Beiträge von Sennepilz

    Hallo zusammen,


    nachdem Cuphophyllus (Hygrocybe) roseascens in diesem Forum bereits von Florian FlorianK und von Elisabeth Aretah gezeigt wurde (aus den österreichischen Alpen bzw. aus Thüringen und Sachsen), hier jetzt ein Fund aus dem westfälischen Tiefland bei Gütersloh:


    Cuphophyllus roseascens


    Wiesen und Weiden mit artenreichen Wiesenpilz-Vorkommen gibt es in dieser Region zwar schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr, aber es gibt an verschiedenen Orten Flächen, von denen vor ca. 10 bis 20 Jahren der nährstoffreiche Oberboden entfernt wurde, um hier wieder magere Wiesen, Sandmagerrasen und Heidegesellschaften zu entwickeln.


    Auf diesen Flächen sind bereits einige Arten erschienen, die bundesweit extrem selten sind, genannt seien Sabuloglossum arenarium und Sarcoleotia globosa. Cuphophyllus roseascens ist jetzt ein weiteres Highlight.


    Zur Bestimmung sei noch gesagt, dass die Abbildungen im Boertmann (The genus Hygrocybe, 2. Auflage) farblich nicht den Pilzen am Standort entsprechen (von Rosa ist bei frischen bzw. feuchten Exemplaren nicht viel zu sehen).


    Besser ist ein Vergleich mit Fotos aktueller Funde, die David Boertmann und andere dänische Mykologen im Netz präsentieren, siehe


    Rosatonet vokshat (Cuphophyllus roseascens)
    Synonymer: Hygrocybe roseascens. Klassifikation: Fungi, Basidiomycota, Agaricomycotina, Agaricomycetes, Agaricomycetidae, Agaricales, Hygrophoraceae,…
    svampe.databasen.org


    LG Ingo


    Ergänzung:


    Ellerlinge mit den gleichen Merkmalen wie die, die Florian, Elisabeth und ich aktuell zu Cuphophyllus (Hygrocybe) roseascens gestellt haben, wurden bisher meist als Cuphophyllus radiatus bestimmt. Siehe hierzu eine kurze Abhandlung von Gernot Friebes, der in den österreichischen Alpen reiche Vorkommen der fraglichen Pilze untersuchen konnte:


    https://www.zobodat.at/pdf/JoanBot_16_0009-0029.pdf , Seite 16-17.


    In pilze-deutschland.de findet man sowohl Hygrocybe roseascens als auch Cuphophyllus radiatus, wobei man mit einiger Sicherheit davon ausgehen kann, dass die unter diesen beiden Namen kartierten Pilze identisch sind.

    Hallo Tonio,


    das sind hervorragend zur Bestimmung geeignete Fotos und es passt, wie schon von Martin aufgezählt, alles zu Peltigera praetextata.


    LG Ingo

    Übrigens bin ich beim Stöbern im Peltigera-Schlüssel noch auf P. elisabethae gestoßen, eine glatte Peltigera-Art (ohne Filz auf der Oberseite), die ebenfalls gröbere Isidien tragen kann. Von der Art hatte ich bisher nichts gehört.

    Hallo Martin,


    Peltigera elisabethae ist aus Deutschland auch kaum bekannt. Eine kurze Recherche im Netz ergab sehr wenige Funde aus dem bayerischen Alpenraum und je einen von Experten bestätigten Fund aus Brandenburg und aus Sachsen.


    LG Ingo

    Hallo Tonio,


    Martin hat bereits alles aufgeführt, was man anhand der Fotos zu Deinem Fund sagen kann. Entscheidend sind dabei die vielen und sehr typisch ausgeprägten Isidien an den älteren Thallusrändern. Da kommt dann bei uns (in Mitteleuropa) nur Peltigera praetextata in Frage und das war sicher auch der Verdacht von Martin.

