Beiträge von Sennepilz

    die "falcata" mit dem gelben Fuß ist ja spannend.

    Ob wirklich der gelbe Fuß die Alterserscheinung ist, oder ob vielleicht der ganze restliche Fruchtkörper ausgeblichen ist, und die zur flavipes-Kollektion gehören?

    Hallo Wolfgang, hallo Ingo,


    darüber habe ich auch nachgedacht. Leider kann ich nicht sagen, ob Clavaria falcata unter Umständen (bei Alterung) einen solch gelben Fuß haben kann. Solche häufigen und gewöhnlichen Arten wie C. falcata lässt man ja gern links liegen und untersucht sie nicht genauer.


    Von Clavaria flavipes konnte ich bisher nur recht junge Exemplare untersuchen. Die Fruchtkörper waren tief im dichten Moos verborgen und schauten nur mit der absoluten Spitze daraus hervor. Abgesehen vom Fuß waren sie ziemlich blass:


    Clavaria flavipes


    Eine mikroskopische Untersuchung ergab aber zweifelsfrei C. flavipes. Ich hätte sie mir etwas gelber gewünscht, habe die fehlende Farbe aber mit der feuchten und lichtarmen Umgebung der sich entwickelnden Fruchtkörper erklärt und angenommen, dass in einem freien Umfeld heranwachsende Fruchtkörper mehr Gelb zeigen und dem deutschen Namen (Strohfarbene Keule) dann besser entsprechen.


    Die zweite Kollektion von Ingo hat genau diese strohgelbe Farbe und die Sporen passen in Form und Größe auch wunderbar dazu, das sollte eine typische C. flavipes sein.


    Ob die nun soweit ausblassen können, dass sie sich C. falcata annähern oder ob eine mehr weißliche Färbung einfach innerhalb der Variationsbreite von C. flavipes liegt, vermag ich nicht abzuschätzen. Hinzu

    kommt, dass bei den Keulen vieles noch nicht restlos geklärt ist und dass auch immer noch neue Arten beschieben werden.


    LG Ingo

    Mit Sporenabwurf bei der fraglichen H. miniata und mucronella meist du vermutlich die mikroskopische Sporenform?

    Hallo Ingo,

    ja, ich meine die mikroskopische Sporenform, wichtig ist nur, dass man für die Beurteilung derselben einen repräsentativen Querschnitt reifer Sporen heranzieht und speziell bei Saftlingen sollte man hierfür immer einen Sporenabwurf mit einer großen Zahl an Sporen untersuchen. Die wenigen und möglicherweise nicht voll ausgereiften Sporen, die man in einem Quetschpräparat der Lamellen oder anderer Fruchtkörperteile findet, können unter Umständen schnell ein falsches Bild vermitteln.

    LG Ingo

    Hallo Ingo,


    bei den kleinen roten Saftlingen wird es sich, wie von Dir vermutet, um Hygrocybe miniata handeln. Die makroskopischen Merkmale in Verbindung mit den Standorteigenschaften lassen meines Erachtens keine andere Art zu. Ein Sporenabwurf würde alle Zweifel beseitigen.


    Bei der „Hygrocybe tequila sunrisis“ wird es nur nach dem Foto schwieriger, aber auch da besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass du mit deiner ersten Vermutung (Hygrocybe mucronella) richtig liegst. Hygrocybe mucronella sollte bitter schmecken, da der bittere Geschmack selten aber auch mal fehlen kann, empfiehlt sich auch hier ein Sporenabwurf (der ist bei H. mucronella mit keiner anderen Art zu verwechseln).


    Der Rötling gehört zur Untergattung Leptonia, mehr kann man im vorliegenden Fall und ohne Mikromerkmale kaum dazu sagen. Es könnte was aus dem Entoloma corvinum-Umfeld sein (siehe hierzu Ein Rötling aus dem corvinum/serrulatum-Komplex ). Entoloma sericeum (eine sehr häufige Art aus der Untergattung Nolanea) sieht für mein Empfinden ganz anders aus und ist hier nicht in Betracht zu ziehen.


