der kampf mit der sucht

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 5.311 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Milyou.

  • hallo,


    so kann sich die sucht des pilzesammelns auch gestalten.


    heute morgen auf dem heimweg von der arbeit.


    komme am ersten waldstück vorbei (wo man aber fast nicht halten kann), kämpfe mit mir und auch meiner längst vorhandenen müdigkeit. geh ich rein oder nicht ?
    dann fällt mir wieder ein, dass ich dort das letzte mal 7 zecken mit nachhause geschleppt habe (hab natürlich kein autan dabei).


    tapfer weitergefahren, sucht bekämpft. durch den ort gefahren, hab nur noch einen knappen kilometer bis nachhause.


    so, bin fast zuhause (noch ca. 300 m). muss am letzten waldstück vorbei (hatte ich da nicht vor jahren mal jede menge hallimasch gefunden?)


    ich kämpfe mit mir. hab ja nicht mal einen korb dabei. da finde ich "zufällig" in der mittelkonsole des autos ein kleines messer :D. achja, ein stoffbeutel ist noch im kofferraum zu finden.


    aber ich will ja nicht. bin müde, muss ins bett :yawn:


    da fällt mir doch glatt ein, ich kann gar nicht weiterfahren, ich schaffe es nicht mehr bis nachhause. ich muss dringend austreten :shy: :D :D


    nehm natürlich messer und stoffbeutel vorsichtshalber mit in den wald (man weiss ja nie).


    und was soll ich sagen, kann nicht austreten, weil mir ständig leute mit ihren hunden beim morgenspaziergang entgegenkommen.


    auf der flucht vor den spaziergängern (muss ja dringend :D) komm ich natürlich in pilzträchtiges gebiet.


    ok, also die paar hallimasch kann ich ja mitnehmen, hab ja den stoffbeutel dabei. dazu gesellen sich dann noch birkenpilze, maronen und weitere hallimasch.


    musste ich nicht vorhin dringend austreten? vergessen :D


    das hab ich dann zuhause erledigt.


    langsam mach ich mir schon gedanken, ob das nicht pathologisch ist. :/


    lg gerda

  • Hallo Gerda!
    Im Prinzip basiert ja jedes Suchtverhalten auf einem "Belohnungseffekt". Das Suchen nach Pilzen geht bei Erfolg mit der Ausschüttung bestimmter Neurotransmitter (Dopamin, Serotonin, Oxytocin?) einher, die ein Glücksgefühl auslösen. Diesen Zustand empfindet man als angenehm und strebt natürlich danach, das Erlebte zu wiederholen, daher der Drang zur Wiederholung zu genau DER Tätigkeit, die zu diesem "Belohnungseffekt" führte. Zwischen diesem, durch bedingte Appetenz auslösbaren Lerneffekt - der ja durchaus positiv zu werten ist - und echtem, pathologisch ausgeprägtem Suchtverhalten gibt es mit Sicherheit stufenlose Übergänge (wie bei jedem chronischen Konsum von Genussgiften auch...).


    Aber ein Neurophysiologe müsste das eigentlich noch besser erklären können.


    Gruß
    Jean

  • wenn es pathologisch ist, dann ist es nicht bedrohlich.
    ich habe auch bei dunkelheit und trotz voller körbe am boden kriechend die letzten herbstrompeten erschnüffelt...sehen konnte man die kaum mehr..naja und soviel wie ich auf den korb getan hab ist auf der anderen seite wieder runter...deshalb hemd ausgezogen, mit trompeten füllen, zubinden und in der dunklen kälte halb nackt mit vollen körben und mit ruinierter gardrobe die schnellstraße entlang...das bringt sogar raser auf schritttempo :P
    :D
    ja es ist pathologisch...:thumbup:

  • hallo botnicus,


    ich habs befürchtet. solche geschichten wie deine kenn ich nämlich auch.


    wenigstens ist diese sucht nicht so schädlich wie rauchen, trinken etc.