    Es gibt zwar mit Peltigera collina und Peltigera lepidophora zwei weitere Arten mit Isidien, deren jeweiliges Erscheinungsbild insgesamt gesehen aber doch ein ganz anderes ist. Außerdem sind es extrem seltene und fast nur (noch) in montanen bis hochmontanen Lagen vorkommende Arten.

    Peltigera praetextata ist in Deutschland zwar noch recht weit verbreitet, in Regionen mit starken atmosphärischen Stickstoffeinträgen unterliegt aber auch diese Art der Konkurrenz durch Moose und Pflanzen. Im nordwestdeutschen Tiefland ist sie deshalb schon so gut wie ausgestorben und auch in den angrenzenden Mittelgebirgen (wie z.B. dem Teutoburger Wald bei mir im Raum Bielefeld) ist sie nicht mehr zu finden.


    LG Ingo

    Hallo Maria,


    mit den jetzt besser zu beurteilenden Unterseiten und Rhizinen ist das eindeutig Peltigera rufescens. Die Art hat von allen bei uns vorkommenden Schildflechten die geringsten Ansprüche an die Luft- und Bodenfeuchtigkeit und ist in der Lage auch sehr trockene und sonnige Standorte (wie bei Deinem Fund) zu besiedeln. Allerdings ist der Zuwachs hier entsprechend gering und die Thalli sehen eher mickrig aus (im Vergleich zu Vorkommen der gleichen Art an feuchteren Standorten).

    Dass ein- und dieselbe Art in Abhängigkeit vom Standort und in Abhängigkeit von den zuletzt vorherrschenden Witterungs- und Wachstumsbedingungen sehr unterschiedlich aussehen kann, ist bei Schildflechten "normal" und kann die Bestimmung unter Umständen sehr schwierig gestalten. Eine Vorstellung von der "Variabilität" der Peltigera rufescens liefert u.a. die folgende Seite: https://www.waysofenlichenment…ens/Peltigera%20rufescens


    LG Ingo

    Hallo Maria,


    alle auf den Fotos erkennbaren Merkmale sprechen meines Erachtens für Peltigera rufescens, auch der Standort ist für diese häufige und weit verbreitete Art sehr typisch. Wenn Du einige Lappen (wie von Martin vorgeschlagen) vorsichtig vom Untergrund löst (idealerweise im feuchten Zustand) dann müsste es bei P. rufescens in etwa so aussehen wie auf dem folgenden Foto.


    Peltigera rufescens, Unterseite mit Rhizinen


    LG Ingo

    Hallo an alle,


    nach der Erwiderung von Thorwulf habe ich mir den einleitenden Text von Corne noch mal durchgelesen. Danach scheint es ja gar nicht sicher zu sein, dass es sich bei den Becherchen um Encoelia furfuracea handelt, oder warum wurde Hasel-Kleiebecherling in Anführungszeichen gesetzt?


    Geht man nun davon aus, dass es eine andere Art ist, dann fällt natürlich die Beschränkung auf Haseln (Corylus) und Erlen (Alnus) als besiedeltes Substrat weg und dann hat meiner Ansicht nach Simon den mit Abstand wahrscheinlichsten Tipp abgegeben, es sind Linden (Tilia spec.).


    Auf dem vorletzten der hier von Corne gezeigten Fotos meine ich auch Spuren von Lindenstreu erkennen zu können, neben Laubblättern auch die schmalen Hochblätter, die den Früchten der Linden als „Flügel“ dienen.


    An Linden gibt es mit Rutstroemia (Encoelia) tiliaceae einen (sehr) seltenen Becherling, ob diese Art aber in Frage kommt, ist ohne Kenntnis mikroskopischer Details, wohl nicht zu klären.


    Makroskopisch hatte ich wenig Zweifel an Encoelia furfuracea. Aber eventuell geht diese Art gelegentlich auch fremd und ist dann außer auf Haseln und Erlen auch auf anderen Laubbäumen (wie z.B. Linden) zu finden?


