Hallo Stefan,
ich habe das mit den Prachtbecherlingen noch nicht gesehen, aber bis jetzt gewann ich schon den Eindruck, daß Buschfunkistan regelmäßig die Studienlage checkt.
Siehe das Beispiel mit den Grünlingen. Ich würde mich zum Beispiel auch trauen, die mal in bescheidenem Maße zu probieren.
Ich habe noch nicht nachgeschaut, ob der Kanal zu den einzelnen Videos vielleicht Literaturlisten zur Verfügung stellt. Wenn nicht, wäre das vielleicht ein heißer Tipp…
Wie stehst Du denn zu der -von mir hochgeschätzten - „Küchenmykologischen Liste“? Sollte man den Mitarbeitern auch nahelegen, nur einwandfrei toxikologisch begutachtete Arten zu empfehlen?
Zitat meines Freundes, eines Mykologen, auf die Frage „Was ist ein Giftpilz?“ : „Alle als solche belegten Arten und Speisepilze, deren Giftigkeit bisher noch nicht erkannt wurde“ .
Im Übrigen: „Dosis sola facit venenum“ (Paracelsus). Zwei kg Steinpilze zieht man sich auch nicht
ohne Risiko rein (vgl. Equestre-Syndrom).
Solche Auswertungen und Aussagen dazu sollten wirklich nur Experten, wie z.B. Pharmazeuten, Biochemikern, Lebensmittelchemikern und Oecotrophologen, Ärzten... vorhbehalten bleiben.
Generell stimme ich Dir zu, das muß aber jeder für sich entscheiden. Für mich hat die Erfahrung von mehreren Jahrhunderten Volksmedizin auch Relevanz, besonders dann, wenn die wissenschaftliche Studienlage eher zurückhaltend ist. Meine persönliche Studienlage ist derzeit, daß ich Therapien besser vertrage, wenn ich diverse Pilze (u.a. auch per microdosing) zu mir nehme.
Andererseits - Meine Frau ist zum Beispiel Oecotrophologin und kann ein Lied davon singen, wie oft
in den vergangenen Jahren gängige und wissenschaftlich fundierte Empfehlungen über den Haufen geworfen wurden.
Der Mensch ist so komplex, daß es kaum einen Arzt gibt, der die Folgen seines Tuns komplett überblickt. Ich kann mich an einen Fall an meinem früheren Arbeitsplatz erinnern. Komatöser Pat. nach OP mit hämatologischer Grunderkrankung und parenteraler Ernährung. Metabolische Azidose mit steigenden Laktatwerten. Die ganze Intensiv samt den hinzugezogenen Konsiliarii machten immer hilflosere Gesichter. Die Dialyseapparatur war schon aufgebaut, da rief der Chefapotheker an und fragte, warum bei der Nahrungsbestellung bisher nie Vitamine mitangefordert wurden. Der wusste gar nichts von der akuten Problematik. Es war letztendlich ein Vitamin B12-Mangel (*afair*) und der Patient war schon ein paar Tage nach Gabe wieder ansprechbar und wurde alsbald verlegt. Von allen hinzugezogenen Mitarbeitern des Uniklinikums konnte immerhin einer letztendlich zur Problemlösung beitragen.
Allzu ergebene Studiertenehrfurcht kann auch religiöse Züge haben.
[…]
Schön, dass es dir gefällt. Hast du dir das Buch geholt?
[…]
Nein, wegen meines früheren Biologenlebens und des Einstiegs in die Pilzkunde ist keine handbreit Platz für Bücher mehr übrig.
Ich werde es aber meinem Sohn (11) empfehlen. Der ist biologisch schon angefixt und hat dieses Jahr immerhin sein Herbar begonnen…
Liebe Grüße
Ralph