Beiträge von Sennepilz

    Hallo Björn,


    der Schlüssel im Gröger nennt zwei Arten ohne Schnallen: Omphalina atrovelutina und Omphalina praticola. Die erste passt makroskopisch und mikroskopisch nicht zu Deinem Fund, aber was passt denn bei Omphalina praticola nicht? Wenn ich die von Dir genannten Merkmale und die Mikrofotos mit den Angaben in OestZPilz_6_0131-0134.pdf vergleiche, dann sehe ich eine sehr weitgehende Übereinstimmung.


    LG Ingo

    Ich würde noch calciphila ins Spiel bringen wollen für die "Mennigeroten".

    Hallo Andreas,


    H. calciphila halte ich für sehr unwahrscheinlich. Bei dieser Art müssten die Sporen insgesamt doch deutlich rundlicher sein, außerdem müssten die Hüte zumindest anfangs konvex (nach oben gewölbt) sein. Im vorliegenden Fall sind sie abgeflacht und in der Mitte leicht vertieft (trichterlingsartig). Ferner sehe ich auf den Fotos von Sebastian nichts, was einen typischen calciphila-Standort (lückiger Kalkmagerrasen) ausmacht oder gleichkommt. Pilze wie Pflanzen weisen zwar auf einen mäßig basenreichen Boden, kalkreich oder zumindest besonders basenreich (wie für H. calciphila zu fordern) ist der Standort aber sicher nicht.


    LG Ingo

    Vielleicht der menningrote Filzsaftling - Hygrocybe miniata

    Hallo Sebastian,


    die Sporenform schließt H. miniata aus, es ist auch eher eine späte Art, die aktuell kaum zu erwarten ist. Ich tippe auf H. cantharellus (lepida), da passt das frühe Erscheinen, die Farbgebung, der krenulierte Hutrand und die leicht filzige (schuppige) Hutdeckschicht. Idealerweise sollten da zwar auch noch herablaufende Lamellen zu sehen sein, anfänglich bzw. bei diesen Winzlingen muss dieses Merkmal aber noch nicht ausgeprägt sein.


    Ganz eventuell käme auch noch die deutlich seltenere H. helobia in Frage. Diese wäre aber intensiver rot gefärbt und unterscheidet sich mikroskopisch deutlich durch die Lamellentrama (mit sehr langen Elementen, bis über 500 µm) von H. cantharellus (kurze Elemente, meist nur bis 75 µm).


    LG Ingo

    Hallo Martin,


    das ist eine sehr typisch entwickelte Peltigera praetextata und Deine Fotos sind so gut bzw. detailreich, da wäre eine Bestimmung auch bei fehlenden Isidien (kommt bei P. praetextata öfters vor) möglich gewesen.


    LG Ingo

    Hallo Corne,


    ein professioneller Lichenologe mit Sitz in Sachsen ist Dr. Volker Otte vom Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz. Email: volker.otte@senckenberg.de


    Anbei noch ein Foto von den dunkelbraunen bis schwarzen Apothecien, die in Farbe und Form auch für Peltigera neckeri sprechen.


    Peltigera-Fund Corne, Apothecien


    Peltigera-Arten sind wegen ihrer großen Variabilität manchmal nur sehr schwer zu bestimmen. Im vorliegenden Fall kann die Entscheidung nach meiner Einschätzung aber nur zwischen P. neckeri und P. polydactylon fallen, wobei ich mich wegen verschiedener Details für P. neckeri entschieden habe. Die von Herrn Gnüchtel vorgeschlagene P. didactyla kommt dagegen wegen diverser vom Fund stark abweichender Merkmale überhaupt nicht in Frage.


    LG Ingo

    Hallo Corne,


    das ist ja schade, dass Ihr die Strapazen auf Euch genommen habt, um dann mit Peltigera didactyla nur eine gewöhnliche und häufige Art zu sehen.