    LG Ingo

    Hallo Corne,


    ich tippe auf die Purpur-Erle (Alnus x spaethii), eine gärtnerische Hybride aus Alnus japonica und Alnus subcordata. Rindenbild und Habitus passen recht gut dazu. Es handelt sich um eine schnellwüchsige Kulturform, die als Park- oder Straßenbaum eine gewisse Verbreitung gefunden hat. Encoelia furfuracea wird zwar überwiegend auf Corylus avellana gefunden, kommt aber offensichtlich auch mit vielen Alnus-Arten und möglicherweise auch mit Alnus-Hybriden, wie der Purpur-Erle, zurecht.


    LG Ingo

    Hallo Markus,

    nein, das sind wohl keine richtigen Zystiden und ich habe es in meinem Beitrag entsprechend korrigiert. In dem von mir angeführten Artikel:

    Lettau S, Lehmann H, Thines M, Ploch S (2022): Diversität der Gattung Omphalina (Tricholomataceae, Basidionycota) mit Beschreibung einer neuen Art. Zeitschrift für Mykologie 82 (1): 3-21

    ist im Text und in den Tabellen auch nur von zystodioiden Elementen bzw. von Pseudozystiden die Rede. Lediglich bei den Skizzen der Mikromerkmale wurde (davon abweichend) die Bezeichnung "Cheilozystiden" verwendet.

    LG Ingo

    Hallo Claudia,


    ich möchte meine Einschätzung korrigieren und mitteilen, dass ich für den von Dir hier vorgestellten Fund mittlerweile mehrere Arten in Betracht ziehe. Will sagen, es ist meines Erachtens nicht sicher, dass es sich um Entoloma undulatosporum handelt


    Eindeutig ist es mittlerweile bei den von mir hier gezeigten Rötlingen, da möchte ich nach erneuten mikroskopischen Untersuchungen (Exsikkate aus dem letzten Jahr + frische Fruchtkörper von Ende November diesen Jahres) jetzt Wolfgang Recht geben, das ist nicht Entoloma undulatosporum.


    Von Wolfgang gab es hier zwar kein Mikrofoto der Sporen seiner E. undulatosporum-Funde zu sehen, dafür wurde mir aber von Mitgliedern der AG Mykologie im NWV Bielefeld ein sehr gut dokumentierter Fund von Entoloma triste mitgeteilt. Die Mikrofotos dieses E. triste- Fundes (die Bestimmung wurde von Karl Wehr und Gerhard Wölfel bestätigt) zeigten sehr stark knotige Sporen und wenn man nun (den Angaben in der Literatur folgend) davon ausgeht, dass die nah verwandte E. undulatosporum über vergleichbar knotige Sporen verfügt, dann kann es sich bei den von mir hier gezeigten Rötlingen nicht um E. undulatosporum handeln.


    Auf die stark knotigen Sporen von E. triste und E. undulatosporum hat auch Kai Reschke im DGfM-Forum hingewiesen, wo Andreas Gminder einen sehr ähnlichen Fund mit dem Titel „Entoloma undulatosporum - oder doch nicht?“ präsentierte. Kai gab zusätzlich auch den Tipp, mal in der Sektion Erophila nach passenden Arten zu schauen.


    Die entsprechenden Arten finden sich im Schlüssel der FE 5a auch ganz in der Nähe von E. undulatosporum und wenn man über einige „Ungereimtheiten“ im Schlüssel hinwegsieht, dann kann man auch zu Entoloma opacum gelangen. Das dazugehörige Foto in der FE 5a zeigt nur leider recht stämmige (eher untypische?) Exemplare, was ein wesentlicher Grund dafür war, dass ich diese Art nicht in Erwägung gezogen habe (das Foto von E. undulatosporum sah dagegen recht passend aus).


    Recherchiert man nun aber zu E. opacum, dann finden sich Beschreibungen und Fotos, die recht gut zu meinem Fund passen, z.B. in dieser Publikation:


    https://www.researchgate.net/publication/295919343_Contributo_alla_conoscenza_del_raro_Entoloma_opacum_in_Italian


    Eine weitere Beschreibung von E. opacum und ein Vergleich mit nahestehenden Arten (wie E. resutum) findet sich hier:


    https://www.zobodat.at/pdf/OestZPilz_2_0045-0096.pdf


    Bei meinem Fund gehe ich jetzt davon aus, dass es sich um Entoloma opacum handelt.


