Welcher Pilz mag das sein?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.455 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.

  • Moin, moin zusammen,


    am 21.09.07 habe ich diesen mir völlig unbekannten Pilz in einem jungen Fichtenwald gefunden. Ich weiß nicht recht,
    was soll es bedeuten, aber ich könnte mir denken, das die Bilder einen Pilz aus der Amanita-Familie zeigen. Könnte es vielleicht amanita franchetii sein?
    Diesen Pilz habe ich noch nie vorher gefunden, und ich sammle schon sehr lange (bin 70 Jahre alt). Aber man sieht mal wieder, man lernt nie aus im Leben. Es wäre schön, wenn dieser Pilz im Forum bekannt wäre.


    Wünsche Euch allen noch einen schönen Tag


    Jan von Moor was here

  • Hallo Jan,


    Zitat von Jan von Moor


    ... , aber ich könnte mir denken, das die Bilder einen Pilz aus der Amanita-Familie zeigen. Könnte es vielleicht amanita franchetii sein?


    - Ich stimme Gernot voll zu: Ein Porphyr-Wulstling (Amanita porphyria), der bevorzugt saure Fichtenwälder bewohnt und nach "Kartoffelkeller" (evtl. mit etwas muffiger Zusatzkomponente) riechen müßte.
    ---> Zur Bestimmung hätte hier (ausnahmsweise!) sogar Bild 1 als Graustufenfoto ausgereicht: Der schlanke Habitus, die Velumreste (könnten auch fehlen) auf dem Hut, der genatterte Stiel, die Ringausprägung (Ring kann im Alter etwas reduzierter sein) und insbesondere die Merkmale der Stielbasis (breit, fast rund, mit einem gerandetet Velumrest) lassen m.E. keine andere Bestimmung zu.
    ---> Die Fruchtkörperfarbe deiner Bilder betrachte ich (macht nix) als untypisch und farbverfälscht.
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    - A. franchettii kann man bereits (auch wenn du nur Bild 3 als Graustufen-Foto zeigen würdest) wegen der Merkmale der Stielbasis völlig ausschließen: Die Stielbasis dieser Art ist (ähnlich A. rubescens (Perlpilz) oder A. excelsa = A. spissa (Grauer Wulstling)) +- rübenförmig und hat nur mehrere +- ringförmig angeordnetete Warzengürtel, also keine deutliche, lappige Velumreste in der Stielbasis. ---> Sieht also völlig anders aus, als auf Deinem Bild gezeigt.
    - Grob vereinfacht kannst du dir A. franchettii als A. rubescens (Perlpilz) mit deutlich gelben Tönen (z.B. Huthaut/Velumresten auf dem Hut) vorstellen. Soweit ich das in Erinnerung habe, verfärben Fleisch/Madengänge bei dieser Art nicht weinrötlich.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Pete und hallo Gerd,
    danke für die schnelle und ausführliche Hilfe bei der Bestimmung des Amanita porphyria. Was die Farbverfälschung angeht, so ist es keine, zumindest nicht von der Kamera verursacht. Die Färbung dieser Pilze war genau so, wie auf den Bildern zu sehen und sie war auch die Ursache, warum ich auf diese Pilze aufmerksam geworden bin. Und es gibt auch Zeugen dafür, daß die Farbe auf den Bildern identisch ist mit den gefundenen Pilzen.
    Ich habe viel Zeit damit verbracht, im Internet auf diversen Pilzseiten nach dieser Farbe zu suchen, auf einer polnischen bin ich dann fündig geworden, zumindest war die Färbung ähnlich. In einer Beschreibung des Amanita porphyria ist die Rede von porphyrbraunen bis grau-violetten Varianten (BLV Bestimmungsbuch, Ewald Gerhardt), was ja dann auch in etwa hinkäme. Außerdem soll es 35(!) Arten dieses Pilzes geben, einige Arten davon tödlich giftig. So steht es zumindest in dem Buch.
    Man sieht aber mal wieder, wie vielfältig die Natur arbeitet und wie vorsichtig man beim Pilzesammeln sein sollte, darum sind bei uns alle Pilze der Amanita-Familie tabu. Tschüss un bit toon nächsten Mool


