Beiträge von Sennepilz


    Hallo Thorben,


    wahrscheinlich ist Aleuria exigua etwas häufiger, als es die wenigen Funde vermuten lassen. Meines Erachtens liegt die Ursache für die geringe Fundhäufigkeit aber weniger an der möglichen Verwechslung mit anderen Arten, sondern eher an der geringen Zahl der an Ascomyceten und anderem –žKleinkram–œ interessierten Pilzfreunde.


    Andererseits wurde sie auch in großen, sehr gut und und seit vielen Jahren von versierten Mykologen untersuchten Gebieten noch nicht gefunden. Als Beispiel für ein solches Gebiet (mit ähnlichen Biotopen wie hier in der Senne) sei das –žDepot–œ bzw. das NSG –žBrachter Wald–œ genannt.


    Bei den Begleitpflanzen handelt es sich um das Heidekraut (Calluna vulgaris), die Schneeheide (Erica carnea) ist in Deutschland nur als Gartenpflanze weit verbreitet und kommt wild meines Wissens nach nur in Bayern vor.


    LG Ingo

    Hallo liebe Pilzfreunde,


    Aleuria exigua ist ein kleiner, nur 5 bis 10 mm Durchmesser erreichender Orangebecherling, der bei flüchtiger Betrachtung leicht mit anderen Arten (auch aus anderen Gattungen) verwechselt werden kann und nur mikroskopisch sicher zu bestimmen ist. Ich fand ihn erstmals im November 2012 in einer lückigen Sandheidefläche bei Bielefeld und hatte zunächst einige Mühe mit der Artdiagnose, da mir für Ascomyceten nur unzureichend Bestimmungsliteratur vorlag. Letztlich stieß ich aber im Internet auf die folgenden Publikationen und da "passte" dann alles.
    http://wwwuser.gwdg.de/~rjahn/Pilzbriefe/PB_Bd_7_9.pdf
    und http://www.dgfm-ev.de/sites/de…iles/ZP42A113Itzerott.pdf
    Hierin werden der Erst- und der Zweitfund von Aleuria exigua in Deutschland (und auch in Europa) beschrieben, Fundorte waren Sandheideflächen im nördlichen NRW (1968) und in Niedersachen (1975). Ein dritter Fund (wieder aus NRW) kam 1981 dazu, danach wurde Aleuria exigua in Deutschland über 30 Jahre nicht mehr beobachtet, zumindest wurde kein Fund gemeldet.
    2012 hatte ich dann das Glück, die seltene Art in der ostwestfälischen Senne zu entdecken und 2015 wurde ein Fund aus der Mehlinger Heide (Rheinland-Pfalz) bekannt.
    Aleuria exigua scheint nur unregelmäßig zu fruktifizieren, so waren an dem von mir beobachteten Fundort von 2013 bis 2016 trotz intensiver und häufiger Nachsuche keinerlei Fruchtkörper zu finden. Erst jetzt (Anfang Oktober 2017 bzw. nach fünf Jahren) sind sie wieder da.


    LG Ingo


    Fundort


    Aleuria exigua


    Aleuria exigua, Asci und Paraphysen


    Aleuria exigua, Sporen in Wasser


    Aleuria exigua, Sporen in Baumwollblau

    Hallo liebe Pilzfreunde,


    Karl Wehr hat vor wenigen Stunden in diesem Forum auf die aktualisierten NRW-Checklisten hingewiesen, die man auf der Seite von Hans Bender findet: http://www.bender-coprinus.de/nrw-listen/_nrw__pilze.html


    Die Liste mit den Operculaten Ascomyceten habe ich mir gleich mal angesehen und stelle fest, das dort neuere Erkenntnisse eingeflossen sind, die das hier diskutierte Problem betreffen.


    Hier als Auszug die Tabellenzeilen mit den diskutierten Arten.



    Kurz zur Erläuterung: Im INDEX FUNGORUM nicht anerkannte –žArten–œ werden in der NRW-Liste durch blaue Schrift ausgewiesen. Änderungen zum letzten Stand (das war in diesem Fall die Checkliste von 2015) sind an der grünen Schrift erkennbar.


    Wie man sieht, sind Peziza granularis und P. granulosa unter Hinweis auf eine Arbeit von Karen Hansen et al. aus dem Jahr 2002 gestrichen worden. Nach kurzem Googeln denke ich, dass es sich dabei nur um diese Publikation mit dem Titel "Phylogenetic diversity in the core group of Peziza inferred from ITS sequences and morphology" handeln kann: https://dash.harvard.edu/bitst…ersityCore.pdf?sequence=1.


