Hallo,
da auch ich Bonsais mag und sowieso schon Pilze züchte, finde ich das Thema ebenfalls spannend. Auf dem Gebiet wird ja momentan intensiv geforscht, allerdings erfordern die gängigen, erfolgversprechenden Methoden, Mycel und Pflanzen unter sterilen Bedingungen zu kultivieren, einen labortechnischen Aufwand, den ich nicht betreiben will.
Habe dann vor zwei oder drei Jahren erstmal einige Bäume aus Samen gezogen, um sicherzugehen, daß sie nicht bereits mit anderen Pilzen mykorrhiziert sind. Da ich damals noch ein sammeltechnischer Laie war, besorgte ich mir getrocknete Pilze im Supermarkt (Steinpilze, Birkenpilze, Pfifferlinge, Herbsttrompeten, etc.), verarbeitete die Hüte zu Pilzpulver und streute dieses alle paar Monate vor dem Gießen auf die Erde, bzw. rührte es in das Gießwasser und mischte es beim Umtopfen in die Erde. Ich hoffte, die Sporen würden eines Tages auskeimen und sich mit den vorbeikommenden Wurzeln verbinden, aber der Erfolg war leider gleich Null. Beim letzten Umtopfen fand ich nirgendwo verdickte Wurzeln, also nicht das kleinste Anzeichen von Mykorrhiza. Ich nehme an, die Supermarktpilze waren erhitzt worden, um Keime abzutöten und die Sporen daher nicht mehr keimfähig.
Irgendwann hatte ich auch mal Mycel aus den Sporen von Trompetenpfifferlingen züchten können, dieses wollte sich aber nicht mit den ihm angebotenen Wurzeln verbinden und starb ab.
Bei meinen internetrecherchen stieß ich eines Tages auf folgende Seite:
Ektomykorrhiza
Dort wird beschrieben, wie man relativ einfach Sämlinge mykorrhizieren kann, ohne gleich immensen Aufwand treiben zu müssen. Dabei werden die Wurzeln von geeigneten Sämlingen von der Erde befreit und Stücke von frischen Pilzen draufgelegt. Wenn dann aus letzteren Mycel herauswächst, muß es nicht erst suchend durch den Boden wachsen und die Gefahr, daß es durch Bakterien, Schimmel & Co niedergemacht wird, ist auch sehr viel geringer, als wenn man Pilzstücke im Topf vergräbt.
Diesen Sommer habe ich es dann mal einen Vorversuch gestartet. Ich befreite ein paar meiner zwei- bis dreijährigen Eichensämlinge von ihrer Erde, spülte die Wurzeln und gab sie in Quarkbecher mit einem Loch im Deckel, durch das der Stamm herausragte. Den Boden bedeckte ich vorher mit feuchtem Torf und einer Papierschicht, was sich aber als schlecht herausstellte. Nächstesmal nehme ich Blähton oder Seramis, welches ich vorher abkochen werde. Nun nahm ich einen frischen Steinpilz, den ich in einem Park unter Eichen gefunden hatte, schnitt die verschmutzte Oberfläche weg und den Rest in Stücke, welche ich direkt auf die Wurzeln gab. Bereits nach drei Tagen in feuchter Atmosphäre sah ich Mycel aus den Pilzstücken sprießen. Einen Tag später dachte ich, ich müßte für mehr Feuchtigkeit sorgen, woraufhin sich die Pilzstücke mit Wasser vollsogen, um sich dann in stinkenden, schimmelnden Matsch zu verwandeln, so daß ich das Experiment nach einer Woche abbrechen mußte. Nächstesmal werde ich das ganze lieber in einem kleinen Gewächshaus unterbringen, denn trotz vorheriger Reduzierung der Blattmasse haben zwei der kleinen Eichen diesen Versuch nicht überlebt. Später wurde mir auch klar, daß ich die Pilzstücke auf die Wurzelspitzen hätte legen müssen, da nur dort eine Symbiose entstehen kann. Tja, hinterher ist man eben immer schlauer...
In besagtem Park fand ich inmitten einer Gruppe Steinpilze eine gerade gekeimte Eiche, die ich natürlich mitnahm, in der Hoffnung sie wäre bereits mit Steinpilzmycel infiziert.
Mal sehen, was bei alldem herauskommt. Für die nächsten Experimente habe ich mir Samen von Zistrosen besorgt, da diese viel einfacher zu kultivieren sind als Bäume und mit überraschend vielen Ektomykorrhizapilzen Symbiosen eingehen. Falls bei Zistrosen Stecklinge leicht wurzeln schlagen, wäre es dann auch einfacher, an neue mykorrhizafreie Versuchskandidaten zu kommen.
Gruß, Carsten