Beiträge von AlexanderK

    Hallo Raphael,


    ja Voitk et al. haben die Arrhenia bearbeitet. Aber so richtig haben sie sich da auch nicht ran getraut. Bzw. haben die "lediglich" einige sphagnophile Arten und den "Acerosa-Komplex" thematisiert. Leider haben die in ihren Arbeiten nahezu ausschließlich ITS-Sequenzen (und einige wenige LSU) verwendet. Betrachtet man jedoch das aktuelle Konzept der "Gattung" Arrhenia genauer, so wird deutlich, dass die Gattung vermutlich polyphyletisch ist.


    Die Typusart von Arrhenia ist A. auriscalpium, also eine spathelige vermutlich moosassoziierte Spezies (mit Schnallen). Inzwischen gibt es einige (ITS+LSU) Seuquenzen von Arrhenia s.l. und darin wir momentan alles zusammengefasst was phylogenetisch bis zu den sphagnophilen Arten reicht. E gibt zwei phylogenetisch distinkte "sphagnophile" Clades. Diese haben zwar Voitk et al. bearbeitet, aber verschwiegen, dass dazwischen noch weitere nicht sphagnophile Spezies stehen. Außerdem gibt es noch den bereits erwähnten "Acerosa-Komplex" mit vielen seitlingsartigen und omphalinoiden Spezies (die alle nicht oder nur bedingt moosassoziiert sind). Und dann halt noch einen großen Ast auf dem das sitzt, was ich als Arrhenia sensu stricto bezeichne inkl. A. auriscalpium, A. lobata, aber auch A. velutipes, A. obatra und anderen. Darunter befindet sich mindestens eine Art die keine Schnallen hat, obwohl dieses Merkmal (Schnallen vorhanden) innerhalb Arrhenia s.l. sonst recht konsistent zu sen scheint.


    Das alles ist ja noch ok, und da ist noch nichts polyphyletisch. ABER es gibt eine relativ aktuelle Arbeit in der wider A. Vizzini beteiligt ist. Diese beschreibt neue Omphalina-Spezies. In der Arbeit werden u. A. Sequenzen basidiogener Flechten und auch von "Cyphelostereum-Arten" verwendet und siehe da, diese scheinen stark mit den Arrhenia s.s. verwandt zu sein.

    Und damit wäre dann das aktuelle Konzept von Arrhnia zu überdenken!

    New Insights into Lichenization in Agaricomycetes Based on an Unusual New Basidiolichen Species of Omphalina s. str.
    The genus Omphalina is an ideal genus for studying the evolutionary mechanism of lichenization. Based on molecular phylogeny using ITS and nuLSU sequences by…
    www.mdpi.com


    Ich weiß, dass Moreau, der auch mit Voitk et al. zum Acerosa-Komplex publizierte sich mit Arrhenia und ähnlichen Arten befasst. Aber wann und was er publizieren wird, das weiß ich nicht.


    Klar ist, dass uns noch viele Überraschungen erwarten ;)


    LG,

    Alex

    Hallo Thorben,


    ich habe vor einiger Zeit eigene und fremde Funde von A. baeospora sequenziert. Das damalige Ergebnis überraschte mich, denn die Spezies ist bei den Lyophyllaceae s.l. einzuordnen, etwa bei Atractosporocybe inornata und Clitocybe subditopoda. Inzwsichnen gibt es zwei gute Sequenzen bei Genbank die das Ergebnis bestätigen aber es hat sich noch niemand getraut die Lyophyllaceae aufzuräumen. Das wird eh ne harte Nuss!


    LG,

    Alex

    Hallo Christian,


    das ist vermutlich Lyophyllum tomentellum. Die Art kenne ich inzwischen von einigen xerothermen Magerrasen. Es gibt aber mindestens eine weitere, makroskopisch ähnliche Art mit etwas kleineren Sporen. Diese ist möglicherweise noch unbeschrieben, zumindest gelangt man mit Grögers Schlüssel dann zu L. mephiticum, die aber eine Waldart sein sollte.

    EDIT: Du schreibst, dass die HDS keine Schnallen hat. Kannst Du das noch einmal prüfen? Gibt es Schnallen in Hymenium und Trama?


