3 Pilze an Holz aus dem Kalk-Buchenwald

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.382 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mykologicus.

  • Liebe Forumsleser,
    am 03.10.2010 habe ich in einem sehr artenreichen Kalk-Buchenwald im mittleren Schleswig-Holstein ein paar Pilze an Holz gefunden, bei denen ich nicht so recht weiterkomme und für eure Hilfe dankbar wäre.


    1. Blätterpilz - evtl. Helmling
    Hutdurchmesser ca. 1,5 bis 2 cm, leicht gebuckelt, alt auch niedergedrückt, braun, zum Rand hin heller werdend, am Rand gerieft (könnte also ein Helmling sein). Lamellen ziemlich entfernt stehend, jung beigefarben, älter ins Bräunliche gehend, Lamellenschneiden dunkler, mit Zwischenlamellen, Lamellen sehen "irgendwie unordentlich" aus, wie teilweise fast gesägt, am Stiel weit "ausgebuchtet" angewachsen.
    Stiele etwa so lang wie der Hutdurchmesser, oben heller und zur Basis hin deutlich dunkler werden.
    Substrat mit hoher Wahrscheinlichkeit Rotbuche, aber auch Eiche ist nicht völlig ausgeschlossen.
    Vom gerieften Rand her zieht es mich zu den Helmlingen.



    2. Buchen-Schlauchzitterling - Ascotremella faginea
    wuchs definitiv auf einem am Boden liegenden Buchenast, Größe 7 cm breit. Oberfläche trocken, Konsistenz wie weicher Knorpel.
    Die bei GERHARDT genanten Verwechselungsarten Rotbrauner Zitterling (Tremella foliacea) und Kandisbrauner Drüsling (Exidia saccharina) sehen eher wie "Bandnudeln" aus. Eigentlich bin ich mir mit Ascotremella faginea relativ sicher, aber vielleicht gibt es noch weitere (mir nicht bekannte) Verwechselungskandidaten; kann den jemand bestätigen?



    3. Lamellenpilz auf Buchecker
    Ein Foto von zwei Exemplaren, die jeweils aus einer Buchecker heraus wuchsen. Die Fruchtkörper ließen sich ganz leicht inklusive Buchecker aus dem Boden ziehen. Weil die sich bisher als hartnäckige "Bestimmungsverweigerer" gezeigt haben, war ich am Wochenende nochmal an der Fundstelle. Es gab nur noch zwei weitere Fruchtkörper identischen Aussehens und Anfühlens, beim Versuch, ihn mit einer vermuteten Buchecker aus dem Boden zu ziehen, kam nur die Stielbasis ohne Buchecker heraus. Eine Buchecker habe ich nicht gefunden. Vielleicht ist das beim ersten Mal ja Zufall gewesen, dass die Fruchtkörper aus Bucheckern heraus wuchsen.
    Hut sehr glockenförmig, ca. 1,5 - 2 cm hoch, sieht mir sehr nach hygrophan aus. Lamellen rötlichbraun, an den Schneiden heller (vielleicht von weißem Sporenpulver?). Der Stiel ist 4x so lang wie die Hutlänge, also ca. 8 cm, oben leicht rillig und ebenfalls etwas weißlich bereift (vielleicht auch von Sporenpulver?). Stiel in der oberen Hälfte weiß, in der unteren Hälfte bräunlich. Beim oberen Fruchtkörper ist dies viel stärker ausgeprägt als beim unteren. Stielbasis üppig mit weißem Myzel bedeckt. Hut elastisch, fühlt sich wie glattes Gummi an.
    Von emmess2006 bekam ich an anderer Stelle den Vorschlag Bucheckern-Schnitzling (Flammulaster carpophilus), aber der ist viel kleiner, hat entfernt stehendere Lamellen, einen ausgebreiteren Hut und kann es m.E. nicht sein. Hat jemand eine Idee?



    Vielen Dank schon mal im Voraus fürs Ansehen.

  • Hallo Sabine,


    der Helmling dürfte der Rosablättrige, Mycena galericulata sein und der dritte ist m.E. Psathyrella conopilus.


    Gruß Harald

  • Hallo Harald,
    das ging ja unglaublich schnell. Ganz herzlichen Dank!
    Ich finde immer wieder erstaunlich, Pilze zu finden und sie beim nächsten Mal nicht wiederzuerkennen :/. Einige Tage später habe ich den Rosablättrigen Helmling (Mycena galericuata) nochmal gefunden und auch bestimmen können. Die queraderig verbundenen Lamellen sind hier viel stärker ausgeprägt gewesen:


    Die Abbildung vom Steifstieligen Mürbling (Psathyrella conopilus) auf der Homepage von Boletus1 paßt ganz prima, der wird es dann sicher sein.


    Ganz herzlichen Dank nochmals für deine Hilfe.

  • Hallo Sabine!


    Nr.1: da hätte ich auch an Mycena galericulata (Rosablättriger Helmling) gedacht, gebe aber keine 100%.
    Dass manche Lamellenschneiden etwas dunkler erscheinen, ist altersbedingt.
    Wenn man eine sehr feine Nase hat, entlockt man den Fruchtkörpern nach langem Kratzen, Reiben und Gutzureden einen leichten mehligen Geruch. Wäre für mich so eine Art makroskopischer Beweis (wenn wie hier die Lamellen durch fehlende Anastomosen versagen), denn bei den größeren Helmlingen dürfte es der einzige mit mehligem Geruch sein.


    Nr.2: Passt! Kenne nichts ähnliches.


    Nr.3: sicher ein Faserling (Psathyrella), für Psathyrella conopilus (Huthaar-Faserling) hätte er mir aber zu allein gestanden, wäre mir zu klein, die abgetrockneten Hutteile zu dunkel und die feuchten Hüte zu wenig glänzend. Das ist aber nur mein Gefühl, denn auch von Psathyrellen habe ich keine Ahnung.


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

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  • Guten Tag Ingo,
    entschuldige die späte Reaktion auf deine ausführliche Antwort, ich habe keine Benachrichtigung erhalten ;(
    Zu 1. Und wieder ein Pilz mit Mehlgeruch, nein den habe ich nicht wahrgenommen. Aber das hatten wir schon mal, dass Gerüche zu empfinden und zu beschreiben sehr schwierig ist. Beim zweiten Fund mit den deutlichen Anastomosen fand ich den Geruch nur pilzig.
    2. Herzlichen Dank für die Bestätigung von Ascotremella faginea.
    3. Danke sehr für deine Ergänzungen zum Psathyrella spec. Es standen schon mehrere Exemplare dort, mal sehen was meine verschiedenen Bücher dazu sagen.
    Herzlichen Dank nochmal und