Beiträge von Wolfgang P.

    Hallo Emil,


    ich bin leider nicht schlauer als die Literatur bei mir im Schrank. P. cerifera habe ich noch nicht selbst gesehen (Weiden sind bei mir eher selten).


    "Cheilozystiden als Chrysozystiden ausgebildet"? Das sollte nicht sein. Die Chrysozystiden sind Pleuros.

    "Cheilozystiden keulig" ist leider zu ungenau. P. cerifera soll breit keulige, schon fast globose Cheilos haben, im Gegensatz zu schmal keuligen bis flaschenförmigen bei anderen Arten.


    P. cerifera soll aber auch eine weniger schleimige Huthaut haben, das passt bei diesem Bild nicht.

    Zusammen mit dem Substrat, das jedenfalls nicht wie Weide aussieht, und den breiten Sporen, käme man mit der Funga nordica recht glatt zu adiposa


    Wolfgang

    Hallo "Wildes_und_Buntes",


    also erstmal liegst Du richtig damit, dass Du einen der ähnlichen Schüpplinge mit schleimigem Hut und anliegenden Schüppchen gefunden hast.


    Mit der Merkmalskombination gibt es nach aktuellem Artkonzept einige Arten:

    - adiposa (früher aurivella) : Goldfell-Schüppling

    - cerifera : Weiden-Schüppling

    - limonella : Zitronen-Schüppling

    - jahnii : Pinsel-Schüppling

    - squarrosoides : Bleicher Schüppling

    - lucifera : Fettiger Schüppling

    - tuberculosa : Trockener Schüppling


    Das Artkonzept ist eigentlich seit über 20 Jahren geklärt von Holec 2001 (Libri Botanici 20) , Noordeloos folgt dem in Fungi Europaei 13 (2011), und ist auch bei Gröger (2014) und der Funga Nordica (2008) zu finden.

    Für die Artbestimmung solltest Du besser noch die Zystiden dazunehmen (Cheilo- und Pleuro-, letztere als "Chrysozystiden" mit anfärbbarem Inhalt).


    Mit vorhandenen (teils seltenen!) Chrysozystiden könntest Du die beiden letzten ausschließen (vermutlich ist das so).

    P. squarrosoides und P. jahnii kann man jetzt schon ausschließen, weil Du eine Spore mit großem Keimporus zeigst.


    Die ersten drei lassen sich nur mit sehr sorgfältig gemessenen Sporen, Zystiden und des Keimporus auseinanderhalten, aber an Buche wird P. adiposa die wahrscheinlichste Option sein.

    Alle 3 wurden von irgendwem auch schon "hochthronend" genannt (meist vor 2001), was zur Verwirrung beiträgt.


    Gruß,


    Wolfgang


    EDIT: Climbingfreak hat mich beim Absenden überholt ;)

    Hallo an alle,

    also bei mir an der Nahe gibt es vulkanische Gesteine, die sich durch Einschlüsse von Karbonatlinsen auszeichnen. Ohne dass ich als Chemiker deren Entstehung erläutern könnte.


    Im übrigen kann man über basisch verwitternden Gesteinen sehr wohl den Boden (nicht den Fels!) in dest. Wasser aufschlämmen und mit einem normalen pH-Meter untersuchen. Da der Pilz sein Mycel auch im Boden entwickelt, ist das die relevante Größe.


    Grüße,


    Wolfgang

    Gab es seit dem Clemencon denn noch große Fortschritte. oder beschreibt der Clemencon im großen und ganzen das aktuelle Wissen?

    mir wären keine fundamentalen Neuerungen bekannt.

    Im großen und ganzen ist die Biologen-Community in den letzten 20 Jahren auf molekulargenetische Methoden abgefahren, und betreibt kaum noch morphologische Studien.


    Was Biochemie angeht, mag es noch einige Neuerungen gegeben haben, die sich auch durch neue Möglichkeiten wie CRISPR ergeben haben.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo an alle,

    ich wollte es genau wissen, habe es bestellt, und heute kam es an.


