Porling an Prunus

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 4.801 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Horst Schlüter.

  • Liebe Pilzfreunde,
    heute (14.11.2010) habe ich an der Leinepolder 1 bei Northeim, NOM, Niedersachsen, an einem Prunusgewächs, diesen Porling gefunden.
    Falls von Interesse: Unter dem Busch/Baum lagen mireabellengroße, gelbe Früchte, aber Mirabellen habe ich um diese Jahreszeit noch nie gefunden.


    Leider habe ich noch nichts Passendes gefunden. Die Poren scheinen mir feiner zu sein, als es in der Literatur beschrieben ist für den Pflaumen-Feuerschwamm und dann weiß ich auch nicht, ob der auf Berührung so mit einer Dunkelfärbung reagieren darf.
    Aber vielleicht gibt es ja weitere Arten an Prunus, die ich auf die Schnelle in meiner Literatur nicht finden kann.


    Es grüßt
    Horst Schlüter

  • Hallo Horst,
    in Pilze der Schweiz steht: 4 bis 5 Poren pro mm. Und soweit ich das auf deinen Bildern erkennen kann, läuft es bei deinen Pilzen ziemlich genau darauf hinaus. Man könnte noch einen Fruchtkörper auseinandersägen und schauen, welche Tramafarbe vorliegt, "lebhaft hell rost-organe". Solche Druckverfärbungen sind auch nichts besonderes und kommen bei vielen Arten vor, wenn sie frisch sind.
    Ich finde, dass die Fruchtkörper ganz typisch P. tuberculosus darstellen.
    Grüße
    hübchen

  • Hallo Horst!


    Ich denke, diese vielen schönen Einzel-Hüte für den Pflaumen-Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus) nicht ganz typisch sind. Dieser bildet oftmals ineinanderlaufende Fruchtkörper mit meist deutlich resupinaten Anteilen, wobei ich leider mangels Erfahrung die Fruchtkörper im Hintergrund des zweiten Bildes nicht deuten kann.


    Ich kann mich aber auch täuschen, denn ich kenne den Pflaumen-Feuerschwamm noch nicht aus eigener Anschauung.


    Ich würde bei Deinen Pilzen auch einen Grauen Feuerschwamm (Phellinus igniarius) in Betracht ziehen, der in vielerlei Varianten auftritt. Diese Varianten sind in aller Regel relativ wirtsspezifisch. Einer dieser Vertreter, der sich gerne an Prunus und an Alnus niederlässt ist der Erlen-Feuerschwamm (Phellinus igniarius var. alni), der mittlerweile allerdings wieder in "Phellinus igniarius" aufgegangen ist.


    Warte auf jeden Fall noch einen Fachman ab, der aus der Kombination Deiner Bestimmungsmerkmale etwas mehr herausholen kann (Farben, Zonierung, Wuchsform, Größe, Art des Substrates, Veralgung, "Malfähigkeit").


    Vielleicht könntest Du bis dahin noch etwas zur Größe der Fruchtkörper sagen (insbesondere zu dem ganz rechts, der scheint mir ja beinahe schon "mini" zu sein) und uns erzählen, ob Du auch resupinate Fruchtkörper gesichtet hast.


    Außerdem ist es schier unglaublich, wie mich dieses Mal das Drumherum mehr zum Nachdenken bringt, als die eigentliche Bestimmungsaufgabe, obwohl das Ganze nur ein paar Worte lang ist:


    Einerseits schlussfolgere ich auf Grund Deiner Vermutung, dass es sich um einen Pflaumen-Feuerschwamm handeln könnte, dass Du beim Substrat von einem "Pflaumenbaum" (oder einem anderen Steinobstbaum) ausgehst, andererseits scheinst Du Dir nicht einmal darüber im Klaren zu sein, ob es sich um einen Baum oder um einen Busch handelt...


    War es denn nun ein Busch oder ein Baum? Gehören die von Dir erwähnten Früchte denn zu dem Busch / Baum? Handelt es sich dabei um Steinfrüchte, Sammelfrüchte oder Beeren?


    Was...


    Zitat

    an der Leinepolder 1 bei Northeim, NOM, Niedersachsen


    ...bedeutet, habe ich Südbadener erst einmal recherchieren müssen :D, vielleicht wären die Angaben "in der Nähe eines Feuchtgebietes" und auch "nicht direkt im Wald" (wie ich vermute) für mich etwas spontaner zu erfassen gewesen.


