Grüß dich, Norbert, also Inocybe auf jeden Fall, ebenfalls sicher eine Inocybe aus der Sektion Rimosae. Ich tippe hier rein vom Aussehen und vom Standort her auf I. hygrophorus. Die Sporengröße passt, das Aussehen mit dem olivlichen Stich ("brun-jaunatre à olivatre"), und Zystiden gibts natürlich auch, die muss man halt ein wenig suchen. Die müssten so clavat bis subglobos und bis ca. 50 µm oder ein wenig größer sein. Vielleicht kannst du ein bisschen suchen und das bestätigen?
Herzlichen Gruß in die Runde an diesem schönen Maiabend!
Ditte
[hr]
Nachtrag: Habe vergessen zu sagen: Pablo, du bist Risspilz-begabt, das hab ich dir ja schon mal mündlich gesagt , aber hier nochmal öffentlich. Die Diagnose und die Sektion waren richtig.
Dir nochmal auf diesem Weg liebe Grüße
von der Ditte
Beiträge von Ditte
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Hallo Eike (und alle, die es interessiert),
also ich denke dazu, dass die glatten Sporen, die du abbildest, gar nicht zu dem abgebildeten Pilz gehören. Denn ich sehe rund um die eine Zystiden nur höckerige Sporen, und zwischen den glatten Sporen ist auch eine höckerige. Die Form der Sporen ist zu verschwommen, um ohne eigene Mikroskopiererei die Art einzugrenzen, aber - falls ich mit der Vermutung der höckerigen Sporen recht habe - ist es eine Inocybe aus der Marginatae-Gruppe und zwar vermutlich aus dem praetervisa-clade, denn die eine Zystide hat einen langen Hals, mixtilis und Co sind daher auszuschließen. Zu überprüfen wäre also 1. ob die Sporen wirklich höckerig sind, 2. falls ja: wie höckerig und wie groß sie sind und 3. ob die Stiele der Exsikkate beim Trocknen schwärzten sind.
Falls die Sporen glatt sind (wo kommen dann die höckrigen Sporen her?) ist das jedenfalls keine hirtella.Eike, du kannst mir gern Funde schicken, falls dazu gute Fotos vorhanden sind - eine sichere Bestimmung wird allerdings durch Funde, die nicht streng getrennt gehalten wurden, so dass sich Sporen und Zystiden vermischen, sehr erschwert. Für die Zukunft ist also so eine Trennung wichtig (vielleicht einfach durch Alufolie, ich habe dafür so gegliederte Kästen aus dem Baumarkt).
Herzliche Mittagspausengrüße in die Runde!
Ditte -
Hi,
zu ergänzen wäre noch, dass Inocybe geophylla var. lilacina inzwischen wieder Inocybe lilacina heißt, also eine eigene Art ist - so jetzt auch in der Funga Nordica 2012 (aber noch nicht im Index fungorum).
Inocybe geophylla var. violacea (lila ohne Gelbttöne), die du hier zeigst, Martin, lassen wir gerade analysieren.
Herzliche Grüße an alle und: Frohe Weihnachten!
Ditte -
Hallo Thomas, die Telamonien sind teilweise von oben wirklich schwer von Risspilzen zu unterscheiden, da hast du sehr recht. Aber ein gutes Unterscheidungsmerkmal sind die Stiele. Bei Telamonien sind sie oft irgendwie so silbrig oder glänzend und anliegend schuppig überfasert ... schwer zu beschreiben. Mich erinnern sie manchmal an die Stiele von Huflattich (was das anliegend Schuppige angeht). Dieses Glänzende jedenfalls haben Inocyben nie. Und die Lamellen bei Telamonien (und Cortinarien überhaupt) werden oft intensiv rötlich-braun, was sie bei Inocyben eher selten sind.
