Beiträge von Pilzver(z)ehrer

    Hallo, Nanni!


    Auch von mir zuerst mal ein "Herzlich Willkommen!"
    Wow, Pilztouren in den Wäldern Lettlands, das stelle ich mir fantastisch vor!
    Ich habs bisher nur bis ins Fjäll Lapplands geschafft, aber nach einer Filmdokumentation über Lettland würde ich die dortige Natur auch wahnsinnig gerne mal durchstreifen!
    Edit: Merke grade, dass der Bezug auf die Wälder Lettlands hier ein bisschen komisch wirkt, nachdem oben von der Hohen Ward die Rede ist... Es bezieht sich auf die heutige Vorstellung Nannis.


    Du kannst viel größere Aufnahmen einstellen, auf diesen kleinen hier erkennt man so schlecht die Details.
    Auf den Fotos 4-7 meine ich den Ziegelroten Schwefelkopf zu erkennen.


    Den Pilz darunter erkenne ich gar nicht richtig, so klein ist das Foto ;)


    Den Falschen Pfifferling solltest du lieber nicht essen, auf jeden Fall nicht nicht in größeren Mengen (siehe Link).


    Schöne Grüße und viel Spaß hier, Bernd

    Hallo, Norbert!


    Hat viel Spaß gemacht, mitzugehen und mitzugucken! :thumbup:
    Der leicht ansteigende Waldweg auf dem ersten Foto: Wenn ich's nicht für unwahrscheinlich halten würde, hätte ich dich gefragt, ob das nicht im Pfälzerwald zwischen Iggelbach und Brandbuche ist.
    Da kenn ich einen Weg, der sieht haargenau so aus und, ich zitiere dich mal, "wird selten begangen - fast nur von mir, glaube ich"... :D


    Schönen Gruß, Bernd

    Hallo zusammen!


    Ich wollte ja noch ein paar Anmerkungen machen...
    Es wird, entgegen meinen guten Vorsätzen, doch noch mal ein bisschen ausführlicher, aber nach der Lösung des Problems darf man auch noch ein klein wenig abschweifen, oder? Und es wird ja auch keiner gezwungen, das zu lesen... :D


    Es war also keiner der beiden Naturforscher namens OLIVIER, wie vermutet, sondern einfach der Mitarbeiter des Mykologen BARLA, dem die Ehre zuteil wurde. Da im lateinischen Digest nur von J. OLIVIER und im französischen Original von M. J. OLIVIER die Rede ist, verdächtigte ich zuerst den Digest-Schreiber Saccardo der Schlampigkeit, bis ich mir an die Stirn klopfte und mich erinnerte, dass die Franzosen ja aus Höflichkeit dem Namen des Mannes noch ein M. für Monsieur voranstellen... :)


    Ich war ja bis zum Fall des Monsieur OLIVIER der Meinung gewesen, mit personenbezogenen Epitheta würden nur Forscher geehrt (friesii, linnaei etc.), aber es ist mir jetzt zufällig noch ein vergleichbarer Fall im Pilzreich begegnet: Beim Leucocoprinus birnbaumii, dem Gelben Faltenschirmling, wird ebenfalls kein Forscher geehrt (und auch nicht der Baum, an dem er wächst...sorry für den Flachwitz), sondern ein Prager Gärtnereiinspektor namens BIRNBAUM, dem dieser Pilz in einem Gewächshaus unterkam. (Quelle)


    Reichlich bedacht mit Epitheta
    Auch wenn also beim fraglichen Pilz (Chlorophyllum olivieri) keinem der beiden o.g. Naturforscher namens OLIVIER die Ehre zuteil wird, so kommen diese beiden Herren "epithetmäßig" keineswegs zu kurz, das muss man schon noch erwähnen, damit kein unnötiges Mitleid aufkommt: :D
    Dem o.g. Flechtenkundler OLIVIER zu Ehren benannt sind z.B. Lecanora olivieri, Guignardia olivieri bzw. Laestadia olivieri, oder auch Telogalla olivieri.
    Dem o.g. Insektenkundler/Botaniker OLIVIER zu Ehren wurden z.B. Acantholimon olivieri, Daniellia oliveri, Fritillaria olivieri, Gentiana olivieri, oder auch Crocus olivieri benannt, wobei das Epitheton dieser Art es sogar ins Deutsche geschafft hat: beim Olivier-Krokus.


