Vorsäubern im Wald auch schneller klar, welches Exemplar man besser zum Aussporen in seinem Biotop belässt, sodaß man letztlich auch mehr Qualität als Quantität nach Hause schleppt...
    Geeignetes Werkzeug: ein Pilzmesserchen mit konkaver Klinge und "eingebautem" Pinsel.
    Und gaaaannz wichtig: eine Öse zum Anketten als Anti-Verlier-Schutz :)


    Den Stiel hab' ich bei der gräulich beflockten Rotkappe geschält, weil er total verdreckt war (auf jeden Fall waren die Flocken nicht rostbraun wie bei den anderen Leccinen).


    Grüße
    Jean


    PS: der Giftigkeit im Rohzustand war ich mir jetzt nicht mehr so sehr bewusst, Danke für die Erinnerung!

  • Hallo Jean,


    zumindest ein wenig Licht ins Dunkel gebracht, würde ich nun urteilen:D


    Zitat

    Bezüglich der Frage nach möglichem Vorkommen vereinzelter Eichen werde ich den Fundort am Wochenende nochmal aufsuchen.


    Auch wenn Du dort keine Eiche findest, oder gerade dann, versuche doch mal eine Eichenrotkappe (denn die sollte es sicher sein) mit dem betreffenden Baum, wahrscheinlich Buche, zu fotografieren.
    Denn in der Literatur, zumindest in der die mir zur Verfügung steht, ist wenig über das Vorkommen von Leccinum quercinum unter Buchen dokumentiert.


    Ich denke schon, auch hier im Forum würde der Eine oder die Andere an solchen Fotodokumentationen Interesse zeigen.


    Zur im Wald geputzten Rotkappe noch einmal:
    Wie ich oben schon erwähnte, eine Leccinum versipelle (Birken-Rotkappe) müsste im Anschnitt geschwärzt sein, ok, bei Trockenheit dauert das schon ein wenig länger.
    Ich vermute also eine andere Art, aber ehrlich, es ist so schwierig zu bestimmen, man hat sie am Besten selbst dabei vor sich liegen;)


    @ Fredy


    Zitat

    Also, wie schon gesagt, ich habe hier auch schon das eine oder andere Mal (und es werden mit Sicherheit noch mehr werden!) ins Fettnäppchen gelangt, aber stets habe ich vorher wenigstens versucht, darüber nachzudenken was ich schreibe!


    Damit hast Du wirklich Recht, gelingt mir aber leider auch nicht immer:D


    Die kritischen Anmerkungen in Deiner Antwort sind angebracht,
    für mich hast Du sie auch gut formuliert, und das ist nicht immer einfach, wie die Vergangenheit zeigte.
    Bei Dir kommt diese Kritik eben nicht "Oberlehrerhaft" rüber!


    VG JUlius

  • y :


    In Bezug auf meine Antwort :

    Zitat

    "Ich tippe auf eine Espenrotkappe. Letztlich isses eh Wurscht, zumindest von der Geniessbarkeit her.


    [font="Arial"]Ich sehe mich hier nicht als Pilzberater, sondern äussere nur Vermutungen!!! Es sollte jedoch bekannt sein das alle Rotkappen essbar sind, egal ob Espen,Fichten oder Kiefernrotkappe. Ich habe vor einigen Wochen im wuchernden Sanddorn zwischen Gräsern jede Menge Rotkappen gefunden, die einen mit weißem Stil ohne starke Netzzeichnung, andere mit sehr schwarzem Netz. Im Umkreis des Fundortes wuchs weder Pappel,Eiche, Fichte Kiefer oder Birke. Außer ein paar Lerchen war da nichts . Ist es die gemeine "Sanddorn - Rotkappe" ?[/font]


    Deine Aussage dazu :

    Zitat

    Ich glaube aber nicht, dass solche "Kommentare" einen positiven Beitrag zu ernsthaften Bestimmungsversuchen leisten!


    Es sind eben Vermutungen und keine Tatsachen! Und,glaubst Du denn das sich die Masse der hier registrierten Nutzer mit lateinischen Namen, hier alle Leccinum befassen mag?



    Paulchen

  • Hallo Paulchen!


    Um diesen Thread einen Bestimmungsthread sein zu lassen, möchte ich mich kurz fassen:


    Zum ersten Teil Deiner Bemerkungen:


    Fakt ist: Es gibt viele Gründe, warum sich die Forumsteilnehmer hier einen Pilz bestimmen lassen möchten!


