Beiträge von Bernd Miggel

    Liebe Pilzfreunde,


    falls ihr am Dienstag um 18.15 Uhr Zeit habt, könnt ihr euch gerne hier anmelden:


    Stefan Diller on LinkedIn: Invitation / Einladung TEAMS Talk Der Blick in filigrane Nano-Welten
    Invitation / Einladung TEAMS Talk Der Blick in filigrane Nano-Welten ist wunderschön und mehr als faszinierend - sind wir doch ständig von ihnen umgeben...
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    Stefan Diller hält einen TEAM-Talk zum Thema REM und Nanoflights.


    Herzliche Grüße

    Bernd

    Hallo Felli,


    die Apothecien (sind alle so zwischen 0,5 und 1,5 mm im Durchmesser) liegen seit einer Woche in einer Pappschachtel, sind also nicht mehr frisch.

    • Sterben die Sporen eigentlich in NH3-Kongorot, Beumwollblau-Lactophenol oder KOH-3% ab?
    • Kannst du dir Bild 8 oben mal ansehen, ob hier Schleimhüllen zu sehen sind?

    Anderenfalls versuche ich nochmal, etwas Hymenium aus einem Winzling herauszuzaubern.


    Viele Grüße

    Bernd

    Pilzfreund Dieter Gewalt aus Hessen fand einen ganzen Rasen dieses wunderschönen Winzlings auf Erde und auf verwesendem Material unter einer Zeder.

    Da ich Probleme mit der Artbestimmung habe, bitte ich um Mithilfe!


    Es handelt sich um einen Becherling aus der Gattung Cheilymenia (Borstenbecher) mit bis 2 mm breiten, orangefarbenen Apothecien. Diese sind anfangs tönnchen-, später tassen- und schließlich scheiben- bis schildförmig. Hier ein Übersichtsbild. Allerdings waren die Farben der Apothecien orange und nicht gelb!


    Bild 1 - Ausschnitt aus der Gesamtpopulation.


    Die Apothecien sind an den Flanken und an der Basis striegelich behaart, wie es die beiden nächsten Bilder zeigen:


    Bild 2 - Detailaufnahme einiger Apothecien.


    Bild 3 - junges Apothecium mit dichter, striegeliger Behaarung.


    Das folgende Bild zeigt ein Apothecium im Schnitt. Oben mit dem ca. 150 µm dicken Hymenium, gefolgt medullären Excipulum, unten das aus rundlich-eckigenen Zellen bestehende, ectale Excipulum (Textura angularis-globulosa). Das darauffolgende Bild zeigt die Textur im Detail. Die einzelnen Zellen sind bis zu 30 x 40 µm groß:


    Bild 4 - Apothecium im Schnitt. Präparat in NH3-Kongorot.


    Bild 5 - Ectales Excipulum, eine Textura angularis-globulosa. Präparat in NH3-Kongorot.


    Die beiden folgenden Bilder zeigen die Haare. Bild 6 die dickwandigen, spitz zulaufenden echten Haare mit einer länge von bis zu 400 µm, einer Breite von 8-10 µm, einer Wandstärke von 2 µm und einer knolligen Basis von z.B. 25 µm Durchmesser. In Bild 7 sind mehrere dickwandige echte Haare sowie einige etwa 2 µm breite, dünnwandige, hyaline, multiseptierte Haare zu sehen:


    Bild 6 - mehrere relativ kurze, echte Haare mit 0-1 Septe. Präparat in NH3-Kongorot.


    Bild 7 - mehrere dickwandige, multiseptierte, echte sowie einige hyaline Haare. Präparat in NH3-Kongorot.


    Das nächste Bild zeigt einen Querschnitt durch das ca. 150 µm dicke Hymenium. Hierin sind zum einen die 8-10 µm breiten Asci mit acht uniseriat liegenden Sporen zu sehen. Zum anderen haben wir multiseptierte Paraphysen mit gelblichen Inhaltsstoffen im Bild. Die Paraphysen sind teilweise gleichdick wie oder um ca. 1 µm dicker als der "Schaft".


    Bild 8 - Das Hymenium, bestehend aus Asci und Paraphysen. Präparat in NH3-Kongorot.



    Den folgenden Abschnitt über die Sporen bitte ignorieren, es sind leider Fremdsporen! Die wirklich zum Fund gehörigen Sporen habe ich ganz unten in einem Antwort-Beitrag abgebildet.


    Ein wichtiges Bestimmungsmerkmal stellen die Sporen dar. Sie sind beim Fund ellipsoid. Der Perispor ist glatt und mit einer groben, anastomisierenden Längsstreifung versehen. Gemäß einer Vorschrift von MORAVEC (2005) macht man die Ornamentierung durch Einfärbung mit einer Baumwollblau-Kaltfärbung sichtbar.