    Spannende Geschichte der Naturforschung
    Weil in ihren Kommentaren die Mitforisten "coindigger" von Forschungs-Krimi und "sarifa" von der spannenden Geschichte der Naturforschung sprachen: Der letztgenannte OLIVIER, Insektenkundler/Botaniker, nach dem u.a. der Olivier-Krokus benannt ist, hat eine Forscherbiografie, die spannender nicht sein könnte:


    Auf Drängen des Vaters Arzt geworden, muss er sich zur Finanzierung seiner eigentlich bevorzugten Naturforschungen (Forschungsreisen u.a. nach Griechenland, Türkei, Nordafrika, Ägypten, Iran, Irak - und all dies am Ende des 18. Jhdts.!) immer wieder neue Auftraggeber suchen: Einer von ihnen wird beim Sturm auf die Bastille ermordet, der nächste stirbt unter der Guillotine. Später wird er im Auftrag des franz. Botschafters in Istambul in diplomatischer Mission eingesetzt und soll sich für eine französisch-persische Allianz einsetzen, was ihn u.a. nach Bagdad und Teheran führt. (Quelle und seine Reiseaufzeichnungen in Franz. bei Google-Books). Interessanterweise war ja auch der große deutsche Wissenschaftler Alexander von Humboldt in genau dieser Zeit (Wende 18./19. Jahrhundert) als Naturforscher teilweise in diplomatischer Mission (für den preußischen König) unterwegs. Unglaublich spannende Forscher-Karrieren!


    Um abschließend nochmal die Kurve zurück zur nicht immer leicht zu ermittelnden Etymologie von Epitheta und der fehlenden Eindeutigkeit im Fall "olivieri" zu kriegen: :D


    Latein und Griechisch kann doch jeder...
    Einer der Begründer der modernen Pilzforschung, Elias Magnus Fries (1794-1878), gab z.B. überhaupt keine etymologischen Erklärungen für seine Epitheta ab, wie mir Frau Vellinga schrieb, ganz einfach, weil zu der damaligen Zeit die Kenntnis von Latein und Griechisch als Selbstverständlichkeit angesehen wurde.
    Leider halfen aber beim vorliegenden mehrdeutigen und personenbezogenen Epitheton "olivieri" weder Griechisch noch Latein, sondern nur die Originalbeschreibung... :D


    Heute kein Problem mehr
    In *heutigen* taxonomischen Fachartikeln, das habe ich bei meiner Suche gelernt, braucht man keine etymologischen Rätsel mehr zu lösen, denn diese Artikel folgen heute alle mit geringen Abweichungen einem einheitlichen Schema, und überall gibt es spezifische Angaben zur Bedeutung des Epithetons.
    1. Introduction
    2. Methods and Materials
    3. Taxonomy (dort stehen die etymologischen Angaben!)
    4. Discussion
    5. Acknowledgements
    6. References
    Wer sich sowas mal interessehalber selbst anschauen will, der findet solche taxonomischen Fachartikel über neubeschriebene Pilzarten mit Hilfe von ein paar geeigneten Suchbegriffen bei Google:
    filetype:pdf "mushroom" "species" "pileus" "etymology"
    Einfach das Fettgedruckte kopieren und in das Google-Suchfeld einfügen.


    So, und jetzt definitiv: Nie wieder so ein langer Beitrag! :D
    Ich hoffe, es waren ein paar Infos dabei, die den einen oder anderen von euch auch ein wenig interessiert haben. Mir hats jedenfalls Spaß gemacht und ich habe bei dieser Suche viel Neues gelernt. :)


    Schönen Gruß, Bernd


    Aber schon biologisch interessant betrachtet. Alter Baumstumpf und zwei verschiedene Pilzarten drauf zu finden?


