Beiträge von Tricholomopsis

    Hallo zusammen,


    nur als kurze Anmerkung zur Nomenklatur, nachdem fast alle hier mittlerweile "Neoboletus luridiformis" schreiben. Ich verwende die Kombination Neoboletus erythropus (Pers.) C. Hahn statt Neoboletus luridiformis (Rostk.) Gelardi, Simonini & Vizzini


    Es gab die Diskussion um Boletus erythropus vs. Boletus luridiformis ja schonmal in den 90er Jahren und da hat sich Boletus erythropus durchgesetzt.
    In der Gattung Neoboletus gilt immer noch, dass der ältere Name Priorität hat. Hier muss man sich in Bezug auf das Epitheton aber auf das Original von Persoon (statt auf Fries) beziehen. Jetzt kann man diskutieren, ob Persoon nicht den Glattstieligen Hexenröhrling als Boletus erythropus beschrieb. Die Originalbeschreibung vereint Merkmale beider, finde ich. Lässt man das dort erwähnte rote Fleisch der Stielbasis weg, trifft es aber den Flocki gut - wegen der explizit hervorgehobenen Schuppen am Stiel. Und es gibt den Flocki auch mal mit rot in der Stielbasis (ganz unten).


    Kurz gesagt: ich verstehe nicht, warum man jetzt wieder auf den jüngeren "luridiformis" zurückwechselt. Warum aber "Boletus luridiformis" Gattungstypus für Neoboletus wurde, ist nachvollziehbar (eine andere Art, z.B. aus Nordamerika, wäre aber besser gewesen), dafür müsste ich aber weit ausholen.


    Insofern bitte bei Gelegenheit die Synonymliste vervollständigen um Neoboletus erythropus - und ich persönlich verwende das jüngere Epitheton luridiformis nicht (aber das kann natürlich jeder halten, wie er/sie mag) ;)


    LG
    Christoph

    Servus beinand,


    ich habe ein ehrenamtliches Kartierungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem LBV Fürstenfeldbruck begonnen. Ich untersuche daber Flächen, die vor 10 Jahren renaturiert wurde. Es handelt sich um ehemalige Trockenrasen (mager natürlich), die von Eutrophierung betroffen waren bzw. nur noch Relikte der früheren Pflanzendekce auswiesen. In der Mitte der Fläche wurde zudem Kies abgebaut, wodurch sich eine Kiesgrube ergab, die nun bereits von Kiefern, Birken (etc.) besiedelt wurde.
    Vor 10 Jahren wurde der Oberboden der eutrophierten Bereiche abgetragen, die Fläche mit Mähgut von einem nahegelgenen Trockenrasen bedeckt und somit die Flora neu angesiedelt.
    Durch die Kiesgrube hat sich einiges an typischer Fauna gehalten - wie z. B. die Blauflügelige Ödlandschrecke.


    Jetzt, 10 Jahre nach den Maßnahmen, fange nun ich an, die Pilze der Flächen zu kartieren. Noch ist die Artenliste sehr kurz - ich war jetzt zweimal hintereinander dort, um genauer zu beproben.


    Heute gelang mir dabei wohl ein Erstfund für Deutschland bzw. ein zweiter Fundpunkt überhaupt, da die Art nur vom Typusort bekannt ist (wenn nicht mittlerweilse jemand anders sie auch gefunden hat): Capronia suijae (an Xanthoria parietina, auf dem Thallus). Und das eigentlich nur, weil sonst nichts (fast nichts) anderes da war.


