Beiträge von Tricholomopsis


    Es wäre mir eine Ehre, wenn du einen Blick auf mein Portrait von Paxillus validus werfen könntest: https://www.pilzforum.eu/board…validus-grosser-krempling


    Viel zu viel der Ehre, wenn das für dich eine Ehre ist :) Ich freue mich doch, wenn sich jemand um die Kremplinge kümmert.


    Ich hatte deine Antwort nur nicht gesehen (daher habe ich erst heute zum Paxillus validus was geschrieben), weil dieses Forum (leider) sehr unübersichtlich ist - mit den ganzen Unterforen 8|;)


    Liebe Grüße,
    Christoph

    Lieber Emil,


    du auf den Fotos ganz typische Exemplare - man sieht den stämmigen, kurzen Stiel, die zum Aufreißen tendierende, alt richtig zerklüftete Huthaut und sehr dichte Lamellen. Ganz jung haben die übrigens gerne einen richtigen, kühlen, zitronengelben Ton (im Gegensatz zu dem warmen Goldgelb, das Erlenkremplinge zeigen können).


    Die Kristalle sind nicht an der Rhizomorphenwand, sondern an den Zellwänden der Rhizomorphenhyphen (vor allem, das stimmt natürlich, den peripheren Hyphen). Dafür muss man aber erst die Rhizomorphen auswaschen. Man fängt, wenn man eine kleine Bodenprobe gestochen hat, an der Stielbasis an und sucht die größten, dicksten Rhizomorphen (die sind bei Kremplingen sehr auffällig) und wäscht und zupft unter Wasser durch ein Bino schauend die Bodenpartikel weg. Da das Wasser trüb wird, immer wieder das Wasser wechseln.


    Nach etwas Mühe und einer Stunde ;) hat man dann das reine Rhizomorphennetzwerk. Zupft man dann junge, dünne Rhizomorphen weg und mirksokopiert diese, sieht man die Kristalle sofort. So findet man auch die Sklerotien, die hier typischerweise unregelmäßig geformt sind und für Kremplinge recht groß sind (im Millimeterbereich).


    Der Kahle Krempling hat keine Kristalle an den Rhizomorphen und hat nur winzige Sklerotien in der Größenordnung deutlich unter 1 mm Durchmesser, die kugelrund sind. Das wird natürlich erst dann ein Thema, wenn man einen Einzelfruchtkörper, der besonders groß ist, bestimmen will/muss. Die Makroskopie ist schonn deutlich anders.


    Paxillus ovscurisporus sieht makroskopisch sehr ähnlich aus, wird aber noch größer (40 cm Hutdruchmesser sind kein Problem) und hat, wie du erwähnst, eine ganz andere Sporenpulverfarbe (es "verfärbt" nicht, sondern es ist schokoladenbraun mit weinrot), wodurch die Lamellen schon bald einen viel dunkleren Touch bekommen. Er ist nah mit Paxillus vernalis verwandt und kommt auch in Nova Scotia vor (und ist hier wohl eingeschleppt). Paxillus vernalis unterscheidet sich mikroskopisch (HDS, Cystiden; ich habe den Typus studiert), aber ich habe keine Informationen zu den Rhizomorphen ermitteln können). Paxillus vernalis wächst auf trockenen Sandböden in den USA, während Paxillus obscurisporus wohl Lehmböden mit hohem pH-Wert bevorzugt.


    Ich meine auch, dass Paxillus validus säuremeidend ist - neutrale Böden sind o.k., aber auf wirklich sauren Böden hatte ich ihn nich nicht. Er kommt wohl in ganz Europa vor - ich habe ihn auch in Ungarn in der Puszta gefunden (auf Kalksand, hoher pH-Wert, ich habe ihn gemessen).


    Fast zeitgleich wurde Paxillus ammoniovirescens beschrieben (aus Italien) - kurz vor meiner Publikation (das lief völlig unabhängig). Da ich auch die Reaktion mit Ammoniak getestet hatte, ging ich später davon aus, dass das eine fünfte Kremplingsart sei. Jetzt hat sich herausgestellt, dass bei beiden, P. validus und P. ammoniovorescens, die ITS identisch ist (ob auch LSU, muss ich nochmal nachlesen). Deshalb wurden die beiden synonymisiert und Paxillus ammoniovirescens hätte Priorität. In meinem aktualisierten Schlüssel, den ich in der Mycologia Bavarica publiziert habe, hatte ich Paxillus validus und Paxillus ammoniovirescens noch getrennt abgehandelt, habe aber natürlich auch gar ein Problem mit einer Synonymisierung. Falls sich das bestätigt, kann man hier die Reaktion mit Ammoniak als Bestimmungsmerkmal vergessen (der "Italiener" wird auffallend grün, was eigentlich als einmalig galt). Da ich nicht mehr an der Uni bin, fehlen mir die Möglichkeiten, da beispielsweise auch genetisch, weiterzumachen.


    Die Kremplinge werden aber zurzeit eh intensiv beackert - ich finde das sehr spannend. "Der Erlenkrempling" ist beispielsweise ein Artenaggregat. In Asien wurde er bereits aufgedröselt bzw. man fängt damit an. So wie es aussieht, kommen bei uns zwei Arten vor. Ich hatte das bereits selbst vermutet, da ich meine, zwei "Sippen" makroskopisch trennen zu können. Allerdings habe ich keine Unterschiede in der Anatomie finden können und das dann verworfen. Ich weiß auch nicht, ob meine Unterscheidung mit der Genetik parallel gehen würde (andere Huthaut auf Makroebene). Und ich meine jetzt nicht Paxillus filamentosus ss. Fries, ss. Watling, denn den habe ich noch nicht selbst gesehen (ist vermutlich wirklich selten und wächst auch nicht bei Erle, wie es aussieht).


    Es freut mich, wenn sich jemand für die sonst nichtim Fokus stehenden Kremplinge interessiert. Wenn du mir deine E-Mail-Adresse gibst, kann ich dir gerne meine Diplomarbeit über Kremplinge schicken (ist ausführlicher als die Einzelpublikationen).


    Liebe Grüße,
    Christoph

    Hallo Jens,


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    Ok, wenn wir uns deiner Meinung nach im Kreis drehen, sollten wir wohl versuchen, diesen zu verlassen und uns besser oder anders erklären.


    D'accord ;)


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    Na dann sind wir uns ja einig... Sollte jemand solche systematischen Fehler machen, kann man das nur erkennen, wenn man mit guten anderen Messreihen vergleicht.


    Stimmt, klar. Mir ging es auch mehr um den Umgang miteinander hier. Und daraus habe ich geschlossen, dass du nicht wirklich liest, was man dir schreibt und dass deine Meinung über Mitschreiber etwas voreingenommen ist, um es vorsichtig auszudrücken. ("und das nennt man sytematischen Fehler! Das müsstest du aber im Physikstudium gehabt haben." ist eben nicht wirklich nett, wenn man selbst im Beitrag auf systematische Fehler hinwies und einging" - aber lassen wir das)"


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    Hier geht es um den statistischen Fehler und ob man ihn im Konfidenzintervall angeben sollte oder sich etwas anderes besser eignet.