    LG,

    Alexander

    Hallo,


    auf über Wochen inkubierten Wolfsdung fand ich Pseudombrophila petrakii. Die Sporenmaße maßen 10,5-12,5 x 5,5-7-5 µm und waren quer gestreift, wie es für die Art typisch sein soll. Das Ornament färbte leider in Baumwollblau nicht gut.

    nobi_† Gibt es da evtl. andere Vertreter der Gattung die man auf dem Schirm haben sollte?


    Abb.: Apothecien auf Wolflosung (A-D), Randhaare (E-F), Sporen in Wasser (G, H) und Melzer (I), Skalen 1 mm (A-D), 10 µm (E-I)


    Gruß,

    Alexander

    Hallo Nobi,


    Jawoll, Cheilymenia megaspora passt besser. Sowohl das Ornament als auch die Haarlänge stimmen zu dem was Moravec 1989 in Mycotaxon zu der Art geschrieben hat - wird geändert.

    Dass, das Zweite ein fakultativ Coprophiler ist, haben wir uns schon genau so gedacht. Schade, dann gibt's dieses Mal keinen Namen für den Pilz.


    Danke Dir für die Aufklärung!


    Frohe Ostern,

    Alla

    Hallo,


    eigentlich wollten wir ja Pilze auf Brandstellen untersuchen, aber dann fanden wir u.A. Köttel (vermutlich von Rotwild) mit kleinen behaarten orangenen Apothecien. Wird bestimmt nur C. stercorea, aber warum zur Abwechslung nicht eine Cheilymenia mit Sternhaaren mikroskopieren? Denkste!


    Nach ausführlicher Untersuchung zeigten sich folgende Merkmale:

    Apothecien bis etwa 2,5 mm groß, orange, Rand und Außenbereich mit Seten behaart, keine Sternförmigen Seten/Haare beobachtet, Asci 8-sporig, uniseriat, Melzer nicht geprüft, etwa 160-175 x 14-18 µm, Sporen elliptisch 23,5-24,7-26 x 11-12,08-13 µm, Q = 1,88-2,04-2,17, fein punktiert oder bisweilen mit etwas gratigem Ornament, Paraphysen länger als Asci, etwa 200 x 5-6 µm, mit bis zu 11 µm erweiterten keuligen Spitzen, apikal mehrfach septiert, basal einfach bis mehrfach gegabelt, Seten mit 1-3 Wurzeln. 4.4.2023, Hirschlosung, NP Sächsische Schweiz.

    Aufgrund der großen (wenn auch für die Art im unteren Bereich liegenden) und ornamentierten Sporen, sowie den polyfurcaten Seten sollte das Cheilymenia insignis sein. Zumindest passt die Abbildung von Van Vooren auf Ascomycete.org sehr gut. Moravec zeichnet etwas breitere Sporen und Lundqvist muss Sporen bis 34 µm und mehr gemessen haben. Was sollte es sonst sein, wenn nicht die seit den 80ern in Sachsen nicht mehr nachgewiesene Art?

    Edit: Nobi's Hinweis zu Ch. megaspora passt sehr gut!


    Abb. 1: A - Apothecien von C. insignis auf Hirschlosung, B – Seten, C –Sporen in Baumwollblau, D Paraphysen und Asci in Wasser; Skala A: 1mm, B: 100 µm, C: 10 µm, D: 50 µm


    Edit: hier die Abbildung der Sporen, da sonst das feine Ornament nicht zu sehen ist:


    Direkt daneben wuchs ein mir völlig Unbekannter, vermutlich ein Vertreter der Pleosporales. Keine Ahnung was das ist. Kann mir jemand auf die Sprünge helfen?


    Fruchtkörper ein Pseudothecium, 150- 200 µm groß, Ostiolum mit Setulae besetzt, Asci 8-sporig, biseriat, bitunicat, Keine Reaktionen in Melzer, etwa 60-75 x 12-16 µm groß, Sporen 2-zellig, baun, ohne Keimspalte oder -porus, ohne Gelhülle, 14,5-16 x 6,5-7 µm, 1. Zelle 7-8 x 6,5-7 µm, 2. Zelle 6,5-7,5 x 6-6,5 µm.


