Beiträge von Chorknabe

    Hallo,


    ich danke Euch für Eure Antworten. Ich hatte befürchtet dass es so ausgehen wird - weil es bei Täublingen irgendwie immer so ausgeht. :( Ich speichere meinen Fund erst mal als "Arbeitshypothese R. lundellii" ab. Muss ich wohl doch mal einen Sprödblättler-Kurs besuchen ;)

    Hallo,



    ich habe ein paar Täublinge gefunden denen ich noch keinen Namen geben kann. Leider habe ich zu wenig Fotos gemacht. Ich hoffe dennoch dass mir die Schwarm-Intelligenz hier im Forum weiterhelfen kann :)





    Fundort: Waldnaher Park, Wiese mit großen Eichen, Buchen und Birken (andere Laubbäume könnten ebenfalls anwesend gewesen sein)



    Geruch: mäßig obstartig; für mich ein typischer Täublingsgeruch ohne herausragende Merkmale


    Geschmack: schärflich nach kurzer Zeit aber nicht brennend scharf


    Sporenpulverfarbe: ockergelb; auf der Skala nach Kibby A=weiß bis H=ocker) ist es eine F..G (also ziemlich dunkel).


    Hut: Die Hutfarbe ist ein lebhaftes aber warmes orange-rot. Die Huthaut ist klebrig und lässt sich bis ca zur Hälfte abziehen. Der Pilz kommt als bereits recht große Halbkugel aus dem Boden und breitet sich dann recht flach aus, die Hutmitte ist leicht eingedellt und etwas heller gefärbt. Große Exemplare waren größer als 10cm Durchmesser (also ordentliche Kaliber).


    Lamellen: mitunter gegabelt; am Stiel angewachsen mit einem gaaanz leicht angedeuteten Burggraben (vielleicht auch Einbildung), bei einem exemplar wirken sie auf den ersten Blick fast frei.


    Stiel: Farbe weiß. Bei einem Exemplar zeigte sich zu Hause eine bräunliche Verfärbung am Stiel, bei anderen gar keine trotz intensiven Betastens. Ich denke daher dass die Verfärbung vom Transport stammt.


    Sonstiges: weitere Pilze in unmittelbarer Umgebung: Ein stattlicher (unbestimmbar weil zu alt) Täubling mit lila-grünlichem Hut (Frauen-; Papagei-Täubling..?); zahlreiche Graue Scheidenstreiflinge; ein unbestimmter Lepiota.


    Chemie: Eisensulfat = zartrosa (kann aber auch an zu altem Eisensulfat liegen); Gujak = blaugrün nach mehreren Minuten, Phenol = lila-braun nach vielen Minuten.



    Meine erste spontanen Ideen vor Ort (ausgehend von der organge-toten Hutfarbe) waren der Apfeltäubling oder der Orange-rote Graustieltäublich. Bei ersterem passt der Standort und Sporenpulver-Farbe nicht, den zweiten konnte ich durch erfolgloses anritzen ausschließen, zudem sollte der nicht scharf schmecken.



    Mit etwas Recherche bin ich nun auf den "Weichen Dotter-Täubling" bzw. "Prachttäubling" (Russula intermedia, Syn.: Russula lundellii, Russula mesospora) gestoßen. Die Merkmale scheinen mir gut zu passen. Kann ich meinen Fund abheften oder kommen noch andere Täublinge in Frage?


    Generell: so viele Täublingsarten mit einer derartigen warmen orange-roter Hutfarbe gibt es gar nicht, oder?


    kennt jemand diesen Pilz: [..]


    Wenn die Milch vom Pilz (sollte aufgefallen sein und zeigt ganz klar an dass wir es mit einem Milchling zu tun haben) bräunliche Flecken auf Deiner Hand hinterlassen hat die Du nur schwer wieder abwaschen kannst - dann war mit großer Wahrscheinlichkeit ein Brätling. Auf den Fischgeruch wurde ja bereits hingewiesen. Auch typisch für den Brätling: die extrem reichliche Milch sowie deren recht klebrige Konsistenz (zieht Fäden). Leider selbst noch nie gefunden :(


    Trocknen? Es soll möglich sein, aber ich kann mir das ganz nicht so recht vorstellen. Immerhin wäre es eine Möglichkeit, auch etwas davon mitzunehmen. Hat jemand damit Erfahrungen?


