Beiträge von Sennepilz

    Besser passt C. argillacea, die allerdings mit Krähenbeeren assoziiert sein soll, die ich zumindest auf meinen Fotos nicht erkenne; im Feld habe ich mangels Wissen darum nicht darauf geachtet. Was meint ihr?

    Hallo Ingo,


    das ist die Heidekeule (Clavaria argillacea). Diese wird zwar auch bei der Krähenbeere gefunden, sie ist aber vor allem ein Begleiter des Heidekrautes (Calluna vulgaris) und das kommt auf der von Dir besuchten Binnendüne doch reichlich vor (oder täuscht mich da mein Eindruck bei der Betrachtung des Standortfotos?). Nebenbei: Was sind das für weiße Flecken in der Vegetation? Ich vermute mal Rentierflechten, kann es aber nicht eindeutig erkennen. Wenn ja, ein tolles Biotop mit Seltenheitswert!


    LG Ingo

    Hallo Ingo,


    bei Deinen Moosbecherlingen sehe ich kein Drehzahnmoos (Gattungen Tortula bzw. Syntrichia), erkennen lassen sich aber zwei andere hier eng miteinander vergesellschaftete Moose: Polytrichum piliferum (das größere) und Ceratodon purpureus (das kleinere). Im vorliegenden Fall sitzen die Moosbecherlinge zwar zwischen den Stämmchen von Ceratodon purpureus, makroskopisch und mikroskopisch passen sie aber nicht zu den Octospora-Arten, die bei Ceratodon purpureus in Frage kommen. Ich denke deshalb, dass Polytrichum piliferum hier das Wirtsmoos ist und dass es sich bei Deinen Mossbecherlingen um die häufige und in sandigen Heidelandschaften fast überall zu findende Octospora humosa handelt. Die Sporen sind zwar etwas klein (evtl. noch nicht ganz reif), ansonsten passt aber alles.


    LG Ingo

    Ich habe Arrhenia chlorocyanea bisher nur einmal gefunden (alle Fruchtkörper irgendwie auf oder direkt bei Cladonia), und Ingo ( Sennepilz ) hat das mal erwähnt (glaube ich, weiß es aber nicht mehr sicher!), daß das bei seinen Funden ähnlich gewesen sei.

    Hallo Pablo,


    erwähnt habe ich es nicht, aber die von mir gefundenen und zum Teil hier im Forum gezeigten Arrhenia chlorocyanea standen tatsächlich immer inmitten verschiedener Cladonia-Arten und mit einiger Wahrscheinlichkeit werden abgestorbene Flechtenthalli auch als Substrat genutzt, aber sicher nicht ausschließlich, da A. chlorocyanea auch an Standorten gefunden wird, wo keine Cladonien vorkommen.


    Arrhenia chlorocyanea ist (wie verschiedene andere Arrhenia-Arten auch) ein Pionier auf sehr nährstoff- und humusarmen Rohböden, häufig sind es relativ trockene sandige Böden, gelegentlich aber auch feuchtere Standorte und eher lehmige Böden. Unter den letztgenannten Bedingungen entwickeln sich meist auch etwas größere Exemplare als auf Sand, wo die Fruchtkörper nur selten mehr als 1,5 cm Durchmesser erreichen. Leider ist die schöne Art nicht sehr beständig und so konnte ich sie an ihren Fundorten immer nur wenige Jahre in Folge beobachten.


    LG Ingo

    Lamelloclavaria petersenii würde ich schon alleine wegen der Größe (5 cm) ausschließen wollen, aber auch sonst passt mir das nicht gut.

    Hallo Andreas,


    wo steht denn wie groß Lamelloclavaria petersenii sein darf und wer kann das bei den wenigen bisher untersuchten Funden überhaupt schon sagen?