    Jan von Moor was here

  • Hallo Jan und Gerd,


    ich halte die Farbe für absolut nicht untypisch. Gerade wenn diese Art (kommt bei mir aufgrund der vielen Fichtenmonokulturen sehr häufig vor) trocken ist, entsteht ein heller, radialfaseriger (ähnlich z.B. Amanita phalloides) und sehr seidig-trockener Hut. Die typischen Grau- und Violetttöne sind meistens aber trotzdem noch vorhanden, so wie es auf Jans Bild auch zu sehen ist.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo Jan, hallo Gernot


    Zitat von Jan von Moor


    Was die Farbverfälschung angeht, so ist es keine, zumindest nicht von der Kamera verursacht. Die Färbung dieser Pilze war genau so, wie auf den Bildern zu sehen ...


    Gut , dann ist das auch geklärt:
    - Entschuldigung, ich hatte mir nur die kleinen Bilder angeschaut und den Eindruck, dass hier die typischen "bräunlichvioletten" Farben fehlen und deutliche Grautöne vorherrschen.
    - Und jetzt, nachdem ich mir die vergrößerten Bilder angeschaut habe, erkenne ich genau die Farbtöne (insbesonder auf Bild 2, Hutmitte, Hutrand), die ich als sehr typisch bezeichnen würde.



    Zitat von Jan von Moor

    Ich habe viel Zeit damit verbracht, im Internet auf diversen Pilzseiten nach dieser Farbe zu suchen, auf einer polnischen bin ich dann fündig geworden, zumindest war die Färbung ähnlich. In einer Beschreibung des Amanita porphyria ist die Rede von porphyrbraunen bis grau-violetten Varianten (BLV Bestimmungsbuch, Ewald Gerhardt), was ja dann auch in etwa hinkäme.


    - Die Farben können grundsätzlich standortabhängig oder witterungsbedingt etwas variieren. Insofern macht es wenig Sinn, Vergleichsbilder mit identischen Farben zu suchen.
    - Entscheidender sind sonstige Merkmale, wie +-schlanker Habitus, Ausprägung des Rings und der Stielbasis, Geruch etc.


    - In der Amanita-Monografie [1] werden eine Reihe von A. porphyria-Varietäten/Formen (z.B. alba, fusca, purpurascens, viridis, recutina, major, tenuior) beschrieben, die sich geringfügig bezüglich Größe, Hutfarbe, Volvaresten an Stielbasis und auf Hut, Färbung des Stiels etc. von der "Amanita pophyria f. porphyria" unterscheiden. Diese Varietäten/Formen haben nach Meinung der Autoren "keine große taxonomische Bedeutung".


    Zitat von Jan von Moor


    Außerdem soll es 35(!) Arten dieses Pilzes geben, einige Arten davon tödlich giftig. So steht es zumindest in dem Buch.


    - Wenn Du "dieses Pilzes" durch "dieser Gattung (Amanita, Wulstlinge)" erzetzt, dann stimme ich zu.
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    Zitat von Pete Longhorn


    ich halte die Farbe für absolut nicht untypisch. Gerade wenn diese Art (kommt bei mir aufgrund der vielen Fichtenmonokulturen sehr häufig vor) trocken ist, entsteht ein heller, radialfaseriger (ähnlich z.B. Amanita phalloides) und sehr seidig-trockener Hut. Die typischen Grau- und Violetttöne sind meistens aber trotzdem noch vorhanden, so wie es auf Jans Bild auch zu sehen ist.


    - Danke, der radialfaserig, seidig glänzende Hut ist auch ein typisches Merkmal, dass ich nicht erwähnt habe und auch auf den Bildern gut nachvollziehbar ist.
    - Bei den Hutfarben habe ich mich (nach Betrachten der vergrößerten Bilder) zwischenzeitlich korrigiert.


    Grüße
    Gerd


    Literatur:


    [1]NEVILLE - POUMARAT (2004): Amaniteae, Fungi Europaei vol. 9