Im übrigen bin ich nicht der Meinung, dass man in der Gattung Agaricus makrioskopisch völlig verloren ist. Die Sektionen, in die z. B. der Autor KIBBY die Champignons einteilt, sind für mich gut nachzuvollziehen und mit eindeutigen Chemiereaktionen unterfüttert. Mit dem KIBBY komme ich auch oft zu befriedigenden Bestimmungsergebnissen auf rein makroskopischer/makrochemischer Basis.
Die auf den ersten beiden Fotos gezeigten Pilze sehen mit ihrem hinfälligen Ring und der zugespitzten Stielbasis durchaus nach Agaricus campester (Wiesenchampignon) aus, wobei die Pilzfarben auf dem ersten Bild anscheinend grob verfälscht dargestellt werden. Ich bekenne auch, dass ich seit vielen Jahrzehnten Wiesenchampignons regelmäßig zum Essen sammle, und dass dabei noch nie irgendetwas schiefgegangen ist. Bei Generationen anderer Pilzesuchern, die ich persönlich kenne, ist es ebenso. Ich weiß halt nicht, welche Wirkung die gesammelten Schwermetallionen im menschlichen Körper haben sollen, aber das müssen ganz, ganz langfristige Wirkungen sein, so dass ich mir erlaube, hier von Alarmismus zu sprechen.
Hi,
ich habe oben schon bestätigt, dass das wahrscheinlich was aus der Sektion Agaricus ist.
Du vermengst in deinem Beitrag unterschiedliche Problematiken:
1. A. campestris: ist an sich unkritisch, was Schwermetallionen angeht; richtig. Das Problem hier ist A. pseusopratensis. Das ist die giftige Verwechslungsart aus der Sektion Hodenses schlechthin für den Wiesenchampi, die aus dem Mediterranaum eingewandert ist, und in D in Ausbeitung begriffen ist. Makroskopisch bekommt man beide Arten nicht mehr sicher unterschieden.
2. Schwermetalle: Hier ist hauptsächlich das Cadmium bei den Anisegerlingen ein Problem. Die Pilze nehmen das Cadmium aktiv auf, da sie dies für die Fruchtköperbildung brauchen. Somit gilt auch die "allg. Auffassung" nicht mehr, dass nur Pilze von belasteten Böden problematisch sind. Der Cadmiumgehalt in den Fk ist übrigens von Art zu Art recht konstant. Den höchsten Cadmiumgehalt hat übrigens A. crocodilinus/urinascens mit über 100 mg/kg Frischewicht, was extrem viel ist und sogar für eine aktute Cadmiumvergiftung mengenmäßig, ausreicht.
Du nennst es Alarmismus. Ich nenne es vorbeugenden gesundh. Verbraucherschutz. Cadmium ist extrem nierengiftig und nierenkrebserregend!
3. Kibby: schönes Heft, leider kommen die Beschreibungen etwas zu kurz. Kibby ist wiss. nicht mehr auf dem neuesten Stand. Klar kannst du damit weiter arbeiten und bei allen Sektionen außer den Minores und den Arvenses kommt man zu einem Ergebnis, was sogar in den meisten Fällen passen sollte. Bei meinen letztgenannten Sektionen aber kommst du um den Parra nicht mehr herum, da Einzelarten dort genetisch ausgeschlüsselt werden. Mikromorphologisch kommst du aber in Artengruppen, die aus 3-4 Einzelarten bestehen.
Deine Meinung zu 123-Pilze sehe ich auch so. Gerade Anfänger nehmen das, was dort drin steht für bare Münze. Das erlebe ich immer wieder in den FB-Gruppen. Ich für meinen Teil habe ein gewisses Qualitätsverständnis durch mein Studium erhalten (Qualitätsmanagement war Studieninalt) und würde, wenn ich denn eine Webseite erstellen würde, lieber die langsam aufbauen, dafür aber sauber recherchierte Infos, bzw. eingene Funddaten einbauen.
Da ich aber keine Ahnung von Webseitenprogrammierung habe, sind das für mich sowieso nur theoretische Überlegungen.
l.g.
Stefan