    Die kräftigen Fruchtkörper im weiteren Verlauf deiner Fotostrecke (eine Nummerierung deiner Fotos wäre hilfreich) sind wohl irgendwelche Erdritterlinge, mit denen kenne ich mich aber nicht aus.


    Den nächsten kenne ich besser, denn wenn die kleinen braunen Schirmchen da definitiv auf der Schildflechte wachsen, dann ist das Arrhenia peltigerina, der Schildflechten-Nabeling. Interessant ist die Schildflechte auf der der Pilz dort offensichtlich wächst. Man kann von dieser zwar nicht allzu viel erkennen, aber das was man sieht deutet auf Peltigera neckeri, eine in Norddeutschland schon beinah ausgestorbene, in Süddeutschland aber wohl noch nicht ganz so seltene Art.


    Arrhenia rickenii ist bei den von Dir beschriebenen Standorteigenschaften nicht zu erwarten, die Art benötig einen kalkreichen oder zumindest sehr basenreichen Untergrund, wobei das auch Bauschutt oder eine mit Moosen überwachsene Betonmauer sein kann.


    LG Ingo

    Hallo Lubeca,


    ich kann die Vermutung von Bernd bestätigen. Das gesamte Erscheinungsbild, der Standort und insbesondere die sparrig verzweigten und teilweise büscheligen Rhizinen der von Dir gefundenen Schildflechte weisen auf Peltigera canina, die Echte Hundsflechte oder Hunds-Schildflechte.


    LG Ingo

    Hallo Ingo,


    dass sich im Sporenabwurf von Geoglossum glutinosum nahezu ausschließlich Sporen mit 0 bis 3 Septen finden, ist völlig normal und betrifft auch reife Fruchtkörper, bei denen man im Hymenium schon reichlich voll ausgereifte Sporen mit 7 Septen findet.

    Siehe hierzu die Arbeit von Kees Roobeek, dort finden sich nicht nur gute Beschreibungen der Sporenverhältnisse bei den einzelnen Arten, sondern im Anhang auch ein Schlüssel zur Bestimmung der Erdzungen nach den Sporen im Sporenabwurf:


    Aardtongen.pdf


    Dein erster Fund ist auf jeden Fall Geoglossum glutinosum, die Gestalt der Paraphysen lässt da, wie schon von Nobi angeführt, keine andere Art zu. Wie sehen denn die Paraphysen bei Deinem zweiten Fund aus?


    Das Phänomen, dass sich die Sporen im Sporenabwurf von den ausgereiften Sporen unterscheiden, findet sich auch noch bei G. elongatum und G. fallax. Bei diesen finden sich im Sporenabwurf ausschließlich farblose und unseptierte Sporen und das auch bei voll reifen Fruchtkörpern, die bei einer mikroskopischen Untersuchung des Hymeniums zahlreiche dunkle und vielfach septierte Sporen zeigen (bei G. elongatum 7 und bei G. fallax meist 9-11).


    LG Ingo

    Hallo Ingo,


    zu den Wiesenkeulen: An der Nr. 2 (Clavaria falcata) und der Nr. 3 (Clavulinopsis laeticolor) gibt es wohl keinerlei Zweifel und Deine Mikrobilder der Sporen (bzw. Sporenabwürfe) und deren Vermessung möchte ich als vorbildlich bezeichnen.


    Bei der Nr. 4 kann es aber wegen der Sporenmaße nicht die von Dir in Erwägung gezogene Clavaria flavostellifera sein, bei dieser sollte Q > 1,2 sein. Siehe hierzu die Beschreibungen und den Schlüssel in

    (PDF) Taxonomy and phylogeny of yellow Clavaria species with clamped basidia--Clavaria flavostellifera sp. nov. and the typification of C. argillacea, C. flavipes and C. sphagnicola


    Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist es die von Karl vermutete Clavaria flavipes, eine sehr seltene Art.