    Hallo,


    trocknen funktioniert bei den Milchlingen meines Erachtens nach nicht. Und soweit ich mich erinnern schreibe auch diverse Autoren dass Trocknen von Reizkern etc. nicht sinnvoll ist.


    Interessehalber: wie haben denn die Reizker auf das einfrieren reagiert? Ich sammle den Edelreizker sehr gern, er gehört zu meinen kullinarischen Lieblingspilzen; allerdings haben wir unsere Funde immer noch am gleichen Tag verspeist - auch um ev. vorhandenen Maden nicht zu sehr das Feld zu überlassen :)

    Hallo,


    von der Optik her erinnert er mich sehr an einen Perlpilz. Auch die rötlichen Fraßstellen sprechen dafür - insofern ist die Arbeitshypothese "Perpilz" durchaus gerechtfertigt. So richtig beurteilen kann man den Pilz aber nur wenn man die Knolle und die Manschette gesehen hat. Diese hast Du uns auf Deinen Bildern aber leider vorenthalten. Beim nächsten Pilz also bitte ebenfalls ablichten und hier einstellen :)


    [..]
    Erinnert mich tatsächlich etwas an Heftpflaster und etwas an den Laphroaig 10 Single Malt Whiskey..[..]


    Sehr schöne Beschreibung, das werde ich mir merken :) Du hast recht, die extrem torfigen Whiskeys (Laphroig; Ardberg, ...) riechen in der Tat sehr chemisch - da ist der Vergleich mit Karbolchamignons gar nicht so abwegig :)

    Hallo,


    Pilz 9/10 würde ich Richtung Schwindling denken, genaueres kann ich aber auch nicht sagen. Spontaner erster Gedanke: Halsbandschwindling oder Käsepilzchen.


    Pilz 11/(12?) könnte ein Breitblatt sein, die sind zur Zeit häufig. Hast Du beim "ernsten" darauf geachtet ob er wurzelartige Myzel-Fäden hat? Daran kann man das Breitblatt gut erkennen.


    Ein Samtfußkrempling also... und sogar halbwegs essbar... aber ich finde den Pilz einfach schön zum anschauen!


    Der Samtfußkrempling ist quasi DER Pilz-Klassiker in der Rubrik: ".. kann man essen - muss man aber nicht ..". Ich selbst habe ihn noch nicht probiert, aber alle Autoren bezeichnen ihn als ungenießbar bzw. unterste Kategorie. Es gibt wohl Rezepte in denen Der Pilz ähnlich Wurstsalat angemacht wird - wenn gar nichts anderes wächst kannst Du das ja mal ausprobieren. Zumal beim Samtfußkrempling eine sehr viel geringere Gefahr der Verwechslung besteht als bei den Scheidenstreiflingen (die ich übrigens nie sammle weil wenig dran ist und sie sehr empfindlich sind so dass sie den Transport im Korb selten auch nur halbwegs überleben) ;)


    Alles klar. Danke dir vielmals für die ausführliche Antwort.
    Frühjahrslorcheln sind es glaube ich nicht. Die sind imo hellbrauner, und hirnartiger :D


    Da wird Dir vermutlich jeder hier recht geben. Aber "..glaube ich.." ist halt eine etwas dünne Informationsbasis in Anbetracht der Tatsache dass einem die Pilzmahlzeit unter die Erde bringen könnte. Deswegen geben sich hier alle Forenten bei derartigen Anfragen eher bedeckt.


    Der Wuchsort (auf relativ frisch gemulchten Beeten/Rabatten etc) ist übrigens recht typisch für die Spitzmorchel.

    Hallo,


    man liest übrigens häufiger davon dass bei frisch gemulchten Stellen im kommenden Jahr die Morcheln sprießen. Ich konnte das selbst bereits mehrfach in der Stadt bei Neubauhäusern oder frischen Grunanlagen beobachten. Im Jahr darauf ist es aber meist schon wieder vorbei mit den Morcheln. Überhaupt ist es gerade in der Stadt meist keine gute Idee etwas vom Straßenrand zu pflücken - nicht zuletzt weil mit großer Sicherheit schon viele Vierbeiner ihr Revier markiert haben :) Aber auch im eigenen Garten weiß man nie so genau ob dem Rindenmulch etwas zugesetzt worden ist oder nicht..

