Violetter Rötelritterling? Oder doch lila Dickfuß?

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 13.238 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Christall.

  • Hallo, ich habe heute in einem schönen Mischwald im Sauerland eine große Menge an diesen Pilzen gefunden. Und da ich mal wieder mein Repertoire erweitern möchte, hab ich mal einige mitgenommen, und versucht zu bestimmen.
    Meine Vermutung ist der violette Rötelritterling, bin aber irgendwie doch noch unsicher.


    Ich beschreibe die Pilze mal streng nach Vorschrift ;) :


    - Durchmesser des Hutes:
    Bei Ausgewachsenen Exemplaren ca. 4-12 cm (jung natürlich auch kleiner)


    - Länge des Stiels:
    ca. 4-6cm


    - Höhe des gesamten Fruchtkörpers:
    ca. 6-11cm (fast alle jedoch um die 9cm)


    - Beschaffenheit des Hutes (schmierig, trocken, glatt, rau, etc.)
    fest, nicht schmierig, trocken, sehr eben(keine runzeln oder sowas), im Alter wellig und in der mitte manchmal Spitzbuckelig und manchmal nach unten gewölbt, selten eingerissen (Bild 4) farblich von voll violett bis bräunlich.


    - Verfärbung des Fruchtkörpers auf Druck
    keine Verfärbung


    - Verfärbung des Fruchtkörpers im Schnitt
    an der Schaftbasis gelblich, sonst lila marmoriert, im Hut heller bis wässerig (ähnlichkeit mit nassem schwamm) in der Mitte ist ein schlauchiger sehr dünner Hohlraum


    - Geruch
    frisch, ein mir unbekannter Geruch.


    - Standort, Bäume in der Nähe
    Mischwald (vorwiegend Fichten, aber auch Buchen, Birken und Eichen)
    Sehr viele dieser Sorte standen hier in Hexenringen. Teilweise auch büschelig (bild3)


    - Ökologie des Bodens (sauer, kalk, basenreich, etc.):
    unbekannt


    -Lamellen:
    Dicht stehend, alle beginnen am Rand, jedoch nicht alle führen zum Stiel, jede Lamelle hat ihren individuellen Höhenverlauf doch alle die bis zum Stiel kommen, werden kurz vorher buckelig um dann zum Stiel hin steil abzufallen, so daß der Stiel freistehend wirkt, dies bei genauerer betrachtung jedoch nicht ist, da sie recht niedrig angewachsen sind.
    Relativ brüchig, jedoch nicht spröde, wie bei Täublingen, leicht vom Hutfleich lösbar. Am Hutfleisch bleiben jedoch nach dem "abwischen der Lamellen" längsriefen.


    - evtl. Sporenpulver (vor allem bei Täublingen)
    keins gefunden (hab kein Mikroskop)
    aber kein braunes, offen sichtbares.


    - evtl. Geschmack (nicht immer!!!):
    Unbedeutend bis mild


    Bild1:

    Bild2:

    Bild3:

    Bild4:


    In der Nähe wuchsen auch viele Nebelkappen. (Esst ihr die eigentlich?)


    Vielen Dank und viele Grüße,
    Winnie.

  • Hallo Winnie!


    Da hast du dir Mühe beim Beschreiben gegeben. Deine Bestimmung passt, es ist der Violette Rötelritterling (Lepista nuda) mit den ungefähr gleichen Bodenansprüchen wie die Nebelkappe.
    Den Geruch kannst du dir einprägen, das ist ein gutes Merkmal. Ansonsten sind seine Merkmale recht gut auf den Bildern zu erkennen (Hutoberseite wie fettig und nicht auffällig radialfaserig, Farbverlauf der Hutoberseite von violett zu bräunlich, lange eingerollter Hutrand, Stielfleisch violett marmoriert, am Stiel keine Schleierzone, Stielspitze wie weißpulverig, kein rostfarbenes Sporenpulver in den Lamellen, Standort in Hexenringen meist Laub und Nadelstreu, alte Laubhaufen oder Komposthaufen, oft etwas nährstoffreicher.