    Klar, und auch darum, welchen Aufwand man betreiben kann und soll.


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    Das bestärkt mich in meinem Bestreben, eine Datenbank mit Stichproben vorzuhalten.


    Es reicht auch Excel - man darf nur keinen Festplattencrash haben...


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    Zitierst du bitte genau, wo ich "dass der statistsiche Messefehler nie eine Rolle spielen würde" geschrieben habe, oder zumindest, wo es so aussieht, als sei ich der Meinung.


    Gerne, werde ich suchen (morgen... später...) ;)


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    Dann mußt du mir mal erklären, wie du deine "biologische Begründung" so mit Fakten belegst, das es eine Rolle für die weitere Vorgehensweise bei der Sporengrößenangabe und den Vergleichen von Stichproben spielt. Es ist doch nicht durch eine mögliche Heterosporie Fakt, dass es keine Normalverteilung bei Sporen gibt.


    Erneut: wenn eine Spezies nur zweisporige Basidien hat oder nur viersporige, dann würde ich dir durchaus recht geben (sagen wir so: die Volumina sind dann wohl normalverteilt). Wenn du Pilze aufmerksam mikroskopierst, wirst du feststellen, dass beispielsweise Steinpilze mal fats durchgehend dreisporige Basidien haben, andere Kollektionen viersporige (ist alles publiziert, es wurde irrigerweise sogar mal eine dreisporige Varietät beschrieben). Dann hast du innerhalb der selben Spezies plötzlich unterschiedliche Sporenpopulationen von Kollektion zu Kollektion, was die Konfindenzintervalle der Mittelwerte falsch berechnen ließe. Man müsste da zwischen dreisporigen Steinpilzen und viersprigen trennen. Das auch nur als Beispiel aus der Biologie.


    Oder Pfifferlinge - sie gibt es 6-sporig, aber auch viersporig, andere variieren extrem zwischen (2)4-6-sporig usw.


    Oder Amanita, wo bei einigen Arten viele 2-sproige Basidien eingestreut sind.


    Erneut: "echte" Heterosporie durch Sklerobasidien ist sicher nicht so häufig, aber eine Durchmischung von unterschiedlich kernigen Sporen häufig. Ach ja, beim Steinpilz sind die Sporen bei den dreisporigen witziger weise so: 2 Sporen mit einem Kern, eine mit zwei Kernen.


    Ich empfehle immer, die Biologie nicht zu vergessen und eben nicht "blind" statistisch auszuwerten.


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    Es ist vielmehr so, dass es durch mögliche Heterosporie manchmal keine Normalverteilung gibt. Aber viel öfter lst es der Fall, das es wenig große Sporen (womöglich mehrkernige) und/oder wenig kleine (womöglich wenigerkernige) gibt, die, wenn überhaupt, als Ausreißer erkannt werden und dann i.d.R. rausfliegen. Deine "biologische Begründung" geht meines Erachtens an der Realität vorbei.


    Meine Begründung ist durch Beobachtung überprüfbar (schau dir mal Steinpilze im Mikroskop an oder Pfifferlinge oder Amaniten oder...). Insofern sollte die These "das spielt keine Rolle" überpüft werden, denn diese klingt erstmal dogmatisch. Ich hatte dir ausführlich Simulationen beschrieben, die du machen könntest - und du könntest mal Scheidenstreiflinge mit 25% 2-sporigen Basidien nehmen und dann bite mehr als 30 Sporen messen.


    Die Inormation, dass es da zwei Sporenpüopulationen gibt, ist ein wichtiges Artmerkmal (auch die Unterschiedliche Häufigkeit der Sporenpopulationen wird taxonomisch verwendet).


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    Und auch, wenn durch Heterosporie oder andere Effekte mal keine Normalverteilung vorliegt, kann man überlegen, ob nicht das Erzwingen einer Normalverteilung (Ausreißertests (Nalimov z.B.) bis zur Normalverteilung) zusätzlich Sinn machen kann, damit man später besser mit anderen Stichproben, die man genauso behandelt, vergleichen kann.


    Damit wird ein Merkmal der Art statistisch weggelöscht und die Art damit nicht richtig beschrieben.


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    Und vorher sollte man untersuchen, ob es überhaupt Sinn macht und ausprobieren, ob normalverteilungsfreie Vergleichsverfahren vielleicht hier besser funktionieren.


    Ja, und die "Beweislast" (geht da nicht wirklich) liegt hier beim Mathematiker, der die Biologie ignoriert. ;)


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    Wir drehen uns nicht im Kreis. Wenn ich wenige Ausreißer rausschmeiße, schmeiße ich die raus, die nicht zur Population gehören. Also z.B. durch Mehrkernigkeit, oder (bei Ascos z.B. weil sie zu jung waren und deshalb größer (Helvella) oder...).


    Ha, da ist er, der Grundfehler. Es ist ein Unterschied, ob man irrigerweise zu junge Sporen misst oder ob man für die Art typische Sporen mit reinnimmt oder rausschmeißt. Die mehrkernigen Sporen sind arttypisch und keine Ausreißer, zu junge oder "kranke" Sporen sind nicht arttypisch und können eliminiert werden. Verstehst du den Unterschied in der Bewertung, was ein Ausreißer ist? Eigentlich sind damit rein zufällige, starke Abweichungen gemeint - aber bei verschiedenen Sporenpoulationen sind die Abweichungen eben kein Zufall, sondern typisch.

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    Die Sporen, die durch Mehrkernigkeit (falls es denn diese ist) besonders auffallen, sind Ausreißer.


    Nur, wenn die Art durchgehend 4-sporige Basiden hat und ganz selten mal zufällig Ausnahmen bestehen (Basidie hat nen Schaden bekommen, bildet nur eine Spore...).


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    Die wären auch in einer erneuten Stichprobe Ausreißer. Nach Entfernung erwarte ich eine Normalverteilung.


    Und schon wird die Art falsch beschrieben. Dann sage ich auch, eine Art hat keine Schnallen, wenn ich seltene Schnallen als Ausreißer ignoriere. Und wen für eine Art typisch ist, dass 5% der Septen Doppelsepten (Schnallen) sind, dann lösche ich die als Ausreißer und beschreibe die Art als schnallenlos?


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    Wenn ich die dann doch nicht habe, habe ich womöglich eine starke Heterosporie, also eine regelrechte Mischpopulation von Sporen verschiedener Kernigkeit. Dann bekomme ich keine Normalverteilung oder kann die nur wie oben geschrieben erzwingen.