    Hier das Foto der Kollektion (man kann sie da nicht sehen, die Perithecien sind zwischen 40 und 80 µm groß und sitzen etwas versteckt auf dem Thallus - man kann es nur erahnen, wenn man weiß, wo). Weitere schwarze Punkte an den Perithecien der Xanthoria muss ich noch im Lauf der nächsten Zeit beproben. Auf dem Ast ist sicher noch mehr drauf:



    Nachgewiesen habe ich bis jetzt:
    Capronia suijae (der Fund des Jahres?)
    Erysiphe alphitoides (extrem häufig)
    Hygrocybe acutoconica (waren ziemlich hinüber, aber noch bestimmbar)
    Microstroma album (auch sicherlich häufig)
    Rhytisma acerinum (Massenpilz)
    Trichopeziza cf mollissima (unreif, ebenfalls häufig - denke ich zumindest)


    Hier stelle ich Funde und Eindrücke im Laufe der Zeit vor: http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,1552.0.html


    Warum schreibe ich das alles? Simpel: Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere Spezialist Lust hat, mal mit auf die Fläche zu gehen und mitzukartieren. Ich verdiene keinen Cent daran, alles reines Ehrenamt - Kartierung für den Guten Zweck. Wenn mal jemand zufällig im Lande ist, also im Landkreis Fürstenfeldbruck,zwischen München und Augsburg (ich wohne ja in der Mitte zwischen beiden Städten, in Mammendorf), dann einfach melden. Insbesondere kleines Becherchen auf diversem Substrat sind für mich schwierig, Pyrenomyzeten sowieso - ich habe mich eher mit bitunikaten beschäftigt, aber da gibt es auch so extrem viel... wie eben auch Capronia :)


    Wer Lust hat, mit auf die Fläche zu gehen, um bei der Suche und Bestimmung besonderer Arten zu helfen: einfach melden.


    LG
    Christoph


    Hallo !
    das ist der Hasenröhrling G. casteanus
    Gruß Harry


    Servus Harry,


    der Hasenröhrling hätte weder rosa Rörenfutter noch ein Netz am Stiel - zudem wäre der Stiel gekammert hohl. Das ist ein ganz typischer Gallenröhrling, Tylopilus felleus.


    LG
    Christoph

    Hallo zusammen,


    erstmal vielen Dank für die netten und aufbauenden Antworten, Grüße (usw.). (und Thomas: da werde ich ja ganz rot)


    Bin gerade auf dem Sprung ins Gelände - daher nur dieser Dreizeiler...


    LG
    Christoph

    Servus beinand,


    ich hatte mich noch gar nicht vorgestellt. Da es ein paar kleinere Irritationen bei einzelnen Themen gab, möchte ich das jetzt nachholen.


    Ich bin schon als Kind (gegen den verständlichen Widerstand meiner Eltern) mit Freunden und Nachbarn zum Schwammerlsuchen gegangen und habe diese Zeit zum Glück vergiftungsfrei überstanden. Später habe ich dann wegen des Hobbies Pilze Biologie studiert und mich da auf Mykologie spezialisiert. Mein Schwerpunkt waren die Boletales - so die Kremplinge, aber auch Boletus s.l. (und mehr). Ich habe auch, da ich bei Prof. Agerer "im Stall" war, auch Mykorrhizen beschrieben und viel mit dem unterirdischen Myzel gearbeitet.
    Nebenbei habe ich viel mit Corticioiden und Porlingen gemacht und diese als Bioindikatoren für Waldzustand genutzt bzw. nutzen wollen.
    Promoviert habe ich allerdings über bodensaprotrophe und ektomykorrhizabildende Pilze als Indikatir für Waldnutzung und -zustand. Die Pilze an Holz habe ich nicht für die Promotion verwendet.


    Viel gelernt habe ich im Verein für Pilzkunde München, weshalb ich dann auch versucht habe, dies wieder zurückzugeben, indem ich mich im Verein engagiert habe. Durch viele Kontakte, insbesondere zur jetzigen AMIS (Arbeitskreis Mykologie Inn-Salzach), damals war es noch eine Kartierergruppe, die unter Till Lohmeyers Leitung Raitenhaslach an der Salzach unsicher machte, kam die Idee, eine bayerische Zeitschrift und auch wieder bayerische Tagungen zu organisieren.