    Abb. 2: A, B – Pseudothecien auf Hirschlosung, C,D – Pseudothecien mit Seten besetzt, E-G – Asci und Sporen in Wasser; Skala A: 1mm, B: 100 µm, C: 50 µm, D-G: 10 µm


    Gruß,

    Alexander


    Cheilymenia insignis
    Cheilymenia insignis  (P. Crouan & H. Crouan) Boud., Hist. class. discom. Eur.: 63 (1907).   Basionym  Ascobolus insignis P. Crouan…
    ascomycete.org

    Hallo Nobi,


    da gibt es keine konkrete Richtlinie. Die Werte, wonach zwischen unterschiedlichen Spezies unterschieden wird, sind auch durchaus von Gattung zu Gattung, bzw. Familie etc. variabel! Aber, ein Unterschied von etwa 4 % und das in der 28s (LSU) rDNA, bedeutet sicherlich, dass unser Beleg nicht konspezifisch mit denen ist, von dem die Shanorella spirotricha Sequenzen stammen. Bis dato war/ist die Gattung monotypisch. Ich werde aber noch einmal sauberer ITS-Sequenzen generieren müssen. Evtl. könnten wir das Ergebnis dann ja auch in den zukünftigen Dungbericht einbauen? In welcher Form auch immer.


    Gruß,

    Alla

    Hallo,


    auch diesen Pilz habe ich sequenziert. Die These, dass es sich evtl. um Neogymnomyces virgineus handelt, konnte nicht bestätigt werden. Die Qualität der ITS-Sequenz ist leider sehr schlecht. Sie ist zu etwa 85% identisch mit einigen von Aphanoascus keratinophilus. Die saubere LSU-Sequenz wiederum ist zu 96,3 % identisch mit Shanorella spirotricha. In der Beschreibung dieser Art gefällt mir, dass sie wohl gern zu Clustern verwächst, so wie mein Fund auch. Ich vermute hier also eine unbeschriebene Shanorella Spezies.

    Die Gattung ist einer neueren molekularbiologischen Arbeit zu den Onygenales (möglicherweise aufgrund fehlender Datenalage) noch "incertae sedis" eingestuft, was möglicherweise durch den vorliegenden Fund behoben werden könnte.


    Benjamin (1956) A New Genus of the Gymnoascaceae with A review of the Other Genera

    Kandemir et al. (2022) Phylogenetic and ecological reevaluation of the order Onygenales


    Gruß,
    Alexander

    Hallo,


    hier ein kurzer Nachtrag zu Hypocopra sp.

    Sie ist inzwischen reif und mikroskopisch identisch mit Hypocopra merdaria. Auch die Sequenzen der beiden Belege bestätigen dieses Ergebnis.


    Gruß,

    Alexander

    Hallo Nobi,


    den Currah hatte ich mir gestern kurz angesehen, aber nicht wirklich etwas passendes gefunden, zumal die meisten Vertreter in dem Werk max. 1 mm groß werden.

    Aber Neogymnomyces passt super!

    Leider funktioniert Dein Link nicht, aber ich habe das hier gefunden:

    A comparative study of Neogymnomyces virgineus, a new keratinolytic species from dung, and its relationships with the Onygenales - Fungal Diversity
    Isolations of onygenalean fungi were made recently from different dung samples from Italy. A striking snow-white species with gymnothecial ascomata, developed…
    link.springer.com


    Neogymnomyces virgineus sieht gut aus! Ich prüfe das noch einmal. In der Publikation wurden ja auch Sequenzen generiert. Das ist auch gut, so habe ich Vergleichsdaten.


    Danke!

    Alexander


    PS Soll ich Dir eigentlich einen Teil retournieren?


    Doveri, F., Pecchia, S., Vergara, M. et al. A comparative study of Neogymnomyces virgineus, a new keratinolytic species from dung, and its relationships with the Onygenales. Fungal Diversity 52, 13–34 (2012). https://doi.org/10.1007/s13225-011-0120-2

    Hallo,


    nobi_† hat vor einiger Zeit Fuchsdung mit Aphanoascus fulvescens drauf nach Zittau geschickt.

    Inzwischen wächst darauf ein weiterer Vertreter der Onygenales (zumindest ordne ich ihn da ein). Leider kann ich in der einfachen Dungpilzliteratur dazu nix finden.


    Nachfolgend die Beschreibung des Fundes:

    Fruchtkörper bis zu 0,5 cm große kugelige, weiße Gymnothecien, an Insektengespinste erinnernd.