    Hi RoSa,


    biologisch interessant auf jeden Fall! Aber in manchen Kombis auch verdammt gefährlich - denk an das mögliche Zusammenleben z. B. von Stockschwämmchen und Gifthäubling (Galerina marginata) auf demselben Baumstumpf - seitdem ich das weiß, essen wir in unserer Familie keine Stockschwämmchen mehr, obwohl wir die in *meiner* Kindheit absolut liebten. :yumyum:


    Schönen Gruß, Bernd


    danke ... wuchsen übrigens in Symbiose mit einem anderen unbekannten, schon verottendem Pilz
    an dem Baumstumpf s. Foto


    Hallo RoSa,


    den anderen Pilz kennst du bestimmt - das sieht doch stark nach altem Hallimasch aus.
    Symbiose zwischen diesen beiden Pilzarten? Höchstens im eigentlichen Wortsinn (Symbiose = Zusammen-Leben), aber im engeren biologischen Sinn gibts da, soviel ich weiß, keine Vergesellschaftung dieser beiden Arten zum gegenseitigen Wohle. Aber wer weiß? Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren...


    Schönen Gruß, Bernd

    Hallo Hella!


    Wirklich wunderschöne Funde und Aufnahmen, danke! :thumbup:
    Meine Favoriten, wenn ich überhaupt welche hervorheben müsste, sind das Löwenfrüchtchen und der im besten Sinne bedröppelt dreinschauende Adonis(?)-Nachbar aus der 8b... ;)


    Schönen Gruß, Bernd

    Hallo, liebe Pilzfreunde!


    Ich hätte Lust auf einen Open-End-Thread zum Thema "Erlebnisse rund ums Pilzesammeln", denn der Winter steht vor der Tür und da könnte man sich hier bei Bedarf ein bisschen mit gesammelten Stories unserer Mitglieder rund ums Pilzesammeln erwärmen. :D
    Damit wir im Winter genügend diesbezüglichen Lesestoff haben, fangen wir am besten schon mal jetzt damit an, zumal jetzt wahrscheinlich auch noch viel mehr Leute zum Erzählen unterwegs sind als im Winter. (Falls es irgendwo in der Kategorie "Pilzgeplauder" schon einen solchen Thread gibt, können die Moderatoren diesen hier ja löschen, danke!)


    Tipp:
    Es sollten auf jeden Fall persönliche Erlebnisse sein, nicht irgendwo gelesene, und sie müssen auch nicht unbedingt lustig sein. Sie können zum Schmunzeln, zum Wehmütigwerden, zum Kopfschütteln, zum Augenaufreißen, zum (fast) Totlachen, zum Mitfühlen und was weiß ich noch wozu anregen... :)


    Was Kommentare betrifft:
    Ich hab mir überlegt, dass es der Absicht dieses Threads eher nicht zuträglich ist, wenn die Stories kommentiert werden, da man sich dann die einzelnen Stories zwischen den Kommentaren raussuchen müsste und das Lese-Erlebnis wahrscheinlich doch eher geschmälert würde. Damit das Ganze im Sinne dieses Eröffnungsbeitrags lesbar und genießbar bleibt, hier mein Vorschlag:
    Bitte keine an eine Story anschließende Diskussionen über Pilzvergiftungen, Kochrezepte, Foto-Ausrüstung etc., dafür gibts ja eigene Threads. Als Kommentar höchstens: LOL, sowas Ähnliches hab ich auch mal erlebt... Und dann die eigene Story. So stelle ich mir das zumindest vor; ich hoffe, ihr seht das ähnlich. ;)
    Die Moderatoren können das natürlich jederzeit noch anders festlegen; ich hab da nicht genügend Erfahrung, wie man das bei einem solchen Open-End-Thread mit Erlebnisberichten am besten macht.


    Ich beginne mal mit einer kleinen Geschichte zum Kopfschütteln, danach heißt's Feuer frei für eure Stories!



    [hr]
    In meiner Kindheit waren unsere Eltern in den Herbstferien mal mit uns zum Wandern im Schwarzwald. Auf dem Rückweg von einer Wanderung fanden wir eines Nachmittags beim Abstieg von den Hangwiesen zum Parkplatz eine Menge herrlicher Parasole und nahmen sie natürlich mit, da wir eine Ferienwohnung gemietet hatten.
    Als wir wieder zum Parkplatz kamen, stiegen da aus einem Reisebus gerade Leute aus, wobei eine der Frauen beim Erblicken unserer reichlichen Pilzernte zu uns rüber kam, sich die Pilze (wirklich von Nahem) sehr interessiert anschaute und dann voller Begeisterung eine andere Frau herbeiwinkte: "Mensch, schau ma', ham die schöne Champignons!"