    Aber: Bist Du sicher, dass Du Herrn Gnüchtel exakt die Schildflechte zeigen konntest, die man auf Deinem Foto sieht? Manchmal sind 2 oder 3 Peltigera-Arten auf engem Raum miteinander vergesellschaftet. Vorweg hier nochmal Dein Foto:


    Die Peltigera spec. vom Dresdener Heller


    Fotos können manchmal extrem täuschen, aber Peltigera didactyla vermag ich hier beim besten Willen nicht zu erkennen.


    Um sicher zu gehen, habe ich gestern ein größeres Vorkommen der Peltigera didactyla auf einem Sandmagerrasen in der unmittelbaren Nähe meines Wohnortes aufgesucht und versucht, Exemplare zu finden, die den Schildflechten auf Deinem Foto nahekommen. Das ist mir nicht gelungen!


    Hierzu muss man wissen, dass Peltigera didactyla eine kurzlebige Pionierart ist, die in zwei Lebensphasen auftritt, die ineinander übergehen. Dies ist mit starken morphologischen Veränderungen verbunden, wobei man in größeren Populationen häufig beide Phasen und alle Übergänge zur gleichen Zeit nebeneinander findet.


    So sind junge Exemplare durch zahlreiche auf der Thallusoberfläche sitzende, rundliche Sorale gekennzeichnet, die der vegetativen Vermehrung dienen. Mit diesen Soralen ist die Art nahezu unverwechselbar (nur die verwandtschaftlich sehr nahestehende Peltigera extenuata ist ähnlich).


    Mit zunehmenden Alter der Fruchtkörper erfolgt dann meist der Übergang in eine sexuelle Phase in der dann Apothecien ausgebildet werden. Dabei verschwinden die Sorale weitestgehend, aber meist nicht restlos.


    Hier ein Foto von P. didactyla in der Übergangsphase (mit schon einigen jungen Apothecien und noch zahlreichen Soralen).


    Bei der Peltigera auf Deinem Foto sind Apothecien auch schon in der Entwicklung, von Soralen aber nirgends die geringste Spur.


    Erst wenn die Bildung der Apothecien weitestgehend abgeschlossen ist, sind kaum noch Sorale zu finden, so wie bei diesem Beispiel:


    Typisch für P. didactyla ist ferner ein deutlich erhabenes Netz aus Adern auf der Rückseite der Thalli und von diesen Adern reichen meist auch zwei bis in die Lappenenden, an denen die Apothecien gebildet werden, siehe das folgende Foto:


    Solche erhabenen Adern sind bei den Schildflechten auf Deinem Foto nirgends zu entdecken, obwohl es dort einige zur Spitze hin „umgeklappte“ Lappen gibt, die schon eine gewisse Vorstellung von der Rückseite der Thalli vermitteln.


    Auffällig bei den Schildflechten auf Deinem Foto sind auch die zahlreichen Brüche und Risse in den recht starr und dick erscheinenden Thalli. Diese wären für P. didactyla eher untypisch, während dergleichen bei P. neckeri öfters zu beobachten ist.


    Womit wir bei der Art wären, die ich hier vermute. Man könnte jetzt durch Vergleich der Fotos noch weitere kleine Details herausarbeiten, die P. didactyla unwahrscheinlich erscheinen lassen, da es aber bei der Thallusoberfläche einen großen und eindeutigen Unterschied zwischen den beiden Arten gibt, sollte man bei der Bestimmung zunächst das Folgende klären.


    Peltigera didactyla gehört zu den Arten mit einer dichtfilzigen Oberfläche, die spätestens bei Beginn der Apothecienbildung sehr deutlich ausgeprägt ist. Peltigera neckeri hat dagegen eine glatte (kahle) Oberseite.


    Die Flechten auf Deinem Foto sind möglicherweise noch so gut durchfeuchtet, dass eine filzige Oberfläche (wie für P. didactyla zu fordern) nur schwer zu erkennen ist, mit zunehmender Austrocknung müsste die Thallusoberfläche von P. didactyla dann aber so aussehen wie auf den folgenden Fotos.