    LG Ingo

    Hallo Ingo,


    zur Ergänzung: Deine "schmächtigen" Papageien-Saftlinge erinnern zwar von den Farben an Hygrocybe laeta, ein Blick auf die Unterseite der Hüte genügt aber, um H. laeta auszuschließen. Hygrocybe laeta hat sichelförmige und kurz bis weit am Stiel herablaufende Lamellen. Bei Hygrocybe psittacina sind die Lamellen dagegen abgerundet (bogig) und meist erst deutlich oberhalb des Bogens am Stiel angewachsen (mit Zahn). Außerdem hat Hygrocybe laeta eine gelatinöse Lamellenschneide, ist eine solche auch mit Lupe nicht zu erkennen, kann ein Fund nicht H. laeta sein.


    Kleine, schmächtige und mit nur wenig bzw. schnell vergänglichem Grün ausgestattete Papageien-Saftlinge sind typisch für sehr hagere, eher basenarme und schon leicht versauerte Böden. Bei mir sind das vor allem die Sandböden der Senne, alle dort zu findenden Papageien-Saftlinge sind nur ganz jung ein wenig grün und sehen ansonsten so aus wie auf dem folgenden Foto bzw. so wie die von Dir gefundenen Exemplare.


    Hygrocybe psittacina aus der Senne



    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    eine schöne Wiese mit vielen schönen Arten, aber ein Zäher Saftling (Hygrocybe laeta) ist nicht dabei, die Fotos 5 bis 11 zeigen ausnahmslos den Papageien-Saftling (Hygrocybe psittacina).


    Foto 12 - 14 ist vom Gesamteindruck und mit trockenem Stiel eindeutig Hygrocybe ceracea.


    Foto 15 ist Hygrocybe insipida. Diese Art hat zwar häufig einen rötlichen Stiel (zumindest im oberen Bereich bzw. direkt unter dem Hut), aber man findet nicht selten auch Exemplare bzw. Kollektionen mit rein gelben Stielen (wie hier). Bei Hygrocybe glutinipes wären bei so jungen Fruchtkörpern auch die Hüte mit einer starken Schleimschicht überzogen


    Foto 17 + 18 wie von Dir vermutet: Entoloma serrulatum


    LG Ingo

    Offenbar, weil ihn niemand richtig benennen konnte, oder?

    Hallo Claudia,


    mit den bis jetzt verfügbaren Schlüsseln ist Entoloma porphyrogriseum kaum zu bestimmen und einige der in der Literatur genannten makroskopischen Merkmale entsprechen einfach nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Hinzu kommt, dass die Art, wenn sie mit schwarzen Hüten angetroffen wird, leicht für Entoloma corvinum gehalten werden kann.


    Die Hutfarbe scheint mir sehr stark von der jeweiligen Witterung abzuhängen. Meine braunhütigen (porphyrfarbenen) Exemplare habe ich Ende August inmitten einer sehr niederschlagsreichen Periode angetroffen. Letztes Wochenende (knapp drei Wochen später) konnte ich bei weitgehend trockener Witterung noch einige wenige Nachzügler sammeln. Diese hatten schwarze Hüte, waren ansonsten aber identisch (makroskopisch und mikroskopisch).


    Entoloma cf. porphyrogriseum mit schwarzer Hutfärbung, Oberseite


    wie oben, Unterseite


    LG Ingo

    Was meinst du, könnte der meinige, dem kein Name gegeben werden konnte, in diesen Formenkreis passen?

    Hallo Claudia,


    Dein Fund passt ganz sicher in diesen Formenkreis und höchstwahrscheinlich handelt es sich ebenfalls um Entoloma porphyrogriseum, denn wenn Du Deine Pilze mit den Pilzen auf den Fotos von Thomas Kehlet vergleichst, dann sind die praktisch identisch.