    Ja, und erneut: was bringt dann das erzwingen? Im Prinzip würdest du jetzt statt Grautönen (keine, schwache, stärkere, starke Hetarosporie) alles in schwarz/weiß einteilen (nicht oder sehr starl heterospor).


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    Auf alle Fälle sollte ich dann noch mehr Sporen messen, Basidien untersuchen oder weitere Frks. oder die Literatur befragen und mir natürlich die Verteilung genauer anschauen.


    Beschreibt man Kollektionen, dann sollte man das doch immer machen...


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    Ich muß präzisieren, dass ich die Ausreißer rausschmeiße, die Ausreißertests finden. Ich treffe keine eigene Auswahl. Wie auch?


    Das ist selbstredend.


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    Die finden diese häufiger rechts und das mag an der Heterosporie liegen.


    Das "mag" daran liegen?


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    Aber ich habe bei 30 Sporen, um das mal klar zu stellen von Null bis vielleicht 3 Ausreißer und eben auch manchmal welche nach links.


    Hämngt von der Sporenform ab, aber bei 30 Sporen kann das im Rauschen untergehen. Die Heterosporie wird erst bei ausreichend großer Stichprobenzahl auffällig.


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    Anscheinend sind die anderskernigen Sporen (wenn sie denn überhaupt vorkommen) bei Sporenabwurfpräparaten in der Hauptpopulation so selten, dass sie als Ausreißer erkannt werden können und nach Entfernung eine Normalverteilung vorliegt. Wie kommst du denn darauf, dass immer eine echte Mischpopulation vorliegt.


    Ich schaue auch die Basidien an, ich prüfe, wie viele Sporen sie tragen... Man kann das lichtoptisch überprüfen, indem man nachschaut ;)


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    Ich ignoriere sie doch nicht. Ich halte den Enfluß auf die Stichproben i.d.R. eben nur für marginal.


    Vielleicht bewirke ich, dass du stärker drüber nachdenkst. Passt ja und reicht ja auch.


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    Das hatte ich überspitzt geschrieben, weil ich davon ausgegangen bin, das ich die Stichprobe zum Vergleichen mit gängiger Literatur benutzen soll und du dann aber klar gemacht hast, dass du sie zum Beschreiben benutzen möchtest. Zwei Welten.


    ZumBestimmen reicht manchmal ein Blick ins Mikroskop und das Messen von drei Alibisporen (siehe mein fingierter Schlüssel). Beim Bestimmen muss mna nur testen - bei strak abweiczhenden Sporenmaßen reichen sogar völlig subjektive MinMax-Werte


    Clitocybe 1: Sporen breitelliptisch, 3-4 x 2-3 µm
    Clitocybe 2: Sporen spindelig, 8-10 x 3-4 µm


    Makroskopisch sehr ähnlich - da reicht ein Blick ins Mikroskop. Deshalb unterscheide ich ja eben Bestimmen von Beschreiben (schrieb ich aber, erklärte ich schon).


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    Ja, als wüßten die Autoren gar nicht, wie elementar diese Angaben sind.


    Sorry, aber das ist unfair. Hast du schonmal Bestimmungsschlüssel erstellt? Die Sporenmaße sind ein Merkmal unter mehreren. Und wer hat zu allen(!) Arten ausreichend Eigenmessungen, dass Statistik möglich ist? Du kannst doch z.B. Gröger nicht vorwerfen, dass er nicht weiß, wie elemantar solche Angaben sind, weil er sie in seinen Schlüsseln nicht angibt?


    Da sind wir bei der Praktikabilität und dem, was machbar für Mykologen ist. Meist fehlen die Datengrundlagen. Ohne Datengrundlage keine Statistik. Und da sind ungefähre MinMax-Werte besser als gar nichts - so ist es gemeint.


    Deine Schlüsse zum Wissen der Autoren sind m.E. völlig unfair.


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    Ich habe deine Beiträge selbstverständlich genau gelesen.


    Dann verstehe ich manche deiner Einwürfe nicht, in denen du mir z.B. unterstellst, ich würde selbst banale Dinge nicht kennen, die ich selbst bereits in der Diskussion eingebracht habe (wie Unterscheidung von statistischem und systematischem Fehler). Wenn du es liste und trotzdem so schreibst, dann wundert mich das sehr.


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    Meine Meinung: echte Mischpopulationen durch Verschiedenkernigkeit sind seltener, als du denkst.


    Meine Meinung: schau dir die Basidien an, dann weißt du es. Ist aber gattungs- und artabhängig. Daher erst die biologischen Hintergründe abklären und dann passend dazu(!) die richtigen statistischen Werkzeuge verwenden, statt erst die Statistik zu betreiben und dann notfalls die biologischen Hintergründe umdeuten und umdichten.


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    Ausreißer (häufiger nach rechts) kommen vor, (könnten gut mehrkernigere Sporen sein), gehören aber eben nicht zur Hauptpopulation.


    Färbe die Kerne an, nimm nur einkernige Sporen, dann sage ich ja - so weißt du es schlicht nicht, denn kleine zweikernige Sporen unterschieden sich nicht von großen einkernigen. Du schmeißt nur die großen zweikernigen raus. Nur beim Kernfärben manipulierst du die Sporen und hast wohl nicht mehr die Originalmaße.


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    Und wenn Biologen oder Mediziner oder... nicht alle Schritte dokumentieren, also wie bin ich zum Ergebnis gekommen, welche Daten habe ich aus welchen Gründen ausgeschlossen, warum interpretiere ich meinen p-Wert als aussagekräftig, traue auch ich keiner Statistik.


    Hat was mit Wissenschaftlichkeit zu tun. Und sehe ich, dass die Methodik nicht auf die Organismengruppe passt oder sehe ich, dass die Datengrundlage zu dürftig ist (n zu klein), dann traue ich der Statistik auch nicht.


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    Ich habe versucht, ein wenig aus dem Kreis auszubrechen. Ich habe das Gefühl, deine "biologische" These lässt sich in der Praxis nur selten belegen.


    "Das Gefühl" ist unwissenschaftlich.


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    Und wenn du den Heterosporie-Effekt nicht als allgemein gültig belegen kannst, kommen wir wohl wirklich nicht weiter.


    Das ist nichts Neues und stammt auch nicht von mir - und belegen kann kan es eben durch Beobachtung (wenn sie auftritt).


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    Warum publizierst du deine These nicht, wenn du dir so sicher bist?