    Bei Alexander Karich, siehe


    (PDF) Lamelloclavaria petersenii, eine Clavariaceae mit agaricalem Hymenophor -Erstfund für Deutschland


    und bei Dir, siehe


    unbekannter Wiesenpilz - omphalinoid/mycenoid


    waren die Fruchtkörper recht klein (1,3 bis 1,8 cm bzw. bis 2 cm Hutdurchmesser). Unter den Funden von Hartmut Schubert finden sich dagegen auch Exemplare, die ich deutlich größer einschätze (siehe z.B. das Titelbild vom Tintling, Heft 5/2020). Leider macht Hartmut im Tintling keine Größenangaben.


    Bei meinem Fund schließlich waren etliche Fruchtkörper dabei, die im Bereich von 4 bis 5 cm lagen, einige wahrscheinlich auch noch knapp darüber.


    Auffällig waren bei den größeren (!) Exemplaren die zum Hut hin abgeflachten und verbreiterten Stiele, was mich beim Fund der Pilze sofort an Camarophyllopsis/Hodophilus denken ließ, wo dies auch häufig zu beobachten ist.


    Solche nach oben hin abgeflachten und breiten Stiele zeigt nun auch der Fund von Claudia und hier sah ich eine beträchtliche Ähnlichkeit zu meinem Fund. Zur Verdeutlichung hier eine Kollage (links und unten die Pilze von Claudia, oben rechts die von mir).



    Die Ähnlichkeit mag nun Zufall sein und die Pilze gehören ganz unterschiedlichen Gattungen an, aber es wird nicht leicht sein Pilzfotos zu finden, die dem Fund von Claudia vergleichbar nahe kommen. Dies betrifft nun nur die Unterseite, aber da die Pilze von Claudia patschnass sind und sich die Hutoberfläche so nur schwer beurteilen lässt, kommt man damit wohl auch nicht weiter.


    Zu Deinen Favoriten: Da halte ich Lepista für den bisher besten Tipp und unter Umständen ist der Fund von Claudia nur eine Form der extrem veränderlichen Lepista sordida (wahrscheinlicher als Lamelloclavaria wäre es allemal).


    LG Ingo

    Hallo Felli,


    mich erinnert Dein Fund an Moosbecherchen der Gattung Bryoscyphus. Zu den "Sporen" mit den lang zugespitzten Enden: Könnten das nicht auch Grünalgen sein (z.B. Einzelzellen von Scenedesmus acuminatus oder ähnlichen Arten)?


    LG Ingo

    Aber so einen schuppig-filzigen Hut habe ich noch nie bei sericeum gesehen.

    Hallo zusammen,


    bei E. sericeum var. sericeum soll das wohl auch nicht vorkommen. Bei E. sericeum var. cinereoopacum, nach molekulargenetischen Untersuchungen jetzt als E. terreum geführt, sind solch "schuppig-filzige" Hüte aber nicht ungewöhnlich. Die Art kommt bei mir auf den armen Sandböden der Senne sehr häufig vor und bei jungen (!) Exemplaren sind regelmäßig Schuppen oder Härchen zu sehen (halbwegs trockene Fruchtkörper vorausgesetzt).


    Hier ein Foto von E. terreum bzw. E. sericeum var. cinereoopacum, welches in Bezug auf das Alter und das Aussehen der Fruchtkörper zwischen den beiden Aufnahmen von Karl vermittelt (die Schüppchen/Härchen werden mit der Alterung der Pilze schnell weniger)


    Entoloma terreum (E. sericeum var. cinereoopacum)


    Zur Unterscheidung von E. sericeum und den Doppelgängern E. terreum (E. sericeum var. cinereoopacum) und E. vindobonense siehe: Satijn- en Zalmzwammen | Nederlandse Mycologische Vereniging


    LG Ingo

    Vielleicht schaut Ingo (Sennepilz) nochmal rein. Wir hatten mal einen seiner als H. hymonocephalus bestimmten Funde diskutiert.

    Hallo Björn, hallo Karl,


    hier der Fund, um den es damals ging. Gefunden im September 2014 und mit Karl kurz im März 2018 diskutiert (anlässlich der Umkombination von Camarophyllopsis nach Hodophilus).