    obwohl ich manchmal schon bedenken hab, wenn mein partner mit den augen rollt und mir erklärt, dass ich einen schuss hätte und nicht mehr normal wäre wegen meiner pilzsucht. :shy:


    lg gerda[hr]
    so, geh jetzt zur arbeit. mal sehen, ob ´s mir morgen früh gelingt, am wald vorbeizufahren.


    vielleicht sollte ich messer und stoffbeutel aus dem auto entfernen ? wird wahrscheinlich auch nix helfen.


    lg gerda

  • Hallo Gerda,


    Dein Problem ist mir wohlbekannt! Hab im Sommer wiedermal die vielen Gläser Trockenpilze von den letzten Jahren, die schon leicht mufflig waren entsorgt und hab mir geschworen: Dieses Jahr nicht!!! Dies Jahr nehme ich nur soviel, wie ich auch verbrauchen kann!
    Und jetzt bin ganz stolz, das ich an Steinpilzen und Maronen vorbeilaufen kann, ohne sie zu begehren! Dafür habe ich lieber mein Pilzwissen erweiter und zum ersten Mal Hexeneier probiert und noch andere neue Sorten dazugelernt.
    Weil es in diesem Jahr Steinpilze & Co so häufig gibt, ist es mir auch zu langweilig geworden immer die Selben zu sammeln.


    Die Bewegung an der frischen Luft, kann übrigens nicht schaden, sondern nur der Zwang, jedes Mal den Korb voll Pilze mitzunehmen.


    LG Wanderbenny


  • Wir sind schon komische Vögel :D


    *edit: Beitrag #222 -> eine Runde (Pilz-)Schnapps für alle!


    Nö, nicht mein Fall. Dann schon lieber ein (zwei, drei...) leckere Gläschen Cabernet-Sauvignon. Wobei zu Pilzgerichten ja angeblich die Rebsorte Merlot besser passen soll.


    A propos "komische Vögel": Jetzt weiß ich auch, warum der Förster in meinem neuen Suchgebiet bei meinem Anblick immer so seltsam grinst...


    prost
    Jean

  • Hallo Psilo,
    Die Hexeneier von der Stinkmorchel sind, solange sie noch klein und völlig von der weißen Schutzhaut umschlossen sind, essbar. Allerdings sind sie so auch schwer zu finden, da sie noch fast völlig im Boden versteckt sind. Am besten dort suchen, wo schon große Stinkmorcheln zu sehen sind.
    Wenn man dann die aüßere und die braune Gallertschicht entfernt hat, sind die Hexeneier eine Delikatesse, die roh oder gebraten einen milden Rettichgeschmack hat. :P Ist halt 'ne Geschmacksache, jeder mag den Rettichgeschmack nicht. :nana:


    LG Wanderbenny

  • Hallo Benny,


    unser Wald ist komplett voll mit Hexeneier. Schwer zu finden sind sie nicht. Bei uns wachsen allerdings sowohl Stinkmorcheln als auch Tintenfischpilze. Letztere in unfassbaren Mengen.


    Nicht, dass ich vorhätte so ein glibbriges Ding zu verspeisen, aber lassen sich die Hexeneier von außen unterscheiden, ohne sie aufzuschnibbeln?


    Stefan


  • Nicht, dass ich vorhätte so ein glibbriges Ding zu verspeisen, aber lassen sich die Hexeneier von außen unterscheiden, ohne sie aufzuschnibbeln?


    Tintenfische wachsen bei uns nicht, daher kenne ich deren Eier auch nicht.
    Aber ich kann mir vorstellen, dass man den Unterschied nach dem Aufschneiden sehen kann. Da der erwachsene Tintenfisch ja auch völlig anders aussieht als die Stinkmorchel, sollten auch schon im Hexenei erkennbare Unterschiede bestehen.