    Dies bedeutet aber nicht, dass es sich bei den von Dir hier gezeigten Pilzen auch um E. opacum handelt. Makroskopisch sind Unterschiede erkennbar und die mikroskopischen Merkmale (soweit gezeigt) ermöglichen meines Erachtens keine eindeutige Zuordnung.


    Um was es sich auch immer handelt, von einer sehr seltenen Art kannst Du weiterhin ausgehen.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    Omphalina periglacialis ist ein kleiner und wohl ausschließlich im Spätherbst und Winter (von November bis März) fruktifizierender Nabeling. Beschrieben wurde die Art erst Anfang diesen Jahres anhand mehrerer Funde aus schleswig-holsteinischen Sand- und Kiesgruben, siehe:


    Lettau S, Lehmann H, Thines M, Ploch S (2022): Diversität der Gattung Omphalina (Tricholomataceae, Basidiomycota) mit Beschreibung einer neuen Art. Zeitschrift für Mykologie 82 (1): 3-21


    Besiedelt werden sandige und schwach bis mäßig saure Pionierstandorte mit Vorkommen von Polytrichum piliferum. Dieses häufige und auch von verschiedenen Moosbecherchen parasitierte Laubmoos dient möglicherweise auch O. periglacialis als Wirtsart.


    Hier möchte ich nun einen Fund aus Ostwestfalen (NRW) vorstellen. Erstmals aufgefallen ist mir Omphalina periglacialis bereits im Januar 2021 auf einem noch sehr jungen Sandmagerrasen mit großen Beständen an Polytrichum piliferum und Ceratodon purpureus. Eigentlich wollte ich hier nur nach der an Ceratodon purpureus parasitierenden Roseodiscus formosum schauen, interessanter waren dann aber die mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten, hellbräunlichen bis fleischfarbenen Nabelinge.


    Omphalina periglacialis, Fundort


    Omphalina periglacialis, im Sandmagerrasen mit Polytrichum piliferum (Glashaar-Widertonmoos) und Ornithopus perpusillus (Kleiner Vogelfuß)


    Omphalina periglacialis


    Omphalina periglacialis, Lamellen


    Ein wichtiges Merkmal (zur Abgrenzung von nahestehenden Arten) sind die Zystiden zystodioiden Elemente (Pseudozystiden) an den Schneiden und Flächen der Lamellen. Allerdings können diese zylindrischen und sehr schlanken "Gebilde" in der Zahl und in der Länge sehr stark variieren (bei manchen Fruchtkörpern finden sie sich nur sehr spärlich, bei anderen sind sie umso zahlreicher und auffälliger)


    Omphalina periglacialis, Lammellenschneide mit Zystiden zystodioiden Elementen


    Omphalina periglacialis, Sporen (hier mit durchschnittlich 8,1 x 5,8 µm und Q = 1,4)


    Bestimmt hatte ich die Nabelinge zunächst als Omphalina lilacinicolor (Omphalina galericolor var. lilacinicolor) und auch andere Pilzfreunde kamen in Ermangelung von Alternativen zu diesem Ergebnis.


    Auch ein zwischenzeitlich in ca. 2 km Entfernung entdeckter weiterer Fundort (mit vielen hundert Fruchtkörpern) änderte daran nichts. Erst mit dem Erscheinen des oben angeführten Artikels kam bei Mitgliedern der AG Mykologie (im Naturwissenschaftlichen Verein Bielefeld) der Verdacht auf, dass die bisherige Bestimmung als O. lilacinicolor falsch ist und dass es sich nur um die neu beschriebene O. periglacialis handeln kann.