Ansonsten ist das Unterscheiden, wie Stefan richtig sagte, einfach auch Übungssache - wie alles auf der Welt.:)
Herzlich, Ditte -
Hallo Norbert und Stefan,
ich musste ja schon ein wenig lächeln über deine Aussage, Stefan, dass bei "oben bereift, glattsporig und Sporen bis ca. 10,5 µm" nicht mehr allzuviele Inos übrigblieben. Ich finde schätzungsweise 100 Arten, die da übrigbleiben, schon ziemlich viel:)...
Aber zum Glück ist der Fall von Norbert wohl recht leicht zu lösen, denn wenn die metuloiden Caulozystiden wirklich auch im unteren Stieldrittel zu finden sind, spricht meines Erachtens viel für Inocybe vaccina: Die Hutform ist sehr typisch mit dem breiten Buckel, dann die Farbe (in der meist ein Hauch fuchsig mitschwingt) - bei dir auf dem Foto recht blass, aber das liegt wohl am Bild -, das Feinschuppige, das du auch erwähnst, Norbert, die Stielüberfaserung, Lamellen und auch Größe und Form der Sporen. Die Zystiden sind bei der Art recht unterschiedlich.
Ich häng mal zwei Makrofotos an.
Herzlich,
Ditte -
Liebe abeja, ich häng dir mal zwei Ausschnittsfotos von Stielen an: eines von einer heimii, also einer Malloycbe, das andere von einer mixtilis (mit übrigens ungewöhnlich gelblichem Stiel). Hier kannst du sehr gut sehen, wie ein gänzlich bereifter Stiel im Idealfall aussieht. Das kann man auch makroskopisch oft sehr gut erkennen. Die vielen kleinen weißen feinen Pünktchen sind die metuloide Stielbereifung, während die Mallocyben so einen grob faserigen Stiel haben.
Hoffe, das hilft ein wenig.
Herzlich, Ditte -
Hallo Inken, ob die auch bei anderen Gattungen funktioniert, weiß ich nicht. Bei Ramaria jedenfalls nicht, sagte mir Josef Christan.
Zur Tinte kann ich nicht mehr sagen, als dass sie mir ein Freund empfohlen hat, der das wohl aus einem Mikroskopierforum hat. Sie heißt eben Waterman encre bleu-noir/blue-black ink. Ich verdünne die mit Wasser.
Herzlich,
Ditte
[hr]
Hi, zur Illustration des von mir Gesagten anbei ein Mikrofoto von Zystiden, das ich gerade eben gemacht habe. Hier habe ich Waterman-Tinte verwendet.
Herzliche Grüße in die Runde, Ditte -
Liebe Alle (die es interessiert),
ich benutze KOH 3 %, das es bei Andreas Gminder im Shop gibt. Die Franzosen nehmen 20 % igen Ammoniak - ich weiß nicht, warum sie sich darauf versteifen, denn es geht genausogut mit KOH, und der Ammoniak stinkt wirklich barbarisch und zieht in die Nase usw usw. und irgendwann ist man halb ohnmächtig, wenn man, wie ich, täglich mehrere Stunden am Mikroskop verbringt.
Mit Wasser mikoskopier ich Mallocyben und solche Inocyben, die nur einfache, also nicht-metuloide Zystiden haben. Zum Färben nehme ich NIE Kongo-Rot, weil es krebserregend ist, sondern eine besondere Tinte (Waterman), die bei Inocyben wunderbar funktioniert.
Herzliche Mittagsgrüße,
Ditte -
Grüß dich, Pablo, die cincinnata von Anna dürfte - soweit ich den Sporenapex auf den Fotos erkennen kann -, ebenfalls die var. major sein. Mich wundert lediglich, dass die Zystiden so blass ausschauen. Habt ihr die nicht mit KOH mikroskopiert?
Herzlich,
Ditte -
Liebe abeja, ich häng dir mal zwei Fotos von Inocybe vulpinella an. Hier kann man gut sehen, wie unterschiedlich die ausschauen kann: wollig, aber auch vollkommen glatt - oft glaubt man kaum, dass es sich um dieselbe Art handelt. Aber diese beiden Kollektionen haben auch eine völlig identische Sequenz.