    Wanderbenny

  • Ich habe bei meiner letzten Tour durch den Wald mein erstes Hexenei gefunden. Als ich es aufgeschnitten habe kamen mir Bilder von der Sezierung von abgestürzten Aliens in den Sinn. Bei dem Gedanken, ich müsste diesen Aliennachwuchs essen wird mir schon etwas anders <X <X


    Ist wie mit Austern: Einige sagen, dass es eine Delikatesse ist. Andere - wie ich - finden sie einfach nur widerlich :D


    Liebe Grüße
    Sven

  • Die "Stinkesternchen" gibt es bei uns dieses Jahr auch massenhaft. Es ist schon fast eklig, in den Wald zu gehen. Man muss aufpassen, was man einatmet (der Geruch bei den Massen ist schon bäh...) und wo man hintritt.


    Hier aber noch ein kleiner Beitrag zum Thema "Sucht":
    Wir waren ja zwei Wochen in Urlaub und wußten nicht, ob es dort Pilze gibt (uns wurde zwar gesagt - ja - aber letztendlich muss es dann ja nicht für DIE zwei Wochen stimmen...). Wir dachten uns dann jedenfalls, dass es ganz gut wäre, zwei Wochen auszusetzen. Dann wäre die Freude hinterher größer. Am letzten Tag vor dem Urlaub hatte ich frei, mein Mann hat noch gearbeitet. Ich wollte eigentlich das Auto vollpacken, noch ein wenig einkaufen, sauber machen..... Das Übliche. Aber irgendwie hat mich um die Mittagszeit dann die Panik gepackt. Man müsste doch wenigstens nochmal nachschauen...... Man kann doch nicht einfach so - ohne Abschied zu nehmen - SEINEN WALD zurücklassen!!! Ich also nach dem Einkauf mit dem Auto zum Wald.....und schnell nochmal los. Erste Stelle - ein voller Korb Herbsttrompeten. Zweite Stelle - DA STEHT EIN AUTO!!!! An UNSERER HÖCHST ERTRAGREICHEN, ÄUßERST GEHEIMEN GEHEIMSTELLE!!!! Ein Firmenwagen.... Als ich näher kam, konnte ich die Aufschrift lesen - tja - die Firma meines Mannes. Und wer stapft in seiner Mittagspause in Schlips und Kragen durch den Wald???? Wir haben uns ausgeschüttet vor Lachen.... Das ist doch wirklich fast schon krank......


    Wir sind mit absoluter Sicherheit süchtig......


    LG
    Eva

  • [/b]Also mal ehrlich jetzt. Ist es so schwer sich zu beherrschen ?


    Mir jedenfalls ist jegliches Suchtverhalten vollkommen fremd.


    Gestern z.B. :


    10.00h
    Es regnet. So ein feiner, widerlicher Nieselregen. Ich spüre schon seit zwei Tagen dieses Kartzen im Hals, welches eine nahende Erkältung ankündigt. Pilze fangen gehen ? Bei dem Wetter ? Mit der Gefahr sich richtig zu erkälten ? Niemals.


    12.00h
    Es regnet immer noch, gleichbleibend, eklig. Nö, heut bleib ich zu Hause.


    14.00h
    Der Regen hört nicht auf. Ich bin fest entschlossen, nicht in den Wald zu gehen. Ich brauch das nicht jeden Tag. Heute werden auch nicht meehr/andere Pilze dasein als gestern. Essen muss ich heute auch keine, kann eh ´bald keine Pilze mehr auf dem Teller sehen.


    14.30h
    Der Hund !!!! Oh Mann, der Hund will raus, spazieren, toben, tollen. Ihm ist das Wetter egal ( klar, er hat ja auch keine beginnende Erkältung).
    Was mach ich nun ?
    Naja, ein paar Schritte kann ich ja mit ihm durch den nahen Wald laufen.


    14.35h
    Ich bin regendicht angezogen. Die Hundeleine hab ich in der Hand. Der Hund freut sich wie verrückt. Endlich gehts raus. Egal wohin, nur raus.


    14.37h
    Meine Frau meldet sich:
    " Sag, willst Du etwa bei dem Wetter und Deiner Erkältung in die Pilze "?


    " Ach was, ich bin doch nicht bekloppt, Ich dreh nur ne Runde mit dem Hund "


    " Ach so, na gut. Aber bleib nicht zu lange und lass Dich nicht durchweichen."