    Vergleich P. didacytla (links) mit P. neckeri (rechts):


    Gut durchfeuchtet


    Nach ca. 5 min in trockener Zimmerluft


    Nach ca. 10 min


    Völlig trocken (nach 12 Stunden)


    Diesen Test kannst Du selbst leicht durchführen, wichtig ist nur, dass Du dafür auch tatsächlich die Flechten entnimmst, die Deinem obigen Foto entsprechen. Leider ist Dresden gut 350 km von mir entfernt, sonst wäre ich schon vor Ort. Korrektur: es sind sogar über 450 km!


    LG Ingo

    Hallo Corne,


    Andreas Gnüchtel ist Flechten-Spezialist (u.a. auch Autor der "Roten Liste Flechten Sachsen") und er kommt aus Dresden. Schick ihm doch einfach das Foto mit der Flechte und teil ihm mit, dass aus dem pilzforum.eu der Hinweis kam, dass es sich um Peltigera neckeri handeln könnte.

    Seine Mail-Adresse lautet: agnuechtel@googlemail.com


    Falls er den Verdacht teilt, wird er sicher eine Probe bzw. einen Beleg erbitten oder sich vielleicht sogar selbst den Fundort ansehen wollen.


    Mir reichen als Beleg immer wenige gut ausgebildete Lappen einer Schildflechte, anhand derer sich auch die Unterseite mit dem Adernetz und den Rhizinen beurteilen lässt. Mehr als ein ca. 5 x 5 cm großer "Ausschnitt" aus einem Schildflechten-Lager sollte kaum erforderlich sein.


    Wenn Herr Gnüchtel sich der Sache annimmt, dann teil uns bitte mit, wie er den Fund beurteilt.


    LG Ingo

    Und dann das! Sowas ähnliches habe ich hier im Forum schonmal gesehen... eine Flechtenart ?

    Hallo Corne,


    ja, das ist eine Schildlfechte (Gattung Peltigera). Für eine sichere Bestimmung der Art reicht dieses eine Foto zwar nicht aus (man müsste auch die Unterseite mit dem Adernetz und den Rhizinen sehen), aber alles was man sieht, deutet auf Peltigera neckeri, eine deutschlandweit seltene und speziell in Sachsen sehr seltene Art. In der 2015 erschienenen Publikation "Die Gattung Peltigera in Sachsen" von Andreas Gnüchtel werden nur drei historische Funde (aus den Jahren 1875, 1927 und 1932) und nur ein aktueller Fund erwähnt (2010 aus Zwickau).


    LG Ingo

    Ich glaube auch weiterhin, dass für die Artbestimmung dieser Kollektion all diese Sporenpaare irrelevant sind.

    Hallo Andreas,


    für die Artbestimmung sind sie sicherlich irrelevant, beim Sporenabwurf der frischen Pilze traten sie ja auch nicht in Erscheinung, sondern nur bei den Sporen, die man den Exsikkaten entnehmen konnte. Auch das Nebeneinander von zwei sehr verschieden erscheinenden Sporentypen gab es nur bei den Exsikkaten. Mag sein, dass ich aktuell etwas frustriert bin, aber gegenüber Exsikkaten habe ich jetzt noch größere Vorbehalte als vorher schon (zumindest was das Mikroskopieren anbelangt).


    LG Ingo

    Oder könnten das Sporen mit einer sehr weichen Außenwand sein, die alleine durchs zusammenkleben schon deformieren?

    Hallo Pablo,


    daran habe ich auch schon gedacht, was fehlte waren größere Klumpen bzw. viele zusammengeklebte Sporen. Wenn man diesen Umstand vernachlässigt, dann wäre ein Zusammenkleben in der Tat die plausibelste Erklärung. Eventuell konnte es aber auch nicht zu größeren Aggregationen kommen, weil die Sporen größtenteils aus den Exsikkaten gerieselt sind, bevor sich alles beim Trocknen so richtig zusammengezogen hat.