    Hodophilus spec. 2014


    Nach allem, was bis 2018 bekannt war, konnte man den Fund nur als Camarophyllopsis hymenocephala bzw. Hodophilus hymenocephalus bestimmen.


    Auf die zwischenzeitlich (Anfang 2020) erschienene Arbeit über die Hodophilus phaeophyllus-Gruppe bin ich erst durch diesen Thread aufmerksam geworden. Was mir nun fehlte war Frischmaterial zum Mikroskopieren und da Björn seine Samtschnecklinge vor wenigen Tagen gefunden hatte, sah ich gute Chancen bei mir auch welche zu finden.


    Der Fundort von 2014 (ein alter Kalksteinbruch) war schnell zu erreichen und tatsächlich standen dort zahlreiche Samtschnecklinge exakt in dem Bereich wo ich 2014 den obigen Einzelfruchtkörper entdeckte.


    Hodophilus spec. von heute (Fundort wie 2014)


    Leider war der größte Teil der Fruchtkörper schon stärker verwittert und unter den mitgenommenen Exemplaren fanden sich nur zwei mit noch reichlich Sporen und diese waren eindeutig subglobos bis globos (4,6 x 4,2 µm, Q = 1,1). Bei älteren Fruchtkörpern (mit vergleichsweise wenigen Sporen im Abwurf) waren die Sporen dagegen deutlich weniger globos, hier ergaben sich Q-Werte bis 1,3.


    Ich gehe für meinen Fund jetzt mal von einem Q-Wert von 1,2 aus und damit kann es dann Hodophilus decurrentior schon mal nicht sein (trotz der großen makroskopischen Ähnlichkeit mit dem Fund von Björn). Bleiben noch drei andere Arten und da bin ich noch zu keiner Entscheidung gekommen.


    LG Ingo

    Hallo Karl,


    vielen Dank für den Hinweis. Nach den Abbildungen, auf die Brian Douglas (in der Entoloma-Gruppe bei FB) verweist, darf Entoloma atromadidum auch mal etwas heller daherkommen. Bleibt die Frage, ob die andere Art, also E. madidum, auch mal etwas gerippt sein darf. Werde bei meinen nächsten Funden die HDS mikroskopieren und hoffe, dass die Ergebnisse eine Artdiagnose ermöglichen.


    LG Ingo

    Hallo Karl,


    an E. atromadidum habe ich bei meinen Funden bisher nicht gedacht, da die Abbildungen, die Ainsworth seiner Beschreibung von E. atromadidum beigefügt hat, sehr dunkle Fruchtkörper zeigen, die dem "atro" (schwarz) im Artnamen auch gerecht werden. Solche Pilze konnte ich bei mir bisher nicht beobachten, sehr wohl aber hellere Exemplare mit mehr oder weniger ausgeprägten Rippen (und Sporen durchschnittlich knapp unter 7 x 7 µm). Siehe das folgende Foto:



    LG Ingo

    Hallo zusammen und vielen Dank an Karl für seine Einschätzung.


    Mal abgesehen davon, dass das hier von Björn gezeigte Rötlings-Foto insgesamt recht dunkel ist und auch eine deutliche Farbverschiebung ins Bläuliche aufweist, so würde ich einer als sehr variabel beschriebenen Art wie Entoloma caesiocinctum auch zugestehen, dass sie gelegentlich etwas dunkler und mit einer Spur von Blau im Hut "daherkommt", zumal die Art ja durchaus über blaues Pigment verfügt (im Randbereich der Hutunterseite; in den Lamellenschneiden und am Stiel).


    Für die mikroskopisch praktisch identische Entoloma serrulatum waren mir die Pilze andererseits nicht dunkel und nicht blau genug, zumindest junge Fruchtkörper sollten bei E. serrulatum tief blauschwarz sein. Ganz ausschließen, dass Witterungseinflüsse im vorliegenden Fall die blauen und schwarzen Pigmente besonders schnell bzw. stark ausgedünnt haben, kann man aber wohl auch nicht.