    Habe ich doch - nur ist es nicht "meine These" - Kernfärbung bei Sporen kann man schon lange. Und Heterosporie ist kein neues oder unbekanntes Phänomen - es wird meist nur nicht beachtet, weil man nicht draufschaut und weil - so vermute ich - zu oft besonders große Sporen als Ausreißer rausfliegen. Oft ist der Effekt auch versteckt, da bei geringen Abweichungen der Sporenbreite die Volumina sich stark ändern (V = k * l * d * d) k ist ein Faktor, die Dicke geht quadratisch ein. Vielleicht ist die Länge davon unbetroffen, da nur die Dicke variiert (dann wirkt sich die Heterosporie auf den Quotienten aus) oder es sind beide. Länge und Dicke, betroffen, dann übersieht man es leicht, da der Längeneffekt nicht so goß ist wie der der Breite. Am besten lässt es sich über die Volumina sehen - da hat man wegen des großen prozentualen Fehlers beim Messen der Sporendicke nur einen recht großen statistsichen Fehler (Information kann im Rauschen untergehen).


    Mich interessiert eben die Biologie die Pilze - z. B. warum der Steinpilz dreisporige Basidien hat und ob sowas auch Wert für Bestimmungen hat. Und ich passe lieber die Methode der Biologie (Realität) an, als die Realität der Methode ;)


    LG
    Christoph

    Hemileccinum impolitum ("Boletus" impolitus) hat eine klar flockig-schürfelige Stielbekleidung und riecht in der Stielbasis wie ein Karbolegerling bzw. wie ein alter Aschenbecher, was bei so alten Schlappen auffällig sein müsste.


    Ich kann die Bilder nicht wirklich anschauen, da picload sich mit Werbeblockern unverträglich zeigt (und ich meinen Werbeblocker nicht abschalten will). Ich weiß nicht, ob die Fotos scharf genug sind (den Stiel betreffend). Bestimmung am Foto allein dürfte schwierig sein. Ich empfehle eine Nase voll an der Stielbasis zu testen.


    Hemileccinum impolitum zeigt zu dem weinrote Flecken auf der Stielhaut im unteren Drittel (wenn er alt ist), das Fleisch in der untersten Stielbasis ist gerne leuchtend zitronengelb - und das würde gut zu den Schnittfotos passen. Wie gesagt, der muss unten richtig stinken...


    LG
    Christoph


    Hallo Pablo...


    Ich bin zwar nicht Pablo, aber ich trenne ehrlich gesagt auch nicht zwischen Scopuloides rimosa und Sc. hydnoides. Sc. rimosa ist sehr variabel und ich sehe Sc. hydnoides innerhalb der Variationsbreite an. Septierte Cystiden können bei sehr jungen Kollektionen fehlen.


    LG
    Christoph

    Hallo Jens...



    Freie Sporen auf dem Hut oder dem Stiel suchen.


    Klar - wenn wie gesagt genug dort liegt.


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    Es spricht also vieles dafür, einen Sporenabwurf dem Herbarmaterial mitzugeben.


    Absolut - wäre gut und schön.


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    Naja, kann man vielleicht auch viel einfacher mit Mittelwerttests machen. Ein Beispiel: Heinz Clemencon in ZfM 79/2 (2013) ab Seite 516ff


    Werde ich mal in aller Ruhe durchlesen - bin aber skeptisch, wie man ohne mehrere Kollektionen zu bearbeiten die Schwankung des Mittelwerts herausbekommen soll. Aber wie gesagt: muss ich erstmal lesen.




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    Statistische Fehler ja, systematische nein. Wenn jemand immer den ersten Beugungsring als Sporengrenze misst, wird er auch im Schnitt zu große Werte erhalten.


    Ja, wird er... und das nennt man sytematischen Fehler! Das müsstest du aber im Physikstudium gehabt haben.


    Äh, bitte? wasmeinst du, warum ich zwischen statistischen und systematischen Fehlern differenziere und darauf hinweise, dass sich letzterer eben nicht herausmittelt. (Liest du meine Beiträge wirklich? - Ich habe dir das mit Fettdruck hervorgehoben - wenn ich den Begriff nutze, dann werde ich ihn auch kennen, sage ich mal so...)


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    Die Gefahr eines systematischen Fehlers bleibt bei Sporen mit wenig Kontrast - siehe oben.


    Nein, siehe auch oben.


    Erneut: lies bitte einfach nach, welchen systematischen Fehler ich meinte - eben, wenn jemand immer (!) die Messpunkte zu weit außen ansetzt, da, wo es "schön dunkel" wird (mitten im ersten Minimum) - das ist vor allem bei kontrastarmen Sporen möglich (kein Muss).


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    Es besteht die Gefahr eines so hohen statistischen Fehlers, dass man womoglich keine sinnvollen statistischen Aussagen treffen kann.


    Das ist der Fall, wenn man zu sehr raten muss, wo man ansetzt. Das meinte ich gar nicht bzw. hatte ich beim Beispiel sehr schmaler Sporen angebracht (als Gegenargument, dass der statistsiche Messefehler nie eine Rolle spielen würde, was du jetzt selbst verneinst).


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    Aber ich habe schon angefangen, ein Beispiel vorzubereiten, wie gering der Beugungseffekt zum tragen kommt, wenn man mit Fotos arbeitet.


    O.k., gerne, bin neugierig.


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    Ich behaupte weiter, dass Standardabweichung biologisch begründbar bei Sporenmaßen die Ausnahme sein müsste.


    Ok, dann begründe mal.


    *seufz* Wie oft noch? Muss ich jetzt mit Copy & Paste alles, was ich dazu schrieb, nochmal hineinkopieren? Ich hatte sogar explizit gefragt, ob dir das mit den unterschiedlichen Sporenpopulationen bewusst ist, ob du Heterosporie mit berücksichtigst (usw.). Ich habe es dir mehrfach (!) biologisch begründet. Lies doch bitte einfach mal wirklich durch, was ich schreibe.


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    Ich habe fast immer Normalverteilungen bei Sporenmessungen. Es gibt Ausnahmen. Aber die Regel ist die Normalverteilung.


    Wenn du "Ausreißer" rausschmeißt, die vor allem "rechts" liegen, machst du so aus einer schiefen Verteilung eine Normalverteilung. Wir drehen uns jetzt im Kreis.


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    Ich messe aber auch nur Frischmaterial im Sporenabwurf. Es mag bei Exsiccaten, erst recht im Lamellenquetschpräparat anders sein.


    Verstehe ich nicht. Meinst du, 1-, 2- und 3-sporige Basidien sporulieren nicht? Fällt beim Abdruck immer nur eine Population aus den Lamellen? Es gehtmir hier um die Biologie(!) der Pilze. Bei Lamellenpräparaten würde man eher erwarten, dass das Rechtsschiefe durch möglicherweise zu viele unreife, gemessene Sporen ausgeglichen wird (weil die zu klein sind).


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    Natürlich, es gibt auch Arten/Gattungen, die so heterospor sind, das die Annahme einer Normalverteilung der Sporen vielleicht keinen Sinn macht.


    Was denn nun? Vielleicht keinen Sinn ist extrem unmathematisch. Ist es keine Normalverteilung, dann ist es keine. Wie kann denn auch prinzipiell Heterosporie ungefähr zu einer Normalverteilung führen (z. B. bei zwei(!) Maxima)?