    Die Zeitschrift entstand und heißt Mycologia Bavarica und die Tagungen gibt es mittlerweile auch - deshalb wurde dann die Bayerische Mykologische Gesellschaft gegründet, der ich seitdem vorstehe. Mittlerweile wird die Mycologia Bavarica von beiden Vereinen gemeinsam herausgegeben - dem VfP München und der BMG. Und die Mycologia Bavarica ist eine rein ehrenamtliche Zeitschrfit (wie alle von Vereinen getragenen Zeitschriften).
    Ich habe auch versucht, mich dann in der DGfM zu engagieren und war früher PSV-Ausbilder der DGfM, später auch eine Wahlperiode lang Präsident. Mittlerweile bin ich nicht mehr in der DGfM aktiv, sondern nur noch regional aktiv, was mir besser gefällt.


    Da ich zwischendurch den Beruf wechselte - weg von der "Profimykologie" an die Schule ins Lehramt am Gymnasium - hatte ich wegen Referendariat, Probezeit, allgemeiner Einarbeitung (usw.) kaum noch Zeit, selbst aktiv in die Pilze zu gehen. Mittlerweile hat sich einiges stabilisiert und als Beamter habe ich ja jetzt viiiiel Zeit (glauben viele). Dennoch habe ich das Hobby Pilze wieder aktiv aufgegriffen und publiziere wieder mehr, komme auch ab und an in den Wald und ans Mikroskop. Deshalb habe ich auch beschlossen, mich wieder aktiv in Foren / Diskussionen rund um Pilze zu beteiligen. Ich hatte sogar das BMG-eigene Forum zwischenzeitlich nicht mehr betreuen können (inzwischen habe ich es reaktiviert).


    Ich würde mich freuen, wenn ich hier im Forum stressarm und ohne Spannungen oder anderen negativen Begleiterscheinungen teilhaben könnte. Offenbar fühlen sich aber manche User angegriffen oder auf den Schlips getreten, wenn ich irgendwo meine Meinung einbringe. Sei es beim Bereich Naturschutz oder bei dem Thema Leichtsinn in der Küche... Es wurden auch fachliche Anmerkungen als versteckte Kritik aufgefasst. Vielleicht liegt das daran, dass mich manche kennen oder zu kennen meinen und irgendein Bild von mir vor Augen haben. Oder dass manche mich eben nicht kennen und aus meiner Schreibe manchmal Dinge interpretieren, die ich so nicht meine. Oder ich schreibe zu verquer. :/


    Vielleicht ist es auch einfach nur schwierig, sich neu in ein aktives Fprum zu integrieren, da man auch als Konkurrenz für manche alten Hasen angesehen werden könnte. Das wiederum fände ich schade.


    Nun gut. Langer Rede kurzer Sinn: ich äußere - wie wohl alle hier - auch nur meine Meinung und hoffe auf sachlichen Austausch. Ich möchte von der Erfahrung vieler User hier Lernen und dafür auch gerne versuchen, meine Erfahrung einzubringen. Durch letzteres will ich niemanden angreifen oder pikieren. Und ich muss das Forum und die Gepflogenheiten hier wohl noch ein bisserl besser kennenlernen, um nicht so oft anzuecken. Ich hoffe, es gelingt mir.


    In diesem Sinne liebe Grüße,
    Christoph


    Hier hat mir niemand die Essensfreigabe gegeben. Aber niemand hat geschrieben: Stopp - du täuscht dich. Das hat mir dann gereicht.


    Servus Alexander,


    und genau da liegt ja das Problem. Wenn man die Pilze nicht in der Hand hat, sondern nur auf Fotos anschaut, dann ist eine Bestimmung eben nicht Hunbdertprozentig. Und wenn sie dennoch richtig ist, dann kann es sein, dass der Pilz nicht mehr zum Essen geeignet ist, weil zu madig oder irgendwo ein bisserl Schimmel dran ist (usw.).


    Du kennst den Perlpilz nicht hundertprozentig, warst dir aber "ziemlich sicher". Auf welcher Basis? Kennst du die Trennmerkmale zu anderen Arten oder verlässt du dich nur auf das eine Merkmal "rosa"? Das kann auch durch Bakterien ausgelöst werden.