    Mir selber lag die Zeitschrift für Mykologie nicht vor, ich wurde aber dankenswerterweise über die Neubeschreibung informiert und wie die AG-Mitglieder konnte auch ich die Nabelinge anhand des vorzüglichen Artikels schnell und zweifelsfrei als Omphalina periglacialis bestimmen .


    Nach Schleswig-Holstein wurde die Art damit auch in NRW nachgewiesen und mit einiger Wahrscheinlichkeit werden schon in Kürze weitere Funde und Bundesländer folgen. Zumindest in Norddeutschland sollte man in Sand- und Kiesgruben oder auf vergleichbaren Pionierstandorten eine gute Chance haben, die Art zu finden.


    LG Ingo

    Hallo Ingo,


    mit der Farbgebung ist das ohne jeden Zweifel Arrhenia chlorocyanea und wie von Dir vermutet, war die Art früher bei Omphalina zu finden (die Schnallen sind also ok). Ich sah sie zuletzt Anfang Dezember 2020, siehe Winterpilze auf Sand . Dieses Jahr sieht es bei mir schlecht aus, es war bis in den Spätherbst hinein viel zu trocken. Die Art fruktifiziert nicht selten aber auch im zeitigen Frühjahr.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    es zählt die Gesamtheit der Merkmale. Nur weil da ein paar Rhizinen im Zentrum der Lappen die 7 mm erreichen und die Thalli relativ groß sind, muss das noch lange nicht Peltigera neopolydactyla sein. Ich sehe Deinen Fund noch voll in der Variationsbreite von P. polydactylon und kann mir nicht vorstellen, dass hier ein kleines Exemplar der sehr groß (!) werdenden P. neopolydactyla vorliegt (auch wenn ich die Art aus eigener Anschauung nicht kenne).


    Peltigera neopolydactyla ist in Mitteleuropa sehr (extrem) selten und auf montane Lagen beschränkt. Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass sie in Litauen auch im Tiefland vorkommt, wahrscheinlich ist das aber nicht und wäre es nicht auch ein Erstfund für Litauen? In Teilen Nordamerikas ist die Art deutlich häufiger und so finden sich im Netz zahlreiche Fotos von P. neopolydactyla, die eine Vorstellung von dieser imposanten Schildflechte vermitteln. Aus Europa findet man leider nur sehr wenig Bildmaterial und mir ist aus dem deutschsprachigen Raum auch keine detaillierte Beschreibung der Art bekannt.


    Einzelne Größen- bzw. Längenangaben in den Schlüsseln bitte nicht überbewerten, sie geben meist nur eine Tendenz wieder und es finden sich immer wieder Schildflechten, die mehr oder weniger deutlich von den "Vorgaben" in der Bestimmungsliteratur abweichen. So steht ja auch im Wirth in der Einleitung zum Peltigera-Schlüssel: "Die Variabilität ist bei einigen Arten beträchtlich und kann nicht im Schlüssel zum Ausdruck kommen."


    Bildmaterial von unterschiedlichen Thalli, bei denen nicht absolut sicher ist, dass sie der gleichen Art angehören, kann eine Bestimmung schnell unmöglich machen. Alles was nach 3) kommt, habe ich deshalb nicht berücksichtigt.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,

    es bleibt schwierig. Die fragliche Schildflechte hat offensichtlich auch zum Zentrum hin kein schwarzbraunes Adernetz, wie es für Peltigera polydactylon zu fordern wäre. Idealerweise hätte es so aussehen sollen, wie auf den Fotos in Deinem früheren Beitrag ( Eine Peltigera ). Als Alternative kommt nun nur Peltigera hymenina in Frage und da vermag ich nicht zu sagen, ob diese Art ein Adernetz haben darf, welches zwar nur ocker bis leicht bräunlich gefärbt ist, aber doch recht deutlich in Erscheinung tritt.

    Bei meinen bisherigen zwei Funden von P. hymenina war auf der filzigen Unterseite kaum ein Adernetz wahrnehmbar und nur in kleinsten Bereichen sahen die Adern mal so aus wie bei Deinem Fund auf der gesamten Unterseite. Möglicherweise liegt das aber voll in der Variationsbreite der P. hymenina, manche Beschreibungen der Art lassen dies vermuten.

