Dieses Fachwissen darf dann doch gerne an Schulen weitergegeben werden.
Ich könnte als DGfM Sachverständiger auch VHS Kurse anbieten.
Ich könnte sogar damit Geld verdienen. !
Dieses, in Anführungszeichen, Gejammer kotzt mich an,
Servus Armin,
ich lasse die DGfM mal außen vor - ich bin nicht (mehr) Mitglied in diesem Verein und kann daher auch nicht für diesen sprechen (habe aber früher im Namen der DGfM PSV hoch DGfM ausgebildet - meine also, was das Grundprinzip des PSV der DGfM betrifft, durchaus mitreden zu können). Ich bin aber Ausbilder für die bayerischen Pilzberaster der BMG und der Pilzsachverständigen der BMG (Bayer. Mykol. Gesellschaft).
Du hast recht damit, dass man den Schein dazu nutzen kann, beispielsweise über die VHS Kurse anzubieten. Reich werden kann man damit nicht. Und ein Hauptberuf ist das auch nicht.
Aber warum ist die Pilzberatung ehrenamtlich? Natürlich muss das auch nicht sein. Ein Pilzberater könnte auch Geld dafür verlangen. Dann müsste er sich aber über eine Berufshaftpflicht versichern und wäre nicht mehr über den tragenden Verein (DGfM oder BMG oder...) haftpflichtversichert.
Und warum will die BMG (als Beispiel) gar nicht, dass der zu beratene Geld für die Beratung hinblättert? Einfach: damit möglichst wenige Hemmnisse aufgebaut werden, einen Pilzberater zu besuchen und so die Vergiftungsprävention besser funktioniert.
Was hat der Pilzberater davon?
Zunächst: er steht mit einem Bein im Gefängnis (übertrieben ausgedrückt) bzw. er geht eine sehr hohe Verantwortung ein. Und wozu? Nur damit Anfänger mal eine eigene Pilzsuppe probieren können. Und sie bekommen nicht mal Geld dafür - das ist kein Gejammer.
Warum machen sie das?
Ich kann da nur von mir sprechen. Einerseits bekomme ich Kontakt zu "Normalsammlern", kann helfen, die Sammeltätigkeiten auch an Arten- und Naturschutz anzupassen, ich helfe durchaus, Vergiftungen zu vermeiden und tue einfach was Gutes dabei. Um Geld geht es mir da nicht. Ich nehme natürlich nichts dafür.
Zudem bekomme ich auch ab und an Arten zu sehen, die ich allein vielleicht nicht gefunden habe. Und ich habe eben den Vorteil, dass ich, wenn ich mal einen Kurs an einer VHS geben will, ein Dokument habe, das zeigt, dass ich kompetent bin (bräuchte ich jetzt nicht, da ich ja meinen Uniabschluss als Biologe / Mykologe habe, aber allgemein ausgedrückt).
Manche Pilzberater haben angefangen, ihre Privatadresse anzugeben. Hatte ich auch. Das Resultat: teils solche Schoten wie ein Stoffbeutel mit Pilzen an der Tür und dem Zettel drin ("habe ich schon gegessen, habe jetzt doch Sorge, bitte um Bestimmung". Oder Anrufe Sonntags nach 23 Uhr, weil jemande eine Pilzberatung will (montags ist in München ohnehin Pilzberatung).
Ich habe da sehr viel mitgemacht und auch vieles positives erlebt.
Nur weigere ich mich, beispielsweise für dich meinen Beruf aufzugeben, Hartz IV zu beantragen, um 24/7 für dich(oder ähnlich denkende Menschen) potentiell bereit zu stehen. Wie kannst du erwarten, dass Menschen extra ihren Job aufgeben, um als Pilzberater ehrenamtlich besser erreichbar zu sein? Und das müssten sie, um jederzeit ereeichbar zu sein.