    Hyphen (2,5)3,5-4(5) µm stark, septiert, nicht dickwandig, Enden bisweilen etwas gebogen und leicht spitz zulaufend, etwas inkrustiert, oder mit "Noppen" besetzt.

    Asci nahezu rund, 8-9,5(10) x 8-9 µm, hyalin, konstant 8-sporig. Sporen linsenförmig, 3,5-4,2 x 3,5-4,2 x 2-3(3,7) µm, hyalin, glatt.


    Abb. 1: Gymnothecien (A), Gymnothecienrand (B), Asci im Verband und separat (C, D), Ascosporen (E), Hyphen (F,G), Skala A - 0,5 cm, B 100 µm, C, D, F, G - 10 µm, E - 5 µm


    Kann mir jemand weiterhelfen?


    LG,
    Alexander

    Hier noch Fotos der Sporen:


    Keimporus "oben" - der zur Ascusspitze zeigende Pol


    Kein Keimporus auf der anderen Seite


    Außerdem noch ein Foto einer weiteren unreifen Spore mit unterschiedlichen Caudae (einmal mit Kanal, einmal ohne)


    Dieselbe im Phasenkontrast


    In Lundquist's Abbildung von sudermanniae ist ein Caudum zentraler (das kanallose) als das andere. So ist's auch bei mir. Zumindest bei den unreifen Sporen. Bei den reifen sind die Caude oftmals abgerissen und daher ist das Merkmal schwer zu interpretieren.


    Gruß,

    Alex

    Hallo Nobi,


    der Tierpark hier in Zittau hat ein begehbares Gehege mit Kängurus. Da lag es quasi auf der Hand auch mal davon eine Probe zu inkubieren.


    Bei der Bestimmung des Arnium habe ich mich an Doveri orientiert. Der gibt für sudermanniae (43)44,1-47.2 x 25,2-27,3 µm und für cervinum (31,5) 32,5-36,5(37,8) x 16,8-21(22,5) µm an. Da fand ich, dass meine Werte (42-47 x 22-24 µm) eher bei ersterem liegen. Nun habe ich mir noch einmal die Originalbeschreibung von A. sudermanniae im Lundquist (1972) angesehen und er gibt folgende Werte an: (38)-43-57x23-30 µm. Das passt doch eigentlich ganz gut, oder? Dagegen die Originalbeschreibung von A. cervinum im Appendix I von Lundquist (1972) mit ähnlichen Werten wie bei Doveri: 35-40(43) x 17-19(23) µm. Gibt es davon irgendwo noch eine genauere Beschreibung mit Abbildung und evtl. in Englisch?

    Ich denke auch, dass die Sporen meines Fundes lediglich einen Keimporus haben. Auf Abb. 1. D oben rechts kann man den Porus am oberen Pol der Spore erkennen, unten war nix. Außerdem sind die Caudae auch unterschiedlich, die obere mit Kanal und die untere ohne. Bei A. cervinum sollten doch beide gleich beschaffen sein, da ja zwei Pole vorhanden sind?! Ich werde mal ein Foto nachreichen. Ich hatte übrigen drei der recht großen Perithecien untersucht (mehr waren noch nicht zu finden, alles Weitere, irgendwie Ähnliche stellte sich als Podospora intestinacea heraus), keines hatte steife Haare am Hals und alle waren so filzig behaart im Bereich des "Bauches". Was ja auch gut zu den Beschreibungen von A. sudermanniae passt.

    Dass die Sporenwerte Deiner sudermanniae-Funde alle über 50 µm (Länge) lagen, ist natürlich auffällig. Mal sehen ob ich Dich mit weiteren Bildern noch überzeugen kann, oder ob du doch Recht behältst ;)

    Achso, das Substrat war Hirschdung. Es wuchs also gemeinsam mit der Spumatoria. Das sollte doch aber für beide diskutierte Arten gleichermaßen in Ordnung gehen.


    Gruß,

    Alex

    Liebes Forum,


    ich möchte einige interessante Dungpilz-Funde der letzten Wochen vorstellen. Einiges sehe ich unkritisch, anderes nicht. nobi_† bis auf die unreife Hypocopra ist dieses Mal sogar alles aus Sachsen ;)


    Arnium sudermanniae


    Sporen 42-47 x 22-24 µm, inequilateral mit einer abgeflachten Seite, nur ein Keimporus?, Caudae nicht zentral, Asci biseriat, mit sichtbarem etwa 5-7 µm breitem Apikalring.


