Gespannt bin ich da natürlich, was es mit den Nebenwirklungen der Kauproben auf sich hat.
Hallo Pilzfreunde,
dann wollen wir mal weiter machen mit dem Mittelalter - Bilderbuch. Nachdem wir gestern die grünen Teile durchgemischt hatten, sind nun die grauen dran. Eigentlich auch nicht so schwer, verglichen mit den braunen!
Hier gibt es momentan den eigentlich einzigen Ritterling, der noch als guter Speisepilz durchgeht, und seinen Doppelgänger - natürlich im Kiefernwald. Nummer zwei und Nummer fünf aus dem Startthread also.
Von oben betrachtet, sehen sich beide Arten verdammt ähnlich. Es gibt da schwarz eingewachsene Fasern auf grauem Grund. Nun, die eine Art neigt dazu, eher spitze Hutformen auszubilden. Fast schon Risspilz-ähnlich. Das allein ist aber kein Unterscheidungskriterium. Wenn man voll aufgeschirmte Einzelexemplare auffindet, hilft nur ein Blick auf die Unterseite. Da sind dann deutliche Unterschiede erkennbar. Beim Speisepilz kommen erkennbare Gelbverfärbungen an der Stieloberfläche und an den Lamellen zum Vorschein. Der Andere weist hier eher Grautöne auf. Film ab:
Schwarzfaseriger Ritterling (Tricholoma portentosum)
und
Brennender Ritterling (Tricholoma virgatum)
Gerne beieinander im selben Terrain und zur gleichen Zeit auftauchend.
Nun zum Geschmackstest. In der Fachliteratur gibt es da differente Angaben zur Unterscheidung von T. virgatum und T. sciodes. Erst bitter, dann scharf oder sofort scharf ohne bitter. Vergesst das bitte und kaut da ausnahmsweise nicht ohne Not drauf rum. Meine Geschmackstests bei Beiden habe ich allesamt in schlechter Erinnerung. Nach einem anfänglichen, merkwürdig zusammenziehenden Aroma stellt sich eine mittelprächtige Schärfe ein, die wesentlich schwächer ausgeprägt ist als das Erlebnis mit manchen Täublingen. Spätestens 15 Minuten nach der Täublingsprobe ist alles bei denen wieder beim Alten. Nach T- virgatum (und auch sciodes!) hatte ich mehrere Tage lang ein taubes Gefühl auf der Zunge, welches soger den Geschmackssinn beeinträchtigte - fast wie nach Zahnbetäubungen. Das ist nirgendwo beschrieben, aber mal erwähnenswert, weil völlig daneben! Aber - wer's mag, sollte es mal testen.
Die Unterscheidung läuft übrigens so ganz gut: in sandigen, sauren Kiefernwäldern, mit dem Aussehen wie gezeigt, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um T. virgatum. Ähnlich aussehende scharfe Arten im Laubwald sind T. sciodes und ganz ausnahmsweise auch mal T. bresadolanum.
Noch ein Wort zur Klassifizierung: die scharfen gehörten noch bis vor kurzem in die Sektion Atrosquamosa und damit ins erweiterte Reich der Erdritterlinge. Nach aktuellen Untersuchungen passen sie besser in die Sektion Tricholoma und dort in die Nähe von T. portentosum. Na schau mal her!
Man kann beide Sektionen auch makroskopisch ganz schnell trennen. Es ist ungefähr wie der Unterschied zwischen Wild-/Rauhleder und glatt gegerbtem, gefetteten Leder. Die Erdritterlinge sind alle mehr oder weniger aufgerauht, während die Vertreter der Sektion Tricholoma eine fettig-glatte Hotoberfläche aufweisen. Auch Tricholoma virgatum!
So - nachdem wir diesen Teil durchgearbeitet haben, bleiben noch die braunen Ritterlinge übrig. Hat vielleicht Jemand von euch in letzter Zeit interessante Funde auf diesem Gebiet gemacht? Ich meine, es reicht auch erstmal die Subsektion pessundata. ;o))
Gruß in die Runde - Ingo