    Einen sehr, sehr ähnlichen Fund hatte auch Karl und der bekam in der Entoloma-Gruppe bei Facebook von Machiel Noordeloos die Antwort: "Sicher Entoloma porphyrogriseum, ..."


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    von der Idee, es könnte Entoloma violaceoserrulatum sein, habe ich mich zwischenzeitlich verabschiedet, die Art kommt definitiv nicht in Frage. Die nur bei älteren Fruchtkörpern zu findende bräunliche Lamellenschneide samt Anklängen an eine serrulatum-Struktur ist im vorliegenden Fall wohl ohne taxonomische Bedeutung.


    Ich habe den Fundort zwei Tage später erneut aufgesucht, weitere Fruchtkörper gesammelt und bin nach einem Bestimmungs-Neustart schließlich bei Entoloma porphyrogriseum gelandet. Diese Art ist in Deutschland möglicherweise weit verbreitet, wurde bisher aber verkannt, weil man mit den üblichen Schlüsseln nicht zum Ziel gelangt und in der Literatur auch Merkmale angeführt werden, die wenig zutreffend sind (wie z.B. polierte Stiele und durchscheinend gestreifte Hüte).


    In Dänemark wird Entoloma porphyrogriseum dagegen schon länger beobachtet bzw. kartiert und es hat sich gezeigt, dass die Art vor allem farblich sehr variabel ist. Siehe hierzu die zahlreichen Fotos von Thomas Kehlet: Entoloma porphyrogriseum Porfyrgrå rødblad | Danske Svampe


    Exemplare mit sehr dunklen (nahezu schwarzen) Hüten wurden bisher wohl häufig als Entoloma corvinum bestimmt. Nach den neuesten Erkenntnissen von Machiel Noordeloos ist E. corvinum aber eine strikt alpine Art und im Tiefland kaum zu erwarten.


    Die Art kann aber auch etwas hellere und dann bräunliche (porphyrfarbene) Hüte aufweisen (wie bei meinem Fund) und kommt dann der Originalbeschreibung von E. porphyrogriseum schon deutlich näher. Die nicht polierten Stiele und die nicht durchscheinend gestreiften Hüte muss man allerdings (so wie es auch die Dänen tun) außer Acht lassen.


    Um die Bestimmung weiter abzusichern, habe ich meinen Fund auf Anregung von Karl dann in der Entoloma-Gruppe auf Facebook vorgestellt. Machiel Noordeloos hat zwar noch nicht darauf reagiert, dafür aber Olga Morozova und sie hat meinen Verdacht bestätigt und denkt auch, dass es Entoloma porphyrogriseum ist.


    Eine Sequenzierung wird aller Voraussicht nach in diesem Winter erfolgen, bis dahin möchte ich den Fund Entoloma cf. porphyrogriseum nennen.


    Anbei nochmal dieselbe Gruppe wie im Startbeitrag (nur zwei Tage älter und nach reichlich Regen mit etwas helleren Hüten) und zusätzlich noch ein Foto von „langstieligen“ Exemplaren aus etwas höherer Vegetation.


    Entoloma cf. porphyrogriseum



    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    speziell für die Wiesenkeulen mit dunklen Fruchtkörpern gibt es das hier:


    (PDF) European species of Clavaria (Agaricales, Agaricomycetes) with dark basidiomata - A morphological and molecular study


    Ansonsten reicht mir für Clavaria und Clavulinopsis meist die Funga Nordica (2. Aufl.). Damit wird man mehr als 95 % seiner Funde bestimmen können. Eine aktuelle Monographie zu der Familie der Clavariaceae gibt es leider nicht.