    Ideal wäre für eine nächste Pilz-Anfrage die realistische Farbe der Pilze durch Weißabgleich (siehe Hintergrund bei deinen Bildern), über das Merkmal des Hutes "spitzbuckelig" müsste man theoretisch auch nochmal reden.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()


  • über das Merkmal des Hutes "spitzbuckelig" müsste man theoretisch auch nochmal reden.


    Ok, nennen wir es flachbuckelig ;-)... was mich aber wirklich etwas irritiert hat, daß einige alte wie junge exemplare manchmal nach oben und manchmal etwas nach unten gebuckelt waren... und das starke gelben am fuß fand ich auch komisch...
    Aber wenn ihr sagt, daß das normal ist, glaub ich das mal...
    schon klar, daß hier niemand ne Essensfreigabe erteilt, daß muss ich schon selbst entscheiden...
    Aber ganz herzlichen Dank nuchmal für die superschnelle hilfe!



  • ...mein "Lieblingsmerkmal" des Violetten Rötelritterlings ist das von der beschriebene leichte Verschieben der Lamellen, versuch das mal mit Pilzen aus anderen Gattungen, da klappt das nicht so leicht. (...das geht sonst auch noch bei der Nebelkappe, die für mich jedoch widerlich riecht, und den anderen Rötelritterlingsarten...).


    Gruß Christiane

  • Hallo Winnie80, sind violette Rötelritterlinge, keinesfalls Lila Dickfuß der hat nämlich gelbliches bis bräunliches Fleisch.
    Violette Rötelritterlinge haben nach meiner Nase einen hervorragend würzigen Geruch.


    VG Pilzmandl

    Der Giftpilz kann nichts dafür, daß er giftig ist-aber Du, wenn Du es nicht weißt!

    Einmal editiert, zuletzt von Pilzmandl ()

  • Herzlichen Dank an alle!! Hab sie gestern abend noch gebraten und probiert. Waren wirklich lecker und mir gehts auch immer noch gut! :)
    Ich bin oft etwas unsicher bei solchen Merkmalen wie "lamellen leicht ablösbar" da in meinen Pilzbüchern dann bei den zu verwechselnden Arten nicht explizit steht, daß bei diesen Pilzen die Lamellen NICHT leicht ablösbar sind... da weiß ich dann nie, ob sie das schlicht vergessen haben zu schreiben, oder nicht... gehe da immer lieber nochmal auf Nummer sicher. Diese Gattung habe ich mir auf jeden fall jetzt genau eingeprägt und werde sie dauerhaft in mein Sammelrepertoire aufnehmen :)
    DANKE!

  • ...ja, ich weiß, was du meinst. Ich nehme immer drei Pilzbücher (Laux: Pilzführer, weil da so viele Arten drin stehen, Lüders: Grundkurs, da stehen wirklich einige dieser guten "Alleinbestimmungsmerkmale" drin, das eignet sich aber auch nicht als einziges Buch und Gerhard: das Buch mit den 3 Merkmalen, wenn ich mir unsicher bin. Jeder schreibt etwas anderes tolles, hab aber noch keines gefunden, in welchem alle sicheren Merkmale gleichzeitig drin stehen). Ulrike Lüders schreibt, dass nur die Lamellen der Rötelritterlinge wie auf einer Seifenschicht verschiebbar wären - auch ich tat mich schwer, weil es doch etwas mehr Kraftaufwand war, als ich beim Lesen so dachte.
    Den Violetten Rötelritterling habe ich nun auch dauerhaft kennengelernt und bin ganz begeistert über Geschmack und Haltbarkeit. Da ich ihn im Urlaub nicht einfrieren konnte, habe ich die Rötelritterlinge in Öl gebraten, gewürzt und dann mit Knoblauch und Olivenöl in Gläser geschichtet. Sind sofort alle geworden und es schmeckte hervorragend.