    Natürlich ist es deine Verantwortung, was du isst und was dann mit dir passiert. Ich selber kenne den einen oder anderen Pilz, würde mich aber hüten, eine Bildbestimmung im Sinne einer Pilzberatung machen zu wollen. Wenn man aber eine Bestimmungshilfe gibt, dann eben im Vertrauen, dass diese kein Mosaiksteinchen in Bezug auf "o.k., dann esse ich ihn" ist. Vor allem ist es schwierig, wenn du schreibst "kommt kein nein, dass reicht mir das". So ist es noch gefährlicher. Ich möchte jedenfalls keine "Beihilfe zur Vergiftung" verantworten müssen. Und wenn es nur eine unechte Pilzvergiftung wäre oder eine wegen zu kurzer Kochzeit (Perlpilze sind ziemlich heftig, wenn nicht durchgegart).


    Kurz gesagt:
    Keine Pilzberatung auf virtueller Ebene.


    Und darauf vertrauen diejenigen, die dir in entsprechenden Threads antworten. Sie werden, wenn sie Pilzberater oder Pilzsachverständige sind, teils von dem sie versichernden Verein auch darauf hingewiesen. Zuwiderhandlung kann dann den Schein kosten. Da gab es in der Vergangenheit bereits heftige Diskussionen um PSV in Foren und deren Beteiligung. Letzten Endes werden sich dann wohl, wenn sie merken, dass es doch ums Essen geht, die PSV aus der Diskussion um die Bestimmung raushalten und vor allem Anfänger gut gemeint antworten. Und irgendwann passiert dann doch was...


    Mein Tipp wäre ebenfalls:
    Such Gleichgesinnte, such einen Pilzberater vor Ort (im Frankenwald gibt es doch sicher Pilzberater - es gibt mehrere aktive Arbeitsgruppen / Vereine in Franken) oder wie bereits gesagt: buche einen Pilzkurs. ;)


    LG
    Christoph


    Wünscht mir Glück :giggle:


    Servus "Haufen",


    ehrlich gesagt bekomme ich da die Krise - ich denke, niemand, der dir bei der Bestimmuing helfen wollte, möchte oder wollte die Verantwortung tragen, dir hier eine Online-Pilzberatung gegeben zu haben, also mit Essensfreigabe.
    Wenn du so süchtig nach Speisepilzen bist, dass du Pilze aus einer Gattung, in der einige extrem giftig sind, verspeist, weil du aus dem Internet eine Bestätigung hast, wirst du über kurz oder lang dann in der Klinik landen.
    Wenn in deiner Nähe kein Pilzberater ist, dann investiere doch das Geld und mach mal einen Pilzkurs für Einsteiger. Oder fange langsam an - also mit Röhrlingen - und vor allem: mit guten Pilzbüchern. Lesen hilft fa meist bereits. Die Merkmale des Perlpilzes wirst du in vielen Büchern ausführlich finden.


    Ja, ich wünsche dir Glück - auch bei der aktuellen Mahlzeit. Du hast sogar Babies gesammelt, noch geschlossene Exemplare. Lange wird das wohl nicht gutgehen.
    Viele haben als Signatur den Disclaimer, dass alle Pilzbestimmungen nicht zur Essensfreigabe dienen sollen. Und das hat auch einen Grund. Nur bei 100,00% Sicherheit kann man das Zeugs auch essen (solange es nicht zu madig oder verdorben ist).


    Und noch einen Tipp, den du eigentlich schonmal bekommen hast: wirf doch zu bestimmende Pilze nicht einfach auf einen Haufen, sondern fotografiere sie mal einzeln, auch mit Details (Nahaufnahmen). Dann ist es leichter, bei der Bestimmung zu helfen. Wenn es aber um Essensfreigabe geht, bin auch ich raus. Bei Fotobestimmungen kann man viel zu schnell was falsch machen.