    Abb.1: Perithecium deutlich hell-ocker behaart mit nacktem Hals (A), unreife Sporen mit zwei Caudae im Phasenkontrast (B), Sporen biseriat im Ascus (C), Sporen in unterschiedlichem Reifegrad mit einem Keimporus (D), Ascusspitzen in Melzer (E) Skala: A - 1 mm, B-E - 10 µm


    Ascobolus stictoideus


    Apothecien cleistohymenial (an kleine A. immersus erinnernd), Asci 8-sporig, bi-seriat, bis 200 µm lang, Sporen ellipsoid 23-24,5(26) x (13,5)15-16 µm, jung hyalin, bei reife mit lila Epispor, dieses aus groben bisweilen zusammenfließenden Warzen bis Graten, oft mit Rissen oder sich scheinbar ablösend, Paraphysen bis zu 4,5 µm breit.

    Das Ornament scheint mir nicht ganz passend (zu grob für stictoideus?), ansonsten aber unkritisch.


    Abb. 2: Apothecien auf etwa fünf Wochen altem Dung von Macropus rufogriseus - Benett-Känguru (A), gequetschtes Apothecium (B), Sporen (C) und reife Asci (D) in Wasser. Skala A, B - 100 µm; C, D - 10 µm


    Hypocopra cf. merdaria


    Apothecien im Substrat eingesenkt, etwa 800-900 µm, singulär, mit Stroma im Bereich des Ostiolums (Abb. 1A), auf Dung von Hausschaf – etwa ein halbes Jahr eingefroren und dann für 9 Monate in Feuchtkammer, Asci 8-sporig, uniseriat; Ascusspitzen mit deutlich blauem, 2-3-teiligem Apikalring in Melzer, nicht in rotbraun umschlagend; Sporen mit Gelhülle, unvollständigem Keimpalt (nicht von Pol zu Pol reichend), 2-zellig, mit kleiner Papille an einem Pol, etwa 32-36 x 17,5-20 µm.

    Die Sporen sind im Vergleich zu Doveri recht klein, aber einige Posts in diesem Forum zeigen ähnliche Werte für die Art.


    Abb. 3: Apothecien auf sehr altem Dung von Hausschaf (A), Ascusspitzen in Melzer (B), 2-Zellige Sporen in unterschiedlichem Reifegrad mit Keimspalte (C). Skala A - 1 mm; B, C - 10 µm


    Hypocopra sp. (unreif)


    Apothecium 800-1000 µm, mit Stroma und weiß-grau-schwarzem Tomentum, im Substrat eingesenkt, Asci 8-sporig, Sporen uniseriat, Ascusspitze in Melzer mit blauem 2-3 teiligem Apikalring, der sich nach einer Weile zu rotbraun entfärbt, Sporen 2-zellig, mit kräftiger Gelhülle, etwa 32 x 15 µm stark abgeschätzt (1 fast reife Spore).


    Eine Bestimmung auf Artebene ist hier sicherlich sehr schwierig, bis unmöglich. Ich frage mich, ob ich die Färbung der Ascusspitzen richtig interpretiere? Auffällig ist außerdem das grau-schwarze Tomentum, welches sich auf dem Substrat um die Perithecien ausbreitet. Demnach würde ich hier H. merdaria ausschließen (wenn ich oben richtig liege). Makroskopisch gefällt mir H. equorum, aber die hat keine 2-zelligen Sporen. Mal sehen wie die Sporen bei Reife aussehen.



    Abb. 4: Perithecien auf sehr altem Dung von Hausschaf (oder Pferd?) zumeist solitär, mit creme-farbenen Stroma und grau-schwarzem Tomentum (A-D), Ascusspitzen in Melzer unterschiedlich lange inkubiert - von links nach rechts: etwa 10 s – 5 min (E), unreie Sporen im Ascus (F). Skala A-D – 1 mm, E, F – 10 µm


    Sporothrix (Spumatoria) longicollis


    Die Beschreibung in Welt und Heine 2006 passt gut, die Sporen sind evtl. ein wenig klein (max. 18 µm), auch Paraphysen waren da. Auf sehr altem Dung von Rotwild (analog zu H. merdaria inkubiert).