    Zu den Apothecien: Bei Peltigera polydactylon sitzen diese auf mehr oder weniger verlängerten Auswüchsen der Thallusränder, die wie Finger aussehen (mit den Apothecien als Fingernagel). Meist sind es auch recht viele, was typischen Exemplaren ein recht charakteristisches Aussehen verleiht und im Artnamen (polydactylon) zum Ausdruck gebracht wird.

    Bei P. hymenina sitzen die Apothecien direkt am Thallusrand oder nur an kurzen Auswüchsen, die kaum an einen Finger erinnern. Auch sind die Apothecien bei P. hymenina zunächst rötlich (rotorange) gefärbt und werden mit zunehmenden Alter nur wenig dunkler. Bei P. polydactylon nehmen die zunächst ebenfalls rötlichen Apothecien dagegen eine deutlich dunklere (rotbraune) Färbung an.

    Die Apothecien bei Deinem Fund passen aktuell zu P. hymenina, scheinen aber alle auch noch recht jung zu sein und eventuell sieht es in einigen Wochen schon ganz anders aus.


    Kurz: Anhand der Fotos kann ich nach wie vor nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um P. polydactylon oder P. hymenina handelt. Einiges spricht für Leztere, aber irgendwie sieht sie vom Habitus nicht nach einer typischen P. hymenina aus oder besser gesagt, sie sieht nicht ganz so aus, wie ich die Art bisher kenne.


    LG Ingo

    Hallo Bernd ,


    bei Peltigera polydactyla sollte das Adernetz der Unterseite stärker ausgeprägt und zum Zentrum hin wesentlich dunkler (schwarzbraun) gefärbt sein. Das kann ich hier nicht erkennen. Könntest Du eventuell noch Bilder von der Unterseite weiterer Thalli nachliefern? Hilfreich wären auch noch weitere Fotos von den Apothecien (möglichst von verschiedenen Thalli und unterschiedlichen Alters). Obwohl die aktuell vorliegenden Fotos schon recht gut sind und viele Details zeigen, reichen sie meines Erachtens noch nicht für eine sichere (!) Bestimmung der Art. Die erkennbaren Merkmale reichen aber, um sicher sagen zu können, dass es sich entweder um Peltigera polydactyla (P. polydactylon) oder um Peltigera hymenina handelt, wobei ich zu Peltigera hymenina tendiere.


    LG Ingo

    @ Sennepilz hast Du auch eine Meinung zu der anderen Peltigera horizontalis/neopolydactyla im vorherigen Thema?

    Hallo Bernd,


    ja, habe ich, da Martin Dich dort aber schon auf die meines Erachtens richtige Spur geführt hat, wollte ich mich nicht einmischen. In Frage kommen Peltigera horizontalis und Peltigera polydactylon (P. neopolydactyla dagegen nicht). Ich tendiere zu P. polydactylon, wage nur anhand der gezeigten Bilder aber keine Entscheidung.


    LG Ingo

    Was mich allerdings wundert, ist dass eine Flechte des Ofenlandes im Wald ûppiger gedeiht als im Freien.

    Hallo Martin,


    das habe ich so nicht geschrieben. Die Thalli werden lediglich bei einer leichten bis mäßigen Beschattung größer (also mit dem Heranwachsen der ersten Pioniergehölze) und das natürlich auch nur wenn die Begleitvegetation aus Moosen, Gräsern und Kräutern den Schildflechten weiterhin eine Chance lässt, was nur auf recht nährstoffarmen Standorten der Fall ist. In "richtigen" bzw. alten Wäldern (außer in extrem lichten Beständen auf Extremstandorten) gedeihen keine Offenland-Schildflechten wie Peltigera rufescens oder P. ponojensis (die Ränder von breiteren und lichtreichen Waldwegen mal ausgenommen, aber das wären dann auch schon wieder Standorte, die dem Offenland zuzurechnen sind).