    Das Buch enthält nicht nur die CHEGD-Arten, sondern einen Gemischtwarenladen aus allen Gattungen, deren Vertreter auch öfter mal auf Wiesen vorkommen, also auch z.B. Maipilz, Anistrichterling und Flaschenstäubling. Bei insgesamt 200 Arten führt das dazu, dass aus jeder Gattung nur wenige besonders typische Vertreter vorgestellt werden. Nur bei den Saftlingen sind es sein paar mehr (37, wenn ich mich nicht verzählt habe). Jede enthaltene Art wird mit 1-6 Bildern und einem Steckbrief der Merkmale vorgestellt, die lateinischen Namen werden für Laien etymologisch erläutert.

    Ein längeres einleitendes Kapitel ist nicht enthalten.

    Die Bilder sind überwiegend gut getroffen, aber nicht außergewöhnlich.


    Um sich einen Überblick zu verschaffen, welche Arten auf einer "besseren" Wiese so zu erwarten sind, mag das Buch ganz OK sein.

    Wer es genau wissen will, kann gut darauf verzichten. Wer sich selbst ein Urteil bilden will: ich habe ein fast neuwertiges Exemplar gebraucht abzugeben.


    Grüße,



    Wolfgang

    Hallo Levin,

    zum mikroskopischen Aufbau und dem Wachstum fehlt in Deiner Liste auf jeden Fall Clemencon: Anatomie der Hymenomyceten. Auf Deutsch, und sehr viel spannender zu lesen als der Titel vermuten lässt.


    Nicht viel zu Deinem Thema wirst Du in "Kendrick: The Fifth Kingdom" finden, da sind zur Physiologie gerade mal 14 Seiten, und wenig zur Mikroskopie. Der Großteil ist zu Systematik und zu Anwendungen rund um Pilze. Ein typisches amerikanisches Uni-Lehrbuch, also streckenweise durchaus unterhaltsam aber nicht flach.

    Noch weniger findest Du dazu in Piepenbring: Mykologie, das fast ausschließlich Systematik enthält.


    Dass es ansonsten auf Deutsch ein neueres Buch gäbe, kann ich mir kaum vorstellen. Im deutschen Sprachraum gibt es praktisch keine universitäre Mykologie mehr, und Publikationen werden inzwischen an der Anzahl Zitierungen gemessen, und wer deutsch schreibt, wird weltweit nicht genug gelesen und daher nicht genug zitiert.


    Was hast Du denn mit diesem Wissen vor?


    Grüße,


    Wolfgang

    Nachtrag: ich hab' gerade gesehen, dass die Monographie von Antonin&Noordeloos frei im Netz steht:


    https://www.researchgate.net/profile/Machiel-Noordeloos/publication/343968613_A_monograph_of_the_genera_Hemimycena_Delicatula_Fayodia_Gamundia_Myxomphalia_Resinomycena_Ricknella_and_Xeromphalina_in_Europe/links/6660275f637e4448a37e1186/A-monograph-of-the-genera-Hemimycena-Delicatula-Fayodia-Gamundia-Myxomphalia-Resinomycena-Ricknella-and-Xeromphalina-in-Europe.pdf


    Wobei man ohne genauere Betrachtung der Hut-und Stielzystiden schon bei den Teilschlüsseln kämpft. Die Kombination aus breitelliptischen Sporen und reduzierten Lamellen ist aber nicht häufig.

    Hallo Benjamin ,

    Bei Mycena gibt es amyloide Sporen und dextrinoide Trama (nicht alle Arten), bei Hemimycena meines Wissens nicht.


    In beiden Gattungen gibt es bürstenartige Auswüchse besonders in der Huthaut, die man einfach sicherer beurteilen kann, wenn das Mikrobild keine Artefakte enthält. Die Bemerkung zu Mikro war eher allgemein, falls Du beim nächsten Pilz feinwarzige Sporen nicht siehst.


    Hemimycena delicatula hat laut Ludwig Sporen 7-8,5 x 4-5 my, laut Antonin 8-10 x 4-5,5 my.