    Christiane

  • ....zum Violetten Rötelritterling eine, vieleicht, interessante Anmerkung.
    Ich nehme diesen Pilz gerne als Mischpilz mit, schön fest und bringt Farbe in die Pfanne.
    Da sie im Wald von anderen Sammlern oft stehengelassen werden, kann man auch mal ein älteres Exemplar finden...und siehe da: sie wechseln die Farbe und gehen in's bräunliche!
    nur an den Blättern kann man noch den Violetten Rötelritterling erkennen.

  • Toffel: Oh stimmt, peinlich. Ich hatte die Bücher aus dem Kopf aufgeschrieben, da ich immer nach der Arbeit ziemlich schlaff bin und "faul" vor dem Computer hänge. :shy:


    Pitriya: Ja, das stimmt. Der Grund, warum ich erst jetzt auf diese tollen Pilze stoße, war der gleiche. Sogar junge Pilze sahen auf dem Hut braun aus.


    Schönen Abend!
    Christiane


  • Herzlichen Dank an alle!! Hab sie gestern abend noch gebraten und probiert. Waren wirklich lecker und mir gehts auch immer noch gut! :)
    ...
    Diese Gattung habe ich mir auf jeden fall jetzt genau eingeprägt und werde sie dauerhaft in mein Sammelrepertoire aufnehmen :)
    DANKE!


    >>> Du solltest aber wissen das so etwas auch leicht ins Auge gehen kann, als Anfänger Pilze nur durch Internethilfe und Bildern bestimmen zu lassen und sie dann noch zu essen..
    Dies kann fatale Folgen haben da die Doppelgänger teilweise hochgiftige Schleierlinge (Cortinarius) sein können. (wie Pitriya einen zeigt)


    Gruß Burkhard

  • Oh, natürlich Pilzking! Das stimmt vollkommen: man sieht ja direkt noch das bräunliche Sporenpulver. Ich hätte nicht so vorschnell antworten sollen (hab mir das Bild nicht angesehen, nur den Text gelesen).


    Gruß und danke! Christiane

  • Also ganz so ein Anfänger bin ich jetzt auch wieder nicht... ;)
    Hab' den Violetten Rötelritterling auch kürzlich auf nem Pilzseminar kennengelernt und war mir eigentlich schon zu 99% sicher, daß ich ihn wiedererkannt hatte -
    Drüberhinaus hab' ich ihn mit den Beschreibungen und Bildern von 5 Pilzbüchern (E. Gerhard, R.M. Dähncke, P. Braun, H.E. Laux Und L. Zeitlmayr) abgeglichen. Und wäre mir auch nur ein winziger Zweifel gekommen, hätte ich es gelassen.
    Ich wollte nur doch noch eine zusätzliche Absicherungsmeinung hören.
    Aber vielen Dank für eure Sorgen ;)

  • Hab nochmal ne Kurze Frage:
    gibt es verwechselbare arten, bei denen sich die Lamellen ebenso leicht von der huthaut lösen lassen wie beim violetten Rötelritterling? Und stimmt es, daß die Hutunterhaut - also das was man sieht, wenn man die Lamellen abgelöst hat bei den schleierlingen weiß und nicht wie beim Rötelritterling violett ist?

  • Hallo Winnie!



    gibt es verwechselbare arten, bei denen sich die Lamellen ebenso leicht von der huthaut lösen lassen wie beim violetten Rötelritterling?


    Es gibt zwar noch einige Arten, bei denen sich die Lamellen leicht vom Hut lösen lassen (Kremplinge und die anderen Rötelritterlinge, vielleicht auch Schmierlinge und Gelbfüße, bin nicht sicher, wer kann helfen?), aber keiner von denen sieht dem Violetten Rötelritterling ähnlich. Höchstens der Lilastiel-Rötelritterling (Lepista personata). Der hat aber einen blasseren Hut.


    Die andere Frage kann ich dir leider nicht beantworten.


    Viele Grüße
    Toffel