    Ich möchte das hier jetzt nicht detailliert ausführen, aber mit den dort präsentierten Erkenntnissen im Hinterkopf muss man sagen, dass Thorben (bzw. Fredi Kasparek) und auch Ralf ihre Peziza-Funde richtig als Peziza sepiatra bestimmt haben.
    Allerdings müssten die Schlüssel (wie der Hohmeyer) jetzt auch entsprechend angepasst werden. Peziza granularis und P. granulosa sind also auch dort zu entfernen und Peziza sepiatra ist eine wesentlich breitere Farbpalette (also auch ein helleres Braun) zuzuweisen.
    Denn ohne diese jetzt zur Verfügung stehenden Informationen habe ich die Sache exakt so gesehen wie mein Namensvetter Ingo W und ich hoffe mir ist niemand böse, wenn ich die Bestimmung hinterfragt habe.


    LG Ingo

    Hallo Thorben,


    vielen Dank für die Info und wenn Du bei Fredi noch was bezüglich der Bestimmung in Erfahrung bringen kannst, würde ich mich sehr darüber freuen, es hat aber keine Eile.


    Hallo Pablo,


    vielen Dank für die Links zu den zusätzlichen Schlüsseln. Der von Häffner zu den apikulaten Arten dürfte sehr hilfreich sein und bei diesen Arten sieht man ja auch was im Mikroskop, was sich verwerten lässt.


    Leider gibt es viele andere Peziza-Arten, die auf die Bedürfnisse eines Mykologen keine Rücksicht nehmen und im mikroskopischen Bild extrem merkmalsarm sind bzw. nur Unterschiede aufweisen, die kaum zur Trennung in verschiedene Arten taugen, weil zu variabel in der Ausprägung.


    Also geht es (wie Du ja auch schreibst) nicht ohne die makroskopischen Merkmale, nur wehe, wenn sich da auch nicht viel tut. Peziza sepiatra und P. granularis unterscheiden sich da offensichtlich nur in der Färbung (die erstgenannte Art eher dunkelbraun bis schwarzbraun, die andere eher braun bis hellbraun) und da stellt sich dann schnell die Frage, ob es man es hier überhaupt mit zwei Arten zu tun hat oder ob es nicht einfach nur zwei Varianten einer Art sind.


    LG Ingo

    Hallo Thorben,


    ein seltener Fund und sehr schön mit Mikrofotos dokumentiert.


    Nicht ganz klar ist mir allerdings, warum das jetzt Peziza sepiatra und nicht Peziza granularis ist.


    Im ascofrance-Forum gab es im letzten Sommer eine entsprechende Diskussion mit prominenter deutscher Beteiligung: http://www.ascofrance.com/foru…sco-with-anemone-nemorosa


    Danach wäre P. sepiatra eine deutlich dunklere Art mit auffällig hellem Rand, wie auf Fotos von Henk Huijser: http://www.verspreidingsatlas.nl/0662270


    Eine typische P. granularis zeigt dagegen Axel Schilling: http://www.hannoverpilze.de/November2008.htm


    Mikroskopisch sind bei diesen Arten anscheinend nur wenig (oder keine?) Merkmale zu finden, die eine zuverlässige Trennung ermöglichen. Ich habe nur den schon etwas betagten Hohmeyer-Schlüssel, verfügt ihr über neuere Literatur oder Erkenntnisse?


    LG Ingo

    Moin Torsten, hallo Pablo!


    zu den Bildern16-18:
    Ein Flechtennabeling (egal ob O. hudsoniana oder eine andere Art) ist das ganz gewiss nicht. Diese Pilze sind auf nährstoffärmste und weitestgehend konkurrenzfreie Standorte angewiesen, wo den Flechtenthalli (aus denen heraus die Fruchtkörper wachsen) allerhöchstens einige Moose "in die Quere" kommen.
    In grasiger Vegetation und auf mit Holzhäcksel vermengten Boden sind Flechtennabelinge meiner Ansicht nach nicht vorstellbar. Sehr gut passt zu einem solchen, eher etwas nährstoffreicheren Standort der von Sven vorgeschlagene Zitronengelbe Rötling (Entoloma pleopodium), die Art ist recht vielgestaltig und kann auch relativ kompakt daherkommen.


    @ Torsten:


    Auch wenn die Fruchtkörper jetzt wahrscheinlich Matsch sind, die darin zu findenden Sporen haben den Frost überstanden. Also, wenn Du heute noch Überreste findest: Mitnehmen, trocknen und bei Gelegenheit mikroskopieren oder mikroskopieren lassen. Rötling oder nicht ist dann in Sekundenschnelle geklärt.


    LG Ingo


    OK, die Abgrenzung gegenüber Gamundia arctica verstehe ich noch nicht so ganz, wenn G. arctica eben der Wiesenbewohner sein soll und G. striatula der Waldbewohner.
    Ansonsten wäre G. arctica eben der mit dem dunkelbraunen und kaum gerieften Hut, während G. striatula der mit dem stark gerieften , ziemlich schmierigen Hut mit abziehbarer Haut und mehr Grautönen sowie insgesamt helleren Farben wäre, oder?