    Aber auhc da drehen wir uns im Kreis - das schrieb ich auch schon weiter oben ausführlich.


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    Aber darüber gibt es zu wenig zu lesen, bzw. ich habe es vielleicht nur noch nicht gefunden, also ob es mehr Sinn macht, eine Normalverteilung einfach anzunehmen (du schriebst draufzupressen oder so), oder ob man lieber den Test auf eine andere Verteilung macht (Lognormal, Chi ² oder so). Eben etwas für die Rechtsschiefen extra macht.


    Es gibt über Sporenpopulationen viel zu lesen. Du kannst es sogar mathematisch simulieren. Nimm eine Spezies mit 25% 2-sporigen und 75% 4-sporigen Basidien. Nimm an, bei beiden Sporenpopulationen sei die Summe der Volumina aller zwei oder vier Sporen normalverteilt und hätte den gleichen Mittelwert (also nicht zusätzlich Sklerobasidien vs. normalen Basidien, was auch bei Amanita vorkommt, oder bei Armillaria oder bei hygrocybe oder bei...). Dann kannst du daraus bei vorgegebener Sporenform dir die Verteilungen simulieren (die Konfidenzintervalle legst du halt fest, du musst ja Randbedingungen definieren. Dann erhälst du die Addition zweier Verteilungen mit unbterschiedlichem Mittelwert (was Länge oder Breite angeht).
    Jetzt nimm 50 zu 50 als Extremfall. Dann mal 90 zu 10 usw. Ab welcher Seltenheit der 2-sporigen Basidien ist das vernachlässigbar (abhängig von der Sporenform bzw. den Schwankungsbreiten von Länge und Breite)?


    Das kann man sich wie gesagt simulieren.


    Ich finde es "unbiologisch", die Biologie der Sporenbildung zu ignorieren und einfach zu "definieren", dass alle Sporenparameter normalverteilt sind.


    Kannst du wie gesagt machen, aber wenn deine Lösung immer noch ist, dass du dann die Probe wegwirfst, wäre das schade und unwissenschaftlich.


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    Vielleicht kann man sogar einen Grenzwert berechnen oder ertesten, ab dem das Verhältnis von Median zu Mittelwert als kritisch für die strikte Anwendung der Konfidenzintervalle zur Beschreibung des Sporengrößenfehlers zu betrachten ist...???


    Siehe oben - nicht nur vielleicht... Aber dazu muss man wirklich etwas Mühe investieren und Simulationen programmieren. Wäre eine sinnvolle Grundlagenforschung zum Thema.


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    Eine MinMax-Angabe ist jedenfalls immer eine Sackgasse, da sie nur die Stichprobe selbst beschreibt und keine Schätzung auf alle Sporen ist.


    Immer eine Sackgasse? Man gibt ja die Anzahl der vermessenen Sporen an. Die Min-Max-Grenzen hängen von dieser Anzahl ja ab. Kann man im Prinzip wieder zurückrechnen (abgesehen von dem subjektiven Schätzen, welche Sporen man als Ausnahmen ansieht).


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    Und man kann mit MInMax auf nichts zurückrechnen.


    Wie gesagt: kommt drauf an, aber das Fass müssen wir nicht aufmachen. ;)


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    Es bleiben bei MinMax halt nur ein ein paar Zahlen einer "Geisteswissenschaft", die womöglich noch nicht einmal den geschätzen Mittelwert im arithmetischen Mittel der beiden Werte darstellen.


    Letzteres wäre ja Irrsinn. Das arithmetische Mittel bildet man über alle Messungen. Und ist die Verteilung schief, dann liegt das natürlich nicht(!) in der Mitte zwischen diesen beiden Werten. Du glaubst doch hoffentlich nicht, dass ich oder dass andere die Mitte zwischen den MinMax-Werten als Mittelwert nehmen?



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    Eben nur eine grobe erste Einschätzung . Warum haben denn immer alle so große Probleme, ihre Messreihen mit der Literatur abzugleichen?


    Weil "die Literatur" (was auch immer das umschließen mag) oft weder die Stichprobenzahl noch Mittelwerte angibt in Schlüsseln).


    Und lese ich


    1. Sporen 12-16 µm lang
    1* Sporen 6-10 µm lang


    dann brauche ich keinen Mittelwert, um die Arten zu trennen und ich brauche auch nur eine sehr geringe Stichprobenzahl, um die Entscheidung zu treffen.


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    Meinst du, uns folgt hier noch eine(r)?


    Warum nicht?


    ich habe eben nur den Eindruck, dass du selbst meine Beiträge nicht wirklich liest -ich hatte schon früher das Gefühl geäußert, da du mir teils Unwissenheit von absoluten Grundlagen unterstellt hast oder Begriffe erklärst, die ich selber im Posting davor genutzt habe. Und wenn du, nachdem ich versucht habe, sehr ausführlich zu erklären, warum ich rein biologisch betrachtet Normalverteilung als selten ansehe, nun um eine Erklärung bittest, warum ich nicht von Normalverteilung ausgehe, dann wird es anstrengend. Die Frage ist, ob es dann wirklich sinnvoll ist, erschöpfend darüber zu diskutieren.


    Meine Einstellung ist un bleibt eben:
    Blackbox-Systeme zur Auswertung von Messdaten verleiten User dazu, alle Datenreihen damit zwangsauszuwerten. Und wenn sie wirklich heterospore Aufsammlungen haben, wird es trotzdem durch das Programm geschleust und die Ergebnisse (blind) übernommen (damit meine ich jetzt den unbedarften Anwender). Ich habe das - wie ichauch schon schrieb - bei Biologen beobachtet, die multivariate Analysen rechnen lassen (Korrespondenzanalysen, RA, DCA usw.).


    Und wenn ich auch hier im Forum dann bei Einzelmessungen Sporenmaße auf Hunderstel Mikrometer genau (nicht errechnete Schwankungen), dann tut mir das wirklich weh, da selbst bei Ultraspitzenmikroskopen bei 0,2 µm Schicht im Schacht ist. Das zeigt dann, dass der User die Werte kritiklos übernimmt. Das wäre aber eine tiefere Diskussion, die - fürchte ich - erst etwas bringen würde, wenn wir wirklich konstruktiv diskutieren. Da gehört für mich zu allererst die Biologie der Pilze in den Mittelpunkt.


    Im Moment drehen wir uns leider nur im Kreis. Jedenfalls ist das mein Eindruck (und ich meine das gar nicht böse). ;)


    LG
    Christoph



    VG, Jens
    [/quote]


    August Rippel-Baldes (1952) - Grundriß der Mikrobiologie S.133


    Hallo Jens,


    ich meinte konkret zu Sporen unserer Lieblinge. Baral hat beispielsweise Quelleffekte aufgeziegt (bei Laugen im Medium). Sollte es Sporen geben, die auch in Wasser sehr stark quellen, dann ist das sicher nicht die Regel.