    Abb. 5: Apothecium mit langem Rostrum (A), Ostiolum mit Sporen (B), Basis des Perithecienhalses (C), Asci (D) und Sporen (E) in Wasser. Skala A – 50 µm, B – 100 µm, C-E – 10 µm


    Liebe Grüße,

    Alexander

    Hallo Hagen,


    ich könnte mir vorstellen, dass es sich hierbei auch um eine Pyxidiophora handelt, evtl. sogar die:


    Hast du evtl. Ascosporenpakete gesehen? Auf Deinem Makrofoto schaut es so aus, als ob da "Tröpfchen" an den Enden der vermeintlichen Synnemata hängen. Dann wären das evtl. sogar die Ascosporen einer Pyxidiophora und die Synnemata wären keine, sondern Perithecien


    Ist aber nur so eine fixe Idee...


    LG,

    Alex

    Lieber Nobi,


    ich danke Dir für Deine Ausführungen!


    Die Publikation von Blackwell & Malloch, sowie die von Lundqvist waren mir bekannt. Das "Sporenanzahl-im-Ascus-Problem" wird, wie du bereits schreibst, beim Vergleich der Manuskripte mit dem von Doveri & Coué deutlich. Auch wird selten mal ein intakter Ascus mit Sporen darin dargestellt, bzw. konnte ich bisher keine gute Abbildung finden. Wer sagt denn, dass die Sporen nicht als größere Cluster (8 und mehr) vorliegen oder die Asci evtl. sogar variabel-sporig sind? Das Merkmal hätte ich gerne selbst beobachtet.

    Der Bezug zur Achsporigkeit der Asci in Doveri und Coué beruht wahrscheinlich auf der Originaldiagnose von Spegazzini (1909):




    Nachdem ich David Malloch's Beitrag auf Ascofrance las, war ich mir dann trotz der relativ großen Übereinstimmung der Merkmale meines Fundes nicht mehr sicher, ob es nicht doch noch eine andere Art ist: http://ascofrance.com/forum/27245/pyxidiophora


    In jedem Fall scheint die Ökologie dieser, inzwischen zu den Laboulbeniomycetes gestellten, Gattung (bzw. Ordnung: Pyxidiophorales) äußerst interessant zu sein. In diverser Literatur ist zu lesen, dass die Spezies der Gattung auf Pilzen und Milben parasitieren. Auch D. Malloch Beitrag bei Ascofrance liest sich so. Tatsächlich scheinen sich die Ascosporen and Milben anzuheften, die dann wiederum mithilfe verschiedener dungbewohnender Käferarten zu neuen Kotballen übersiedeln. Aus den Ascosporen keimen dann Konidiosporen aus, wodurch das neue Habitat vom Pilz erschlossen wird. Ob das Anheften der Sporen an die Milbenbeine die Milben negativ beeinflusst, das wage ich zu bezweifeln. Insofern wäre es eher eine kommensale Beziehung, als eine parasitische. Im Gegensatz dazu saugen Vertreter der Laboulbeniales tatsächlich Lymphe aus ihren Wirten.

    Was die zweite Beziehung der Pyxidiophora-Arten, den Pilzparasitismus, betrifft, so bin ich auch eher skeptisch. Jacobs et al. (2005; https://doi.org/10.1080/15572536.2006.11832844) berufen sich hierbei auf die Lundqvist-Arbeit und auf eine von Blackwell und Malloch aus dem Jahr 1989: Malloch D. 1989. Pyxidiophora (Pyxidiophoraceae): a link between the Laboulbeniales and the hyphal ascomycetes. Mem NY Bot Gard 49:23–32.

    Letztere liegt mir (noch) nicht vor und Lundqvist stellt, wenn ich richtig lese, nur Vermutungen aufgrund von Parallelen zu anderen Gattungen auf.


    Also, alles sehr spannend!


    Der Fund ist übrigens aus dem Raum Zittau. Dass kein Eintrag bei Pilze-Deutschland vorliegt, hatte ich auch schon gesehen, aber aktuell sind ja die sächsischen Ascomycota "geblockt".


    Übrigens könnte es sein, dass wir demnächst (evtl. noch Monate hin) an neue Mongolei-Proben kommen. Ich würde Dir dann gerne Bescheid geben und von allen Dung-Proben ein Duplum zusenden. Wäre das in Deinem Sinn?