    Der Sporenabwurf meines "Omphalina" praticola-Fundes aus dem Jahr 2019 sah ja ganz "harmlos" aus: glatte, inamyloide und subglose Sporen ohne irgendeine Hülle. Die Fotos von Sebastian zeigen aber, dass da bei jungen Sporen mehr zu beobachten ist (auch wenn es wohl kein Perispor ist und ich dann bei meinen Exsikkaten einigen Täuschungen erlegen bin). Bemerkenswert erscheint mir das Nebeneinander zweier optisch recht unterschiedlicher Sporentypen, bei denen zumindest in den Exsikkaten keine Übergänge zu finden waren.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    willkommen im Forum und vielen Dank für den Hinweis auf die Publikation von Vizzini!


    Besonders interessant finde ich, dass bei der Chrysomycena perplexa Sporen gefunden wurden, die entweder viele Guttulen oder nur einen großen Öltropfen enthalten.


    Bei den jetzt von mir mikroskopierten Exsikkaten von "Omphalina" praticola waren auch nur Sporen mit entweder einem großen Öltropfen oder Sporen mit sehr zahlreichen kleinen Öltropfen zu finden (siehe die Kollage aus meinen vorherigen Beiträgen). Es gab keine Übergangsformen, wie man es von vielen anderen Arten kennt, wo sich im Laufe der Sporenentwicklung viele kleine Öltropfen letztlich zu einem großen Tropfen vereinigen.


    Dafür fanden sich diverse „Gebilde“, die möglicherweise im Zuge von Teilungen entstanden. Wer oder was da jeweils aus wem „hervorgeht“, wage ich nicht zu beurteilen. Der Pilz hat auf jeden Fall sehr ungewöhnliche Sporen, deren Entstehung und Entwicklung mir überaus rätselhaft erscheint (bei „normalen“ Basidiosporen habe ich dergleichen noch nicht beobachten können).


    Hier eine weitere Kollage mit einer kleinen Auswahl an ungewöhnlichen „Erscheinungen“:



    Bei einem anderen Merkmal muss ich mich korrigieren: Eine Hülle im Sinne eines Perispors gibt es auch bei den vermeintlich jungen (unreifen) Sporen von „Omphalina“ praticola definitiv nicht, da möchte ich Wolfgang und Andreas jetzt ausdrücklich Recht geben.


    LG Ingo

    Hallo Andreas,


    Du schreibst, dass die beiden mittleren Sporen Deiner Ansicht nach frisch aufgeplatzt sind und der Ölinhalt nach außen quillt. Aber darf denn dieser Ölinhalt, der nach außen quillt, einen Apikulus haben und auch sonst wie eine komplette Spore aussehen?


    Edit: Nach erneutem ausgiebigen Mikroskopieren meiner Exsikkate gibt es für die Sporen in der Mitte der Kollage möglicherweise eine andere Erklärung. Ich muss es morgen im ausgeschlafenen Zustand nochmal verifizieren und melde mich dann.


    Beste Grüße


    Ingo

    Hallo Ingo,

    das, was Du als "Perispor" bezeichnest, ist m.E. einfach die normale Spore, und in der Mitte eine riesige Guttule (Öltropfen), bei den anderen Sporen sind es viele kleine Öltropfen.


    Hallo Wolfgang,


    ich zeige hier gern noch mal die folgende Kollage:


    Mit "Perispor" meine ich das, was auf dem obigen Foto die Sporen umgibt, die auf der linken Seite der Kollage zu sehen sind. Dieses löst sich ab (siehe die beiden Sporen im Zentrum) und es verbleiben die Sporen mit dem großen Öltropfen, die ich auf der rechten Seite angeordnet habe.

    Korrektur: Hier habe ich mich getäuscht, auch die Sporen in der linken Bildhälfte haben kein Perispor!


    LG Ingo

    Hallo Sebastian,


    Fayodia bisphaerigerella kommt Deinem Fund meiner Ansicht nach nicht besonders nah! Da passen (wie Du selbst schreibst) die Sporen nicht zur Darstellung in der Literatur, Cheilocystiden sehe ich bei Deinem Fund auch keine und der Standort passt überhaupt nicht. Die Fayodia-Arten (inkl. bisphaerigerella) werden als Wald-Arten (meist Nadelwald) beschrieben und ein Vorkommen mitten auf einer Wiese ist zwar nicht hundertprozentig auszuschließen aber doch äußerst unwahrscheinlich.