    Der Aspekt ob Speisepilz oder nicht ist nur einer davon!


    Im Deutsch-Unterricht würde man sagen: Du hast ganz klar das Thema verfehlt:


    Zitat

    Habe gestern zwei verschiedene Rotkappen gefunden, bei deren Bestimmung ich gewisse Probleme habe.


    Nicht umsonst befindet sich Jean's Beitrag in der Abteilung "Bestimmungshilfe":


    Jean möchte nämlich wissen, was er für Pilze gefunden hat und nicht ob es "wurscht oder nicht wurscht" ist, was er gefunden hat!


    Zum zweiten Teil Deiner Bemerkungen:


    Um zu garantieren, dass jeder von der gleichen Art spricht und nicht irgendwelche landläufigen Bezeichnungen zu Verwechslungen oder gar Fehleinschätzungen führen, ist es allgemein üblich, in einem Fachforum entsprechende Fachausdrücke zu benutzen (bitte denke in diesem Zusammenhang auch darüber nach, aus welchen Gründen es niemals möglich ist, im Forum eine Verzehrfreigabe zu erteilen!).


    Tipp: Bei Unkenntnis der lateinischen Ausdrücke hilft es ungemein, sich einfach die Mühe zu machen, die entsprechenen Wörter neben der deutschen Bezeichnung (sofern ein entsprechendes Fachbuch vorhanden ist) abzuschreiben.


    Ich würde auch davon ausgehen, dass die "Masse" in diesem Forum den Gebrauch von lateinischen Fachausdrücken in entsprechender Art und Weise zu würdigen weiß, denn nur ein paar wenigen wie Dir ist es letztendlich wurscht, ob sie eine Eichen- oder eine Heide- oder oder Espen-Rotkappe gefunden haben.


    Und nicht zuletzt gibt es mehr als genug Gattungen, bei denen diese Art und Weise zu denken zu langanhaltendem Dünnpfiff und Erbrechen führt!


    In diesem Sinne wünsche ich allen weiterhin einen schönen Abend!


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo Paulchen,


    fasse doch die Anmerkungen von Fredy nicht als negative Kritik an Deinem Beitrag auf, sondern eher als Hilfestellung bei Bestimmungsversuchen eine bessere Qualität zu erzielen.
    So habe ich das herausgelesen, und so war es wohl auch gemeint.


    Zitat

    Und,glaubst Du denn das sich die Masse der hier registrierten Nutzer mit lateinischen Namen, hier alle Leccinum befassen mag?


    Ja Paulchen, leider sind die lateinischen Namen, besser gesagt die Botanischen, bei vielen Arten, die es in sehr vielen Varietäten gibt, die einzig unmissverständliche Ausdrucksform.
    Auch mir macht es nicht immer Spaß, mir diese Namen ständig auf ´s Neue aus meinen Pilzbüchern suchen zu müssen:)
    Aber was muß, das Muß.


    Zu Deiner "Sanddorn - Rotkappe"...da musst Du wohl einen der von Dir genannten Bäume übersehen haben...weil, die Sanddorn-Rotkappe gibt es meines Wissens nach nicht.
    Aber Birken können oft ein sehr weit verzweigtes Wurzelwerk haben, so kann z.B. eine Birkenrotkappe (L. versipelle) noch gut 10 Meter vom Birkenstamm entfernt wachsen, dort also, wo man den direkten Bezug zu diesem Baum kaum noch herstellen mag.
    Die Lärche ist kein Mykorrhiza-Partner für Rotkappen.


    VG Julius


  • Es sind eben Vermutungen und keine Tatsachen! Und,glaubst Du denn das sich die Masse der hier registrierten Nutzer mit lateinischen Namen, hier alle Leccinum befassen mag?


    Paulchen


    Nee leider nicht. Aber Hauptsache man kann es essen :shy:
    Aber letztlich geht es hier ja um die Abgrenzung der verschiedenen Arten innerhalb der Rotkappen. Dazu wollte Jean ja Informationen haben. Dann wäre es schon besser die lateinischen Namen zu nennen. Alle anderen müssen ja auch nichts schreiben. Ich finde solche Threads sehr interessant, weil es mir eben nicht nur ums fressen geht.


    julius


    Danke für deine Ausführungen zu den Rotkappen.