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    wenn Du sagst, dass der Fundort deiner Schildflechten in einem jungen Kiefernwald liegt, der zumindest vormittags auch noch direktes Sonnenlicht erhält, dann glaube ich nicht, dass es dort für Peltigera membranacea feucht genug ist. Die Art stellt noch höhere Ansprüche an die Luftfeuchtigkeit als Peltigera praetextata und sie zählt auch definitiv nicht zu den Flechten, die in jungen Waldbeständen zu finden ist.


    Ich vermute, dass Dein Fundort vor einigen Jahren noch deutlich weniger dicht mit jungen Bäumen bestanden war, mit noch guten Bedindungen für Schildflechten des Offenlandes wie Peltigera ponojensis. Jetzt wächst die Fläche langsam zu und es wird schattiger und feuchter, was auch den üppigeren Wuchs der Peltigera ponojensis erklären würde.


    Bei der nah verwandten Peltigera rufescens konnte ich dergleichen öfters beobachten, die Thalli werden mit dem Einsetzen einer leichten bis mäßigen Beschattung erstaunlich groß und kräftig und ähneln dann (von oben betrachtet) sehr denen von Peltigera canina.


    Dieses üppigere Wachstum ist aber nur vorübergehend, denn mit dem Fortschreiten der Sukzession bzw. der Entwicklung zum Wald unterliegt P. rufescens dann doch schnell der Konkurrenz durch Moose, Gräser und krautige Pflanzen. Bei der nah verwandten und ökologisch ähnlichen P. ponojensis wird die Entwicklung nicht anders sein.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    die Peltigera membranacea stand zusammen mit anderen Schildflechten am Rand eines schattigen Waldwegs in sehr geschützter und kühler Lage inmitten eines größeren Waldgebietes mit hohem Nadelholzanteil. Der Boden war sandig-lehmig und nur normal feucht, entscheidend war hier sicherlich der Schutz vor Wind und Sonne und daraus resultierend die wohl ganzjährig recht hohe Luftfeuchtigkeit.


    Bei dem Moos handelt es sich um das Gemeine Grünstängelmoos (Pseudoscleropodium purum, Syn.: Scleropodium purum).


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    das Adernetz Deines Fundes ist etwas stärker entwickelt als bei einer durchschnittlichen P. ponojensis, aber absolut noch im Rahmen des Vorstellbaren. Man findet bei Schildflechten immer wieder Exemplare die bei verschiedenen Einzelmerkmalen von der Norm abweichen und dann möglicherweise an eine andere Art denken lassen.


    Zu beurteilen ist aber die Gesamtheit der Merkmale und da ist Dein Fund doch recht eindeutig als P. ponojensis zu bestimmen. Auf keinen Fall ist es Peltigera membranacea, da passt nicht nur das gesamte Erscheinungsbild nicht, auch der Standort schließt diese Art weitestgehend aus. Peltigera membranacea hat (im Gegensatz zu P. ponojensis) sehr hohe Feuchtigkeitsansprüche und wäre an diesem Fundort kaum existenzfähig.


    Eine gute Vorstellung von der Variabiltät vieler Schildflechten vermitteln die zahlreichen Fotos dieser Seite: https://www.waysofenlichenment.net/lichens/Peltigera/


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    Peltigera membranacea sieht von oben betrachtet so aus:


    und hier ein Blick auf die Rhizinen von Peltigera membranacea:


    Ich sehe da keinerlei Ähnlichkeit mit Deinem aktuellen Fund, bei dem es sich mit ziemlicher Sicherheit wieder „nur“ um Peltigera ponojensis handelt (die bei Dir ja nicht selten ist).


    P. ponojensis kann schon mal recht lange Rhizinen aufweisen, das liegt absolut noch im Bereich der Variabilität (die bei vielen Schildflechten recht groß ist und diverse Merkmale betreffen kann).