    Verblüffend war dagegen die Ähnlichkeit nahezu aller Mikromerkmale mit dem von mir als Omphalina praticola bestimmten Fund, nur die Sporen wollten nicht dazu passen, wobei anzumerken ist, dass ich mich damals bei der Beurteilung der Sporen nur an dem entsprechenden Sporenabwurf bzw. an reifen Sporen orientiert hab. Die waren glatt und inamyloid und von einem Perispor war da nichts zu sehen.


    Ich untersuche extrem ungern Exsikkate, aber im vorliegenden Fall waren sie zur Klärung unbedingt erforderlich.


    Omphalina praticola, Exsikkate


    Fünf Fruchtkörper von O. praticola standen zur Verfügung (siehe oben) und bei einem der kleineren habe ich mir jetzt die Sporen angesehen (in der Hoffnung bei diesem auch unreife Sporen zu finden). Ergebnis: Es fanden sich sowohl Sporen mit einem grob strukturierten Perispor als auch Sporen ohne Perispor, letztere völlig glatt und mit einem großen Öltropfen. Zusätzlich gab es wenige Exemplare, bei denen sich das Perispor gerade löste (wie bei den zwei Exemplaren in der Mitte der folgenden Kollage). Korrektur: Auch die Sporen in der linken Bildhälfte haben kein Perispor!


    Omphalina praticola, Sporen mit Perispor (links) und ohne Perispor (rechts), Kollage


    Auch in Deinen Mikrofotos finden sich die beiden Entwicklungsstadien (siehe das folgende Foto).



    Von Dir mit roten Pfeilen markiert: die noch unreifen Sporen mit Perispor. Von mir mit gelben Pfeilen markiert: glatte Sporen mit Öltropfen (und ohne Perispor). Das mit grünem Pfeil markierte Objekt ist wahrscheinlich ein abgelöstes Perispor (von der Spore darunter). Korrektur: Ein Perispor ist auch hier nicht anzunehmen!


    Insgesamt können die Übereinstimmungen im mikroskopischen Bereich zwischen Deinem und meinem Fund wohl kaum noch größer sein.


    Es stellen sich jetzt natürlich neue Fragen, z.B.: Ist es vorstellbar, dass bei der Beschreibung der O. praticola das Perispor übersehen wude, eventuell weil nur sehr wenige und alte Fruchtkörper zur Verfügung standen? Oder ist mein Fund gar nicht O. praticola, aber was ist es dann?


    Auf der folgenden Abbildung links ein Foto von den Exemplaren, die höchstwahrscheinlich der Erstbeschreibung zugrunde lagen und rechts das Foto vom deutschen Erstfund. Diese Exemplare standen nicht frei, sondern in einer hohen Wiesenvegetation (ein gutes Beispiel für die Variabilität einer Art in Abhängigkeit vom Standort).



    Obige Fotos übernommen aus: NMV Verspreidingsatlas | Omphalina praticola - Weidetrechtertje

    bzw. aus: Pilzgutachten_2012.pdf


    LG Ingo

    Hallo Sebastian,


    vergleiche doch mal mit Omphalina praticola (Wiesen-Nabeling).


    Hier ein Foto vom deutschen Erstfund (durch Matthias Lüderitz aus Schleswig-Holstein):


    Pilzgutachten_2012.pdf (auf Seite 7)


    und hier die Erstbeschreibung der Art aus den Niederlanden (von 1997):


    OestZPilz_6_0131-0134.pdf


    sowie hier ein Fund aus Nordrhein-Westfalen (aus 2019):