    Wohlgemerkt: Es waren ausschließlich Parasole...
    Und es war definitiv keine Französin - bei denen sind ja alle Pilze "Champignons" :D


    Bei Meldungen über Pilzvergiftungen muss ich seither immer unwillkürlich an diese Frau denken und wundere mich über gar nichts mehr...



    Also, Leute, ab jetzt Feuer frei für *eure* Stories! :thumbup:


    Schönen Gruß, Bernd

    :D
    Ich bin tatsächlich für ne Sekunde drauf reingefallen - durch die Kombination folgender Faktoren: bekanntlich seriöser Mitforist, dann, auf den ersten Blick, die kleine Warnung vor dem Scherz überlesen und das komplette Bild noch nicht im Blick habend, nur den obersten gelben Rand - und war für diesen Sekundenbruchteil voll beeindruckt... :D


    Klasse Idee!


    Schönen Gruß, Bernd

    Hallo zusammen,


    also für mich könnte das auch der Fuchsige Röteltrichterlig sein.
    Denny, ich glaube auch, dass du den Lepista-Test, also das "Wegschieben" der Lamellen, nicht das "Herausziehen", wie du schreibst, noch nicht richtig gemacht hast. Jan-Arne und Sarifa haben es ja schon gut erklärt, wie das geht.


    Schau mal auf dem verlinkten Foto von Fuchsigen Röteltrichterlingen, da hast du eigentlich eine schöne Bandbreite von Alters- und Farbabstufungen, die teilweise sehr den von dir fotografierten ähnelt.
    Hier der Link zum dazugehörigen Artikel (auf Englisch), falls du den noch lesen möchtest.
    Aber vielleicht gibts ja auch noch weitere Vorschläge.


    Schönen Gruß, Bernd

    Vielen Dank für eure netten Rückmeldungen, freut mich sehr, dass auch noch ein paar andere Pilzfreunde diese Fragen ganz spannend fanden! :)


    Ich möchte auf einige eurer Kommentare gerne noch reagieren, aber heute Abend hat bei mir die Champignon-Liga, ähh, Champions League, Vorrang, sorry. :D


    Bis in Kürze.


    Schönen Gruß, Bernd

    Hallo zusammen!


    Prof. Vellinga hat mir sehr freundlich auf meine Anfrage geantwortet. Die Originalbeschreibung von BARLA hat sie gerade auch nicht zur Hand, will sich aber drum kümmern und verwies mich für den Moment auf eine Zusammenstellung sämtlicher bis dato (1887) bekannter Pilzarten von P.A. Saccardo, der solche Beschreibungen kurz auf Latein zusammenfasste (Sylloge fungorum omnium hucusque cognitorum. Digessit P. A. Saccardo.) Darin finden sich auf Seite 29/30 die zusammengefassten Angaben zu Lepiota olivieri, wie Chlorophyllum olivieri damals genannt wurde, und ein Hinweis auf die gesuchte Person (S. 30, oben):


    Saccardo, P.A. Sylloge Fungorum V: 29 (1887) [siehe Seite 29, unten]


    Saccardo, P.A. Sylloge Fungorum V: 30 (1887) [siehe Seite 30, oben]


    Edit:
    Wow, ich sehe gerade, dass Andreas tatsächlich den französischen Original-Artikel von BARLA gefunden hat, sodass dieser schon jetzt online zum Nachschauen zur Verfügung steht, genial! :thumbup: Ein großes Dankeschön!