    Zitat

    Wie differenzierst du denn, wenn du in dem Bereich alle Sporen misst, unreife von reifen?


    Natürlich können Spore auch durchdas Präparieren von Basidien abbrechen, die sonst erst später abgeworfen worden wären. Bei pigementierten Sporen ist es meist ein kleineres Problem, da die dann weniger farbintensiv sind. Die Abgrenzung ist aber natürlich schwierig - daher der subjektive Einfluss, über den ich schrieb.


    Nur wie sonst kann man Herbarbelege ohne Sporenpulverabdruck vergleichen?


    Zitat

    aah, du hast die Mittelwerte wie eine normale Stichprobe behandelt und damit die Kondidenzintervalle des Milttelwertes der Mittelwerte benutzt?


    Klar.



    Zitat

    Es geht aber nicht, wie von dir geschrieben, um den absoluten Fehler. Da wir nicht den wahren Mittelwert und die wahre Standardabweichung kennen, können wir den Fehler nur schätzen. Und dieser geschätzte Fehler ist eben das Konfidenzintervall.
    Das setzt sich aus einem systematischen Fehler und dem statistischen Fehler zusammen und wird durch den Umfang der Stichprobe immer genauer geschätzt.


    Statistische Fehler ja, systematische nein. Wenn jemand immer den ersten Beugungsring als Sporengrenze misst, wird er auch im Schnitt zu große Werte erhalten. Und wenn der Messfehler in der Größenordnung der Messung ist (also bei sehr schmalen Sporen - wo ein Messfehler von 0,5 µm ein Verdoppeln der Sporenbreite wäre), würde das Rauschen der Messungen zu groß sein. Bei großen Sporen reicht es aber, nur schnell auf 0,5 µm genau zu messen, wenn n grpß genug ist. Das geht im Messokular gut und schnell.


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    Oben im Okularmikrometerbeispiel habe ich durch Nachmessen einen sytematischen Fehler ausschliessen wollen, da ich das Mikroskop mehrmals umgebaut habe und nicht mehr genau wußte, welches Objektmikrometerfoto jetzt gültig war.


    Die Gefahr eines systematischen Fehlers bleibt bei Sporen mit wenig Kontrast - siehe oben.


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    Aber da der statistische Fehler sich aller Wahrscheinlichkeit mit zunehmendem n der wahren Streuung der Messwerte nähert und der +/- Fehler der Messung(durch Beugung und Pixelproblem) sich immer wahrscheinlicher ausgleicht, ist dem geschätzten Gesamtfehler der Fehler der Einzelmessung egaler und egaler


    Das ist klar, natürlich.


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    und deshalb schrieb ich in meiner ersten Antwort an dich, die Mathematik ist da schon einen Schritt weiter...


    Nur ist die Mathematik eben eine reine Geisteswissenschaft. Ich behaupte weiter, dass Standardabweichung biologisch begründbar bei Sporenmaßen die Ausnahme sein müsste.


    Zitat

    Eins noch. Es gibt heutzutage Lichtmikroskop(e), für die die Abbey'sche Beschränkung durch die Lichtwellenlänge (ca. 0,2 µm) nicht mehr gilt.
    Aber bis wir uns die leisten können sind wir wahrscheinlich tatsächlich "fossil".


    Auch das ist mir bewusst ;) Nur hat kein taxonomisch arbeitender Mykologe - soweit ich weiß - so ein Gerät. Und der Trick, wie die Auflösungsgrenze unterschritten wurde, ist faszinierend. In der Astronomie gibt es auch Tricks, mit denen man die Auflösung extrem ausreizen konnte - z. B. die Speckle-Interferometrie.


    LG,
    Christoph


    Ich würde dich nie "fossil" nennen.. ;)


    Hihi, darfst du aber.


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    Wer hat denn heutzutage noch die Zeit, so große Stichproben ( wie du(ihr) in den Paxillusstudien gemacht habt >1000) zu vermessen???


    Nicht an einer Kollektion, das habe auch ich mir nicht angetan, aber ich habe viele Kollektionen vermessen, teils bis zu Hundert Sporen pro Kollektion. Insgesamt waren es mehrere Tausend. Wenn es dein Job ist, dann macht man das.


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    Leider steht in der Studie nicht drin, ob ein Sporenabwurf- oder Quetschpräparat die Grundlage der jeweiligen Stichprobe war.


    In welcher Studie genau? In meinen Paxillus-Studien habe ich geschrieben, dass es Lamellenpräparate waren. Mit Sporenabdruck habe ich bewusst nicht gearbeitet, da man dann Herbarmaterial ohne Sporenabdruck nicht vergleichen kann. Da ich auch viel mit Herbarmaterial gearbeitet habe, habe ich konsequent eine Methode durchgeführt.


    Zitat

    Und was ich mich auch frage: wenn die Sporen so lange so vor sich hinschwimmen, bis ich 1000 vermessen habe, ob sie dann nicht auch quellen und das Messergebnis schon dadurch signifikant verfälschen?


    Mehrere Stichproben - und alles in Wasser, nicht in Laugen.


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    Immerhin quellen Sporen bis auf die doppelte Größe.


    Welche Sporen? In welchem Medium? Nach welcher Zeit? Ich glaube das nicht, es sei denn, man nimmt wirklich Laugen als Medium oder man hat Sonderfälle stark quellender Sporenwände. Hast du da Quellen?


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    Das spricht schon für die Fotomethode, weil viel schneller und noch etwas ganz anderes spricht für die Fotomethode. Um den menschlichen Faktor auszuschliessen habe ich empfohlen, immer alle (natürlich plan, scharf und bei Basidiosporen auf der Seite liegenden) Sporen im Bild zu vermessen.
    Damit messe ich automatisch auch die großen und kleinen mit und treffe keine subjektive Vorauswahl.


    Ich sage ja, es gibt auch dafür positive Argumente. Auch das Herumschwimmen im Medium ist kein Problem mehr. Da aber nicht alle Sporen auf dem Foto plan und völlig scharf (was ja gar nicht geht, alle sind wegen der Beugung unscharf) sind, ist auch hier eine Fehlerquelle möglich.
    Es gibt sicherlich viele subjektive, individuelle Probleme, um Sporenmessungen verschiedener Mykologen unter einen Hut zu bringen. Die "Toleranz" bei der Auswahl vom Foto, was denn nun scharf ist, gehört auch dazu.


    Ich mache immer mehrere Stichproben im Präparat: dort wähle ich alle richtig liegenden im Sichtfeld. Ich mache auch immer mehrere unabhängige Präparate, da man auch mal eine Stelle erschwischen, kann, an der diie Lamelle weniger reif ist (fällt bei Sporenabwurf weg).


