Hallo Muolina,
"Ektomykorrhiza" ist eine Form des Zusammenlebens, bei der der Pilz die Pflanzenwurzel äußerlich umspinnt, so dass sich ein sichtbarer "Klumpen" bildet (z.B. 2 mm Durchmesser, 1 cm lang). Dort werden Wasser und Nährstoffe ausgetauscht. Das ist das, was viele Röhren- und Lamellenpilze tun, und was Du vermutlich mit "Mykorrhiza" bezeichnen willst. Ob diese Beziehung zwischen Pilz und Pflanze beiden Partnern immer in gleichem Maße hilft, oder der Pilz die Pflanze parasitiert (z.B. Schlehenrötling) oder die Pflanze den Pilz (z.B. Fichtenspargel oder Orchideen), oder es sich im Laufe der Beziehung immer wieder mal ändert wer gerade mehr davon profitiert, ist offen. Letztlich sind die Übergänge zwischen Symbiose und diesem echtem Parasitismus fließend.
In einer anderen Form des Zusammenlebens lebt der Pilz komplett in der Pflanze, von außen ist davon oft nichts zu sehen, man muss das Pflanzengewebe mikroskopieren, um dort Pilzhyphen zu entdecken. Das wäre endophytisch. Manchmal zeigt die Pflanze auch ein äußerlich sichtbares Schadbild, wenn der Pilz überwiegend parasitisch lebt. Um Sporen zu erzeugen, muss der Pilz dann mal aus der Pflanze 'raus, und dann sieht man die Sporenlager (z.B. Rostpilze, Mehltau). Bei Saftlingen weiß man es noch nicht so genau, aber es gibt Indizien, dass das Mycel sowohl im Boden als auch endophytisch wächst, und noch intensiver Nährstoffe mit der Pflanze austauscht als bei einer Ektomykorrhiza.
Auch zwischen saprobiontisch und parasitär gibt es alle fließenden Übergänge. Z.B. beim Hallimasch, der erst seinen Wirt abtötet und dann sein Holz frisst (Nekroparasit), aber auch bereits totes Holz besiedelt. Oder die Münz-Pfennigkruste (Biscognauxia nummularia), die völlig harmlos endophytisch im Holz der Buche lebt, und nur darauf wartet, dass ein Ast abstirbt. Dann zersetzt sie in Rekordzeit die Zellulose, damit der Ast abbrechen und der Baum seine Wunde verschließen kann. Die Pfennigkruste macht dann Fruchtkörper auf dem herabgefallenen Ast. Bei den jüngsten Trockenschäden ist dieser Mechanismus aus dem Ruder gelaufen, und die Pfennigkruste hat angefangen, bei den Buchen in Trockenstress die Zellulose des Hauptstamms zu zersetzen, wodurch die Bäume dann im Wind abknicken.
Ein einfacher Test, ob Pilze rein saprobiontisch leben ist, sie auf einen Nährboden aussporen zu lassen und zu gucken, ob die Sporen dort wachsen. Das funktioniert bei den üblichen Saprobionten sehr gut, und es gibt entsprechend Mycelkulturen von vielen Holzzersetzern, Faserlingen, Champignons, Schirmlingen etc.
Bei Rötlingen ist es noch keinem Forscherteam gelungen, die Sporen auf einem Nährboden zu züchten. Deswegen scheinen Rötlinge überwiegend keine Saprobionten zu sein. Es hat aber auch noch niemand Endophytismus und nur bei wenigen Arten Ektomykorrhiza festgestellt, und bei diesen hat der Pilz die Wurzel im Inneren der Mykorrhiza geschädigt.
Parasitismus auf anderen Pilzen ist als Lebensweise sehr schwer nachzuweisen, wenn es sich nicht zufällig um Parasitismus auf Fruchtkörpern handelt (Parasitischer Scheidling, Zwitterling, einige kleine Rötlinge).
Gruß,
Wolfgang