    Omphalina praticola und Entoloma velenovskyi


    Da passt zwar nicht alles zu Deinen Angaben, aber doch schon auffällig viel, insbesondere der Standort, das makroskopische Erscheinungsbild, die zweisporigen Basidien, die ca. 7 µm großen, subglobosen bis globosen Sporen, das Vorhandensein auffällig langer und breiter (aufgeblasener) Hyphen. Klären müsste man, wie die Sporen Deines Fundes in einem Sporenabwurf (also weitestgehend reif) aussehen und ob sie tatsächlich amyloid sind. Wenn ja, dann ist Omphalina praticola wohl aus dem Rennen und Cheilocystiden sollten bei O. praticola auch nicht zu finden sein. Aber handelt es sich bei dem, was man auf Deinem Mikrofoto sehen kann, wirklich um Cheilocystiden, ich habe da große Zweifel. Bleiben die Schnallen, O. praticola hat laut Beschreibung keine, Deine Angabe "Schnallen waren eher nicht vorhanden bzw. wenn dann sehr sehr spärlich (HDS)" würde ich aber noch als "keine" werten.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    Beli hat absolut Recht, die Außenseite passt nicht zu typischer Lycoperdon utriforme, allerdings hat die Art eine recht variable Außenseite, siehe hierzu die reich bebilderte Abhandlung von Lothar Krieglsteiner:


    Lycoperdon utriforme - Hasenstäubling - Seite 6


    Für Bovista plumbea sind die von Bernd gefundenen Exemplare grenzwertig groß, die recht ähnliche B. nigrescens passt da schon besser. An dem frühen Erscheinen möchte ich mich nicht stören, denn wie ich bei einer Kontrolle einer Magerwiese am heutigen Nachmittag feststellen musste, ist Bovista plumbea auch bei mir in Norddeutschland schon zu finden und sieht aktuell so aus:


    junge Fruchtkörper von Bovista plumbea am 23.05.21


    Bernd möchte ich bitten, einen der Fruchtkörper seines Fundes mit einer möglichst scharfen Klinge durchzuschneiden. Das würde die Bestimmung dann schon deutlich voranbringen, denn bei Lycoperdon utriforme findet sich eine Subgleba und bei Bovista plumbea oder B. nigrescens nicht. Ich halte im Moment beides für möglich und evtl. ist es auch eine andere hier noch nicht erwähnte Art.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    bei mir in Norddeutschland erscheint der Hasen-Stäubling oder Hasenbovist (Lycoperdon utriforme) häufig schon früh im Jahr (ab Anfang Mai) und in weiteren Schüben dann bis zum Herbst. Er ist sehr typisch für magere bis mäßig magere Wiesen und Weiden und wird nicht selten auch recht groß (bis ca. 15 cm Durchmesser).


    Klasse Fotos von den jungen Marderhunden! Die Art kommt mittlerweile zwar auch in meiner Umgebung vor und selten sieht man auch mal ein überfahrenes Exemplar, einen Bau mit Jungen habe ich aber noch nicht entdeckt.


    LG Ingo

    Hallo Beatty,


    das sind ganz junge Keimlinge von Misteln (wahrscheinlich Laubholz-Mistel, Viscum album). Auf Deinem Foto ist gut zu sehen, wie die Keimlinge aus dem von einer Schleimhülle umgebenden Samen gewachsen sind, sich in Richtung Untergrund gekrümmt und dort dann eine Haftscheibe ausgebildet haben. Eine weitere Entwicklung der Keimlinge ist hier natürlich nicht möglich, dafür hätten sie auf dem Ast eines lebenden Laubbaumes keimen müssen, um dann dessen Wasserleitungsbahnen anzuzapfen.


    LG Ingo

    Hallo Mausmann,


    Deine Fotos zeigen eine wirklich bemerkenswerte Schildkröten-Gesellschaft. Es sind mindestens drei Arten, die Gelbbauch- oder Gelbwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta scripta), die typischerweise hinter dem Auge einen breiten senkrechten (!) Streifen aufweist, scheint allerdings nicht dabei zu sein.


