Moin Christoph,
danke für Deine ausführliche Antwort.
Servus Peter,
sehr gerne doch!
Nachdem ich Dein Buch gekauft und gelesen hatte, hatte ich ein paar Mal das Schlüsseln versucht. Ich bin nie zum richtigen Pilz bzw. zur richtigen Gattung gekommen.
Das tut mir echt leid! Ich hoffe, dass mit mehr Übung das Schlüsseln leichter fallen wird (generell, nicht nur in Bezug auf das Buch).
8 Kein Milchsaft austretend --> 12
In 8(7) steht z.B. : viele Zwischenlamellen - passt. Kein Milchsaft ist auch richtig.
Da gibt es einfach verdammt viele Möglichkeiten, die man falsch wählen kann. Und wenn in 13 Abfragen jedes Mal erst der falsche Weg gewählt wird: "Macht das Spaß?"
Schlüsselpunkt 8 trennt die Milchlinge von anderen Gattungen ab. Im Prinzip geht es um die Kombi fleischig und Milchsaft. Es gibt aber auch Pilze anderer Gattungen mit Milchsaft, so z. B. bei manchen Helmlingen. Das muss auch berücksichtigt werden, weshalb ich die Kombi mit fleischig angebe und bei 8* gegenüberstelle, dass, falls mit Molchsaft, dann Hut fast nur aus "Haut und Lamellen" bestehend.
Bei 8 beschreibe ich noch als Hilfe den Stiel von Milchlingen und den weiteren Fruchtkörper. Auch der Bruchreizker 7 Maggipilz ist ein Milchling, der aber bei Trockenheit oft keinen Milchsaft mehr zeigtund frisch nur eine wässrige, farblose "Milch". Deshalb die Anmerkung, dass es auch die Möglichkeit des starken Maggigeruchs gibt, wenn trocken.
Man muss auch noch Pilze wie den Tigerritterling berücksichtigen, der Wassertropfen am Stiel ausscheidet (und in den Lamellen) und dann wie ein Milchling wirken kann. Sein Stielfleisch sollte aber faserig sein, zumindest in der Stielrinde...
Deshalb gibt es so viele Merkmale, die ich verwendet habe. Kurz gesagt geht es aber "nur" darum, Milchlinge von anderen Lamellenpilzen abzutrennen. Wenn du bei 9 weitersiehst, wirst du feststellen, dass nur noch Lactufluus und Lactarius kommen.
Wie sollte man Milchlinge sonst abtrennen? Natürlich kann man es kürzer machen. Aber dann wird eben doch der Maggipilz als Nichtmilchling geschlüsselt... Ich hätte auch generell "mit Milch" vs. "ohne Milch" schlüsseln können und dann später Mycena p.p. abtrennen können. Ich wollte aber hier gerne die "echten" Milchlinge und dann die Täublinge abtrennen, da ich das als "didaktisch sinnvoller" ansah. Man erlernt so, diese beiden Gattungen anhand ihrer Kernmerkmale von anderen Gattungen abzutrennen.
Vermutlich meintest du aber 12 mit den Zwischenlamellen.
Hier trenne ich Täublinge ab. Die klassischen Täublinge haben das apfelartig brechende Fleisch, brüchige Lamellen und ihnen fehlen (fast) die Zwischenlamellen. Schwärztäublinge haben natürlich Zwischenlamellen, weshalb das eben ein Hilfsmerkmal ist (finde ich bei Wanderungen einfach, wenn ich zeige, dass der Bruchreizker viele Zwischenlamenne hat und daher obwohl mild die Täublingsregel nicht anzuwenden ist, da man Schwärztäublinge normalerweise eh nicht isst).
Der Kern bei 12 ist aber das apfelartig brüchige Fleisch das Hauptkriterium (deshalb auch als erstes Merkmal gegenübergestellt).
Inwiefern das "Spaß" macht, weiß ich nicht (deine Frage), wobei ich nicht glaube, dass du immer den falschen Weg gehst. Lamellen oder Röhren ist eine einfache Frage. Milch ja oder nein auch. Fleisch brüchig oder faserig ebenso... Pilzbestimmung ist aber eben insgesamt nicht so einfach, da es sooo viele Arten und auch soo viele Gattungen gibt und bei denen sooooo viele Ausnahmen.
