Hallo, Hamburger -
ich habe Anfang der Achtzigerjahre in Hamburg studiert und viele interessante und pilzreiche Biotope im Stadtbereich kennengelernt. Morcheln gab es eine ganze Menge, an Straßenrändern, in Gärten und vor allem in Parkanlagen, fast immer eigentlich in anthropogen beeinflusster Umgebung, den berühmten "gestörten" Stellen. Die Speisemorchel erschien Jahr für Jahr üppig und in großer Stückzahl unter alten Eschen im Wandsbeker Gehölz, um nur einen Standort zu nennen - für die Studenten, die sie kannten, gehörten sie im Frühjahr zu den Grundnahrungsmitteln ... Die Frage ist halt, ob die alten Eschen inzwischen dort noch stehen. Am Wochenende trafen wir uns immer zum Fußballspielen auf einem Bolzplatz im Hammer Park, und manchmal stand ich im Tor (natürlich ohne Netz). Als ich (mal wieder) einen Treffer kassiert hatte, musste ich den Ball aus einem Weißdorngebüsch hinter dem Kasten holen - und stand plötzlich vor gut zwei Dutzend schöner Käppchenmorcheln (was sich später übrigens in anderen Parks bestätigen sollte). Erst die Rufe meiner Kumpels (Hee, wo bleibt der Ball? Torwart, haste dich verlaufen?) holte mich aus meiner Bewunderungsstarre. In der Boberger Niederung und den angrenzenden Geesthängen wuchsen Hohe Morcheln (ohne Rindenmulch), einmal sogar Fingerhutverpeln. Über das dortige "Lorchelparadies" und die Artenvielfalt allgemein entstanden damals zwei relativ umfangreiche Artikel in den "Berichten des Botanischen Vereins zu Hamburg". Die größte Überraschung für mich war ein Vorkommen der Weißstieligen Lorchel (Helvella leucopus) im Park des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses - damals nach meinen Recherchen der nördlichste Fundort in Europa. Die Hochgerippte Becherlorchel (Helvella acetabulum) im Frühjahr und die Herbstlorchel im Herbst waren in manchen Jahren Massenpilze, seltener fanden wir auch Helvella solitaria (= queletii).
Unterm Strich: Anstatt so viel Benzin zu verfahren, schwingt euch in der Morchelzeit lieber aufs Fahrrad und sucht in aller Ruhe die schönen Hamburger Parkanlagen ab ... Da kommen auch einige Kilometer zusammen ...
Schöne Grüße
Till