    LG
    Christoph


    Die Bereiften Pfifferlinge haben später durchaus typisch gerötet nach Ankratzen, ich meine mich zu erinnern, daß ich das Verhalten sogar noch irgend jemandem präsentieren wollte.
    Umso interessanter aber, wenn C. ferrugineus wirklich eine eigene Art wäre. Ich hatte da bisher nämlich auch immer gewisse Zweifel, da zB auch C. amethysteus gelegentlich rostrot verfärbt. Wenn auch langsam.


    Servus Pablo,


    wenn, dann ist C. subpruinosus eine eigene Art, denn C. ferruginascens ist der ältere Name (Orton hat den in den 60ern beschrieben, ich glaube sogar 1960, hab's aber grad nicht im Kopf).
    Der Grünschimmer ist anders als bei Russula chloroides - die Leisten sind sehr blass und sind eben sehr kühl creme mit einem Hauch Grün drin. Sieht verrückt aus und ist wohl wirklich eine eher ozeanisch verbreitete Art. Vorarlberg ist deutlich westlicher als meine Ecke.
    C. amethysteus fleckt auch, stimmt. C. cibarius bekommt m.E. nur ganz alt nach sehr langem Liegen solche Flecken. Deshalb war ich schon früher sicher, dass C. amethysteus von C. cibarius gut zu trennen ist. Genetisch sind sie ja inkompatibel - sie haben unterschiedliche DNA-Mengen im Kern, habe aber die Publikation dazu nicht mehr zur Hand.


    LG
    Christoph


    Zitat

    Christoph du hattest geschrieben 2-3 andere außer dem Kahlen. Welcher ist denn der dritte? Ich weiß nur von 2.


    Servus Stefan,


    es gibt die beiden von mir, Paxillus validus und Paxillus obscurisporus. Kurz vor mir (ein paar Wochen früher) wurde Paxillus ammoniavirescens aus Italien beschrieben. Die jeweiligen Paper wurden zeitgleich eingereicht, der italienische früher publiziert bzw. ich war etwas zu langsam. Paxillus ammoniavirescens verfärbt mit Ammoniak auffallend grün. Ich habe alle meine Kremplinge standardmäßig mit Ammoniak behandelt und hatte nie so eine Reaktion.
    Jetzt hat sich nachträglich herausgestellt, dass die ITS von P. ammoniavirescens und die von P. validus quasi identisch ist. Dann hätte mein dicker einen etwas sperrigen Namen, wenn er in die Synonymie käme. Ich hätte nichts dagegen, denn wenn dem so ist, dann ist dem so :)
    Die ITS allein reicht mir aber nicht aus, um bei gleicher Sequenz von Synonymen auszugehen. Wenn mehrere Loci das bestätigen, sehe ich es ein :cool: - so sehe ich (noch) ein südlich verbreitetes Taxon, dass mit Ammoniak reagiert und zweifle die Synonymie noch an. Ich hätte gerne mal so einen Krempling in der Hand (mit Rhizomorphen).
    Und dann stellte sich heraus, dass der normale Kahle Krempling wiederum aus zwei genetisch trennbaren Taxa besteht. Allerdings wurde hier noch nichts morphologisch-anatomisches entdeckt (soweit ich noch up to date bin).


    Kurz gesagt:
    Paxillus validus
    Paxillus ammoniavirescens
    Paxillus obscurisporus
    Paxillus involutus Typ 1
    Paxillus involutus Typ 2


    Und dann hat sich noch herausgestellt, dass der Erlenkrempling auch zwei Taxa sind. Die ganze Erlenkremplingsgruppe wird zurzeit (mit Schwerpunkt Asien) überarbeitet - dann ist auch unser Paxillus rubicundulus dran. Ich kenne den Erlenkrempling in zwei makroskopisch gut trennbaren "Ausführungen", habe aber anatomisch nichts greifbares gefunden und daher damals dort nicht weiter nachgehakt.


    LG
    Christoph

    Servus Ralf,


    Gratulation zu der tollen Wiese. Auf meinen Champignonwiesen in Mammendorf ist leider noch tote Hose. Ich schaue regelmäßig, da ich den Speisepilzsammlern zuvor kommen muss - die hiesigen Wiesenegerlinge sind kaum bestimmbar - die Artengruppe rund um A. campstris hat der Teufel gesehen.