    " Keine Sorge Schatz"


    14.38h
    Die Hand liegt auf der Türklinke, doch halt !
    Warum soll ich nicht den Fotoapparat mitnehmen. Grad bei diesen Lichtverhältnissen kann man so manches schöne Foto schießen. Und ich kann ja auch den Schirm mitnehmen.


    14.40h
    Die Kamera baumelt um den Hals, der Schirm klemmt unter dem Arm, der Hund wird langsam ungeduldig.
    Blöde Kamera, das Gebaumel geht mir auf den Nerv. Ich könnte ja den Korb mitnehmen und de Kamera da reinlegen. Da wär sie auch besser vor der Nässe geschützt.


    14.42h
    Die Kamera liegt im Korb, der baumelt am Arm, der Hund wird kirre.


    " Schatz, was willst Du mit dem Korb ? Ich denke Du willst nicht in die Pilze"?


    " Will ich auch nicht. Aber es ist besser für die Kamera".


    " Wie Du meinst. Aber schlepp bloß nicht wieder den Korb voll mit Pilzen an. Denk an Deine Erkätung"


    " Ist klar, Schatz "


    14.45h


    Geschafft, die Hautüre ist hinter mir zugeschlagen. Jetzt kanns losehen.
    Der Hnd dreht Pirouetten.
    Doch halt !
    Soll ich die Kamera wirklich mitschleppen ? Hier gleich im Wald hinter dem Haus hab ich doch schon fast jeden Baum fotografiert. Und lästig ist das Ding ja schon. Wenn wenigstens interessante Motive winken würden.
    Das wäre schon was anderes, wenn ich ins Tal fahre und da den alten Buchenwald durchstreife. Da war ich schon lange nicht mehr und die z.T. knorrigen Bäume dort geben schöne Motive her.


    Also zurück ins Haus und den Autoschlüssel gepackt.
    Der Hund hat Schaum vorm Maul.


    " Schatz"?


    "Ja"


    " Hast Du was vergessen "?


    " Nur den Autoschlüssel"


    " Was? Wozu"?


    " Ich dachte, ich fahr besser ins Tal, in den alten Buchenwald, da ist ´s schöner als hier "


    " Ja nee, is klar. Schöner, und viel mehr Pilze "


    " Nein, ich fahr nicht wegen der Pilze, sondern wegen der knorrigen Bäume da hin "


    " Jaja"


    14.50h


    Jetzt aber schnell, sonst wird das Licht zum fotografieren zu schlecht. Hund, Korb und Kamera ins Auto und ab gehts.


    15.00h


    Ich stehe auf dem Parkplatz am Waldrand. Durch die Scheibe blicke ich auf das nasse grün, sehe die Regentropfen die Scheibe runterlaufen.
    Brruahhh, eigentlich doch kein Wetter zum fotografieren. Das Licht ist auch schon schlecht. Ach was, ich lass die Kamera im Handschuhfach. Hier auf dem Land gibts keine Diebe. Dann baruch ich den Korb auch nicht.
    Oder doch ?


    Hab híer letztes Jahr schöne Violette Lacktrichterlinge gefunden. Wär ja zu ärgerlich, wenn die wieder da sind und ich nicht eine kleine Portion mitnehmen könnte. Nicht viele, nur so als Beilage zum Braten heute abend. Die machen auch keine Mühe beim Putzen, und ich nehm ja auch nix anderes mit, nur die. Wenn ich überhaupt welche finde.


    Also Korb und Hund geschnappt und ab in den Wald.


    Der Regen ist gar nicht so schlimm, wénn man erstmal draußen ist. Wirklich kalt ist es auch nicht.


    So schlendereich also mit Hund und Korb Richtung Buchenwald.
    Um dorthin zu kommen muss ich durch einen schmalen Fichtenwald.
    Huch, da stehen ja Trompetenpfifferlinge. Schöne, stämmige Exemplare. Die passen gut zu den Violetten Lacktrichterlingen die ich vielleicht noch finde. Da kann ich doch ruhig ein paar mitnehmen. Nicht viele und nur die schönsten.