    Die Frage, was denn nun "Leinepolder 1" und "NOM" bedeuten könnte, lässt mir aber nach wie vor keine Ruhe, vielleicht könntest Du mich diesbezüglich ja noch aufklären, damit ich mich zum Kreise der Erleuchteten zählen kann...:D!


    Gruß,


    Fredy


    Edit: Nachtrag: Ich sehe gerade, dass ich schon wieder so lange herumgeschrieben habe, dass sich in der Zwischenzeit schon ein Experte dazu geäußert hat. Ich bin trotzdem gespannt darauf, was man zum Grauen Feuerschwamm noch sagen wird.

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    Einmal editiert, zuletzt von Fredy ()

  • Hallo Freddy,
    ich bin nun überrascht, daß mein Beitrag so viele Fragen aufgeworfen hat. Zunächst zum einfachsten Punkt. Ich benenne das Gebiet möglichst nach dem, was vor Ort üblich ist und die Poldern nördlich der Seenplatte Northeim sind nun einmal numeriert, deshalb diese Bezeichnung.
    Zu Polder siehe Wikipedia:
    Ein Koog (Mehrzahl: Köge) (auch Polder oder Groden) ist meist ein an der Nordseeküste Deutschlands, Dänemarks, der Niederlande und Belgiens durch Deichbau und Entwässerung aus der See gewonnenes, sehr flaches Marschland. Aber auch an Flussläufen bezeichnet man Bereiche, die entsprechend vor Hochwasser bzw. Überflutung geschützt sind, als Polder oder Koog. Der Deich bewahrt das Land vor Überflutung, da es oft niedriger als der Wasserspiegel des Gewässers liegt, aus dem das Land gewonnen wurde.


    In diesem Fall also handelt es sich um Überflutungsflächen der Leine, die wegen der heftigen Regenfalle am Sonntags tatsächlich auch überwiegend unter Wasser standen.


    Nach dem Gebiet, nenne ich zumeist einen Ort in der Nähe, also Northeim, dann das KFZ-Kennzeichen und schließlich das Bundesland. Ich hoffe, daß dies jetzt klar ist.


    Ich hatte angenommen, daß der deutsche Begriff Polder soweit klar ist, wobei Feuchtgebiet nicht unbedingt passen ist, da ein solches Gebiet auch Jahre lang trocken sein kann und erst durch die Überflutung vorrübergehend naß ist.


    Busch/Baum: da kann ich nur sagen, die Übergänge sind fließend und die Grenze zieht jeder anders. Bei meinem Nachbarn wächst ein Holunder, den ich eher als Baum bezeichnen würde und auch Hasel habe ich schon so groß gesehen, daß ich den eher als Baum bezeichnet hätte. In diesem Fall konkret, trotzalledem eher Busch. Es war aber mit Sicherheit Prunus und nach meinem Eindruck auch nicht angepflanzt. Die "Büsche" waren am Rande eines befestigten Weges, kein Wald.
    Ich kenne keine gelben Früchte in Mirabellengröße im Herbst von Prunus, aber vielleicht gibt es ja späte Unterarten. Ich denke für die Bestimmung des Pilzes wird es eher keine Bedeutung haben, denn es würde mich wundern, wenn gerade auf diese Prunusart ein spezifischer Porling existieren würde.
    Richtig resupinat habe ich keine Fruchtkörper gesehen, d.h. die Fruchtkörper, so wie man sie auf Bild 2 im Hintergrund sieht waren das Maximum an Flächigkeit.
    Fruchtkörpergröße: Der Pilz ganz rechts ist, wenn ich mich recht erinnere derselbe wie der mit dem cm-Maß. Die Größe der meisten Pilze war so, wie es mein Bild mit dem Maß zeigt. Lediglich der Pilz auf Bild eins und zwei war etwas größer, maximal 7 cm.


    Porenanzahl pro mm: Da habe ich nachgemessen und es sind an stellen, wo sie dichter sind auch 6 pro mm zu verzeichnen. Aber da wird es vielleicht auch so sein wie bei anderen Größenangaben, daß man das nicht so eng sehen darf.


    Ich hoffe, alle Klarheiten beseitigt zu haben und möchte am Schluß lediglich darauf verweisen, daß ich nicht weiß, ob der Pflaumen-Feuerschwamm solch schwarzes Beschreiben auch als Kennzeichen hat, denn wenn nicht, dann wäre ja diese Art ausgeschlossen.


    Es grüßt
    Horst