    123 würde ich als Bestimmungsquelle ausschliessen wollen.

    Wenn's eine Mycena ist, wäre Fungi of Northern Europe 5 eine gute Wahl, ansonsten z.B. der Ludwig: Pilzkompendium Band 3 oder Gröger: Regensburger Mykologische Schriften 13.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Benjamin,

    wenn der Pilz auf einem liegenden Rindenstück gewachsen ist, würde ich ihn eher bei Hemimycena suchen, vielleicht delectabilis oder subglobispora oder so.


    Leider sind die "kleinen weißen" nicht so einfach. Auf jeden Fall müsstest Du für die Gattung Trama und Sporen in Melzers untersuchen. Dazu müstest Du dünnere Präparate untersuchen, also schneiden oder mit zwei Nadeln zerzupfen.

    Deine unteren Mikrobilder sehen auch so aus, als wäre Dein Mikroskop nicht optimal eingestellt - sitzt vielleicht der Kondensor zu tief (der soll nur einen Bruchteil eines Millimeters unter dem Objektträger liegen), oder hast Du nur die Blende bis zum Anschlag zugeknallt? Mit einer offenen Blende verlierst Du zwar Tiefenschärfe und Kontrast, gewinnst aber Auflösung, um feine Strukturen sichtbar zu machen.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Inge,


    Flechten-Kartierung organisiert die BLAM (https://blam-bl.de/).


    Es gibt neuerdings eine Online-Kartierung:

    Neues Datenportal: „Flechten Deutschlands“ startet mit 400 Arten - Rote-Liste-Zentrum Rote-Liste-Zentrum
    Aus Deutschland sind derzeit 2.187 Flechtenarten, 562 flechtenbewohnende Pilze und weitere 55 flechtenähnliche Pilze bekannt. Diese Zahl erhöht sich laufend,…
    www.rote-liste-zentrum.de


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo Olaf,

    zumindest bei meinem Olympus BX41 ist der "Unendlich-Bereich" mit parallelem Strahlengang unterhalb der Tubus-Linsen, und der Trino-Ausgang oberhalb davon. Deswegen gibt es bei meinem Mikroskop ca. 10 cm oberhalb des Trino-Ausgangs ein virtuelles Zwischenbild. Nach meinem Verständnis sind die Mikroskope anderer Hersteller analog aufgebaut, und jedes Unendlich-Mikroskop benötigt die Tubuslinsen auch für die Farbkorrektur (was bei Endlich-Objektiven das Okular übernimmt), aber in diesem Punkt lasse ich mich gerne belehren.


    Grüße,


    Wolfgang

    ... und der Adapter hat keine Optik, sondern ist nur ein Rohr?


    Dann leg doch mal ein extrem kontrastreiches Objekt drunter, z.B. ein Objektmikrometer, halte mal ein Seidenpapier/Butterbrotpapier über den Trino-Ausgang und gucke, auf welcher Höhe Du ein scharfes Bild siehst. Das gibt Dir einen guten Eindruck, auf welcher Höhe sich der Foto-Chip der Kamera befinden sollte.


    Ich hatte mit vor 20 Jahren mal für diesen Zweck beim Astro-shop einen verstellbaren Adapter auf Basis von M52-Gewinde mit einem Konterring besorgt. Den konnte man auf Bruchteile von Millimetern in der Länge verstellen und dann festziehen. Sitzt immer noch.


    Bleibt aber Gebastel. Da hätte ich Bresser inzwischen mehr zugetraut :(


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Askger,

    Kamera-Adaption ist ein nichttriviales Problem. Deswegen verkaufen die Markenhersteller von Mikroskopen auch Adapter mit eigener Optik für 1000€+


    Wenn Dein Mikro Unendlich-Optik hat, kannst Du aber ohne Optik im Adapter die Kamera in der Höhe so einstellen, das Bild scharf wird.


    Ohne genaue Daten zu Mikroskop und jetzigem Adapter wird es wohl schwer sein, Dir etwas zu empfehlen.


    Wolfgang