Das Problem kenne ich, da ich aus der Rhön komme. Die ist UNESCO-Biosphärenreservat. Darüber, dass das nicht primär und auch nicht sekundär dem Naturschutz dient, sondern vielmehr irrsinnige Summen an Fördergeldern für Tourismus und Agroindustrie in eine Region spült und den Anlass für ein hübsches Label bietet, das sich zwar formal nicht für ökologische Erzeugung verbürgt, es aber suggeriert, usw. möchte ich mich gar nicht weiter... eigentlich doch hier auslassen.
(Das Siegel findet sich auf zahlreichen, ganz konventionell hergestellten Produkten der Region)
Nur noch so viel: Die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur), hat mit Umweltschutz schon konzeptionell nichts am Hut. Das versteht nur keiner, klingt es doch so anerkannt und hochoffiziell. Im speziellen Fall geht es dem Kernkonzept Kulturlandschaft Rhön darum, zu verhindern, dass die Natur eine nicht besonders fruchtbare Gegend, die durch Agrowirtschaft kahl geschlagen wurde (und damit hübsche Ausblicke bietet), zurückgewinnt. Das "Land der offenen Fernen" wird somit künstlich (Millionenfördergelder) freigehalten, gemäht, gerodet, wo auf Brachen natürliche Flora zu entstehen droht. Forschung über das Birkhuhn wird finanziert und Zentren, die über den kaum existenten Naturschutz forschen und berichten). Was den Naturschutz aber tatsächlich betrifft, existiert im Konzept eine "Kernzone" von 3,06% (min. 3% sind Vorgabe durch die UNESCO) der Gesamtfläche, die als Feigenblatt dem Naturschutz dienen soll. Die Kernzone ist NSG und zur Kernzone gehört auch der Truppenübungsplatz Wildflecken, der den mit Abstand größten Teil an der Kernzone hat. Dort wurde bis in die 90er Jahre hinein Uranmunition verschossen. Heute fahren dort Panzer Manöver, werden Granaten abgefeuert und robben Soldaten durch geschützte Habitate.
Persönlich habe ich nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrung in der Rhön etwas den Respekt vor NSG verloren. Natürlich weiß ich, dass es hohe Strafen nach sich ziehen kann, in NSG auch nur die Flur zu betreten und möchte auch niemanden dazu auffordern, dies zu tun. Ich hoffe auch, dass es woanders ernsthafter angegangen wird und es bessere Gründe für die Ausweisung von NSG gibt, als eben eine UNESCO-Vorgabe erfüllen zu müssen, die man für ein schickes "Bio"-Siegel und etwas Tourismus braucht.
Mich macht nur die Tatsache wirklich stutzig, dass mich ein Richter oder mindestens ein Strafbefehl erwartet, sobald ich mit einem Körbchen Morcheln im NSG erwischt werde, während nebenan in NSG die Bundeswehr Manöver abhält.
Sorry. Das wollte raus....
Suillus