    Das Rätsel ist damit gelöst. Im französischen Originalartikel wird es noch deutlicher als in der lateinischen Zusammenfassung von Saccardo. Meine Vermutung, dass es bei dem Epitheton "olivieri" um einen Namen zu Ehren einer Person und nicht um eine Farbangabe (olivbraun o. Ä.) geht, war also richtig, aber die geehrte Person ist keiner der beiden oben genannten Wissenschaftler, die sich von ihrer Biographie her anzubieten schienen, sondern, wie BARLA schreibt, M.(onsieur) J. Olivier, sein Mitarbeiter, der diesen Pilz am 27. September 1885 bei Montgros (Frankreich) auf Abfall von abgestorbenen Blättern und Dung fand, so meine ungeschliffene Übersetzung des französischen Textes ("Cette belle espèce a été trouvée par M. J. Olivier, mon collaborateur, à Montgros, sur des détritus de feuilles mortes et de fumier, le 27 septembre 1885.").


    Nochmal ein Extra-Dank an Pablo, Andreas und natürlich auch an Else Vellinga.


    Schönen Gruß, Bernd

    Hallo, Pablo!


    Freut mich sehr, dass es zumindest einen Mitforisten ebenso interessiert! Vor meinem geistigen Auge hab ich schon gesehen, wie sich andere Mitleser angesichts der Textlänge (die hier leider mal notwendig war - kommt so schnell nicht mehr vor, versprochen!) augenrollend abwenden... :D


    Schönen Gruß, Bernd


    P.S. Melde mich wieder, sobald ich von Frau Vellinga Nachricht habe, für heute bin ich vom vielen Tippen kaputt und melde mich ab. :D

    Hallo, Pablo!


    Nochmals vielen Dank für deinen super Hinweis!
    Denn der hat mich wirklich weiter gebracht - genauer gesagt, bis genau einen Schritt vor die Lösung meiner Frage.


    Es geht mir konkret um das Epitheton "olivieri" beim Olivbraunen Safranschirmling (Chlorophyllum olivieri) und dessen Herkunft bzw. Etymologie.


    Im Pilzporträt (selber Link wie oben) steht "Übersetzung des epithets: olivaceus lat. = olivfarben". Meiner Meinung wird da "olivieri" als falscher Freund missverstanden, genau so wie im deutschen Namen "Olivbrauner Safranschirmling".


    Ich möchte betonen, dass es mir hier nicht um Klugscheißerei geht, schon gar nicht gegenüber dem schönen Porträt, das Hans erstellt hat, sondern um ein ehrliches Interesse an den Hintergründen. Mich haben schon immer die Namenskürzel der Mykologen hinter den Pilznamen fasziniert (z.B. Quél., Kummer, Bond. & Sing. etc. pp.), weil sie für mich irgendwie Naturforschungsgeschichte atmen, und ich hatte schon immer unheimlichen Respekt vor der Arbeit dieser Forscher.


    Im konkreten Fall bin ich der festen Überzeugung, dass mit dem Epitheton "olivieri" ein Forscher namens "Olivier" geehrt wird, weil "olivieri" eindeutig kein Farb-Adjektiv ist wie in anderen Pilzart-Epitheta mit Olivenbezug, z.B. "olivacea", olivaceoalbus, olivascens etc., was ja alles Adjektive sind, um Farbaspekte bestimmter Pilzarten zu beschreiben.


    Das Epitheton "olivieri" hingegen gehört nicht zu diesen Adjektiven, sondern es ehrt zweifellos eine Person namens "Olivier" - so, wie vergleichbare Epitheta ("friesii", "linnaei", "fechtneri", "groegeri" etc.) eben andere Personen aus dem Bereich Naturkunde ehren.


    Meine Frage ist, wem die Ehre im Fall "olivieri" gebührt, denn es kommen meiner Meinung nach genau zwei Forscher mit diesem Namen in Frage. Beide Forscher waren dem Mykologen Jean-Baptiste BARLA, der das Epithet "olivieri" in seiner Originalbeschreibung von 1886 - damals noch mit dem Gattungsnamen "Lepiota" - [Lepiota olivieri Barla, Bull. Soc. mycol. Fr. 2: 113 (1886)] erstmals für einen Pilz verwendete, meiner Einschätzung nach zweifellos bekannt und kommen somit beide für diese Ehrung in Frage:


    1. Guillaume Antoine OLIVIER (1756-1814)
    (Entomologe, der auch Beiträge zur Botanik lieferte und BARLA, der seit 1865 Direktor des Naturkundlichen Museums von Nizza war, ohne Frage bekannt war)


    oder


    2. Henri Jacques François OLIVIER (1849-1923)
    (Lichenologe, also Flechtenkundler, der seit 188o Artikel zur Flechtenkunde publizierte und daher zur Zeit der Originalbeschreibung von BARLA, im Jahr 1886, Letzterem ebenfalls mit Sicherheit bekannt war)


    Pablos Hinweis auf die Seite von Andreas hat mir die Gewissheit gebracht, dass nicht nur heute in taxonomischen Fachartikeln (wie ich beim Suchen lernte), sondern auch schon damals, im 19. Jahrhundert, bei der Beschreibung der Art die Etymologie des Epithetons erklärt wurde: Auf der von Pablo verlinkten Seite gibt es einen Text-Ausschnitt von COOKE aus dem Jahr 1887, also der selben Zeit, aus der die Originalbeschreibung von BARLA (1886) stammt - und auf dem Bild ist klar zu erkennen, dass die Etymologie des Epithetons genau erklärt wird.


    Das heißt, in der Originalbeschreibung von BARLA ist die Antwort auf die Frage zu finden, welchem der beiden Forscher namens OLIVIER hier die Ehre erwiesen wird.


    Dummerweise ist in der digitalisierten Ausgabe des Bulletin de la Société Mycologique de France (SMF) von 1886/1887 nur ein anderer Artikel digitalisiert worden, nicht der von BARLA... Es hätte so einfach sein können. :D


    Es gibt jetzt 4 Lösungsmöglichkeiten, meinen Wissensdurst zu stillen:


    1. Jemand von euch wollte das auch schon immer mal wissen und kann es mir sagen ( :) )
    2. Ich wende mich an jemanden bei der SMF, denn die haben den Artikel in ihren Archiven (mir zu aufwändig)
    3. Ich bestelle mir den Artikel per Fernleihe (mir zu aufwändig)
    4. Ich schreibe Frau Prof. Vellinga in Berkeley eine Mail, denn sie hat die Art später neu beschrieben und kennt bestimmt die Originalbeschreibung. Außerdem interessiert sie sich für Etymologie, wie ihr PDF-Artikel bzgl. der Schreibung "rachodes" vs. "rhacodes" zeigt (das mach ich morgen und melde mich hier mit dem Ergebnis)


    Hat es tatsächlich jemand bis hierher geschaftt? :D
    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und besonders an dich, Pablo, für den super Hinweis, der mich soviel weiter gebracht hat!


    Schönen Gruß, Bernd


    Hallo, Pablo!


    Ah, das ist schon mal toll, vielen Dank für die Rückmeldung und den super Hinweis!
    Ich möchte mein Anliegen gerne noch genauer erklären, hab aber dummerweise grade keine Zeit und will es nicht so auf die Schnelle in die Tasten hacken. Ich melde mich morgen wieder!


    Schönen Gruß, Bernd

    Hallo, Pilzexperten!


    Ich würde gerne mal eine Erstbeschreibung und Erstbenennung einer Pilzart lesen (mit Gattungsnamen und artspezifischem Epitheton). Hat da jemand von euch vielleicht ein paar Links zu digitalisierten Fachtexten, wo man sich so was mal ansehen kann? Eine Fachzeitschrift hatte ich gefunden, aber leider war darin nur ein anderer Artikel digitalisiert, nicht der im Index Fungorum angegebene. Bevor ich mir da im IF einen Wolf suche, hat da vielleicht jemand von euch ein paar Links parat?


    Vielen Dank schon mal im Voraus!


    Schönen Gruß, Bernd


    Hallo Bernd,


    danke für deine Expertise--sie ist stimmig! Sporen gaaanz leicht rötlich.
    Grüße


    Jörg


    Hallo Jörg!


    Hej, das freut mich, wobei "Expertise" definitiv zu hoch gegriffen ist, da ich von einem Pilzsachverständigen noch meilenweit entfernt bin.