Zwischendurch habe ich keine Beratungen mehr angeboten. Ich habe genug im Beruf zu tun gehabt und hatte nebenbei auch andere, private Aktivitäten laufen. Ich war also auch Pilzberater, der nicht mehr beraten hat (außer in Ausnahmefällen, während Pilzausstellungen, während Tagungen, Treffen usw.), aber eben nicht mehr zuhause. Ich hatte schlicht die Zeit nicht. Und das kann immer so sein.
Mache ich den Schein, habe ich keine Verpflichtung, auch wirklich zu beraten.
Manche bestehen den Schein und wollen erstmal ein paar Jahre anderen zusehen, wie sie beraten und noch mehr Erfahrung sammeln. Auch legitim.
Manche sind so genervt worden durch Telefonterror, dass sie weder Nummer noch Adresse herausrücken oder gar nicht mehr beraten wollen.
Die BMG wünscht sich, dass mehr Menschen freiwillig dieses Ehrenamt ausführen. Deshalb bieten wir auch die Ausbildung an. Ich versuche immer, potentiellen Pilzberatern die Vorteile dieser Tätigkeit zu nennen - dazu gehört vor allem, mehr Pilze zu sehen, als sie sonst sehen würden, dazu gehört, sich durch die Beratertätigkeit auch automatisch noch intensiver mit Pilzen zu beschäftigen. Dazu gehört für manche vielleicht auch, den "Status" zu genießen. Jeder Mensch tickt da anders.
Wenn aber die Pilzberater unverschämt behandelt werden, angepflaumt werden, weil sie montag vormittags nicht zuhause sind, sondern arbeiten (ist mir wirklich passiert - die Person fand es unverschämt, dass ich einer geregelten Arbeit hinterhergehe, das muss man sich mal geben!), dann ist das kontraproduktiv. Ich empfehle dann, solche Leute einfach nicht mehr zu beraten. Ähnlich sehe ich es bei den üblichen Raffern, die Körbe voll Gammelmüll sammeln und sortieren lassen wollen. Pilzberater sind keine Sortieranstalten.
Das Thema ist vielschichtig.
Sei lieber froh, dass überhaupt Menschen freiwillig diese verantwortungsvolle Tätigkeit übernehmen und das auch in deiner Nähe.
Falls du selber die Ausbildung machen willst, um damit Geld zu verdienen, dann sage ich dir gleich: vergiss es, das lohnt sich nicht.
Und falls du selbst berufstätig sein solltest, dann sollte dir klar sein, dass auch du mit einem Pilzberaterausweis nicht ständig rund um die Uhr warten kannst, ob jemand beraten werden will.
Sei froh, wenn jemand berät und sei nicht genervt, wenn jemand nicht berät. Wie schon geschrieben, ist der Pilzberater keine Behörde, die für dich tätig sein muss, sondern eine Privatperson, die ab und an und dann, wenn sie Zeit hat, auch mal Pilzkörbe kontrolliert. Und wenn jemand gar keine Korbkontrolle machen will, sondern "nur" bereit steht, Notfalldiagnostik im Krankenhaus anzubieten, dann ist auch das besser, als wenn das niemand machen würde.
Zitat
P.S.: Nachwuchs von Pilzbegeisterten? Ich lese (!) oft genug dass es daran
mangelt. Schon Mal darüber nachgedacht?
Warum mangelt es daran? Sicher nicht, weil Pilzberater ein Leben haben. In München mangelt es nicht an Nachwusch - auch nicht im Verein. Und in München wird auch nur an einem Tag der Woche Pilzberatung angeboten. Nur wenige Berater bieten auch privat Termine an - ich mache es mittlerweile wieder so und stehe daher auf der Seite der BMG mit Adresse und Telefonnummer. Ich mache das genre. Sagt mir aber jemand am Telefon, ich müsse bereit stehen, zu beraten, dann weigere ich mich, zu helfen.
LG
Christoph