    Eine dritte (noch nicht beschriebene) Art kann zwar ebenfalls nicht ausgeschlossen werden, ist meines Erachtens aber die wohl unwahrscheinlichste Lösung. Die vorliegenden Mikro-Merkmale passen sowohl zu Entoloma serrulatum wie auch zu E. caesiocinctum, wobei Sporen mit einer deutlichen Tendenz zu abgerundeten Ecken (wie auf den Mikro-Fotos von Björn zu sehen) von Ludwig bei einer E. caesiocinctum-Kollektion gefunden wurden.


    Steht eigentlich schon fest, dass E. serrulatum und E. caesiocinctum zwei verschiedene Arten sind? Manche Autoren (wie z.B. auch Ludwig) halten es für möglich, dass es sich dabei nur um Formen einer Art handelt.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    der zweite Teil der "Borkenberge" scheint ein wenig in der Flut der Beiträge untergegangen zu sein, was ich sehr schade finde, da Björn seine Funde ja immer mit zahlreichen vorzüglichen Mikrofotos präsentiert, die meist alles zeigen, was für eine Bestimmung erforderlich ist. Auch bei dem Rötling sollte dies der Fall sein. Ich halte ihn für Entoloma caesiocinctum, eine vergleichsweise häufige Leptonie, die ich regelmäßig finde und schon mehrfach mikroskopiert habe. Der Fund von Björn bzw. von Jan-Arne passt perfekt dazu, aber manchmal übersieht man ja was und deshalb möchte ich Karl W hier um seine Einschätzung bitten.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    Clavulina amethystina war mir überhaupt nicht bekannt und nach ein wenig Recherche muss ich feststellen, dass die Art sich makroskopisch wohl nur sehr schwer (wenn überhaupt) von Clavaria zollingeri unterscheiden lässt. Vielen Dank an Emil, der hier aufgepasst und die vorschnelle Einschätzung von mir und anderen korrigiert hat.


    Immerhin gibt es ökologische Unterschiede. Clavaria zollingeri wächst vor allem in mageren Wiesen und Rasen, kann aber wie viele andere Wiesenkeulen und Wiesenkorallen auch in Wäldern gefunden werden (ein direkter Kontakt zu den Bäumen besteht dabei aber nicht). Clavulina amethystina ist dagegen (wie die anderen Clavulina-Arten) auf Gehölze angewiesen, mit deren Wurzeln sie eine symbiontische Beziehung (Ektomykorrhiza) eingeht. Mitten auf einer Magerwiese ist sie deshalb nicht zu erwarten.


    Der Fund von Glombi stand nun aber randlich und in der Nähe von verschiedenen Laub- und Nadelbäumen. Da ist dann auch Clavulina amethystina vorstellbar und man wird um eine mikroskopische Untersuchung nicht herumkommen. Diese ist aber, wie schon von Wolfgang angeführt, sehr einfach und eindeutig.


    Was die Stärke der Verzweigung betrifft, so denke ich, dass diese stark von den Standortbedingungen abhängig ist und dass Clavaria zollingeri durchaus so aussehen kann, wie auf den Fotos von Glombi.


    Bin jetzt sehr gespannt, welche Art es ist.


    LG Ingo

    Hallo Claudia,


    hast Du einen frischen Fruchtkörper beschafft und die Lamellentrama untersucht? Mit Hygrocybe subpapillata hat Dein Fund wenig Ähnlichkeit, da warst Du offensichtlich zu sehr auf diese papillenartig gebuckelten Hüte fixiert. Schau Dir mal die Fotos von H. subpapillata auf pilze-deutschland an, das ist ein ganz anderer Pilz.

    Zu den roten Saftlingen, die gelegentlich papillenartig gebuckelte Hüte aufweisen, zählen H. coccinea und H. splendidissima. Dein Fund erinnert mich vor allem an kleine Exemplare von Hygrocybe splendidissima, neben den makroskopischen Merkmalen (soweit hier erkennbar) passen da auch die längeren Basidien. Was fehlt ist die Lamellentrama, die besteht bei H. splendidissima aus recht kurzen Zellen (unter 100 µm).