    LG
    Christoph


    Allerdings frage ich mich, was deiner Meinung nach vom Habitus gegen Baeomyces rufus spricht? Die "Köpfchen" sind doch eher braun als rosa. Saurer, magerer Boden passt auf jeden Fall, die Flechte wuchs teils auf blanker Erde, teils auf Gestein.


    Servus Florian,


    wie gesagt, da bin ich selbst unsicher - eine der zwei ist es sicherlich. Ich kenne Baeomyces rufus als Masenpilz/-flechte im Bayerischen Wald auf Granitfelsen, während Dibaeis baeomyces dort wenn, dann auf Erde wächst. Vermutlich bin ich daher eher den kompakten Thallus/Habitus von Baeomyces rufus auf Fels gewohnt.


    Die Fraben auf Fotos können täuschen - da ist das Anschauen vor Ort sicherer. Wenn die Köpfchen auch frisch mehr rotbraun waren, dann ist es natürlich Baeomyces rufus.


    Und es freut mich natürlich, dass auch lichenisierte Pilze hier bei euch auf Interesse stoßen. Ich selbst bin da auch sehr unbeleckt - ich habe bislang nur "ausgewählte" Flechten genauer angesehen. Icmadophila / Dibaeis / Baeomyces gehören dazu, weil meine Ex-Frau darüber (unter anderem) ihre Diplomarbeit geschrieben hat und wir alle drei gezielt gesucht hatten.


    LG
    Christoph
    [hr]


    8_Eine neue Erkenntnis, dass blasse Pfiffis nicht C. pallens sein müssen. Dieser hier -Stiel+Hut blass bei dotterfarbenen (!) Leisten- (C. pallens hätte die auch blass), ist Cantharellus subpruinosus


    Servus Drosophila,


    der Catntharellus subpruinosus ist sogar ganz typisch. Man sieht die gelbe Hutfarbe unter dem weißen Reif auf dem Hut. Der Pilz müsste auf Druck auch deutlich rostbraun bis rostorange flecken, was man hier nicht sieht, da er nicht angefasst wurde (Stiel / Leisten).
    Cabtharellus ferruginascens ist ähnlich, fleckt auch stark, hat aber einen kühlen, grünlichen Schimmer in den Leisten. Früher hatte ich den Verdacht, die beiden seien Synonyme, bis ich letztes Jahr endlich selbst den Orton'schen C. ferruginascens in der Hand hatte (in Vorarlberg) - nachem Jürgen Schnieber ihn auch auf der BMG-Tagung per Vortrag zeigte und da schon auf den Farbton hinwies.


    Zitat

    9_Ist eigentlich aus den dicken Kahlen Kremplingen was besseres geworden?


    Da traue ich mir so vom Bild allein keine Meinung dazu. An den Rhizomorphen kann man die beiden bis drei anderen, "kräftigen" Kremplinge gut vom Kahlen Krempling (der auch mal stattlich werden kann) trennen.


    LG
    Christoph

    Servus Jörg,


    wow, das sieht in der Tat nach Paxillus obscurisporus aus. Hast du den Pilz aussporen lassen? Das Foto hat zwar an den Lamellen Sonnenlicht abbekommen, was den Farbton verändern kann, aber der Rotton ist sehr deutlich. Der Hut ist auch glatter als bei Paxillus validus. Beide können in direkter Nachbarschaft wachsen, da sie wohl ähnliche Standorte bevorzugen. Am Typusort von Paxillus obscurisporus war das nächste Paxillus-validus-Myzel gleich ums Eck. Ich habe aber selbst bisher nur sehr selten Paxillus obscurisporus in der Hand gehabt. Es gibt europaweit nur vereinzelte Nachweise.
    Falls du einen Beleg machst (was sehr gut wäre), kann ich gerne reinsehen. Ideal wäre es, wenn ein paar Rhizomorphen mit dabei wären.
    Paxillus validus ist häufig, Paxillus obscurisporus hingegen offenbar sehr selten.