    Die Sporen des Fundes haben eine Größe von 15,3-17,1 x 8,3-8,5 µm und einen Schlankheitsgrad von 1,80-2,05:


    Bild 9 - Die Sporen.Einfärbung mit kaltem Baumwollblau-Lactophenol.


    Zum Abschluss noch einmal einen kleinen Ausschnitt aus der hier beschriebenen Population:


    Bild 10 - Ausschnitt aus der gesamten Population



    Mein eigener Bestimmungsversuch führt zu Cheilymenia theleboloides, dem Blassgelben Borstenbecher.


    Aber:

    Die Apothecien von C. theleboloides sind normalerweise größer und reingelb, was beides nicht auf den Fund zutrifft.


    Wer kann weiterhelfen?



    Herzliche Grüße

    Bernd



    Literatur:

    BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN, F. (1981): Pilze der Schweiz Band 1, Ascomyceten. Verlag Mykologia, Luzern.

    • DOVERI, F. (2004) - Fungi-Fimicoli-Italici. A.M.B.

    MEDARDI, G. (2006): Ascomiceti dItalia. A.M.B.

    MORAVEC, J.A. (2005) - World Monograph of the genus Cheilymenia. Libri Botanici.

    Hallo zusammen,


    ich habe Björn Wergen auf diese unklaren Elemente im Hymenium angesprochen. Nach dem, was er mir mitteilte, gehe ich von Paraphysen aus, die ab einem bestimmten Alter der Fruchtkörper nicht mehr vorhanden sind, weil sie degenerieren (zerfließen). Es könnte sich theoretisch auch um die unreifen Basidien eines chionosphaeroiden Phragmobasidiomyceten handeln. Doch das ist eher unwahrscheinlich.


    Viele Grüße - Bernd

    Neulich mache ich den Fund eines Flächigen Eckenscheibchens, das sich aufgrund des Substrats, seiner makroskopischen Merkmale und seiner Sporen problemlos als Diatrype undulata bestimmen ließ. Der Fund ist aber insofern bemerkenswert, als eines der beobachteten Mikromerkmale gar nicht so recht zu einer Diatrype passen will. Siehe dazu weiter unten, Abschnitt „Paraphysen“.



    Fundmerkmale:

    • Funddatum – 19. Januar 2022.
    • Bodenart, anstehendes Gestein: „ Braunerde aus geringmächtiger lösslehmhaltiger Fließerde über Fließerde aus Buntsandstein-Material“ über Oberem Buntsandstein.
    • Standort: Nordschwarzwald, Geimeinde Straubenhardt, 550 m Höhe.
    • Fundort: unter einer älteren Hängebirke, Mischwald, Halbschatten, Wegnähe.
    • Substrat: am Boden liegender, 3-4 cm dicker, 80 cm langer Birkenast in der Optimalphase der Vermorschung, komplett mit der Fundart überzogen.
    • Belegnummer: „Miggel div22002,smb“.


    Bild 1 – Heller Standort: die Birke im Vordergrund.



    Makroskopische Merkmale:


    Stroma:

    • mehrere Stromata mit Flächengrößen von bis zu 10 x 8 cm, Dicke 0,5-0,8 mm
    • Oberfläche schwarz, flach/eben, mit Querrissen
    • Rand: steil, wellig geschwungen, schwarz

    Bild 2 – schwarzes Stroma von 6 x 3 cm Ausdehnung und schwarzem, steilem, geschwungenem Rand; Ostiolen als feine Punkte gerade so erkennbar.


    Bild 3 – Detail, die Bildbreite entspricht 1 cm; Ostiolen als zahlreiche, schwarze Stipsel erkennbar.


    Ostiolen:

    • 0,1-0,15 mm im Durchmesser, das Stroma um etwa 0,5-0,8 mm überragend.
    • kegelförmig, 3-4 mal deutlich gespalten.

    Bild 4 – Ostiolen in der Aufsicht.


    Perithecien:

    • ellipsoid, bis 0,5 x 0,3 mm groß.
    • 1-reihig im Stroma.
    • Meist dicht aneinanderliegend oder sich gegenseitig zusammendrückend.

    Bild 5 – Querschnitt durch ein Stroma, Bildbreite 10 mm.



    Gesamtstruktur - nach CHLEBICKI (2005) (Bild 6):

    • Das Ektostroma (A) ist der obere, schwarze, homogene Teil des Stromas, das Konidiomata und Konidien produzieren kann.
    • Die Ostiolen (B) sind die Auslässe für die Sporen.
    • Das Entostroma (C, D) ist der heterogene Teil des Stromas. es liegt unterhalb des Ektostromas und kann Perithecien und Asci generieren. Es besteht aus zwei Schichten:
      • einer oberen, weißen, homogenen Myzelschicht (C) sowie
      • einer unteren, heterogenen, aus weißem Myzel und braunem Substratgewebe bestehenden Schicht (D).
    • Die Perithecien (E) enthalten die Asci mit je acht Sporen. Die Perithecien sind hier schwarz, ellipsoid und beim Fund bis zu 0,3 x 0,5 mm groß. Sie liegen meist dicht beieinander und sind ab und zu gegenseitig zusammengedrückt.

