@ :)seph*
Du sagst es. Der Faltentintling soll ggü. dem Schopfi das 40-60fache an 'Coprin' enthalten. Das ist das Stöffchen, das angeblich mit Alkohol unangenehm reagiert. Trotzdem lesen wir immer noch in allen möglichen Ratgebern online und in Pilzbüchern Ähnliches oder Gleiches über den Schopftintling.
Mir geht es ja auch nur darum, dass die Verträglichkeits-/Giftigkeits-Thematik (inkl. Alkohol+Pilze) eben komplex und oft genug von Esser zu Esser so individuell ist, dass zahlreiche verallgemeinernde "Narrative" oft eher irreführend sind.
Auch die Theorie, dass Maronen immer mindestens 25 Min. kochen sollten.... Frag doch mal 100 Pilzköche. Wieviele bitte kochen Maronen immer ne halbe Stunde? Und nochmal: Die besagten 3-4 kapitalen Kotzanfälle inkl. hohem Fieber und Kreislaufkollaps, die ich nach Maronenverzehr in wohl 25 Jahren hatte, die hatte exklusiv ich - sonst hatte niemand von den Mitessern auch nur eine Verdauungsauffälligkeit. Und dann habe ich auch schon zig Mal Maronen ohne irgendwelche Symptome gegessen - die waren manchmal gerade mal 5 Minuten in der Pfanne. Also was genau ist hier der Fall? Ich gehe mittlerweile davon aus, dass es ganz bestimmte Untervarietäten von absolut identisch aussehenden Maronen gibt, deren Proteinstruktur vielleicht ein klein wenig anders gebaut ist, als bei anderen Maronen - jedoch ausgerechnet bei meinem Immunsystem Alarmstufe Rot auslöst. Und wie gesagt, betrifft das mitnichten nur Pilze. Es gibt bekanntlich Lebensmittelallergien u. -aversionen, die bei Millionen Betroffenen ähnlich kritische Auswirkungen haben können.
Noch ein Beispiel: Nach wie vor gelten Pfifferlinge als tendenziell schwer verdaulich, ich habe das von den Eltern so gelernt und die von ihren Eltern und Großeltern, und ich lese das bis heute allenthalben. Nun hatte ich persönlich nie auch nur ansatzweise ein Problem mit Pfifferlingen und zwar völlig unabhängig von der Garzeit, die ich mitunter eher kurz halte, weil mir sonst viel zuviel von dem herrlichen, fruchtig-frischen Aprikosenduft im Dunstabzug verschwindet. Ja, ich habe sogar schon Pfifferlinge roh als Carpaccio ohne jegliche Folgen verspeist.
Aber um auch das zu sagen. Ich habe nicht die Absicht, zum leichtfertigen Umgang mit irgendwie indizierten Pilzen aufzurufen - sondern dazu, ab und an genauer hinzuschauen, zu hören und zu lesen - damit man Mythen und Legenden von wissenschaftlicher Empirie (Biologie / Mycologie / Biochemie / Toxologie) immer öfter unterscheiden kann.
PS.
Zur Zubereitung des Schopftintlings:
Für meinen Geschmack braucht er ordentlich trockene Hitze, etwas Olivenöl, ein wenig Knoblauch und Rosmarin oder Thymian sowie reichlich Röstaromen, dann ist er extrem lecker.
Endlos in zuviel Flüssigkeit geköchelt und u.U. noch mit jeder Menge Soßenbinder verpampt, ist er zum Davonlaufen - also wie bei meiner Tante Emmi.