    Liebe Grüße,
    Christoph

    Servus Stefan,


    okidoki -ich war nur noch ein bisserl verunsichert, da meine Anmerkungen zu den Brätlingen etwas kontrovers ankamen.


    Zitat

    ich nehme die meist vom IF.


    Davon würde ich generell dringend abraten. Der Index Fungorum ist primär eine reine Datenbank über bestehende Namen (wie auch Mycobank) und dadurch extrem wertvoll.
    Nur ist weder der IF noch ist die Mycobank eine gute Quelle für Fragen, welche legitimen Namen Synonyme sind (solange sie nicht auf dem selben Typus basieren, was dann ja per def. ein Synonym wäre). Das hat jetzt aber mit dem Portrait nichts zu tun und ist hier daher Fehl am Platz. Quellen für Synonyme wären mal ein Thema für sich.


    LG
    Christoph
    [hr]
    Nachtrag - habe eben nach ein paar Bildern von Suillus clintonianus gesucht und habe das hier (aus Finnland) entdeckt:
    http://www.funghiitaliani.it/u…/post-3496-1253367241.jpg
    (hier die zugehörige Seite: http://www.funghiitaliani.it/t…-europa-finlandia/?page=4 )


    Das entspricht sehr gut dem, was ich aus Sibirien als Suillus clintonianus kenne. Die Sporen sind übrigens auch größer (im Schnitt soppeltes Volumen, daher in den Maßen Länge-Breite nicht sooo auffallend größer. Misst man genügend Sporen und bildet dann den Mittelwert des Volumens, fällt das auf.


    Bzgl. Flechten: Die würde ich für die Liste aus mehreren Gründen nicht notieren. Zum einen haben wir während der Exkursion nicht gezielt auf sie geachtet und Einzelnamen schönerer Funde wären fehl am Platz, wenn die gängigsten Arten nicht notiert wären, finde ich. Zum anderen ist der Plan, dass die Liste über MykIS in Pilze-Deutschland einfließt und in beiden Programmen werden Flechten nicht berücksichtigt, weshalb die Arbeit zumindest für den Zweck umsonst wäre.


    Ah, o.k. - ich dachte, da ihr die Fotos gezeigt habt und eine Bestimmung ansatzweise versucht wurde ("Hab' versucht sie per Bilder suchen mit Tante Google zumindest Ansatzweise zu bestimmen."), der Name von Interesse wäre. Null problemo...


    LG
    Christoph


    Und dann der erste richtige Pilz, dessen Namen ich nicht kenne:


    Servus Wolfgang,


    der Nabeling sieht spannend aus. Ich meine, auf dem Photo einen Thallus zu erkennen (dunkelgrün). Dann wäre das ein Fruchtkörper einer Flechte, genauer gesagt der Gattung Phytoconis (gehört zu den Hygrophoraceae, ist also keine Omphalina).


    Vergleiche mal deinen Fund mit diesem Bild von Phytoconis ericetorum aus einem italienischen Forum: http://www.funghiitaliani.it/u…8/post-620-1220372399.jpg


    Ich kenne diese Flechte nur von saurem Boden, auch direkt im Moor (aber nicht nur). Die Moose scheinen Säure anzuzeigen (ich traue mir zwar nicht zu, das Polytrichum zu bestimmen, aber es könnte, wenn ich raten müsste, Polytrichum piliferum sein (wegen dem weißen Glashaar an den Blattspitzen, aber wie gesagt, nur geraten, da gibt es weitere Arten).


    LG
    Christoph


    Lieber Pablo,


    ich möchte nur etwas zur Synonymie bemerken (ich hoffe, das ist o.k. - kenne die Gepflogenheiten hier noch nicht so genau).


    Suillus clintonianus meine ich zu kennen - aus dem nördlichen Zentralsibirien. Ich habe da viele sehr dunkel rotbraune Lärchenschmierröhrlinge unter Larix gemlinii (=L. dahurica) gesehen und die sahen anders aus, als die bei uns durchaus vorkommenden, "dunklen Goldröhrlinge".