    Allerdings sind die Rhizinen bei P. ponojensis weitgehend glatt, während sie bei P. membranacea durch rechtwinklig abstehende Haare flaschenputzerartig aussehen.


    Beim Schlüsseln bitte immer die Gesamtheit der Merkmale im Auge behalten!


    LG Ingo

    Hallo Marco,


    bei Deinem Fund spricht meiner Ansicht nach alles für Dermoloma magicum, ein schöner und seltener Fund. Anbei ein Foto der Art aus Ostwestfalen, vom möglicherlichweise nördlichsten Vorkommen der Art in Deutschland und aus nur 90 m üNN. Aufgenommen wurde es am 20. September 2015, damals gab es auch in meiner Region noch ausreichend Niederschläge für das Wachstum von Pilzen.


    Dermoloma magicum


    LG Ingo

    ich glaube, ich habe ganz oben eindeutig schwarze Rhizinien gesehen.


    Sind hier also 2 Peltigeren durchmischt gewachsen?

    Hallo Martin,


    im vorliegenden Fall sehe ich dafür keinen eindeutigen Hinweis. Zu beachten ist, dass auch helle (farblose oder weiße) Rhizinen im Zuge von Alterungs- und Absterbeprozessen irgendwann dunkelbraun bis schwarz werden. Einige der hier von Ingo gezeigten Flechtenbruchstücke (oder Teile davon) sind wahrscheinlich schon über ein halbes Jahr alt, da sind dann dunkle Rhizinen oder auch ein dunkles Adernetz nicht verwunderlich.


    Für die Bestimmung sollte man (zumindest als Anfänger) nur möglichst junge (in den letzten Monaten) gewachsene Lappen einer Schildflechte heranziehen. Dann hat man eine gute Chance, dass Adernetz und Rhizinen in typischer Weise ausgeprägt sind und weitgehend den (idealisierten) Angaben in den Bestimmungsschlüsseln entsprechen.


    LG Ingo

    Unterm Strich würde ich also auf P. rufescens plädieren, da ich mir aber nicht traue und den Grundsatz "die häufigen Dinge sind häufig" nicht außer Acht lassen möchte vermute ich dass es doch P. praetextata sein wird

    Hallo Ingo,


    mit Peltigera rufescens an erster Stelle Deiner Liste bist Du schon sehr nah dran und auch isidienlose Exemplare von Peltigera praetextata können recht ähnlich sein. Tatsächlich ist es aber die mit P. rufescens sehr nah verwandte Peltigera ponojensis. Dies ist eine in Mitteleuropa recht seltene, sicher aber auch öfters verkannte und mit der noch recht häufigen P. rufescens verwechselte Art.


    Wie P. rufescens ist es eine Offenlandart und sie ist auch häufig mit P. rufescens vergesellschaftet. Besiedelt werden neben basenreichen, lehmigen Böden auch nicht zu arme und nur mäßig versauerte Sandmagerrasen und Heidegesellschaften. Auf stärker versauerten und basenarmen Böden findet sie sich aber nicht und dort gedeihen auch keine anderen Schildflechten.


    Hier ein Foto von Peltigera ponojensis aus Ostwestfalen (aus einem noch sehr jungen und lückigen Heidekrautbestand)


    Die größten Unterschiede zu P. rufescens finden sich bei den Rhizinen. Diese stehen bei P. ponojensis überwiegend einzeln und sind nur wenig verzweigt. Bei P. rufescens sind sie stärker verzweigt bzw. büschelig und stehen meist auch enger beieinander. Hinzu kommt, dass die Rhizinen bei P. ponojensis auch voll entwickelt noch farblos bis weiß sind, während sie bei P. rufescens im Zuge ihres Wachstums sehr schnell eine schwarze Färbung annehmen.


    Peltigera ponojensis, Rhizinen


    Peltigera rufescens, Rhizinen


    Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die bei P. ponojensis etwas größeren (breiteren) Apothecien, was aber nur im direkten Vergleich mit P. rufescens auffällt.


    LG Ingo