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    ich äußere mich ungern zu Arten, die ich noch nicht selbst gefunden habe. Clavaria zollingeri gehört leider dazu. Die Art ist aber unverkennbar und ich kann Glombi nur zu diesem sehr seltenen und sehr schönen Fund gratulieren.


    LG Ingo

    Das H.coccinea auch mal so aussehen kann, hätte ich nicht vermutet. Ich muss noch sehr viel lernen

    Hallo Claudia,


    es ist allerdings nicht sicher, sondern nur möglich, dass es sich um Hygrocybe coccinea handelt. Eine andere Möglichkeit (allerdings weniger wahrscheinlich) wäre Hygrocybe miniata, wenn man eine stark verwitterte (evtl. frostgeschädigte) Hutoberfläche, die keine Schüppchen mehr erkennen lässt, annimmt. Hygrocybe cantharellus passt dagegen schon vom Habitus nicht.


    LG Ingo

    Hallo Björn,


    bei Deinen blaustieligen Rötlingen sehe ich einen deutlich blauvioletten Ton in den Hüten. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass die Stiele ganz jung (!) fein überfasert bis flockig waren und dann zügig verkahlt sind. Hattest Du wirklich ganz junge Exemplare? Kleine Fruchtköper mit nicht voll aufgeschirmten Hut können unter Umständen auch schon recht alt sein. Ohne Schnallen und ohne Zystiden gibt es nicht allzu viele Arten, die makroskopisch zu Deinem Fund passen. Eventuell ist es Entoloma atrocoeruleum, siehe z.B. hier: Entoloma - Dokumentationen 2009


    LG Ingo

    Hallo Elisabeth,


    das sind viele schöne Funde, bei mir in Ostwestfalen hält sich das Wiesenpilzaufkommen leider immer noch in engen Grenzen. Es war fast überall zu trocken und insbesondere auf den Kalkmagerrasen ist bisher kaum was zu finden.


    Zu Deinen Funden: Bei dem Saftling nach der Hygrocybe ceracea würde ich Hygrocybe insipida vermuten, eine farblich sehr variable Art. Von gelb über orange bis intensiv rot ist da sowohl bei den Hüten wie auch bei den Stielen alles möglich. Typisch sind die meist leicht herablaufenden Lamellen, der bei frischen Exemplaren klebrige Stiel und der bei feuchter Witterung (wie hier) auch klebrig-schleimige Hut.


    Die folgenden Saftlinge, die sich da unter dem Kleinen Habichtskraut hervorkämpfen, sind nur anhand des Fotos schwieriger zu beurteilen, Hygrocybe coccinea halte ich aber für gut möglich. Hygrocybe cantharellus (wie von Claudia vorgeschlagen) möchte ich ausschließen.


    Der letzte Saftling Deiner Fotostrecke ist mit einiger Wahrscheinlichkeit Hygrocybe calciphila, makroskopisch passt das sehr gut und der Standort (über Jurakalk) spricht auch dafür.


    Der Lamellenpilz auf dem letzten Foto sieht sehr nach Mycena pseudopicta aus, eine typische Art der Kalkmagerrasen.


    LG Ingo

    Hallo Ingo,


    jetzt ist alles zweifelsfrei, der Saftling ist Hygrocybe miniata und die Schildflechte ist Peltigera neckeri.


    Zur Lamellentrama des Saftlings: Da hast du dir mehr Mühe gemacht als nötig. Auf Kongorot kann man verzichten und das Quetschen geht ganz einfach, indem man mit der Fingerspitze auf das Deckglas tippt (evt. mehrmals), bis die darunter platzierten Lamellenstückchen erkennbar in die Breite gehen bzw. plattgedrückt sind. Das übt sich sehr schnell.


    Außerdem sind die Ergebnisse deiner Versuche absolut brauchbar, man erkennt eindeutig eine subreguläre Lamellentrama (aus kurzen Elementen). Zum Vergleich füge ich ein Mikrofoto von H. miniata aus der Senne ein.