    Weiter gehts und ich erreiche den Buchenwald. Und da stehen sie auch schon, meine Lackies. Schnell hab ich zwei Hände voll gesammelt, Das reicht, genug. Weiter gehts.


    Ach, schau mal an, Pfifferlinge. Wo kommen die denn noch her ? Die Zeit dafür ist bei uns doch schon vorbei ?
    Hmmm, das werden mit Sicherheit die letzten in diesem Jahr sein, soll ich ....?
    Ach, auf die paar kommt es auch nicht an, in den Korb damit.


    So wandern Hund und Herrchen weiter durch den Wald. Pflücken hier ein Lacktrichterlingchen, da ein Pfifferlingchen, scheuen uns diesen und jenen unbekannten Pilz an und freuen uns über die Schönheit der Natur.
    Wobei, Hund freut sich mehr über die Stöckchen, die ich ihm imemr wieder werfen muss. Jedem das seine halt.


    Bald ist die Talsohle durchschritten. Auf der anderen Seite gehts den Hang wieder rauf. Ziemlich Steil, weglos, glitschig bei dem Wetter, anstrengend jedenfalls.
    Wenn ich zum Pilzesuchen hierher komme, klettere ich immer da rauf. Denn da gibts reichlich Pilz, weil da sonst kaum einer hochkraxelt.
    Heute aber nicht, bin ja nicht zum Pilzesuchen hier.


    Während ich so sinnierend den Hang hochblicke, bleibt mein Auge an einem hellen Fleck hängen. Ein ziemlich großer Fleck, gelborange in der Nässe leuchtend. Was könnte das sein ? Pfifferlinge ? Nein, glaub ich nicht. Semmelstoppelpilze vielleicht, ja das könnte sein. Müssen dann aber viele sein, oder sehr große. Hmm...
    Morgen solls schöner werden. Morgen könnte ich ja nochmal mit der Kamera herkommen und die fotografieren.
    Wenn ´s denn welche sind......
    Ich beshließe, einfach mal hochzukraxeln und mich zu vergewissern. Wär ja blöd wenn ich morgen extra hierher komme, und es sind gar keine Semmelstoppelpilze.
    Also kraxel ich rauf. Es ist weit, es ist anstrengend, es ist glitschig. Zweimal rutsch ich aus und schlage lang hin, rutsche wieder ein paar Meter zurück, kraxle weiter.
    Ich bin nicht nur regendicht angezogen, sondern auch warm, sehr warm.
    Macht aber nix, ich muss ja für morgen vorkundschaften.
    Endlich hab ich die Stelle erreicht. Jawoll, es sind Semmelstoppelpilze. Manche handflächengroß. Und es sind nicht nur große es sind viele.
    Ein Blick in die Runde verschlägt mir den Atem. Hier stehen hunderte von Semmelstoppelpilzen. Der ganze Hang ist voll davon. Das müssen Zentner sein.


    Ich beschließe, ein zwei besonders schöne Exemplare mitzunehmen. Nur um sie zu Hause zu zeigen. Die zwei Pilzchen machen die Mahlzeit auch nicht zu üppig. So suche ich mir zwei herrliche Exempalre aus und lege sie in den Korb. Na, vielleicht noch einen dazu. Und der da ist besonders schön, der kommt auch mit. Und der auch. Mir fällt grade ein, dass mich die halbe Verwandschaft bekniet hat, doch mal eine schöne Portion Pilze mitzubringen. Hab ´s denen versprochen. Jetzt wäre ja eigentlich die Gelegenheit. Die stehen hier so massenhaft, dass es keine Schande ist, mal ein paar mehr mitzunehmen. Und so einfach komme ich sicher nur selten zu einer entsprechenden Menge. Also noch ein paar in den Korb.


    Bald wird ´s Zeit den Rückweg anzutreten. Der Korb ist gut gefüllt, sehr gut sogar. Eigentlich ist er randvoll.