    In dem Fall würde ich nämlich lieber morphologisch trennen als nach Standort. Denn irgendwie scheint ja G. striatula s.str. auch auf Wiesenflächen vorzukommen.


    Hallo Pablo,


    die Abgrenzung nach morphologischen Kriterien ist meiner Ansicht nach schwierig, da das Erscheinungsbild von Gamundia doch stark vom Standort und den Witterungsbedingungen abzuhängen scheint, denen die Fruchtkörper während ihrer Entwicklung ausgesetzt waren.
    Dies gilt insbesondere auch für die Hutriefung und wenn die Fruchtkörper in einer feuchten Witterungsperiode heranwachsen, dann ist auch die Offenlandvariante (ob das nun G. arctica ist, bleibt dahingestellt) mehr oder weniger stark gerieft (siehe die Fotos in diesem Thread oder auch zahlreiche andere Fotos im Netz).
    Alle hier gezeigten Pilze (von Björn, Matthias, Dir und mir) wurden im Offenland und bei Schildflechten gefunden und unterscheiden sich ökologisch damit deutlich von Gamundia-Vorkommen im Wald auf Nadelstreu. Im Offenland kann ich mir die –žWaldvariante–œ nur dort vorstellen, wo ein der Nadelstreu vergleichbares Substrat zu finden ist (wie z.B. die Streu in älteren Heidekrautbeständen).
    Vorkommen von Gamundia zusammen mit Schildflechten in Sand- und Kiesgruben, an Wegrändern oder in lückigen Magerrasen sind zumindest eine andere Öko-Variante, ob man diese Variante in den Artrang erheben kann, müssen aber wohl molekulargenetische Untersuchungen zeigen.


    LG Ingo

    Vielen Dank für die herzlichen Willkommensgrüße!


    Dass mein Beitrag hier so positiv aufgenommen wurde, freut mich sehr und es motiviert zum Weitermachen.


    Einen meiner Lieblingspilze auf Sand möchte ich heute noch zeigen, der Wellige Kreiselpilz (Cotylidia undulata), ein kleiner Pionierpilz, der sich auf Sekundärstandorten (Sandgruben, Ackerbrachen u.a.) sehr schnell und auch in großer Zahl einstellen kann, aber nach 2-3 Jahren auch schon wieder verschwunden ist.


    Cotylidia undulata (Welliger Kreiselpilz)


    LG Ingo

    Hallo liebe Pilzfreunde,


    Roseodiscus formosus bekam ich erstmals im Januar 2013 zu Gesicht, damals zeigte mir Marcel Vega ein Massenvorkommen in der Boberger Niederung bei Hamburg.
    Bei mir in Ostwestfalen stieß ich im Januar 2014 auf ein erstes kleines Vorkommen (mittlerweile schon wieder erloschen) und jetzt im Januar 2016 auf ein weiteres, diesmal recht stattliches Vorkommen mit tausenden von Fruchtkörpern.
    Fundort ist ein noch sehr junger, weitestgehend von Moosen dominierter Sandmagerrasen. Bestandsbildend ist Polytrichum piliferum, auf großer Fläche findet sich aber auch Ceratodon purpureus, das Wirtsmoos von Roseodiscus formosus.


    Der Fundort



    Die folgenden zwei Fotos wurden heute und vor Ort aufgenommen, die sich anschließenden Nahaufnahmen sind dagegen "Studioaufnahmen" aus dem Januar 2013.


    Roseodiscus formosus







    Größenvergleich mit einem Streichholz



    Bemerkenswerte Begleitpilze auf dem heute besuchten Sandmagerrasen waren Octospora rubens, ein Moosbecherling, der wie Roseodiscus formosus auf Ceratodon purpureus parasitiert und Agrocybe pusiola, der Zwerg-Ackerling, der mit Hutdurchmessern von meist nur 5 bis 8 mm seinem Namen absolut gerecht wird.


    Octospora rubens (Rötender Moosbecherling)



    Agrocybe pusiola (Zwerg-Ackerling)




    LG Ingo

    Hallo Björn,


    schöner Fund und sehr schöne Dokumentation. In NRW ist die Art wohl tatsächlich selten, wobei man bei Gamundia striatula zwischen zwei Formen (eventuell sind es sogar verschiedene Arten) unterscheiden kann. Eine "Offenlandform", die anscheinend grundsätzlich auf Schildflechten (Peltigera spec.) zu finden ist und eine "typische" Form, die meist in Wäldern auf Nadelstreu vorkommt, siehe hierzu einen Beitrag von Lothar Krieglsteiner im pilzepilze-Forum: pilzepilze.de/cgi-bin/webbbs/pconfig.pl?noframes;read=249011


    Ich kenne bisher nur die bei Schildflechten wachsende Offenlandform, bin allerdings auch fast nur im Offenland unterwegs. Anbei ein Foto aus der Senne bei Bielefeld vom 25.12.2015.


    LG Ingo