    LG,
    Alexander




    Hallo Forum,


    auf vor etwa zwei Wochen aufgesammelten Schafsdung konnte ich eine Pyxidiophora beobachten. Dass die Bestimmung der Arten in der Gattung nicht einfach ist, kann diverser Literatur und Forenkommentare in Ascofrance entnommen werden. Dennoch vermute ich bei dem vorliegenden Fund, dass es Pyxidiophora spinuliformis ist. Die langen Perithecienhälse, sowie deren langestreckten Zellen bringen mit dem Schlüssel in Doveri und Coué (2006) zumindest dieses Ergebnis. Leider kann die Sporenanzahl im Ascus bei dem Material nicht eindeutig geklärt werden, da keine intakten Asci gefunden wurden ( nobi_† wie ist dieses Merkmal bei der Gattung zu interpretieren?).


    Hier nun die Beschreibung des Fundes mit Bildern:


    Pyxidiophora spinuliformis (Speg.) Lundq.


    Einzelne Perithecien meist in Clustern angeordnet und dann wie ein Medusenhaupt erscheinend, bisweilen aber auch singulär oder paarweise, dem Dung aufsitzend, kaum eingesenkt; weißlich-hyalin, im Alter ins gelbliche verfärbend, am Ostiolum oft mit hyalinen Tröpfchen – Ascosporenpakete; einige Peritheciencluster an der Basis mit weißlichem watteähnlichem Belag (Konidiosporen?) (Abb. 1).


    Asci keine beobachtet (Ascocarpien evtl. zu reif?), Ascosporen zu Clustern verklebt (Abb. 2D, 3A-E), Sporenmenge in Clustern variabel, Sporen etwa 60-70 µm lang und 5-6 µm breit, einerseits verjüngt und andererseits stumpf abgerundet, bei “Reife“ seitlich am stumpfen Ende (subapikal) mit pigmentierter (Haft-)Scheibe – diese mit spaltförmiger Öffnung (?) (Abb. 3A-E), an einigen unreifen Sporen (keine Scheibe) eines Präparates die Zellwand des stumpfen Endes mit anscheinend inkrustiertem, streifigem Pigment (4B-E); reife Spore einfach septiert und mit hyaliner Gelhülle (4A); auskeimende Spore mit drei zusätzlichen Septen und am spitzen Ende einen Keimschlauch ausbildend (Abb. 2G).


    Perithecienbasis bis etwa 100 µm im Durchmesser, Perithecienhals 400-700 µm lang, aus parallel liegenden, 30-60 x 7-13 µm großen Hyphen bestehend, der Hals von der Basis kaum abgesetzt, das Ostiolum mit 5-7 etwa 15 µm langen Endzellen.


    Lageniforme bis fusiforme konidiogene Zellen in unmittelbarer Nähe der Perithecienbasis in Büscheln dem Substrat ansitzend, an der Basis 1-2 Mal septiert, Kondiosporen etwa 13-16 x 3-4 µm, andeutungsweise geschossförmig, am Spitzen Ende bisweilen papilliert (Abb. 2E, F).


    Abb. 1: Pyxidiophora spinuliformis Ascocarpien in Clustern; Skalenstrich: 1 mm


    Abb. 2: einzelne Perithecien (A) bisweilen mit mit Ascosporenclustern (A, rechts), Ostiolum (B), Zellen des Perithecienhalses (C), Sporencluster (D), konidiogene Zellen (E), Konidien (F) und keimende Ascospore (G); Skalenstriche: A, D 100 µm und B,C, E-G 10 µm


    Abb.3: Ascosporen in Clustern; Skalenstrich 10 µm


    Abb. 4: reife Ascospore mit Gelhülle (A) und unreife Sporen mit möglicherweise inkrustiertem Pigment; Skalenstriche: 10 µm


    Liebe Grüße,
    Alexander

    Hi Stefan,


    Thiemo schreib, dass die gezeigte Koll. etwa zwei Wochen jünger ist, als die, von der er explizit erwähnte, dass sie auf Jod, mit einer blauen Ascusspitze, reagiert. Zur aktuellen Koll. gibt es diesbezüglich keine Info. So lese ich es jedenfalls. Aber letztendlich passen die genannten Informationen nicht zu meinem Vorschlag.


    LG,

    Alex