Hallo zusammen!
Mit einem Saftlingstreffen "uff de ääbsch Seit" wirds bei mir leider aus zeitlichen und beruflichen Gründen nix, aber ich begleite euch im Geiste und drücke euch die Daumen, dass ihr noch schön fündig werdet!
Was die "eebsch/ääbsch Seit" anbelangt, so muss ich dir, liebe Heidi, dafür danken, denn erst durch deine häufigere Verwendung dieses Ausdrucks im Kontext Mainz/Wiesbaden habe ich ihn kennengelernt.
Und da Pilzkunde ja nicht unwesentlich auch mit Landeskunde und Heimatkunde zu tun hat, muss ich noch mal kurz auf diesen Ausdruck zu sprechen kommen, weil, wie ich im Pfälzischen und auch im Rheinischen Wörterbuch entdeckt habe, "äb(i)sch" (eebsch/ääbsch etc.) ein uraltes deutsches Wort ist, und weil die dort aufgeführten Bedeutungen unheimlich interessant sind.
Ich hab die beiden Wörterbücher im Netznavigator mal nebeneinander angeordnet:
links das Pfälzische Wörterbuch, rechts das Rheinische Wörterbuch.
Bernd....... jeder behauptet von sich, dass er von de eeebsch Seit kommt. Beide Seiten.
Was du schreibst, liebe Heidi, ist aber ein Sonderfall, denn ääbsch/eebsch ist und war schon immer ausschließlich negativ besetzt (siehe die unzähligen Beispiele in den oben verlinkten historischen Wörterbüchern).
Wenn also jeder von euch (du und deine auf der anderen Flussseite wohnenden Bekannten) behauptet, dass er selbst von der "ääbsch Seit", also der falschen Seite, kommt, dann geht das nur, wenn beide Parteien im Rahmen einer "friedlichen Koexistenz" ironisch-witzig auf die bekannte Rivalität und die damit verbundene Bezeichnung der jeweils anderen Seite als "verkehrte/falsche Seite" Bezug nehmen.
Dass das auch in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt diese Bemerkung in der Wikipedia:
Zitat
Region Mainz/Wiesbaden
Im Raum Mainz/Wiesbaden wird beiderseits des Rheins von der "Ebsch Seit" gesprochen, wenn es darum geht, die jeweils "falsche" Uferseite des Rheins zu bezeichnen, insbesondere bei den Rivalitäten im AKK-Konflikt. [Anm. Bernd: Kommunalpolit. Konflikt zw. MZ/WI um Stadtteile]
Äußerst interessant fand ich auch, dass "die ääbsch/eebsch Seit" nicht der einzige Fall in Deutschland ist, wo diese Rivalität zwischen Nachbarn auf gegenüberliegenden Flussufern (an Rhein, Mosel, Sieg) zur Sprache kommt: vergleiche die "schäl Sick, schäl Sitt, scheel Seit, eebsch Seit" etc. Übersicht hier.
Diese Ausdrücke werde ich auf keinen Fall mehr vergessen - die Beispiele in den verlinkten Wörterbüchern finde ich absolut klasse!
Also noch mal vielen Dank für das Schließen einer Bildungslücke bei mir!
P.S.
Der Eintrag im Grimmschen Wörterbuch zeigt, dass "äbsch" vom Gotischen übers Althochdeutsche, Mittelhochdeutsche, Mittelniederländische auch in die deutschsprachigen Dialekte Eingang gefunden hat:
Zitat
bei uns in der volkssprache, östr. abi, bair. abech, abechig verkehrt (Schm. 1, 11), schweiz. abäch (Stald. 1, 86), schwäb. abich, äbig, äbsch (Schmid s. 5), hess. äbich und epsch (Vilmar hess. zeitschr. 4, 51), meiszn. äbsch, noch unter den handwerkern erhalten, welche äbich, äbicht für umgekehrt, umgedreht gebrauchen: die äbichte seite des tuchs, die linke
Vielleicht kennen ja die Älteren unter euch oder deren Vorfahren noch eines dieser dialektalen Wörter?
Schönen Gruß, Bernd