    Erkennen kann man:


    eine Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans), auf Deinem ersten Foto von links gesehen an erster Stelle


    eine Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis), die vierte von links (an diesem Gewässer sicher nur ein ausgesetztes oder aus Gartenteichhaltung entwichenes Exemplar)


    und sechs Schildkröten, bei denen es sich höchstwahrscheinlich um die Gewöhnliche oder Hieroglyphen-Schmuckschildkröte (Pseudemys concinna) handelt (die bestimmungsrelevanten Merkmale sind nicht in allen Fällen zweifelsfrei zu erkennen)


    Zur Unterscheidung der häufigsten Wasserschildkröten siehe:


    Artbestimmung von Wasserschildkröten


    Da Rotwangen- und Gelbwangen-Schmuckschildkröten nicht mehr importiert und frei gehandelt werden dürfen, wurden sie in den Zoohandlungen und Gartencentern von der recht ähnlichen Hieroglyphen-Schmuckschildkröte und weiteren, meist aus Nordamerika stammenden Wasserschildkröten ersetzt.


    In der Folge werden in siedlungsnahen Gewässern jetzt vermehrt Hieroglyphen-Schmuckschildkröten, vereinzelt auch Höckerschildkröten (Graptemys spec.) und nur noch wenige Rotwangen- oder Gelbwangen-Schmuckschildkröten beobachtet.


    Eine erfolgreiche Reproduktion von Schmuckschildkröten und anderen, nicht heimischen Wasserschildkröten konnte in Deutschland bisher nicht nachgewiesen werden. Wenn sie sich scheinbar vermehren, dann weil immer mehr Tiere ausgesetzt werden.


    Zur Rotwangen-Schmuckschildkröte empfehle ich die folgende Seite, betitelt mit:


    „Invasion der Glupschaugen oder Vom traurigen Schicksal der erfolgreichsten Schildkröte der Welt“


    Rotwangen-Schmuckschildkröte: Invasion der Glupschaugen


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    eindeutig Peltigera praetextata. Schon auf dem zweiten Foto finden sich links oberhalb von dem großen Lappen etwas ältere Thalli mit zahlreichen Isidien, die gibt es so nur bei P. praetextata. Es passen aber auch alle anderen auf den Fotos erkennbaren Merkmale sehr gut zu P. praetextata und so wäre im vorliegenden Fall eine Bestimmung auch ohne das Vorhandensein von Isidien möglich gewesen.

    Die unterschiedliche Färbung hängt wie von Dir angenommen direkt mit der Durchfeuchtung der Thalli zusammen. Ausgehend von kräftig braun (im feuchten Zustand) wechselt sie mit zunehmender Austrocknung zu grau. Bei den Unterseiten ist zu berücksichtigen, dass die hier gezeigten Thalli erst einen sehr geringen diesjährigen Zuwachs zeigen. Junge Rhizinen sind noch nicht zu sehen und die teilweise dunkle bis schwarze Färbung der im Vorjahr gebildeten Rhizinen ist auf Alterungsprozesse zurückzuführen und nicht von Bedeutung. Gleiches gilt für das teilweise dunkle Adernetz.

    Am besten lassen sich Schildflechten nach längeren Perioden intensiven Wachstums bestimmen. Dann sind auch die Unterseiten mit Adernetz und Rhizinen in typischer Weise ausgeprägt und entsprechen weitgehend den (idealisierten) Angaben in den Bestimmungsschlüsseln.


    LG Ingo

    Hallo Matthias,


    habe gerade mal geschaut, wo denn Marktredwitz liegt. Eindeutig in einer Region, in der man sich als Mykologe oder Lichenologe sicherlich nicht beklagen kann. Wenn ich (als Bielefelder) artenreiche Magerwiesen oder noch halbwegs gesunde Wälder erkunden möchte, so muss ich zunächst gute 80 km in östliche Richtung fahren, um aus dem unmittelbaren Einflussbereich der Westfälischen Bucht (mit ihren leider sehr hohen Stickstoffemissionen) herauszukommen. Dann befinde ich mich zwar mitten im Weserbergland, aber Dein Umfeld (Fichtelgebirge) ist allein schon wegen der Höhenlage ein noch deutlich interessanteres Gebiet.


    Du wirst dort etliche Peltigera-Arten finden können, aber Vorsicht, die Gattung ist gerade wegen der großen Variabilität der einzelnen Arten äußerst faszinierend und man kann mit der Bestimmung sehr viel Zeit verbringen.