    30 Jahre sind für die Entwicklung artenreicher Wiesenpilzgesellschaften in der Tat nur ein recht kurzer Zeitraum. Deine Wiese (in Litauen) wurde aber wohl auch nie oder nur minimal gedüngt, sonst wären die von Dir dort gefundenen Arten kaum vorstellbar. Bei mir hier am Rand der landwirtschaftlich sehr intensiv genutzten Westfälischen Bucht reichen mittlerweile schon die Stickstoffeinträge aus der Luft, um artenreiche Wiesenpilzgesellschaften an der Etablierung zu hindern.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    ergänzen möchte ich noch, dass Clavaria pullei eine seltene Art ist. Aus Deutschland sind nur sehr wenige Fundorte bekannt. Bei mir ist es ein magerer Friedhofsrasen, der nur leider fast wöchentlich gemäht wird. So fand ich bisher nur ein völlig unversehrtes Exemplar.


    Clavaria pullei


    Bei den anderen waren zumindest die Spitzen abrasiert, so wie bei der folgenden Gruppe:


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    luteoalba bedeutet zwar gelbweiß, auf Clavulinopsis luteoalba trifft dies aber nur sehr bedingt zu. Junge Fruchtkörper sind gelb mit oranger Tönung (mal mehr mal weniger), lediglich die Spitze ist bei frischen (noch nicht angetrockneten) Exemplaren weißlich und dies ist auch ein typisches Merkmal von Clavulinopsis luteoalba.


    Die englischsprachige Bezeichnung für C. luteoalba ist "Apricot Club" und auch im Deutschen findet sich gelegentlich die Bezeichnung "Aprikosenfarbige Wiesenkeule". Die meist verwendete Bezeichnung "Gelbweiße Wiesenkeule" ist dagegen wenig zutreffend. Dass passt erst bei älteren Fruchtkörpern mit verblichenen Farben, wobei die Farben bzw. Pigmente bei C. luteoalba vergleichsweise empfindlich sind, hierauf nimmt die niederländische Bezeichnung "verblekende knotszwam" Bezug.


    Zu Deinen heutigen Fotos: Bist Du sicher, dass das alles eine Art ist? Ich schlage vor, dass Du von jeder Fundstelle einige Fruchtkörper entnimmst und diese mikroskopisch untersuchst oder untersuchen lässt (für eine Artdiagnose reichen in der Regel die Sporen). Anders kommen wir hier nicht weiter.


    LG Ingo

    Hallo Ingo, der größte der rosaorangenen Keule war wenigstens 5 cm lang. Mir erschienen die, als würden die auch gerade erst wachsen.

    Hallo Bernd,

    die werden kaum noch wachsen und auf dem ersten der beiden neuen Fotos sieht man meines Erachtens ganz typische Clavulinopsis luteoalba. Zur Größe: 5 cm werden von der Art locker erreicht und nicht selten auch noch deutlich überschritten.

    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    zu der gelborangen Wiesenkeule: Mir erscheinen die Fruchtkörper nicht allzu stattlich und so würde ich mit Clavulinopsis luteoalba auch eine etwas kleinere Art in Betracht ziehen. Die Färbung (mit den Orangeanteilen) wäre für diese Art sehr typisch und so ein wenig büschelig wachsen wie der Fund von Bernd kann die auch.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    der Titel deutet es schon an, den folgenden Fund habe ich nicht mit Sicherheit bis zur Art bestimmen können.

    Die Pilze standen in geringer Zahl auf einer mageren Rasenfläche und erinnerten mich zunächst an Entoloma corvinum. Der gefaserte Stiel, die hellen, fast weißen Lamellen und der starke Kontrast zum dunklen Hut, das hätte makroskopisch gepasst, wenn der Hut noch etwas dunkler bzw. schwarz und nicht dunkelbraun (mit violetter Tönung) gewesen wäre.


    Entoloma spec.