    Es könnte aufgrund der Sporenfarbe also tatsächlich der vermutete Sternschuppige (rhodosperma) sein, denn der Parasol hat ja weiße Sporen. Da ich davon ausgegangen war, dass der Pilz noch am Abend in eurer Pfanne landete, finde ich es umso cooler, dass du tatsächlich den Sporentest gemacht hast! Danke dafür auch von meiner Seite! :thumbup:


    Das Schöne an diesem Forum (außer dem angenehmen Umgangston) ist ja, dass praktisch immer beide Seiten dazulernen - der Fragestellende und derjenige, der zu helfen versucht, denn mit jedem neuen Foto und seinen einprägsamen Charakteristika erweitert sich ja bei *beiden* Seiten der Erfahrungsschatz. Feine Sache!


    Schönen Gruß, Bernd

    Hi Alex,


    ich erinnere mich noch gut, dass meine Mutter in meiner Kindheit den Hallimasch genau *ein* Mal abkochte, den Geruch und den Anblick dieses "Suds" aber so unappetitlich fand, dass sie ihn danach immer ohne vorheriges Abkochen in einer feinen Soße (lange genug) garte, die es dann zu Kartoffelpüree gab - absolut köstlich. Wir waren alle große Esser, und öfters aß sogar die Haushilfe mit, die ihn auch liebte - und keiner bekam irgendwelche Probleme.


    Jahre später musste sich mein Schwager nach seinem ersten Hallimasch-Gericht (glücklicherweise nicht bei einem gemeinsamen Essen) heftig übergeben, sodass wir heutzutage bei gemeinsamen Touren nie mehr Hallimasch sammeln. Alle anderen gesammelten Arten bekommen ihm auch.


    Ich würde an deiner Stelle beim ersten Mal mit einer kleinen Portion (als leckere Vorspeise) beginnen.


    Guten Appetit und wohl bekomms! :)


    Schönen Gruß, Bernd


    5. Parasol (Lepiota procera)? Stiel leicht vom Hut trennbar, Ring verschiebbar, Lamellen den Stiel nicht berührend, Flleisch nicht rötend


    Hallo, Joerg!


    Zu deinem Fragezeichen hinter "Parasol" (Macrolepiota procera):


    Ohne den genauen Blick von oben auf die Hutoberfläche zu haben, würde ich trotzdem mal den Sternschuppigen Riesenschirmling (Macrolepiota rhodosperma) als Vorschlag in die Diskussion werfen.


    Denn aus der von dir gezeigten Perspektive sieht es nach einer einzelnen großen und dunklen Schuppe in der Hutmitte aus, die im Aufreißen durchaus eine Sternform erahnen lässt - während nach außen, zum Hutrand hin, praktisch keine dunkleren, sich vom Untergrund abhebenden Schuppen zu sehen sind.


    Stiel passt auch für den Sternschuppigen (meist etwas länger als die Hutbreite), der Ring scheint nicht die für den Parasol typische Doppelring-Laufrille zu haben, und die Stieloberfläche kann ja beim Sternschuppigen auch ins Bräunliche gehen (rötendes Fleisch hast du ja ausgeschlossen). Edit: Auch die feinere Natterung als beim Parasol scheint mir zu passen.


    Also aus meiner Sicht könnte das passen.
    Ein Sporentest (blass rosa, daher der Name) würde allerdings mehr Sicherheit bringen. :)


    Schönen Gruß, Bernd

    Hallo, Mirko!


    Tolle Farbeindrücke und teils poetisch anmutende Passagen über den Reiz der Vergänglichkeit, schöne Alliterationen wie das Russula-Rot und der große Korb am Keulenmeer, der Vergleich mit getrockneten Steinpilzscheiben oder die Anspielung auf die Paarungszeit der Mehr-Ender...


    Hat mir gut gefallen! :thumbup:


    Schönen Gruß, Bernd


    Rötlicher Holzritterling um das mal in normaler Pilzsammlersprache auszudrücken


    Hallo Willy!


    Verstehe, was du meinst, ich mags auch nicht sonderlich gern, wenn nur der fremdsprachige Name genannt wird, weil das ja für die meisten von uns einen Umweg über Google bedeutet.


    Aber hier war der Vorschlag Tricholomopsis rutilans immerhin von Anfang an zur Seite mit dem deutschen Namen verlinkt, also hoffentlich nur Fegefeuer als Strafe, Ok? ;)


    Schönen Gruß, Bernd