Das beste Unterscheidungsmerkmal gegenüber Mallocyben ist der deutlich sichtbar gänzlich oder wenigstens bis über die Hälfte des Stieles bereifte Stiel bei der vulpinella.
An dem Biotop deiner Mallocybe - die ich übrigens recht ungewöhnlich finde mit dem deutlichen Buckel - wird die vulpinella aber eher nicht zu finden sein. Sie möchte es in der Regel sandig - kalkhaltige Fluss- oder Seeufer oder Dünen.
Herzlich,
Ditte
[hr]
Korrektur: Ich hab mir eben die Beschreibung des Kiesbiotops durchgelesen. Also da könnte es schon Inocybe vulpinella geben - zumal ich selbst sie an einem kiesig-kalkhaltigen Flussufer auch schon mal gefunden habe.
Anbei noch ein Makrofoto, wo sie einer Mallocybe zumindest ähnelt (also den Stiel anschauen!).
Und für die unter euch, die mikroskopieren, auch ein Sporenbild. Die Sporen der vulpinella sind einzigartig und unverwechselbar.
Liebe Grüße in die Runde,
Ditte -
Hi, Sven und Anna, alle beiden Kollektionen zeigen sicher Inocybe cincinnata. Die Kollektion von dir, Sven, ist die var major, was du u.a. an den am Apex ausgezogenen Sporen - auf dem einen Foto wunderbar zu sehen - erkennen kannst. Deine Pilzlein sind halt schon alt und daher makroskopisch nicht mehr so richtig typisch.
Die von dir, Anna, ist sehr wahrscheinlich auch major.
I. amethystina hat u.a. andere Sporen und andere Zystiden.
Herzlich,
Ditte -
Hallo, hier nur eine kurze Erläuterung dazu: Ich richte mich in dem, was ich sagte, nach dem französischen Marcel-Bon-Schlüssel (p.18, 1997), wo die Schlüsselfrage 10a lautet: "Cortine ou voile piléique blanchÕtre" gegenüber: 10b "Cortine +- jaune à roussÕtre". 10 a führt zu den Arten leucoblema, subannulata, leucoloma, hebelomoides, 10b zu substraminipes, fulvipes, pelargoniodora, umbrinofusca, solidipes und dulcamara. Weißliches Velum auf dem Hut geht also erfahrungsgemäß mit weißlichen Cortinafäden einher. Das war der Sinn meiner Rede:).
Vor allem bei der Gruppe 10a scheint es noch eine Reihe weiterer Arten zu geben, hier ist also noch erheblicher Handlungsbedarf.Herzliche Grüße,
Ditte -
, dass es sich bei pudica und whitei wohl um denselben Pilz handelt , je nach Auffassung des jeweiligen Autors.Hi, es handelt sich sicher nicht um denselben Pilz, also dieselbe Art! Es dachten lediglich eine Reihe von Autoren, dass die identisch seien. Inzwischen ist aber erwiesen, dass es sich bei pudica um eine eigene Art handelt.
Ob die andere nun whitei oder lateritia heißt, wird sich erst anhand der Holotypenuntersuchung klären lassen.
LG Ditte -
Hallo Norbert, wieso bist du nun noch verwirrter? Ein Kandidat ist aus dem Rennen, nämlich godeyi. Bleiben nur noch zwei (wenn man whitei und lateritia erst einmal als identisch ansieht): whitei/lateritia und pudica.
Ich häng dir zwei Fotos von pudica (Makrobild und Sporen) und dasselbe von lateritia an. Nach den Fotos zu schließen, würde ich auf pudica tippen bei deiner Inocybe.
Ciao
Ditte -
Hi Pablo, man sieht bei dem Foto mit den kleinen Fruchtkörpern deutlich, dass die Cortina weißlich sein muss. Die Hüte wären nicht so silbrig, wenn die gelblich wäre.
Künftig dann einfach bei kleinen Fruchtkörpern darauf achten.