Hast du aber die Merkmale von Täublingen und Milchlingen intus ("Lerneffekt eines Schlüssels"), dann wirst du über die beiden Punkte 8 und 12 zukünftig locker und leicht gehen, da du weißt, was mit den Merkmalskombinationen gemeint ist. Idealerweise hast du dann auch noch passende Bilder vor Augen, visualisierst es dir, da du ja einige Täublinge und Milchlinge schon gesehen hast. Jedenfalls ist das meine Methodik, mit der ich mich die Pilze in kleinere Häppchen unterteile. Die apfelfleischbrüchigen trenne ich von den "normalen" Blätterpilzen ab. Und innerhalb derer die Milchlinge von den Täublingen. Und bei den Milchlingen erkenne ich einen Lactifluus und der Rest ist dann Lactarius. Kurz gesagt: ich schlüssle quasi automatisch im Kopf, wenn ich einen Pilz versuche zu erkennen, nachdem ich mir seine Merkmale angesehen habe.
23 Ring verschiebbar? Nein --> 28
Ring ist verschiebbar; ich bin bei 27(26).
Du kommst hier bei beiden Wegen zum Ziel (Leucoagaricus als Gattung). Den Ring von L. leucothites kenne ich als nicht verschiebbar. Man sieht aber, dass er gerne oben und unten eine Abrisskante hat, weshalb man, wenn man ihn nicht verschieben kann, ihn auch als verklebt interpretieren könnte. Bei L. nympharum ist er hingegen problemlos verschiebbar. Ich habe nur zur Sicherheit, da ich hier die rosa verfärbenden Lamellen, die ich als schönes Hilfsmerkmal für L. nympharum ansehe, nochmal querverwiesen auf L. leucothites s.l. (bei 27), indem ich den in die Beschreibung mit integriert habe. Auch das hat "didaktische" Gründe, da ich bei L. nympharum auf das Merkmal der sich beim Liegen schweinchenrosa verfärbenden Lamellen hinweise, die ein schönes Merkmal für diese ganzen weißen Leucoagaricus-Arten sind und die zeigen, dass der Jungfernschirmling eben kein Riesenschirmling, sondern ein Egerlingsschirmling ist und dementsprechend kein Speisepilz (hat Vergiftungen ausgelöst).
Der Schlüssel ist hier also so angelegt, dass du auf beiden Wegen am Ende bei Leucoagaricus landest. Ich bin oben bei meiner ersten Antwort den Weg gegangen, den ich gewählt hätte (Ring nicht verschiebbar...). Aber wie gesagt: beide Wege führen zum Ziel.
Pilzfreunde sind im Finden von Adjektiven sehr groß; da muss ich noch jede Menge lernen, um diese so zu verstehen, wie sie gemeint sind. Z.B mehlartiger Geruch - Mehl riecht nicht!
Somit ist jeder Schlüssel eine Herausforderung.
Dieser Herausforderung will ich mich nun nach Björns "Üben! Üben! Üben!" stellen.
Das wiederum stimmt. Und insbesondere Gerüche sind schwer zu beschreiben, da subjektiv. Und dennoch können sie beim Bestimmen wertvolle Hilfe leisten. Der "Mehlgeruch" der Mykologen ist eher nasses Mehl bzw. Mehlbapp (Mehl in Wasser gerührt). Oder was ist "Mykologenrosa"? Wenn man aber mal einen Dachpilz aussporen hat lassen, dann weiß man es. Und hält man mal das Sporenpulver eines Schleierlings daneben, dann kann das auf den ersten Blick schon ähnlich sein. Nur ergibt das Mykologenrosa verdünnt einen Rosaton und der Schleierling verdünnt einen Rostton. Beides sind aber eigentlich braune Sporenabwürfe. Beim Schleierling mit mehr Rot und beim Dachpilzen, Rötlingen unsw. mit mehr Rosa.
Hat man aber mal einen rosasporigen Trichterling aussporen lassen (z. B. Clitocybe agrestis), dann ist klar, dass "rosa" allein eben wirkluch rosa (bis pink) ist und mykologenrosa eben das mit viel braun dazu...
Liebe Grüße,
Christoph