    Das weitere Merkmale auch nicht passen, zeigte sich dann später bei genauerer Betrachtung und beim Mikroskopieren. Mitgenommen habe ich neben ganz jungen Exemplaren (wie auf dem obigen Foto) auch etwas ältere bzw. reifere Fruchtkörper und während die Lamellenschneiden bei den jungen Exemplaren noch gleichfarbig waren, hatten sie bei den wahrscheinlich nur ein bis zwei Tage älteren Fruchtkörpern eine braune Färbung angenommen und erinnerten an eine Lamellenschneide vom serrulatum-Typ.


    Entoloma spec., Lamellenschneide bei einem etwas älteren Fruchtkörper


    Auch mikroskopisch würde ich von einer serrulatum-Struktur sprechen:


    Die Schneiden sind auf jeden Fall mit dicht gelagerten Cheilozystiden besetzt und auf ganzer Länge steril.


    Entoloma spec., Hut und Stiel in der Nahaufnahme



    Die Hyphen der Hutdeckschicht sind zum Teil sehr lang (bis über 200 µm) und in den obersten Lagen auch auffällig breit (bis 30 µm). Dabei enden die Zellen vielfach in den zahlreichen, auf der ganzen Hutfläche zu findenden dunklen Schüppchen:


    Das braune Pigment liegt wohl nur intrazellulär vor und Schnallen fand ich in keinem Teil des untersuchten Fruchtkörpers. Die keuligen Basidien (30-35 x 9-11 µm) sind überwiegend viersporig und die Sporen sind auffallend klein (8-10,5 x 6,5-8,0 µm). Sie haben 5 bis 6 Ecken und eine recht einheitliche Form und Größe.


    Entoloma spec., Basidien


    Entoloma spec.. Sporenabwurf


    Natürlich habe ich versucht den Pilz zu schlüsseln (Fungi Europaei 5A, Funga Nordica und Gröger), dabei landet man zwar immer in der selben Ecke, findet aber keine Art, bei der absolut alles passt.


    Einiges deutet auf Entoloma violaceoserrulatum. Hierzu passen das Foto in der Fungi Europaei 5a und viele der dort genannten Makro- und Mikromerkmale. Allerdings ist dort von einer blauen Lamellenschneide die Rede, das passt nicht. Bei Gröger steht dagegen: „L-Schneide bald braun“, das wäre zutreffend. Im WWW findet sich zur Art nur sehr wenig, erwähnen möchte ich hier nur die folgende Publikation:


    SMT_2017-3.pdf


    Dort steht dann u.a.: „The serrulatum-type lamella edge is usually concolorous, but might develop violet-brownish spots with age (hence the name).“ Es gibt auch ein Foto, es zeigt nur leider keine allzu frischen Exemplare.


    Was meinen die Entoloma-Experten?


    LG Ingo

    Ich habe lediglich noch ein Schnittbild von dem mutmaßlichen Camarophyllopsis entdeckt. Makroskopisch sehen die schon anders aus, als in der Publikation.

    Hallo Claudia,


    ja, die sehen vom Habitus anders aus und Dein Fund würde auch nur dann dazu passen, wenn man von überdurchschnittlich großen Exemplaren ausgeht. Denn diese haben bei den Samtschnecklingen (Camarophyllopsis und Hodophilus) nicht selten einen nach oben verbreiterten und abgeflachten Stiel.


    Nach nochmaliger Betrachtung Deiner Fotos glaube ich aber auch nicht mehr an eine der punktiertstieligen Arten. Die Pünktchen könnten auch irgendwelche dunklen Partikel sein, die dem Stiel anhaften, zumal sich solche dunklen Punkte auch am Hut und an den Lamellen finden. Außerdem passen die relativ zahlreichen und dicht stehenden Lamellen auch nicht so recht zu Hodophilus atropunctus oder H. variabilipes.


