Winter, Freud oder Leid

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 3.536 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tuxhafen.

  • Hallo Boardis,


    jetzt hat der Winter unser Land fest im Griff. Schnee deckt alles zu, verbirgt so manchen Schmutz, aber auch viele Schätze. Ist das gut oder schlecht ?


    Austernpilze "on the rocks" muss ich nicht haben. Kälte, Dunkelheit und mangelndes Leben und gedeihen schlagen auf ´s Gemüt. Die Fahrt zum Supermarkt wird zum Abenteuer. Vor dem Frühstück Schnee schippen ist auch nicht mein Ding. Nachmittags dann nochmal das Gleiche, weil es ja wieder schneien musste. Öde, Langweilig und lästig.
    Wer hat sich sowas ausgedacht ???
    Die Menschen laufen Amok, Weihnachten steht völlig überraschend vor der Tür. Wer hätte das vermutet ? Urplötzlich müssen noch Geschenke besorgt werden. Einen Schlips für Onkel Egon, ein Fläschchen Au dä Kolonje für Tante Margot, das ist einfach, die merken sowieso nix mehr. Aber die anderen? Da muss man sich mehr Mühe geben. Was könnte ich dem Heinz bloß schenken ? Was hab ich dem letztes Jahr nochmal geschenkt ? Was braucht der denn ? Oh Gott, Streß pur. Weihnachtsmarathon durch die Einkaufszentren. Immer auf der Suche nach einem Geschenk, was nach Möglichkeit nicht nach dem Fest in irgendeinem Schrank versteckt wird.
    Wo kann man ausruhen ? Wo entspannen, sich ablenken, was interessantes erleben ? Nirgens, alles trist und trüb.





    Oh, der erste Schnee ! Leise rieselt die weiße Pracht zu Boden, legt einen sauberen Mantel über meinen Garten. All die kleinen, unansehlichen Ecken, die mich jedesmal stören wenn ich hinblicke, sind zunächst verschwunden. Blitzsauber schaut es draußen aus. Jacke an, Winterstiefel raus und ab in den Wald. Herrlich die klare, saubere Luft. Die Fichten haben weiße Mäntel, sehen so viel schöner aus, als mit dem uniformierten dunkelgrün im Sommer.
    Hier hängen noch ein paar knallrote Hagebutten und bilden einen tollen Kontrast mit dem weißen Schnee. Ich hätte doch die Kamera mitnehmen sollen. Der Schnee verrät mir auch, wer noch so alles diesen Weg beschritten hat. Da sind Stiefelabdrücke, und die Spuren von zwei großen Hunden. Das könnte Herr Maier mit Balu und Rocky gewesen sein. Der ist aber früh unterwegs gewesen.
    Hier hat ein Wildschwein den Weg gekreuzt. Muss schon in der Nacht gewesen sein, denn die Spur ist schon eingefallen. Überall Vogeltapsen im Schnee, Kaninchen, Fuchs und Rotwild verraten Ihr dagewesensein.


    Wieder zu Hause, freue ich mich über die wohlige Wärme der Stube. Die Wangen scheinen zu glühen, die Finger kribbeln. Eine schöne, frische Tasse Kaffee, das wär es jetzt. Mach ich.
    Ich muss nachher noch in den Supermarkt. Ein bisschen einkaufen, vor allem Vogelfutter. Will ich die bunten Trabanten doch - wie jedes Jahr - auch diesmal wieder auf meiner Terasse beobachten. Die Spatzen , wie sie beim Versuch von den Meisenknödeln zu naschen unbeholfen daran flattern und abstürzen. Die Meisen, die mit akrobatischer Leichtigkeit jeder Gravitation zu trotzen scheinen. Buchfinken, die mit aufgerichteter Haube alle Konkurrenten vertreiben wollen. Amseln, die die Buchfinken terrorisieren. Ach, es gibt so viel zu sehen.
    Nun, ab zum Supermarkt. Hab gute Winterreifen, kein Problem. Amüsiert sehe ich der Meute zu, wie sie hetzt und drängt. Geschenkewahn.
    Gibts bei uns nicht. Nur für die Kinder. Die Erwachsenen beschenken sich mit einem netten Gruß und Freundlichkeit. Ein Lächeln, viel mehr wert als alle Nippesfiguren, Socken und Vasen. Vertrauen, Wertschätzung. Schön.


    Abends liege ich schön eingemummelt auf der Couch, schwätze mit meiner besseren Hälfte, trinke ein Gläschen Grog oder Glühwein. Keine Hektik, kein Stress. Die Kerzen des Adventskranzes, ein Zugeständnis an die Weihnachtszeit, verbreiten mildes Licht.
    Ruhen, besinnen, jetzt ist Zeit dafür.


    Während draußen die Natur schläft, Kraft tankt für das kommende Frühjahr, schwelge ich in Täumen, wie es sein wird, wenn die ersten Pilze wieder erscheinen. Wo werde ich hingehen, was werde ich finden ? Wird das kommende Jahr ebensolche Fülle bieten, wie das vergangene ?
    Pläne schmieden, Vorfreude, Erwartung.
    Erinnerungen. Die erste Krause Glucke meines Lebens, die Steinpilzschwemme, unereichbare Austernpilze, die Begegnung mit der Herde Muffelwild, die ebenso erschrocken war, wie ich. Menschen, die ich neu kennengelernt habe, mit denen ich zusammen Pilze suchen war. Nette Menschen. Nette gemeinsame Erlebnisse.


    Alles zu Schade um vergessen zu werden.




    Oder, um es mit einem geklauten Spruch zu beschreiben.


    Das Leben verteilt Zitronen. Die einen beißen rein, die anderen machen Limonade draus.


    Und Ihr ??

  • hallo ralf,
    so etwa ähnlich fühle ich auch...
    Und nun zwei Bildchen, um etwas Farbe zuzufügen, geschossen aus dem Wohnzimmerfenster. Bestimmt sucht der Specht im grünen Speck tief drinnen einen essbaren Pilz?!


    "Irren ist menschlich"
    gruß, bernhard

  • Winter ist echt übel...


    Der einzige trost: Er killt auch viele Mücken und deren Larven,
    die uns Sammlern in der Saison die Freude am Objekt der Begierde trüben.


    Endlich bekommen sie was sie verdienen ... :D


    Gruß Michael

    Bei Regen oder Sturm, hol ich den Pilz noch vor dem Wurm...