    Zwischenfrage:


    wenn es hier ein Schleierling wäre, würde man dann nicht irgendwo zumindest nicht einen kleinen Rest der Cortina sehen? Bei den Klumpfüßen etc. bleibt ja gern ein kleiner (kaum sichtbarer) Rest am stiel zurück in dem sich dann die Sporen verfangen wodurch man die Cortina dann eben doch erkennen kann.


    Oder gibt es in dieser Größe auch Cortinarien die dieses verhalten so gar nicht aufweisen?


    Rätsel 2 erinnert an einen Pilz, den ich auch zu gerne mal finden würde, nämlich Hygrophorus latitabundus (Großer Kiefernschneckling).


    Dann hiermit eine herzliche Einladung für kommendes Jahr: für eine kleine Pilzwanderung um Jena, da ist je nach Gebiet der Fund eines Kiefernschnecklings fest eingeplant :)


    der Geruch ist nun mal immer wieder extrem wichtig bei der Pilzbestimmung.


    Stimmt Andreas erklärte mir beim Pilzkurs dass das intensive Beschnuppern des Pilzes elementar sei - weil es einem die nötigen 10 Sekunden verschafft nachzudenken was man da gefunden hat :)

    Von der reinen Farbgebung der Huthaut denke ich spontan an den Speisetäubling (Russula vesca). Der müsste aber am Hutrand laut Literatur eine etwas zurückgezogene Huthaut aufweisen die ich bei Deinen Bildern nicht so recht erkennen ann. Mir fehlt aber die praktische Erfahrung wie sehr und wie sicher dieses Merkmal auftritt.


    Bei einem jungen Exemplar (kein Bild) mit ganz weissem Fleisch dauerte es ca. 30 Minuten bis das Fleisch ganz rot war. Ich nehm an, dass es spaeter noch schwaerzlich wird.


    Hallo Dieter,


    das ist normal bei den Schwärztäublingen, da braucht die Umfärbung ihre Zeit. Wichtig ist ob sie über rot schwärzen oder direkt ins schwärzliche verfärben, damit kann man die gefunden Exemplare schon mal ganz gut in eine Gruppe sortieren. Bei Deinen Funden sind auch für mein Empfinden die Lamellen viel zu dicht - der Dickblättrige Schwärztäubling fällt also raus.


    Wenn man die Dinger einmal in der Hand hatte erkennt man sie eigentlich überall wieder. Diese ganz typische Hutfarbe (weißlich mit kalt-bräunlichen Flecken) finde ich sehr einprägsam. Und auch die Kompaktheit der Fruchkörper (Härte des Fleisches, kaum eindrückbar) ist bei den Täublingen nicht so weit verbreitet.


    Ich habe einmal Schopftintlinge probiert und nie wieder. Allerdings gare ich meine Speisepilze auch immer mindestens 15 Minuten und da blieb von denen irgendwie nur amorpher, ekliger Brei nach......
    Auf Spargel stehe ich allerdings auch nicht....


    Das ist seltsam. Ich kenne den Schopftintling eher als festfleischigen Pilz in der Pfanne. Am besten man schneidet ihn wie Lauch in nicht zu dünne Scheiben, dann braten. Matschig wird da eigentlich nichts. Den Geschmack schätze ich übrigens sehr.


    Achtung, die Geschichten von Unverträglichkeit von Schopftintlingen mit Alkohol sind nicht erfunden.
    Eine Tintlingsmahlzeit mit weniger als 1 Flasche Bier danach haben bei mir für eine Vergiftung gereicht, mit der man auch in der Notaufnahme nicht abgewiesen worden wäre.
    Nichts lebensbedrohliches, aber sehr beängstigend und höchst unangenehm.


    Ich meine in der Literatur bislang nur gegenteiliges gelesen zu haben. Der Volksmund hat dem Schopftintling immer mal wieder Unverträglichkeit mit Alkohol unterstellt und mancher Autor hat das wohl einfach mal unreflektiert übernommen und niedergeschrieben. Meines Wissens nach gibt es aber keinerlei wissenschaftliche Belege dafür.


    Hier mal beispielhaft eine Abhandlung vom bekannten wie renomierten Pilzgift-Experten R. Flammer. Der Schopftintling wird hier nur kurz erwähnt, die Aussage ist dennoch eindeutig.