    Die aktuelle Studie
    Nhu H. Nguyen, Else C. Vellinga, Thomas D. Bruns & Peter G. Kennedy (2016): Phylogenetic assessment of global Suillus ITS sequences supports morphologically defined species and reveals synonymous and undescribed taxa, Mycologia 108(6): 1216-1228
    unterstützt auch genetisch, dass der amerikanisch/asiatische Suillus clintonianus zwar nah mit Suillus grevillei verwandt ist, aber dennoch deutlich davon abgegrenzt ist. Leider wurde kein sibirisches Material in die Studie einbezogen, aber zumindest japanisches Material.


    Ich würde daher empfehlen, die Synonymliste zu kürzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Funde von Suillus clintonianus aus Lappland der "echte" asiatisch-amerikanische, rotbraune Lärchenröhrling darstellt. Leider habe ich selbst in Lappland trotz Suche keine Suillus clintonianus gesehen.


    Wie auch immer, die Synonymisierung erscheint sehr fraglich - auch genetisch. ;)


    LG
    Christoph

    Zitat

    Hier die Flechte von dem Erdwall. Hab' versucht sie per Bilder suchen mit Tante Google zumindest Ansatzweise zu bestimmen. Ja, suppi, es ist eine Flechte....


    Was spricht denn gegen Dibaeis beaomyces?


    Icmadophila ericetorum hätte meiner Erfahrung nach kürzere Stiele und kommt nur an Holz vor. Bleiben also nur die Gattungen Baeomyces und Dibaeis übrig. Baeomyces rufus kenne ich meist von Stein, soll aber auch auf Erde wachsen können. Dibaeis rosea hingegen ist typisch an Böschungen.


    Baeomyces rufus sieht für mich auch etwas anders makroskopisch aus (vergleiche die Beschreibung hier: http://www.lichens.lastdragon.org/Baeomyces_rufus.html )


    LG
    Christoph

    Lieber Jürgen,


    deine Mikrobilder der kurzzelligen Hyphen ist sogar regelrecht typisch für Dacrymyces stillatus in der Konidienform. Duhast offenbar das Zwischenstadium erwischt, da du auch bereits reife Sporen hast.


    Als Literatur kann ich da wärmstens epfehlen:
    Göttel G, (1983): Untersuchungen zur Systematik der Gattung Dacrymyces Nees per Fr. (Basidiomycetes); Dissertation an der Univ. Tübingen.
    Dort findest du ausführliche Beschreibungen und auch Mikrozeichnungen dieses Stadiums.


    LG
    Christoph

    Hallo,


    das ist sogar definitiv ein Satanspilz. Das Fleisch ist viel zu blass für andere Rubroboleten - und blaut überall, aber nur schwach. Dann die karminrote Stielfarbe. Da passt alles.


    LG
    Christoph

    Servus Maria,


    die "Ziegenlippe" ist sicherlich keine, sondern ein Rotfußröhrling i.w.S. Ziegenlippen reißen nicht so früh in der Huthaut auf. Da die Risse nicht auffällig rot sind, kann es sogar ein "echter Rotfuß" sein, aber ohne ihn von unten zu sehen, wäre das Kaffesatzraterei.


    Weil du nach den Raufüßen gefragt hast:
    Leccinum durisuculum, der Pappelrauhfuß (sofern er einer ist) rötet und blaut im Fleisch und wird schließlich graurosa (deutlicher Grauton), während Lecinellum carpini im Fleisch über Grauviolett nach Schwarz verfärbt. Er hätte auch einen viel runzeligeren Hut.


    Bei Röhrlingen ist es sehr sinnvoll, diese zu halbieren und die Fleischverfärbung zu fotografieren.


    Ich selbst habe Leccinum duriusculum schon lange nicht mehr gefunden. Im Mittelmeerraum ist er häufiger, in Oberbayern zumindest sehr selten.


    LG
    Christoph