Ja, richtig, leucoblema gehört in die selbe Gruppe. Deine ist aber sicher keine leucoblema. Die hat einen anderen Habitus, die Lamellen sind anders, und sie hat auch ein anderes Habitat. Die Sporenform kann ich bei deinem Foto nicht gut sehen, ist zu unscharf.
Frischmaterial wäre natürlich am allerbesten.
Ciao ciao
Ditte -
Noch ein Nachtrag, an Pablo gerichtet:
Das ist eine vorbildliche Mallocybe-Doku! Denn du hast nicht vergessen, auch einen Fruchtkörper durchzuschneiden. Und außerdem sind die Fotos gut.Man kommt beim Bestimmen von Mallocyben um Fragen nicht herum, die da lauten:
Wie ist die Farbe des Fleisches in der Stielbasis?
Ist der Stiel hohl oder voll?
Wie ist der Geruch?
Und vor allem trennt sich eben der Clade um leucoloma/hebelomoides von dem Clade um die dulcamara-Gruppe an der Frage nach der Farbe der Cortina.Du kannst mir gern, wenn du magst, bei Gelegenheit ein paar (am besten 3) von den Fruchtkörpern geben, ich schau sie mir und vergleich sie - und lass die vielleicht analysieren.
Ich bin öfter Donnerstagsabends in Mannheim, da könnten wir uns ja mal treffen - oder so...
Herzlich Ditte -
Lieber Andreas, ich sehe das etwas anders, denn ich würde diese Inocybe keineswegs ohne Bedenken als dulcamara eintüten. Wenn die Cortina deutlich weißlich und nicht gelblich ist, gehört die Inocybe nämlich sehr wahrscheinlich in das Aggregat um leucoloma/hebelomoides etc und nicht in das Aggregat um dulcamara.
Analysen von solchen Mallocyben haben das auch bewiesen.
Solche Mallocyben mit weißlicher Cortina also als dulcamara einzuordnen, halte ich also für falsch.
Herzliche Grüße von der Ditte
[hr]
Noch als Nachtrag:
Es gibt eine neue Art, von Jukka Vauras und Ellen Larsson 2011 beschrieben, die myriadophylla heißt und ähnlich aussieht - mit sehr engstehenden Lamellen und recht großen Fruchtkörpern und NICHT gelblicher Cortina. Sie gehört in die Gruppe um leucoloma und malenconii.
Wir selbst haben auch so eine an einer sandigen Stelle gefunden, die mit dieser myriadophylla aberauch genetisch nicht identisch ist und die Jukka Vauras auch nicht kennt.
Es gibt hier also einige Arten.
Das nur als Ergänzung.
LG Ditte -
Lieber Norbert,
schöne Fotos und schöne Doku!
Das ist bestimmt nicht godeyi (die müsste auch eine richtig deutliche Knolle haben), sondern sehr wahrscheinlich whitei/geophylla var. lateritia oder pudica. Falls die Fruchtkörper beim Trocknen deutlich nachgerötet sind, würde das für pudica sprechen. Deren Zystiden haben oft einen gebogenen langen Fuß, die Sporen sind eher schmal.
Herzlich,
Ditte -
Hallo, ich bin nicht der Meinung, dass das whitei/geophylla var. lateritia ist, sondern Inocybe pudica - und zwar vermutlich die var. roseifolia.
Für pudica, die auch DNA-mäßig deutlich eine von whitei/geophylla var. lateritia verschiedene Art ist, spricht zum einen der Habitus, der meist an einen Champignon erinnert. Es fehlt zudem der spitze Buckel, der für die geophylla-Gruppe typisch ist, der Hut ist glatt, sehr feinfaserig und abgerundet. Genau das ist hier der Fall. Für die var. roseifolia spricht, dass die Lamellen gleichmäßig rosalich zu sein scheinen - zumindest kommt das für mich auf den Fotos so rüber.
Das war jetzt mein Scherflein zur Sache...:)
Herzlich,
Ditte -
Hallo Alle,
ich möchte nur korrigieren, dass es sich bei dem Risspilz nicht um I. geophylla var. lilacina handelt, sondern um I. geophylla var. violacea.