    Hygrocybe miniata, Lamellentrama


    Die Sporen passen jetzt auch etwas besser und rein makroskopisch war dein Fund eh Hygrocybe miniata und nicht H. helobia. Meine Funde von H. miniata (alle aus der ostwestfälischen Senne) hatten immer große Anteile birnenförmiger Sporen im Abwurf, aber offenbar hält sich H. miniata gelegentlich nicht an die "Vorgaben" aus der Bestimmungsliteratur und kann dann auch mit ausschließlich zylindrischen bis ellipsoiden Sporen gefunden werden. Siehe hierzu auch das Sporenfoto auf der folgenden Seite: Hygrocybe miniata Fungus Species


    Bei der Schildflechte hast du ein Stück getrocknet, welches zusätzlich zur glatten Oberfläche auch nahezu alle anderen relevanten Merkmale erkennen lässt, besser geht es nicht. Peltigera neckeri ist damit zweifelsfrei bestimmt. Bei den braunen Thalli auf dem zweiten Foto handelt es sich um eine weitere Schildflechte und zwar höchstwahrscheinlich um Peltigera canina, die hier mit der kleineren und deutlich dunkleren P. neckeri vergesellschaftet ist. Die häufig (aber keineswegs immer) braun gefärbte Peltigera canina zählt zu den Arten mit einer im trockenen Zustand filzigen Thallusoberfläche.


    LG Ingo

    (Die unseptierten Sporen im Abwurf waren allerdings kleiner mit 62.9 - 69.8 × 4.7 - 5.8?µm)

    Hallo Ingo,


    das passt nicht so ganz zu den Angaben bei Roobeek. Eine Abweichung bei den unreifen, noch nicht septierten Sporen kann man aber sicher noch am ehesten tolerieren. Wichtiger ist die endgültige Länge der reifen Sporen und die Zahl der Septen. Deine Kollektion 3 kann nur G. fallax sein. Bei G. elongatum (bei mir in der Senne eine häufige Art) habe ich niemals mehr als 7 Septen oder reife Sporen mit einer Länge über 70 µm beobachtet.

    Zu Geoglossum elongatum, die bei Dir in der Mittelfränkischen Sandachse durchaus auch vorkommen könnte, siehe Geoglossum elongatum


    Was ist das eigentlich für eine Wiese, wie wird sie bewirtschaftet bzw. gepflegt?


    LG Ingo

    Hallo Ingo,


    die fraglichen Hygrocybe miniata müssten jetzt ja schon etwas weiter entwickelt sein und eventuell so aussehen wie auf dem folgenden Foto.


    Hygrocybe miniata


    Zusätzlich zur Mikroskopie der Lamellentrama würde ich auch noch einen weiteren Sporenabwurf untersuchen, nach Möglichkeit von einem etwas älteren, voll aufgeschirmten Fruchtkörper. Die Zellen der Lamellentrama kann man problemlos im Verbund vermessen, einfach ein kleines Stück einer nicht zu dicken Lamelle zwischen Objekträger und Deckgläschen positionieren, etwas quetschen und dann mikroskopieren. Ob es sich um eine subreguläre Lamellentrama (mit kurzen Zellen) oder um eine reguläre Lamellentrama (mit langen Zellen) handelt, ist sofort zu erkennen (der Unterschied ist sehr groß).


    Glückwunsch zum Fund von Arrhenia peltigerina, die Art scheint in Bayern ja recht selten zu sein (noch kein Fund in pilze-deutschland.de). Nach meiner Einschätzung parasitiert der Nabeling die Schildflechten. Bei einem Befall lässt sich häufig eine auffällige Verfärbung der Flechtenthalli ins Gelbliche beobachten. Hierin gleicht Arrhenia peltigerina einer ebenfalls an Schildflechten parasitierenden Form von Gamundia striatula.


    Gamundia striatula auf deutlich verfärbten Schildflechten


    Vorkommen von Gamundia striatula oder Arrhenia peltigerina lassen sich daran auch schon in Abwesenheit von Fruchtkörpern erahnen bzw. ausfindig

    machen.