    Beste Grüße


    Ingo

    Hallo Björn,


    einen Trick gibt es da nicht, aber meist findet man bei größeren Thalli doch den einen oder anderen Lappen, der dem Substrat nicht oder nur wenig anliegt. Wachsen die Schildflechten auf Moos oder einer Streuschicht lassen sich die Unterseiten meist noch recht gut mit einer Pinzette frei zupfen. Schwieriger wird es bei Schildflechten, die direkt auf der Erde wachsen, da bekommt man auch mit viel Wasser die Unterseiten oft nicht richtig sauber. Ich habe das öfters versucht und bin dann schnell zu der Überzeugung gelangt, dass es weitaus weniger aufwändig ist, nach Lappen zu suchen, die den Kontakt zum Substrat verloren haben, weil sie über andere Lappen wachsen oder sich gegenseitig in die Höhe drücken. Es sollten sich aber auch in den Randbereichen der Thalli junge Lappen finden, die noch nicht allzu fest mit dem Substrat verbunden sind und eine noch weitgehend saubere Unterseite aufweisen.


    LG Ingo

    Hallo Matthias,


    Deine Fotos und Beschreibungen lassen keine Frage offen (besser geht es wohl kaum) und so bin ich mir sehr sicher, dass Du mit Deiner Bestimmung richtig liegst. Es spricht einfach alles für Peltigera praetextata. Peltigera membranacea möchte ich ausschließen, da passen (im vorliegenden Fall) weder das makroskopische Erscheinungsbild noch der Standort. Schwieriger wird es mit Peltigera canina, die kann extrem ähnlich sein und ist gelegentlich auch an lichtreichen und eher trockenen Standorten zu finden. Die Rhizinen ermöglichen aber meist eine Unterscheidung, worauf Du selbst auch schon hinweist. Für P. canina erscheinen mir die Rhizinen nicht zottig genug, sie sollten insgesamt auch noch etwas zahlreicher sein (gedrängter stehen) und der Anteil kürzerer und büscheliger Rhizinen größer sein. Außerdem meine ich auf dem sechsten Foto (das mit den Apothecien) auf der Thallusoberfläche der Flechten kleinste, in der Entwicklung befindliche Isidien zu erkennen. Letzteres wäre dann ein weiterer Hinweis auf Peltigera praetextata, wobei zu berücksichtigen ist, dass ähnliche Bildungen sehr selten auch an normalerweise isidienlosen Arten auftreten können (beschränkt auf Risse der Flechtenthalli).


    Zu den mikroskopischen Merkmalen kann ich nichts sagen. Damit habe ich mich bisher nicht befasst und mir ist auch kein Peltigera-Schlüssel bekannt, der mit Mikromerkmalen arbeitet.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    richtig beobachtet, das ist eine andere Peltigera, aber nicht P. rufescens sondern P. didactyla. Diesmal in der generativen Phase (also mit Apothecien und ohne Sorale). Die Art ist dann kaum wiederzuerkennen, zumal sich mit dem Wechsel zwischen der vegetativen und der generativen Phase auch die Lappenform der Thalli und damit das gesamte Erscheinungsbild der Flechte ändert.


    Eine Bitte noch: Schildflechten, die anhand von Fotos bestimmt werden sollen, entweder bei feuchter Witterung fotografieren oder (bei trockenem Wetter) vor dem Fotografieren anfeuchten (Sprühflasche mit Wasser mitführen). An mehr oder weniger ausgetrockneten und zusammengeschrumpelten Exemplaren lassen sich viele Merkmale (insbesondere die Rhizinen und das Adernetz) nicht sicher beurteilen. Also Ober- und Unterseite, sowie alle Strukturen und Details der Schildflechten nur im gut durchfeuchteten Zustand fotografieren. Lediglich zur Klärung der Frage, ob die Thallusoberfläche glatt oder feinfilzig ist, wird ein zusätzliches Foto von der Flechtenoberseite im halbtrockenen Zustand benötigt.


    LG Ingo