Servus beieinander!
Wie angekündigt wollten meine Mutter und ich gestern mal nachsehen, was die Wochenendausflügler so übrig gelassen hatten. Vorweg lässt sich sagen, dass es trotz des Massenauflaufes in "unserem" Wald doch noch ein ganz akzeptabler Tag werden sollte.
Schon kurz nach Verlassen des Autos grinste mir wieder mal ein schöner Zigeuner entgegen. Diesmal zwar an anderer Stelle als bereits mehrfach erwähnt, doch scheint sich der Hexenröhrling langsam aber sicher als mein Start- und Begrüßungspilz zu erweisen. Damit kann ich leben...
Entlang des eingeschlagenen Sandweges hatte ich letztes Jahr eine mehr als beachtliche Menge junger Steinpilze geerntet, doch erwartete ich mir diesmal nicht allzu viel. Auf dem Weg zu diesem Gebiet fuhren wir an insgesamt 7 geparkten Autos vorbei, was am Samstag los war, will ich gar nicht wissen. Ein freundlicher Spaziergänger, der mit seinem nicht minder freundlichen Dackel unterwegs war, berichtete mir vom Zusammentreffen mit anderen Pilzsammlern, die allesamt am Jammern waren, weil sie wohl nicht fündig wurden.
Abseits des Sandweges fand ich aber immer wieder mal ein schönes Maronerl, darunter auch größere Exemplare, denen ich zuhause beim Putzen das Futter entfernte.
Zwischendrin stieß ich auf ein Rudel Flaschenstäublinge, von denen ich die vier größten Exemplare mitnahm und den verbleibenden ca. 20 Babies ein fröhliches Wachstum und eifriges Absporen wünschte.
Das Täublingswachstum ist schon beeindruckend und wir freuten uns über einige schöne Frauen- und Fleischtäublinge. Wer weiß, was wir mangels genauer Bestimmungsmöglichkeiten noch alles stehen ließen, aber das schadet dem Wald ja nicht.
Es folgte eine kleinere Kolonie von Kuhmäulern, von denen wir allerdings nur noch 3 oder 4 mitnahmen und den schon ziemlich altersschwachen Rest sich selbst überließen.
Es folgte nun die erste etwas unangenehme Begegnung des Tages. Meine Mutter hatte ein Rudel großer Pfifferlinge stehen gelassen, damit ich davon noch ein Foto machen kann. Allerdings kam uns ein Paar zuvor, von dem die Dame mit ihren Walkingstöcken auf die Pfifferlinge deutete und der Herr dann die Böschung raufkraxelte und die Beute in seiner durchsichtigen, blauen Plastiktüte verstaute. Aber O.K., der Wald ist für alle da...
Richtig schön wurde es dann aber wieder an den langsam zuwachsenden Wegen, die zu beiden Seiten vom Sandweg abgehen. Die Böschungen hangaufwärts bescherten uns wider Erwarten noch ein paar sehr schöne, etwa 10 cm hohe Steinis, die sich beim späteren Putzen als kerngesund erwiesen. Dazwischen gönnten uns die Waldgötter zur Auflockerung immer wieder ein paar mitunter kapitale Pfifferlinge und Semmelstoppelpilze und als Sahnehäubchen eine weitere bildhübsche Hexe.
Negativer Höhepunkt des Tages war dann eine zweite Begegnung mit einem anderen Pilzsammler. Er schaute uns schon die ganze Zeit recht komisch an, aber gut erzogen wie wir nun mal sind, begrüßten wir ihn freundlich mit dem regional üblichen "Grüß Gott". Die Erwiderung dieses Grußes kam ihm schon nicht leicht über die Lippen, aber dann meinte er, wir müssen im Wald leise sein, weil er uns schon aus weiter Entfernung hören könne. Auf meinen Hinweis, dass ich mich mit meiner Mutter auch unterhalten will, meinte er, dass wir dies leise tun sollten. Ich sagte, dass wir dies unserer Meinung nach auch tun würden, woraufhin er uns empfahl, uns Hörgeräte zu kaufen. In meinem Hinterkopf vernahm ich das leise "PING" des reissenden Geduldsfadens und ich forderte ihn auf, dann doch bitte weiter zu gehen, bis er uns nicht mehr hören kann und seine dummen Sprüche mit zu nehmen. Er murmelte noch irgendwas in seinen nicht vorhandenen Bart, aber ich hatte schon genug Zeit meines Lebens mit diesem unhöfligen Subjekt vergeudet.
Seit vier Generationen geht meine Familie in dieser Region auf Pilzsuche, weil wir von dort abstammen und meine Tante und mein Opa immer noch dort leben. Ein paar Waldgrundstücke, die wir absuchen, befinden sich sogar in Familienbesitz. Aber bisher hat sich noch niemand über uns beschwert, wir wäre im Wald zu laut. Ich vermute mal, dieser ungehobelte Kerl war nur sauer, weil er uns in einem Suchgebiet traf, das er vielleicht als seines betrachtet. Ts, ts, ts, Leute gibt's...
So richtig schön verärgert machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto, weil uns die Lust vergangen war. Meine Mutter regt sich auch heute noch darüber auf, ich habe schon Abstand gewonnen und freue mich schon auf eine evtl. nächste Begegnung mit ihm.
Das Wetter hier bleibt vielversprechend und wir werden uns voraussichtlich am Donnerstag wieder auf die Pirsch machen. Bis dahin wünsche ich Euch allen viel Erfolg und nur angenehme Begegnungen.
LG... Andi