Hymenoscyphus suspectus

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.942 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Hallo!


    Wissenschaftlich heißen die Stielbecherchen Hymenoscyphus, es gibt ganz schön viel von denen, schätze so auf 80 Arten kommt man bei uns.
    Die bevorzugten Farben der Gattung sind weiß, ocker oder gelb. Besiedelt werden die verschiedensten Krautstängel, Grashalme, alte Blätter oder Holz.
    Leider geht die Zeit für die meisten herbicolen (krautstängelbesiedelnde) oder graminicolen (grashalmebesiedelnde) Becherchen mit den Frösten für dieses Jahr erst mal zu Ende. Die Holzbewohner halten allerdings auch im Winter durch.


    Sie sind halt klein, werden deshalb auch kaum wahrgenommen. Schaut man aber mal gezielt in etwas größeren Beständen z.B. von Kanadischer Goldrute (Solidago canadensis), Beifuß (Artemisia) oder Rainfarn (Tanacetum) an feucht liegenden alten Stängeln wird man nicht lange suchen müssen, um fündig zu werden.


    Der hier ist auch nicht selten, allerdings trotzdem nicht sehr bekannt, sein Name ist Hymenoscyphus suspectus, das Großsporige Gräser-Stielbecherchen:

    Er wächst vor allem im Spätherbst an alten, meist schon von Humus überdeckten Halmen von Rohrglanzgras (Phalaris). Ihr wisst schon, das ist das üppig wachsende Gras an Feuchtstellen (wasserführende Gräben o.ä.).
    Zwar gibt es mehrere helle Stielbecherchen (Hymenoscyphus) an diesem Gras, ein paar makroskopische Eigenheiten hat dieser aber:

    Er kann für eine Hymenoscyphus-Art gesehen recht groß werden (ca. bis 5mm), hat eine Neigung zur Langstieligkeit, eine hellbraune Stielbasis, radialausgerichtete, feine weiße Fasern an der Becheraußenseite und bleibt lange weiß (erst sehr reif etwas ockerliche Scheibe).
    Bis auf die Sporen will ich euch nicht mit den Mikros langweilen:


    Also, bei wem keine großen Pilze mehr wachsen, der kann durchaus auch mal etwas genauer z.B. in Eichen- oder Pappelblättern wühlen. Ihr werdet euch eventuell wundern, was es da alles zu finden gibt.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo Ingo


    Danke für die interessanten Ausführungen. Ich beschäftige mich auch ab und zu mit diesen ;) echten ;) Minipilzen! Meist aber fehlt die Literatur um zu einem Resultat zu kommen!
    In letzter Zeit macht Hymenoscyphus albidus grosse Probleme!
    Index of /archive_articles/100408_eschenpilz_per/index
    In diesem Jahr hat der agressive Pilz ganz massiv Eschenbestände befallen! Praktisch an allen Jungeschen sind ab etwa Mai die noch nicht verholzten Zweige verdorrt! Jetzt im Spätherbst kann man feststellen, dass auch die verholzten Äste nicht mehr im Saft stehen und tot sind. Dies zu beobachten ist beängstigend! Ich bin gespannt auf den Frühling wenn es wieder anfängt zu spriessen! Die ausgewachsenen Bäumen scheinen weniger befallen! Ist das Phänomen in D auch schon angekommen?


    Beste Grüsse
    Sepp

  • Hallo Ingo,
    ein Lob für diese lehrreiche schriftliche Ausführung, nebst den tollen Bildchen.
    Vielen Dank für die Anregung.
    Schönen Sonntag
    Hans

    Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.


    Johann Wolfgang von Goethe


    Derzeitige PC 100 - 2 - 2 - 6 = 90 (23.10.14) :(

  • Hallo Sepp!

    Zitat


    Ist das Phänomen in D auch schon angekommen?


    Ich denke ja. Hermine hat mal was in pilzepilze-Forum darüber geschrieben:
    Kein Text!


    Ich konnte dieses Jahr auch bei mir in der Gegend etliche Eschen beobachten, die ihr Laub durch eine Krankheit viel zu früh abwarfen. Weiß aber nicht genau, ob die Symptome zu der geschilderten
    Krankheit gehören.


    VG Ingo W

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  • Hallo zusammen!


    Eins muss ich ja noch los werden: in dem von Sepp gelinkten Artikel ist das letzte Bild natürlich falsch beschriftet. Dort sind keine "Sporenbehälter", sondern schon die Sporen abgebildet.


    Die Sporen bei Ascomyceten = Schlauchpilze werden ja, daher ja der Name, eben logischerweise in einem Schlauch gebildet. Das sieht in verschiedenen Variationen dann immer irgendwie so aus:

    Meist sind es 8 Sporen, seltener auch 4, noch seltener sind es 16, 32, 64, 128 oder 256, die sich den Platz im Ascus teilen müssen.


    VG Ingo W


    Ach, ganz vergessen! Für Hans noch einen:

    Der wiederum gibt nur vor, ein Becher zu sein, das heißt, becherförmig ist er schon, aber eben kein Ascomycet. Bei ihm werden die Sporen, genau wie beim Steinpilz, an einem Ständer (=Basidie) und nicht im Schlauch (Ascus) gebildet.
    Nennt sich Lachnella alboviolascens (Weißvioletter Schüsselseitling), auch nicht selten.

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