    In der weit überwiegenden Zahl der Fälle wird Peltigera rufescens parasitiert, gelegentlich auch Peltigera didactyla. Das sind im Offenland auch die mit Abstand häufigsten Schildflechten. Erst einmal fand ich Arrhenia peltigerina an Peltigera canina und bei Deinem Fund scheint es sich um die seltene Peltigera neckeri zu handeln. Ganz sicher bin ich mir nicht, da ich auf Deinen Fotos nicht erkennen kann, ob die Schildflechten eine glatte oder eine bereifte bzw. feinfilzige Thallusoberseite aufweisen. Dies lässt sich erst bei halbwegs trockenen Thalli und am besten mit Lupe beurteilen. Ich vermute, dass sie glatt ist.


    Für die Bestimmung von Schildflechten werden nahezu ausschließlich makroskopische Merkmale herangezogen, Mikroskop und Reagenzien spielen praktisch keine Rolle. Problematisch ist die große Variabilität vieler Arten und Peltigera ist trotz der Größe der Thalli eine der schwierigsten Flechtengattungen.


    LG Ingo

    Hallo Ingo,


    Erdzungen-Kollektion 2: ziemlich sicher Geoglossum umbratile (wenn Stiel nicht geschuppt, Sporen im Abwurf mit 7 Septen und Paraphysen zu einem großen Anteil gekrümmt, wie auf Deinen Mikrofotos zu sehen). Die Paraphysen sind bei dieser Art recht vielgestaltig und auch die Länge der Sporen kann von Kollektion zu Kollektion stark variieren. Meist sind es um die 70 µm, es gibt aber auch Kollektionen mit durchschnittlich deutlich längeren Sporen (90 - 100 µm), so auch bei mir in Ostwestfalen. Diese entsprechen wahrscheinlich der von Roobeek als Geoglossum spec A aufgeführten "Art", sind aber wohl nur eine auffällig langsporige Variante von G. umbratile.


    Erdzungen Kollektion 3: eindeutig Geoglossum fallax (wenn Stiel wie auf Deinem Foto deutlich geschuppt, Sporen im Abwurf unseptiert und im reifen Zustand mit mehr als 7 Septen). Interessant wäre noch die Länge der Sporen im Abwurf oder auch im reifen Zustand (als weiteres differenzierendes Merkmal im Vergleich zu der makroskopisch nicht unterscheidbaren G. elongatum).


    Im Parallel-Thread mit den Lamellen-Pilzen äußere ich mich auch noch, muss jetzt aber erst mal zur Arbeit.


    LG Ingo

    Hallo Ingo,


    der erste Sporenabwurf schließt Hygrocybe mucronella aus, im Rennen ist aber noch Dein zweiter Verdacht (Hygrocybe insipida). Da passt die Sporenform und wenn die Sporenlänge sich im Bereich von 5,5-7,5 µm bewegen sollte, dann spricht viel für diese Art. Hier ein Sporenfoto von H. insipida:


    Sporen von Hygrocybe insipida


    Beim zweiten Sporenabwurf passt zwar die Größe der Sporen zu Hygrocybe miniata, es fehlen aber die für diese Art typischen, basal erweiterten (birnenförmigen) Sporen, siehe das folgende Mikrofoto:


    Sporen von Hygrocybe miniata


    Da die Abweichung bei der Sporenform erheblich ist, möchte ich Dich bitten, auch noch die Lamellentrama der fraglichen Pilze zu mikroskopieren und die Länge der Zellen zu bestimmen. Sind sie relativ kurz (max. 150 µm) lang, dann ist es trotz der Sporen H. miniata, sind sie dagegen deutlich länger (150 - 500 µm) dann ist es der Knoblauch-Saftling (Hygrocybe helobia) . Diese Art ist makroskopisch sehr ähnich, aber viel seltener als H. miniata, erscheint in der Regel auch etwas früher im Jahr und ich wäre sehr überrascht, wenn sie es tatsächlich ist. Angesichts der bisher schon gezeigten Arten ist sie Deiner Wiese aber durchaus zuzutrauen..


    LG Ingo