Die Namengebung ist ein wenig unsinnig, denn die var. violacea ist die lilanere von den beiden - gänzlich violettlicher Hut ohne gelbliche Töne in der Hutmitte, während die var. lilacina gelbliche Töne hat.
Wie man auch auf dem Foto sehen kann, ist die var. violacea nicht selten stämmiger als lilacina, und der Buckel ist oft weniger ausgeprägt. Sie wächst gern an feuchteren Stellen, aber auch auf Rasen.
Herzliche Mittagsgrüße,
Ditte -
Lieber Stefan, liebe Alle,
nein, so ist das natürlich gar nicht, dass die Analyse die Taxonomie ersetzt - keine Sorge!
Bei einer Analyse kommt ja erst einmal eine unverständliche Sequenz raus, der von einem Taxonomen ein Name verpasst werden muss. Und dieser Name wird natürlich aufgrund der Merkmale gegeben, die dieser Taxonom makroskopisch und mikroskopisch feststellt. Man sieht bei den im Netz vorhandenen Analysen von Inocybe, dass die Namen teilweise (wie es Bernd Oertel ausdrückt) wie mit der Streubüchse vergeben wurden. Da haben also identische Sequenzen beispielsweise drei oder mehr verschiedene Namen, weil verschiedene Taxonomen am Werk waren, die teilweise etwa Sammelartnamen vergaben etc.Aber: beispielsweise im Fall von Inocybe, wo so viele Arten eingedampft wurden, ist die DNA-Analyse - und zwar großflächig - ein absolutes Muss, um zu sehen, wieviele der alten Arten tatsächlich wieder zu rehabilitieren sind - und überhaupt da Ordnung zu schaffen (zum Glück haben wir jetzt dafür den nötigen finanziellen Rahmen und Möglichkeiten zur Holotypanalyse aufgrund eines Projektes bekommen).
Auch da aber muss zuallererst der Taxonom beim Aufsammeln und der Untersuchung entscheiden, dass es sich bei der Kollektion etwa NICHT um die zigste fuscidula handelt, sondern um eine ihr sehr ähnliche andere Art, also beispielsweise brunneoatra (die mit fuscidula synonymisiert wurde). Das bedeutet, dass hier die Taxonomie zunächst einmal an allererster Stelle steht, dann erfolgt die Überprüfung durch die DNA-Analyse, die dann ergibt, dass es sich tatsächlich um eine von fuscidula verschiedene Art handelt. Und dann müssen, soweit möglich, die Holotypen an Land gezogen werden und, soweit erlaubt und möglich, von denen auch eine DNA-Analyse gemacht werden.
Aber der Taxonom muss zuerst entscheiden, ob sich eine bestimmte Analyse lohnt oder nicht. Also im Fall von deiner mixtilis etwa, Stefan, müsste ich aufgrund der Makro- und Mikromerkmale entscheiden, ob es eine ganz gewöhnliche mixtilis ist oder aber eine der beiden anderen Arten, die es noch gibt. Denn wir können natürlich nicht 100 mixtilisse analysieren lassen.
So wird das nach und nach vermutlich mit allen Gattungen gehandhabt - sobald die jeweiligen Gattungsspezialisten einen Geldgeber dafür finden und den zugehörigen DNA-Spezialisten und überhaupt die facilities.Und wenn dann aufgrund der daraus resultierenden Ergebnisse jeweils gute Schlüssel gemacht werden, müsste eigentlich irgendwann mal jede Art auch ohne Analyse ermittelt werden können - wozu aber bei jeder Gattung natürlich auch schon Übung mit der jeweiligen Gattung gehört. ICH würde bei den buchstäblichen Haarspaltereien (also den Huthautgeschichten) bei Russula schier verzweifeln, und jemand, der von Inocybe wenig Ahnung hat, kann beispielsweise die Schlüsselfrage nicht beurteilen, ob nun die Reaktion mit KOH stark oder nicht stark ist, weil ihm die Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Usw.