    Besser sieht es aus, wenn man Deinen Fund mit Camarophyllopsis schulzeri vergleicht. Dies wäre zwar eine sehr seltene Art, aus meiner Sicht aber die mit den größten Übereinstimmungen. Wobei zu berücksichtigen ist, dass Camarophyllopis schulzeri eine recht variable Art ist (vor allem farblich), hier ein Foto von Exemplaren, die Deinem Fund nahe kommen: Voskovečka Schulzerova - Camarophyllopsis schulzeri (Bres.) Herink | Atlas hub - Houbaření


    Eine sichere Bestimmung wird aber nur mit Hilfe der mikroskopischen Merkmale möglich sein.


    LG Ingo

    jetzt wo Du es sagst, sehe ich auf Bild 2 sogar schwarze Punkte am Stiel!?


    Hallo Wolfgang,


    ja, man erkennt kleine Stielschüppchen, manche auch etwas dunkler, für eine Beurteilung würde ich aber gern weitere Fruchtkörper sehen. Eventuell ist es eine der Arten mit "schwarzen Pünktchen", nach aktueller Literatur (s.u.) also entweder Hodophilus atropunctus (die frühere Camarophyllopsis atropunctata) oder die erst kürzlich davon abgetrennte Hodophilus variabilipes.


    Hallo Claudia,


    wenn Du Dich an der Bestimmung versuchen möchtest, dann kann die folgende Publikation eine Hilfe sein:

    Ho_atropunctus_10.1007_s11557-017-1318-9 pages.pdf


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    auch ich habe auf Kristalle bei Hygrocybe calciphila nie geachtet, da mir das Merkmal nicht bekannt war. Bei nächster Gelegenheit werde ich es an Frischmaterial überprüfen. Habe aber Zweifel, ob sich solche Kristalle immer bzw. unabhängig von Fruchtkörperalter und Witterungseinflüssen nachweisen lassen.


    LG Ingo

    Hallo Claudia,


    tolle Ausbeute, bei mir tut sich auf den Wiesen noch so gut wie nichts!


    Eine kurze Anmerkung nur zu Pilz 1: Sind das nicht eher zwei Arten? Bild 1 und 2 erinnern mich an Camarophyllopsis und meines Erachtens zeigen nur die folgenden Bilder einen Rötling.


    LG Ingo

    Hallo Raphael,


    interessante Pilze, von denen in meinen Pilzrevieren (Höhenlage 100 - 300 m) natürlich kaum etwas zu finden ist.


    Die Hygrocybe salicis-herbaceae sieht allerdings sehr nach der auch bei mir vorkommenden Hygrocybe calciphila aus und die Mikromerkmale, die Du zeigst, passen mindestens ebenso gut zu calciphila wie zu salicis-herbaceae. Makroskopisch sollte H. salicis-herbaceae sich durch eine fettig-glänzende Hutoberfläche auszeichnen, siehe das Foto im Boertmann oder die Fotos in folgender Publikation:

    (PDF) Hygrocybe salicis-herbaceae (Agaricomycetes, Hygrophoraceae): an arctic-alpine species new to the South-Eastern Carpathians (Romania)


    Eine solche Hutoberfläche (ähnlich der von H. reidii) kann ich bei Deinen Fotos nicht erkennen. Fotos können aber täuschen, eindeutiger wäre die von Pablo bereits angeführte Geschmacksprobe und der für H. salicis-herbaceae charakteristische Geschmack (nach längerem Kauen deutlich bitter-schärflich), soll nach den Angaben im Ludwig (Band 3, S. 334) auch noch an Exsikkat-Material feststellbar sein.

    Beide Pilze unterscheiden sich deutlich auch in den Standortansprüchen. Hygrocybe salicis-herbaceae wurde glaubhaft bisher nur auf recht armen und sauren Böden gefunden, H. calciphila ist dagegen eindeutig an kalkreiche oder zumindest sehr basenreiche Standorte gebunden.


    Zum Vergleich hier eine Hygrocybe calciphila aus einem Kalksteinbruch des Teutoburger Waldes


    LG Ingo