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    Was mich auch interessiert. Ihr habt die vermessenen Kollektionen einfach zusammen geworfen?


    Nein, warum sollte ich? Ich wollte ja auch die Schwankung der Mittelwerte hinaus, um zu prüfen, ob man daran Kremplingsarten trennen kann. Man kann aber dann aus allen Messungen auch eine Datei machen, das natürlich. Ich wollte aber nur Konfidenzintervalle für die Mittelwerte bestimmen, um einen Test auszuführen, wie sicher man anhand einer Stichprobe von z.B. 30 vermessenen Sporen Paxillus rubicundulus von Paxillus involutus zu trennen. Um das zu entscheiden, muss ich von beiden sehr viele Kollektionen auswerten, um eben die Konfidenzintervalle füpr die Mittelwerte zu bekommen.


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    Und hast du die Stichprobenwerte noch? Ich wäre dran interessiert. Am besten die Kollektionen getrennt.


    Ich habe alle Daten noch - aber leider nur auf Papier handschriftlich. Ich hatte einen kompletten Datencrash vor einigen Jahren, wo ich die digitalen Daten verloren habe. Die Sicherungscds, die ich gemacht hatte, waren leider auch im Eimer. Ich habe aber alle Mikrozeichnungen und alle Sporenmessungen in Mappen gesammelt.


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    Ja, der Rand ist unscharf und mit den 0,5 µm dieser Messung gebe ich dir hier recht, da ich nicht das maximale Auflösungsvermögen des 100ers herauskitzele, denn der hier verwendete Kondensor hat nur eine Aperatur von 0,8.
    Aber, die 0,5 µm Fehler beziehen sich auf die 50 µm. Wenn ich eine Bildauflösung von 1000 Pixeln (um es einfach zu machen) in den 50 µm habe, habe ich pro Pixel einen Messfehler von 0,5/1000, also 0,0005 µm. Also zu vernachlässigen, da alle anderen Fehler größer sind.


    Es geht um den absoluten, nicht den relativen Fehler. Du kannst die Physik nicht umgehen. Ich behaupte mal, dass du einen Fehler von mindestens 0,2 µm hast, wo du den Messpunkt als Sporenwandrand hinsetzt. Und das zweimal, auf beiden Seiten der Spore. Mal setzt du vielleicht die Messpunkte so, dass er auf der einen Seite 0,2 µm zu weit weg, auf der anderen dafür noch in der realen Wand sitzen würde und er hebt sich auf. Genauso kann sein, dass sich der Fehler aufaddiert und du nur wegen der Messpunktsetzung 0,4 µm Fehler hast. Du siehst eben nicht den Rand der Sporenwand, sondern ein unscharfes Abbild derselben, da jeder Punkt als Beugungsscheibchen abgebeildet wird. Das erzeugt die Unschärfe. Dann wird deine Optik nicht das nonplusultra sein. Das Mikroskop an der Uni bewegte sich im Preisbereich von so ca. 60.000 €. Es gibt noch deutlich teurere - die Botaniker hatten ein Lichtmikroskop für ca. 150.000 €, wenn die Story stimmt. Damit kommt man an die Grenze heran. Ich konnte beio Xerocomussporen auch Verzweigungen der Sporenstreifung wunderbar sehen - bei meinem privaten Olympus bin ich froh, die Streifen überhaupt zu sehen.


    Messe ich Steinpilzsporen (sind bis fast 20 µm lang), dann ist mit egal, ob ich einen Messfehler von plusminus 0,5 µm habe. Habe ich aber Sporen, die z. B. nur 2,5 µm dick sind, wäre der Messfehler prozentual riesig. Und er ist es auch.


    Dass auch 50 µm Länge der Fehler vernachlässigbar ist, ist daher nicht das Thema. Und messe ich Sporen von Dangeradiella macrospora, ist mir der Messfehler völlig egal, da er wirklich vernachlässigbar ist. Nicht aber, wenn es um Sporenbreiten von Aporpium geht ;)


    LG
    Christoph

    Zitat


    Wenn das nur jedem bewusst wäre... warum werden denn so oft in der Literatur Messwerte auf 0,1 µm Genauigkeit angegeben?


    Vielleicht weil sie nicht min-max sondern ein Konfidenzintervall angeben?


    Äh... nein. Ich bin durchaus in der Lage, bei einer Publikation zu erkennen, ob die Autoren Konfidenzintervalle angeben oder Min-Max-Grenzen. Das kannst du mir ruhig zutrauen ;) Man findet beides - je nach Autor und Publikation.


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    Mir ging es um die Aussage, das keine Standardverteilung (also wohl Normalverteilung) vorliegt, nur anhand eines Balkendiagramms zu bestimmen.


    Ich bezog mich nur auf deine Aussage, die auf die meine (von dir zitierte) Aussage kam. O.k., dann weißt du, dass es Heterosporie gibt (und kennst auch Publikationen daraus).
    Natürlich kann man an einem Balkendiagramm nicht sofort erkennen, welche Verteilung zugrinde liegt. Es ist halt nur ein bisserl "Zufall", dass das Diagramm rechtsschief erscheint (ich hatte auch da nur umgangssprachlich spekuliert). Ich hatte gedacht, dass mein "Aufruf", die Normalverteilung durch sehr viele Messungen zu prüfen, klar machen würde, dass ich auf hohe Stichprobenzahlen aus bin.


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    was heißt bei dir verlässlich? Der Mittelwert hat eine Streuung, genau wie die Stichprobe. Die wird bei einer normalverteilten Stichprobe mit steigender Stichprobengröße kleiner.


    Ja, und 2 + 2 = 4. Natürlich hat der Mittelwert eine Streuung. Ich gehe aber davon aus, dass bei genüpgend hoher Stichprobenzahl die Streuung kleiner sein dürfte, als die Streuung, die von Kollektion zu Kollektion auftritt. Bei Kremplingen weiß ich es, da ich ein paar Tausend Sporen vermessen hatte.


    Zitat

    Das heißt, deiinem Prof war egal, mit was für einer Verteilung er es zu tun hat???? Das muß aber schon lange her sein. Heutzutage haben wir Computer können diese Tests in Millisekunden durchführen ;)


    Das habe ich nicht gesagt. Es war a) nicht "mein" Prof. (ich habe nicht bei ihm studiert) und nein, es war ihm nicht egal, welche Verteilung passen würde. Ich habe eher den Eindruck, dir ist es egal, weil du immer von Normalverteilung ausgehst. Kannst du so machen, tust du ja auch, auch dann, wenn es nicht normalverteilt ist. Wie gesagt, durch geeignetes Rausnehmen von Werten kann man sich immer eine Normalverteilung hinbiegen.


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    Also ich vermute (anscheinend im Gegensatz zu dir) eine Normalverteilung.


