Hallo liebe Pilzfreunde,
die Wiesenpilzsaison 2019 geht jetzt dem Ende zu und sie war (zumindest in Norddeutschland) erneut recht enttäuschend. Im Gegensatz zu 2018 war es aber keine „Nullrunde“
und so möchte ich hier zwei Arten kurz vorstellen, über die ich mich besonders gefreut habe.
Bemerkenswert war vor allem der Fund von Omphalina praticola, ein Nabeling, der erst 1997 beschrieben wurde, siehe oestzpilz_6_0131-0134.pdf (KUYPER, ARNOLDS & KEIZER: Omphalina praticola, eine neue Art aus den Niederlanden)
In obiger Publikation findet sich leider kein Foto, wohl aber im niederländischen Verbreitungsatlas: NMV Verspreidingsatlas | Omphalina praticola - Weidetrechtertje
Der deutsche Erstfund von O. praticola durch Matthias Lüderitz wird in pilzgutachten_2012.pdf abgebildet, die dort gezeigten Exemplare haben sich aber durch tiefes Gras nach oben kämpfen müssen und dabei einen eher untypischen Habitus angenommen.
Einen deutschen Namen für Omphalina praticola findet man bisher nur im Gröger. Dort wurde in Anlehnung an den wissenschaftlichen Namen und den Standort die Bezeichnung "Wiesen-Nabeling" gewählt.
Hier nun die von mir gefundenen Exemplare, die sich unter optimalen Bedingungen entwickeln konnten und bei der ersten Beobachtung noch „taufrisch“ waren.
Nach ein paar Tagen mit trockener Witterung sahen sie dann so aus
und hier noch ein Foto einer anderen, etwas älteren Gruppe.
Mikroskopische Merkmale sind zweisporige Basidien, breitelliptische bis runde Sporen (Länge 6- 8 µm), ein Hut- und Lamellentrama aus sehr
langen und breiten (aufgeblasenen) Fundamentalhyphen, durchsetzt mit zahlreichen dünnen und reich verzweigten Konnektivhyphen, intrazelluläres Pigment, keine Cheilo- und Pleurozystiden und keine Schnallen.
Omphalina praticola, Basidien
Omphalina praticola, Sporen
Omphalina praticola, „Hyphensystem“
Zufällig fand ich eine Abbildung von unbestimmt gebliebenen Nabelingen in einem alten pilzepilze-Forumsbeitrag von Klaas Hoffmann, siehe Bestimmungshilfe bei Kiesgruben-Funden
Meines Erachtens ist das mit größter Wahrscheinlichkeit ebenfalls Omphalina praticola, denn makroskopisch passt da alles und die von Klaas gemachten Angaben zu den Mikromerkmalen
lassen kaum eine andere Art zu.
Die von mir entdeckten Exemplare waren Teil einer mäßig artenreichen Wiesenpilzgesellschaft und standen im magersten Bereich einer ein- bis zweimal jährlich gemähten und nicht gedüngten Wiese. Der Boden ist lehmig-tonig und basenreich, der ph-Wert dürfte im schwach sauren Bereich
liegen. In unmittelbarer Nähe zu Omphalina praticola fanden sich verschiedene Saftlinge, einige Rötlinge, Clavulinopsis subtilis und Trichoglossum hirsutum.
Bei den Rötlingen ist Entoloma velenovskyi, der Großsporige Rötling, erwähnenswert Dieser relativ kleine, unscheinbare und an einen Helmling erinnernde Rötling ist mikroskopisch durch große, vieleckige Sporen und recht markante Cheilocystiden gekennzeichnet.
Entoloma velenovskyi
Entoloma velenovskyi, Lamellenschneide mit Cheilocystiden
Entoloma velenovskyi, Sporen
LG Ingo