Sorry für diese längeren Ausführungen - aber kürzer hab ichs leider nicht geschafft
Herzlich,
Ditte -
Liebe abeja (und alle, die es interessiert),
deine Pilzlein waren leider trotz deiner intensiven Trocknungsbemühungen völlig verschimmelt, ich hatte große Mühe, noch eine einigermaßen intakte Lamelle zu finden.
Es handelt sich, wie vermutet, um eine Art aus dem Komplex um margaritispora/phaeosticta, in dem es, wie inzwischen bekannt, auch noch mindestens eine weitere Art gibt. Ich vermute diese dritte Art bei deiner Inocybe - nur lässt sich das leider nicht mehr überprüfen, weil man wegen des Schimmels keine DNA-Analyse mehr machen lassen kann.
Ich hänge ein Cheilofoto und ein Sporenfoto an.Tja, aehr schade.....
Daher mein Appell an alle: Auch wenn ein Dörrex zugegebenermaßen ein Schweinegeld kostet (also so einer, bei dem man die Grade einstellen kann), ist er eigentlich ein Muss für alle, die ihre mit Mühe und Herzblut gesammelten interessanten Funde irgendwann mal sequenziert haben möchten. Und irgendwann ist Sequenzieren auch ein absolutes Muss, und zwar vermutlich in gar nicht allzulanger Zukunft schon.
Falls ihr einen Dörrex habt, dann am besten zwischen 40 und 50 Grad trocknen, das noch als Zusatzinfo.
Nun: Herzliche Abendgrüße in die Runde,
Ditte
[hr]
Hier die Fotos... -
Hallo Abeja und alle, das ist nicht erinaceomorpha und meines Erachtens auch nicht eine Art der Gruppe um splendens, sondern ich halte das, wie Jürgen schon vermutete, für eine höckersporige, ganz metuloid bereifte Art um margaritispora, allerdings vermute ich hier eher Inocybe phaeosticta.
Wenn du möchtest, kannst du sie mir schicken, ich würde sie untersuchen und im Rahmen unseres Inocybe-Projektes vielleicht auch eine DNA-Analyse von ihr machen lassen, wenn sich meine Vermutung erhärtet, zumal deine Fotos gut und aussagekräftig sind.
Liebe Grüße in die Runde,
Ditte -
Nachtrag (für die, die es interessiert) zur Vervollständigung und Klärung des Sachverhalts:
Kuyper selbst hat in einem späteren Artikel den Namen cincinnata für die Inocybe rehabilitiert - und einen Neotyp davon bestimmt. Damit ist klar, dass diese Inocybe nun zu recht wieder cincinnata - also nicht weiter phaeocomis! - genannt wird.
Mittagsgrüße in die Runde,
Ditte -
[quote='Oehrling','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=247979#post247979']
Ist Inocybe cincinnata das, was im STANGL Inocybe phaeocomis genannt wird?Grüß dich: ja.
Sie hieß früher cincinnata, wurde dann von Kuyper umbenannt und heißt heute (zumindest im Augenblick...) wieder cincinnata. Der aktuelle Name und auch die Geschichte lässt sich immer sehr schön im Index fungorum nachschauen (da steht auch, wo sie umbenannt wurde).
Kuyper hat die Art nach einem anderen alten Namen umbenannt, weil er I. cincinnata als nomen dubium ansieht - der Holotyp davon existiert nicht mehr. Er ist der Ansicht, der richtige Name sei I. phaeocomis (siehe hierzu seine ausführliche Erklärung im Buch von 1986, S. 223).
Der Typ von phaeocomis scheint allerdings auch nicht zu existieren, da er einen Neotyp definiert hat.
Das ist, wie man sieht, alles ein wenig unklar, denn eigentlich müsste die Inocybe dann doch weiter phaeocomis heißen. Aber der Index fungorum ist nun mal maßgebend (auch wenn er durchaus nicht immer Recht hat und längst nicht alle Inocybe-Arten drin sind).
Wir werden versuchen, da im Lauf der nächsten Jahre Klarheit zu schaffen....
Herzlich,
Ditte