    Zurück am Auto wird der Hund schnell mit dem Handtuch abgerubbelt, der Korb im Kofferraum verstaut und ab geht ´s nach Hause. Den Zündschlüssel rumgedreht, die Uhr im Armaturenbrett leuchtet auf.


    18.35 ?????????


    Kann nicht sein, Ich war doch höchstens ne Stunde unterwegs. Seltsam.


    Ich beschließe, das zu Hause anhand der Küchenuhr zu prüfen.


    Dort angekommen, öffne ich die Haustüre.


    " Schatz?" tönt es fragend aus dem Wohnzimmer.


    " Ja, sorry ist ein bisschen später geworden. Das war so schön im Wald und der Hund hatte solchen Spass"


    " Jaja, ich hab die Arbeitsplatte in der Küche schon freigeräumt. Stell den Korb da drauf dann putzen wir gelich die Pilze "


    " ????????????? Was ???? Woher weiß sie denn ????????????"
    " ähh, wieso nimmst Du an, dass ich Pilze mitgebracht habe ?"


    " Du warst über drei Stunden weg. Du läufst bestimmt nicht drei Stunden mit dem Hund durch den Wald und zählst Bäume. Und Du bist Plzsüchtig. 1+1=2 "



    Das fand ich dann doch sehr unangemessen. Ich bin definitiv nicht [b]süchtig.
    Das ich nun doch Pilze mitgebracht habe, lag eindeutig an einer Verkettung unvorhersehbarer Zufälle.
    Hätte ich nicht fotografieren wollen, hätte ich die Kamera nicht mitgenommen. Hätte ich die Kamera nicht mitgenommen, hätte ich den Korb nicht gebraucht. Ja, hätte ich nicht fotografieren wollen, wär ich gar nicht dorthin gefahren.
    Was bitte, hat das mit Suchtverhalten zu tun ??


    Sucht wäre gewesen, mit der festen Absicht Pilze zu sammeln in ein fundträchtiges Gebiet zu fahren. Dort den Korb zu füllen, bei der Masse an Pilzen diesen in den Kofferraum zu entladen und nochmals zurückzugehen um den Korb erneut zu füllen.


    Ich finde, man muss sich einfach ein bisschen unter Kontrolle haben, sich nicht vor seinen Vorlieben steuern lassen und keine Alibiargumente erfinden, um mal in die Pilze zu gehen.


    Und ich werde meinem Schatz beweisen, dass ich nicht süchtig bin. Ich werde nämlich morgen nochmal dahin fahren um die Pilze zu fotografieren. Klar nehem ich den Korb mit. Ich bin nicht süchtig, und warum soll ich ihn zu Hause lassen ?


    Und, zum Abschluß, fotografiert hab ich doch noch. Kurz bevor die halbe Familie eingefallen ist um sich jeder seinen Anteil an den Semmelstoppelpilzen zu sichern. Die haben übrigens sehr lecker geschmeckt. Keine Spur von Bitterkeit, festes, wohlschmeckendes Fleisch, trotz der Größe.

  • Wow. Das nenne ich mal einen ordentlichen fund.


    Ich war am Montag Abend nach der Arbeit das letzte Mal im Wald. Und jetzt schau ich die ganze Zeit alle 2min auf die Uhr, wann es denn endlich 17:00Uhr ist - und somit Feierabend - und somit Zeit, zu schauen, was der Pilzkindergarten so macht ;)

  • Hallo Rada,
    Dein Such-Suchtbericht spricht mir voll aus dem Herzen.
    Auch ich bin Pilzsüchtig und fühle mich mit meiner Sucht eigentlich ganz wohl.
    Nur das Wort Sucht erzeugt bei mir immer so ein schlechtes Gewissen.
    Könnte man das nicht mit Leidenschaft besser ausdrücken, das klingt nicht so negativ;)
    Ach egal was und wie es ist, es ist einfach nur schön.


    In diesem Sinne
    viele Grüße Barbara

  • Toller Bericht Ralf und sehr aus der Seele gesprochen!!!


    Die Stoppelpilze sind aber auch echt irre, so groß und hell. Hier wachsen eher die kleinen rötlichen so in Walnussgröße.