Hallo zusammen,
ich weiß ja nicht, ob man das alles so wichtig nehmen sollte. Wir müssen mit unseren Bildern ja kein Geld verdienen und wenn jemand von seinem Bild 100%ig überzeugt ist, dann kann er das ja auch noch sein, wenn die Juri das anders sieht. So viel Selbstbewußtsein darf sein. Diese Punktediskussionen beinhalten zudem noch die Gefahr, dass potentielle Teilnehmer abgeschreckt werden und auch die Jurimitglieder langsam die Lust an ihrem Job verlieren.
Der Wettbewerb könnte ja eigentlich auch eine Art fotografisches Seminar sein , in dem durch sorgfältig formulierte Bildkritik und anschließende Diskussionen darüber nicht nur die Teilnehmer etwas lernen können. Das wird ja ansatzweise schon gemacht.
Einige Bilder, die man bei den Wettbewerben hier sieht sind technisch nahezu perfekt. Dann gibt es aber auch welche mit ebenso groben wie vermeidbaren Mängeln. Da ist der Fokus ungünstig gesetzt, man sieht unruhige, weder richtig scharfe noch perfekt unscharfe und wuselige Hintergründe mit unschönem Bokeh, die im Gegensatz zum Hauptmotiv dann manchmal auch noch von grellem Sonnenlicht überstrahlt sind, von übersehenen Ausrüstungsgegenständen im Bild mal ganz zu schweigen. Manche Bilder sind einfach zu hell oder zu dunkel, das könnte man den Leuten ja auch immer rückmelden. Oft liegt so etwas an falsch eingestellten Monitoren und ist somit auch mit geringem Aufwand unter Kontrolle zu bringen.
Manchmal ist auch der Beleuchtungskontrast so gering (z.B. bei Sonne im Rücken), dass die Bilder nicht so richtig „knacken“. Da kann man durchaus etwas „spielen“, z.B. durch gezieltes Abschatten oder Aufhellen mit schwarzem oder weißem Karton. Ich hab mal einen Pflanzenfotografen getroffen, der immer einen größeren Regenschirm aus dünnem, weißem Stoff -quasi als Softbox- mit sich führte. Die Resultate waren sehr überzeugend.
Einige Motive könnten auch etwas mehr Nähe vertragen. Wenn dem Hauptmotiv nur ein Viertel der Gesamtbildfläche zur Verfügung steht, dann ist das etwas wenig, vor allem, wenn es an kompositorisch ungünstigen und überflüssigen Randdetails nur so wimmelt.
Das vorgeschriebene Format 1200 x 900px ist zwar ausreichend, aber eben auch begrenzt. Was am 27“-Monitor bei Originalauflösung und evtl. sogar hineingezoomt durch interessante Strukturen und Details fasziniert, ist im Wettbewerbsformat oft nicht mehr darstellbar. Daher: Den letzten kritischen Blick immer nur auf das Ausgabeformat werfen! Je kleiner dieses ist, desto einfacher und plakativer muß die Bildkomposition sein.
Das aktuelle Siegerbild würde auch noch überzeugen wenn es auf eine Briefmarke gedruckt wäre. Unterstützt wird dies zudem noch durch den spannenden Farbkontrast und die diffuse Beleuchtung, die die Oberflächenbeschaffenheit perfekt herausarbeitet. Ein sehr schönes und praktisch fehlerfreies Bild, das -wie ich meine- völlig zu Recht auf dem ersten Platz angekommen ist.
Liebe Grüße
Ralph