Liebe(r) Schupfnudel,
komm, lass dich einmal drücken (leider haben wir keinen Knuddel-Smiley hier). Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es in dir derzeit aussieht. In den letzten fünf Jahren habe ich vier von meinen liebsten Familienangehörigen verloren (u. a. die Eltern), drei davon an den Krebs. Den mutigen Kampf meiner Mutter gegen die Krankheit habe ich bis zum Schluss begleitet, daher weiß ich, wie machtlos man sich fühlt und was für eine Leere sich ausbreitet, wenn der Kampf vorbei ist. Aber auch Wut staut sich an, die man nicht loswerden kann.
Mich haben auch lange die Fragen beschäftigt, ob wir wirklich alles versucht und alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben oder die richtigen Wege gegangen sind. Hätte ich sie von anderen Maßnahmen überzeugen sollen, mehr insistieren sollen, wären die vielleicht erfolgreicher gewesen? Inzwischen weiß ich: Es war ihr Kampf und sie hat ihn so geführt, wie sie es für richtig hielt. Ich durfte ihr beistehen, Mut zusprechen, sie in den Arm nehmen, trösten, ihr Möglichkeiten aufzeigen, aber ihr nicht "meinen Weg" aufdrücken. Das Gefühl, selbst noch über sich zu bestimmen, war ihr - und ist für jeden von uns - sehr wichtig.
Das ist mir erst so richtig klar geworden, als ich dann selbst kurz darauf die Diagnose bekam und andere versuchten, mir "ihren Weg" einzureden. Tja, nun habe ich auch die andere Perspektive ... Damit kann ich aber viel besser leben und umgehen als zuvor, als meine Mutter gegen das Biest kämpfte.
Was ich sagen will: Ich meine, zwischen den Zeilen zu lesen, dass du mit der Entscheidung deiner Mutter, doch noch einmal operieren zu lassen, haderst. Tu das nicht. ES WAR IHR EIGENER WEG.
Liebe Grüßle
Heide