Die Steinpilz-Formel
1. Arten: Gemeiner (Fichten-) Steinpilz (Boletus edulis), Sommer- (Eichen-) Steinpilz (Boletus aestivalis), Kiefernsteinpilz (Boletus pinophilus), Birken-Steinpilz (Boletus betulicola), Schwarzhütiger Steinpilz (Boletus aereus)
2. Fruktifikationsfördernde Faktoren für Steinpilze:
- Klima & Wetter: Langer Winter mit viel Schnee, ergiebiger Frühlingsregen, verregneter, warmer Sommer und Herbst.
Ab Juni –“ Oktober mehrere Wochen Temperaturen > 30 °C, anschließend leichter Temperaturrückgang und mehrere Tage Regen > 10 l/m2 mit Temp. 10 –“ 25 °C (> 30 ° und < 5 °sind ungünstig für die Fruktifikation), wenig Wind (schnellere Bodenaustrocknung), etwa 1 Woche Zeit, Luftfeuchtigkeit > 60%, große Temperaturschwankungen wirken sich negativ aus (z.B. Tag 17 °C, Nacht 2 °C).
- Boden: Sauer (ideal pH 4,2) bis neutral, eisenreich, kohlenstoffreich (C), nitratarm (N), hohes C/N-Verhältnis (ungünstig nach Düngung). Karger, lichter Untergrund mit wenig Pflanzenwachstum.
Pflanzen die für nitratarme Böden stehen: Weiß-Moos, Widerton-/Frauenhaarmoos, Besenheide, Heidelbeeren. Negative Fruktifikationsfaktoren sind Böden mit reichem Pflanzenwachstum, die nitratreichen Boden anzeigen (z.B. Brennnesseln, Springkraut, Waldmeister, Sauerklee, hohe Gräser, etc.).
- Wirtsbäume: Fichte, Buche, Eiche, Birke, (seltener:) Kiefer, Kastanie, Linde; idealerweise im Alter 20 –“ 40 J. (z.B. ältere Schonungen), ideales oberflächliches Wurzelgeflecht im Abstand von 1 –“ 2,5m von Wirtspflanze, Schatten (zumindest vor Mittagssonne). In Kiefern-Monokulturen finden sich jedoch nur selten Steinpilze (Düngung in der Forstwirtschaft?).
- Steinpilzindikatoren: Pilze, die gleiche Bodenverhältnisse benötigen wie der Boletus edulis: Pfefferröhrling, Mehlräsling, Fliegenpilz, Pantherpilz, Schweinsohr.
- Spekulativ: Zunehmender Mond, kurz vor Vollmond, oder um den Neumond herum.
3. Steinpilzstellenoptimierung / Steinpilzmyzel anlegen:
Die Sporen beim Steinpilz, mit denen er sich fortpflanzt, befinden sich im Schwamm unten am Hut. Dieser sollte, besonders bei älteren Steinpilz-Exemplaren, vor der Zubereitung entfernt werden, da er das Pilzgericht negativ beeinflusst: Die Konsistenz wird schleimiger, matschiger, das Gericht weniger ansehnlich und der Geschmack ist ohne Schwamm auch eher besser. Trockensteinpilze ohne Schwamm sind qualitativ ebenfalls besser und deutlich teurer.
Deshalb meine Empfehlung: Alle Steinpilzschwämme, die nicht jung und weiß oder hellgelb sind, entfernen (geht ganz leicht durch seitliches drücken und schieben des Schwammes eines halbierten Hutes mit den Fingern) und schonend trocknen (Temperaturen > 65 °C zerstören die Sporen, also z.B. im Dörrgerät ganz oben oder auf Tellern auf der nicht zu heißen Heizung), anschließend zermahlen oder -mörsern und das Pulver luftdicht (damit es keine Feuchtigkeit aus der Luft zieht) sammeln. Je mehr Schwämme von verschiedenen Steinpilzen gemischt werden, desto besser, denn das fördert die genetische Vielfalt und verbessert die Widerstandsfähigkeit der Pilze.
Ständerpilze, wie z.B. der Steinpilz, vermehren sich indem 2 Pilzsporen gegenteiligen Geschlechts in relativer Nähe zueinander auf geeignetem Boden (z.B. mit pH 4,2), in Wurzelreichweite eines Wirtsbaumes (z.B. Buche, Fichte) landen. Die Pilzspore des Geschlechts A sowie die Spore des Geschlechts B wachsen zunächst unabhängig voneinander als Wurzel-Netz, Primärmyzel (1) genannt, in das Substrat (Boden). Wenn nun 2 Primärmyzel-Netze gegenteiligen Geschlechts sich berühren, kommt es zur Vereinigung und zur Entstehung eines Sekundärmyzels (2), welches nun noch in Kontakt zur Wurzel eines Wirtsbaumes (3) kommen muss und erst dann Fruchtkörper (4), also Steinpilze, ausbilden kann. Die Symbiose zwischen Baum und Pilz besteht im Austausch von Nährstoffen: Der Pilz (Symbiont) bekommt Kohlenhydrate vom Baum, der Baum (Wirt) Nitrate und Phosphate vom Pilz. Aus diesem Grund wächst der Steinpilz auch eher nicht auf gedüngten (nitratreichen) Böden.
Wenn man nun dieses gesammelte Steinpilzschwamm-Pulver, welches Millionen von verschiedengeschlechtlichen Steinpilzsporen (Größe ca. 1/100 mm) enthält, beim nächsten Pilze-Sammeln auf geeignetem Boden (s.o.), unter geeigneten Bäumen (s.o.) verstreut, besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich dort die verschiedengeschlechtlichen Sporen vielfach zu einem Früchtetragenden Sekundärmyzel verbinden. Etwa 2 –“ 5 Jahre später können dort aus einem neuentstandenen Sekundärmyzel neue Früchte (Steinpilze) wachsen. Empfehlenswert ist es das Pulver an geeigneten Stellen möglichst breitflächig zu verteilen. Anschließender Regen spült die Sporen in den Boden und lässt sie keimen. Gute Stellen sind:
1. Wo Wirtsbäume (z.B. Eichen, Buchen) im entsprechenden Alter (20-40J.) wachsen,
2. Wo schon einmal ein Steinpilz gefunden wurde oder Steinpilzindikatoren (z.B. Pfefferröhrling, Mehlräsling, Fliegenpilz) wachsen und
3. Wo die spärliche Vegetation auf einen geeigneten Boden hinweist (z.B. Weißmoos, Widerton-/Frauenhaarmoos, Besenheide).
Auf diese Weise optimiert man nicht nur seine Steinpilzstellen (oder schafft sogar neue), sondern tut dem Ökosystem Wald gleichzeitig etwas Gutes: Nachdem man hier erst die Sporen inkl. Pilze beim Sammeln entnimmt, gibt man sie so wieder zurück. Eine Win-Win-Situation, denn man hat dem Ökosystem Wald einen wichtigen Bestandteil zurückgegeben (gibt gutes Karma) und die eigenen Steinpilzstellen werden dadurch bald deutlich ergiebiger.