    Bild 6 - Gesamtstruktur. Erläuterungen imText. Deutlich erkennbar der steile, schwarze Rand auf der linken Seite.



    Mikroskopische Merkmale:


    Asci:

    • achtsporig, Sporen im Ascus uregelmäßig biseriat angeordnet.
    • Größe: gemessen bis 6 x 85 µm.
    • Apikalring sehr schwach J+.

    Bild 7 – Ascus in Baralscher Lösung; eine Spore hat den Ascus bereis verlassen.


    Bild 8 – Ascus in Baralscher Lösung; der Apikalring ist leicht bläulich, d.h. sehr schwach J+.



    „Paraphysen“:


    Die Asci fand ich in Strukturen eingebettet, die ich hier mit „Paraphysen“ bezeichnen möchte.

    Interessanterweise waren diese „Paraphysen“ weder in Phloxin noch in SDS-Kongorot auffindbar. Dies gelang nur in Baralscher Lösung! Diese Strukturelemente sind unizellular bis mehrfach septiert, besitzen einen Maximaldurchmesser 8 µm und eine Maximallänge von ca. 200 µm.

    Lt. der Fachliteratur gibt es bei unseren Diatrype-Arten jedoch keine Paraphysen!


    Bild 9 –Sporen tragende Asci (A) sowie eine „Paraphyse“ (P); Präparat in Baralscher Lösung.


    Bild 10 – zwei mehrfach septierte „Paraphysen“. Präparat in Baralscher Lösung.


    Bild 11 – Verschiedene Ausprägungen der „Paraphysen“. Präparate in Baralscher Lösung.



    Sporen:


    Sie sind allantoid, gelblich, hyalin und dünnwandig. Folgende Maße erhielt ich von zwei unabhängigen Proben.

    [Mit L = Länge, B = Breite, Q = Schlankheitsgrad L / B, V = Volumen, av = average (Durchschnitt)]:


    Präparat 1 (20 Sporen in Baralscher Lösung, 95-prozentiges Vertrauensintervall):

    L x B = 5-7,4 x 1,1-1,7 µm Lav x Bab = 5,9-6,5 x 1,3-1,45 µm Qav =4,2-4,9 Vav = 5,5-7 µm3


    Präparat 2 (28 Sporen in Wasser mit ein wenig Phloxin, 95-prozentiges Vertrauensintervall):

    L x B = 5,4-7,5 x 1,15-1,65 µm Lav x Bav = 6,2-6,6 x 1,35-1,45 µm Qav = 4,45-4,85 Vav = 6-7 µm3


    Bild 12 – Sporen in Wasser mit wenig Phloxin



    Bemerkungen:

    • Folgt man der Fachliteratur, dann dürfen die bei uns wachsenden Diatrype-Art keine Paraphysen besitzen! Daher meine Frage: Wer kann zur Klärung der Frage beitragen, um was es sich bei diesen Strukturelementen handelt; und wer hat schon ähnliche Beobachtungen gemacht?
    • Die in den Arbeiten von CHLEBICKI, A. (2005) und RAPPAZ, F. (1987) für die fünf europäischen Diatrype-Arten angegebenen Merkmale habe ich tabellarisch als Excel-File zusammengefasst. Wer sich für diese Tabelle interessiert, kann mir gerne eine PM mit seiner Email-Adresse schicken.


    Literatur:

    • BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN, F. (1981): Pilze der Schweiz Band 1, Ascomyceten.
    • CHLEBICKI, A. (2005) - Diatrype from the Czech Republic. In: Czech. Mycol. 57(1-2): 117-138.
    • GÖRKE, C. & LOTZ-WINTER, H. (2015): Reflexionen zur Gattung Diatrype in Deutschland. Südwestdeutsche Pilzrundschau, 51. Jg. Heft 2: 40-45.
    • RAPPAZ, F. (1987): Taxonomie et nomenclature des Diatrypacées a asques octosporés. Mycologia Helvetica 2: 285-648.


    Viele Grüße

    Bernd

    Hallo,


    weiß jemand, wie man in dict.cc Wörterbuch | Fachgebiet: mycol. das Suchen mit wildcards (Stellvertreterzeichen ? *) durchführt?

    Es wird unter "Tipps" zwar angegeben, aber scheint nicht zu funktionieren.

    Beispiel: Wenn ich ins Suchfeld rechts neben subject:mycol. die Zeichenfolge /mandel* reinschreibe, bekomme ich kein Ergebnis. Es hätten aber 2 Ergebnisse sein müssen, nämlich Mandel und mandelförmig. Mache ich da etwas falsch?


    Herzliche Grüße

    Bernd