Flockenstieligen Hexenpilz stehen lassen?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 14.413 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pete Longhorn.

  • Hallöchen!
    Zu einer leckeren Pilzpfanne trinke ich gerne ein Glas Wein, oder zwei. Ich lese aber in meinem Pilzbuch, dass die Kombination von Flockenstieligem Hexenpilz und Alkohol nicht unbedingt bekömmlich ist, auch dann nicht, wenn bis drei Tage vor oder nach dem Essen Alkohol eingenommen wird. Das ist sicher individuell unterschiedlich. Wie haltet Ihr es mit diesem Hexenpilz, stehen lassen oder mitnehmen?
    Grüße, Thomas

  • Hallo Thomas,


    kann es nicht sein, dass in deinem Pilzbuch vom Netzstieligen Hexenröhrling (Boletus luridus) die Rede war? Eigentlich gillt der als mit Alkohol in Verbindung giftig. Den Flockenstieligen Hexenröhrling kannst du was das anbelangt problemlos essen.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo Gernot,
    nicht nur, dass Du die Pilze kennst, die ich finde, nein, Du weißt sogar was in meinem Pilzbuch steht! :thumbup: Vielleicht sollte ich beim nächsten mal etwas sorgfältiger lesen, bevor ich das Forum zumülle.
    Danke, Thomas

  • Hallo Gernot,


    Zitat von Pete Longhorn


    kann es nicht sein, dass in deinem Pilzbuch vom Netzstieligen Hexenröhrling (Boletus luridus) die Rede war? Eigentlich gillt der als mit Alkohol in Verbindung giftig.


    Ich muss da wohl etwas Aufklärung betreiben:


    (1) Was in einem "populären Pilzbuch" über den Speisewert steht, kann in grassem Gegensatz zu neueren Erkenntnissen stehen:


    - Der Grünling (Tricholoma equestre) wird in [1] als ESSBAR und in [2] als EßBAR, , guter, bekannter Speise- und Marktpilz angegeben.


    - In der neueren Giftpilzliteratur [3] wird ein durch diese Art hevorgerufenes "Equestre-Syndrom (Rhabdomyolyse)" beschrieben, das in Frankreich zwischen 1992 und 200 in 12 Fällen beobachtet wurde, von denen 3 tödlich verliefen. Und wer das Buch nicht hat, kann sich gruenling.php3einen Überblick veschaffen.


    (2) Und ähnlich verhält es sich mit dem Netzstieligen Hexenröhrling:
    - Auch wenn noch so viele "Bilderbuchautoren" schreiben, dass diese Art in Verbindung mit Alkohol ein Coprinus-Syndrom (Antabus-Reaktion) auslöst, ist dies bisher nicht sicher nachgewiesen.


    (a) Fakt und seit langem bekannt ist: Der Netzstielige Hexenröhrling (Boletus luridus) löst "roh oder nicht ausreichend gegart verspeist" zu einem Indigestions-Syndrom (Verdauungsstörungen nach Genuss atoxischer oder (nur) roh toxischer Pilze).


    (b) Es gibt nur vereinzelt ein gut dokumentiertes Coprinus-Syndrom nach Genuß. Und diese Einzelfälle stehen in grassem Widerspruch zu den vielen Beteuerungen, dass der Pilz unbeschadet verzehrt werden konnte.


    - Der derzeitige Wissensstand ist:


    (1) Coprin oder Coprin-ähnliche Stoffe wurden in B. luridus noch nicht nachgewiesen, wohl aber im Ochsen-Röhrling (Boletus torosus), eine seltene, mit B. luridus verwechselbare Art [4]
    (2) Man geht zwischenzeitlich davon aus, dass Probleme beim Genuss zurückzuführen sind auf Rohgenuss/zu kurze Garzeit oder individuelle Unverträglichkeit.


    GERHARDT [2] ist der einzige mir bekannte Bilderbuchautor, der die aktuellen Erkenntnisse übernommen hat. Ich zitiere:

    Zitat

    "Eßbar; nach neuesten Erkenntnissen ist auch bei Alkoholgenuss nicht mit vorrübergehender Giftwirkung zu rechnen"


    LAUX [1] ist weiterhin vorsichtig und schreibt:

    Zitat

    "Essbar, gut erhitzen; verursacht individuelle Unverträglichkeitsreaktionen vor allem in Verbindung mit Alkoholgenuss.


    Guten Appetit
    Gerd



    Literatur:


    [1] LAUX (2002): Der große Kosmos Pilzführer.


    [2] GERHARDT (2001): Der große BLV Pilzführer


    [3] FLAMMER, HORAK (2003): Giftpilze - Pilzgifte


    [4] KIWITT, LAATSCH (1994): Coprin in Boletus torosus: Beruht die angebliche Alkoholunverträglichkeit durch Verzehr des netzstieligen Hexenröhrlings (Boletus luridus) auf einer Verwechslung ?, ZMykol 60

  • Hallo Gerd,


    da habe ich mich wohl wieder etwas falsch ausgedrückt, denn ich weiß, dass der Netzstielige Hexenröhrling als in Verbindung mit Alkohol weitgehend ungiftig gilt. In Toms Buch galt er offensichtlich noch als giftig, deshalb meine Aussage.


    Schöne Grüße
    Gernot