    Heureka! Ja, das ist es, was ich hier jetzt zum dritten Mal schreibe. Nur kann ich meine Vermutung sogar begründen - biologisch begründen.


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    Auf der Basis kann ich Ausreissertests machen. Auch wenn ich noch keine habe.
    Meistens habe ich aber sowieso eine. Und selten mal Ausreisser.


    Und erneut: erhöhe die Stichprobenzahl. Prüfe deine Annahme durch geeignet hohe Stichprobenzahl.


    Zitat

    Wenn es dir ums Beschreiben geht, dann mußt du ja erst recht einen Weg finden, eine schiefe oder logarithmische Verteilung mit seinen Parametern so beschreiben, dass die restliche Welt mathematische Vergleiche damit durchführen kann.


    Ich will, dass die restliche biologische Welt Vergleiche anstellen kann. Das ist mein Ziel, wenn ich eine Art beschreibe. Deshalb finde ich bei begrenzter Stichprobenzahl die Angabe von Min-Max-Werten (unter Angabe der Stichprobenzahl) sinnvoller. Deshalb stütze ich mich lieber auf die Mittelwerte, da die mit einfachsten Mitteln gut greifbar sind.


    Deinen Punkt des "Wegwerfens" verstehe ich aber immer noch nicht. Was nicht ind Konzept passt, wird gelöscht? Da wird's doch erst spannend.


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    Also entweder Konfidenzintervall oder Min Max. Beides durcheinander funktioniert nicht.


    Wo soll ich denn geschrieben haben, dass man beides durcheinander machen soll? Man kann aber beides getrennt angebem, wenn man mag. Also die subjektiv geschätzten Min-Max-Grenzen und anhand einer Gaußverteilung (als Grundannahme, die aber eben angreifbar ist) die Intervalle. (damit es nochmal klar wird: getrennt voneinander)


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    Wie die angegeben werden, ist zweitrangig. Da habe ich schon alles gesehen. Manchmal sogar mit Mittelwertkonfidenzgrenzen.


    Ich schrieb: wie die Min-Max-Grenzen angegeben werden. Und nein, da ist nicht zweitrangig, wie sie angegeben werden. Physiker sind da vielleicht penibler als Biologen - Übergenauigkeit bei Messwerten sind unschön (ich drücke es mal so aus).




    Zitat

    Hab ich schon lange. Da helfen dann tatsächlich die QQ und PP-Plots weiter. Und natürlich kann ein Scatterplot Häufungen zeigen.
    Ausserdem kann ein Blick auf die Basidien auch Wunder wirken.


    Was denn nun? Wenn du an den Basidien erkennst, dass die Art heterospor sein dürfte, zwängst du trotzdem die Normalverteilung (notfalls trotz zweier Maxima) auf?



    Ich breche hier einfach mal ab, da es nichts bringt, fürchte ich. Wir reden ständig aneinander vorbei und ich habe den Eindruck, du leist gar nicht, was ich schreibe, da du immer wieder Dinge bringst, die ich weder geschrieben noch gemeint habe.



    Man kann es nämlich so zusammenfassen:


    Ich gehe davon aus, dass Normalverteilung nur in Ausnahmefällen vorliegen dürfte und sehe Konfidenzintervalle auf Basis der Normalverteilung als nette Spielerei an, aber nicht als zwingend sinnvoll. Ich gestehe natürlich zu, dass dies ein objektivierbares Verfahren ist - im Gegensatz zu subjektiven Min-Max-Abschätzungen.
    Zudem gehe ich davon aus, dass der Faktor Mensch als Messperson größer ist als die Genauigkeit der Intervallangebane (manche messen eher größere Sporen mit als kleinere, andere messen öfter kleinere - die Verteilung kann personenabhängig sein - und es kann auch systemische Fehler geben - falsches Ansetzen der Messung, Messen vom Foto usw.)


    Aus diesen Gründen sehe ich die Angabe der Konfidenzintervalle kritisch und in manchen Fällen als unsinnig an (weil Heterosporie wegwischend, was aber eine wichtige Eigenschaft von manchen Arten ist).


    Du hingegen weißt, dass rechtsschiefe Verteilungen auftreten können, ignorierst das aber, da die Methode der Konfidenzintervalle einerseits praktisch und einfach ist und andererseits objektivierbar (abgesehen vom Faktor Mensch, dermisst).


    Dahr gibst du Intervalle an, wenn du punlizierst(?), ich hingegen meist Min-Max-Grenzen mit Mittelwert.


    Zwei Meinungen - jede hat Argumente dafür und dagegen. Kann man wertneutral hinnehmen. Falls es dich ärgert, dass ich keine Konfidenzintervalle (aus Prinzip) angeben will, muss ich dir leider sagen, dass dazu kein Grund besteht (ich vermute es, weil du mir doch arge Mangelbildung in Statistik unterstellst - ich habe auch schon Korrespondenzanalysen zu Fuß gerechnet, um die Algorythmen der Statistiksoftware zu prüfen, die ich dafür verwende - PcOrd).


    Dieses "ad hominem" finde ich unnötig.


    Besser fände ich es, wenn man neutral diskutieren und argumentieren könnte. Das sehe ich hier leider eher nicht, da du emotional betroffen bist (mein Eindruck). Falls ich mich täusche, fein.


    Im Moment steht es halt so: du rechnest deine Intervalle, ich mache es bewusst nicht. Und gut ist. Du wirst meine Intervalle als subjektiv und nicht überprüfbar bezeichnen (vermute ich), ich werde dagegen argumentieren. Und du wirst deine Intervalle als das nonplusultra rühmen und ich werde dagegen argumentieren. Das Argumentieren werden wir aber nur machen, wenn es auch etwas bringt. Und da sind wir, fürchte ich, im Moment an einem Endpunkt angekommen.



    Zitat


    Ich teste einfach gegen. Hier ein Foto meines Objektmikrometers mit dem 100er Öl


    Was testest du gegen? Dass du auf plusminus 0,5 µm sie 50 µm ausmessen kannst? Bei einem völlig plan liegendem Objektmikrometer? Das hätteich dir auch gleich sagen können.


    Ich versuche es nochmal zu erläutern:


    Du erkennst an deinem Foto, dass die Ränder des Gitters unscharf sind. Du setzt irgendwo in der Unschärfe mit der Maus den einen Messpunkt, irgendwo in der Unschärfe den zweiten Messpunkt (oder du versuchst, exakt die Mitte zu finden, also die Mitte der schwarzen Striche). Ich behaupte einfach mal, dass das Erkennen von Strukturen bei ca. 0,3 µm liegt, die Messgenauigkeit der Positionierung deiner Messpunkte ebenfalls. Man kann daraus für die Einzelmessung eine Fehlerabschätzung machen. Und du hast hier ein flaches, kontrastreiches Objekt, keine gewölbte, ev. kontrastarme Spore.
    Ich "wage" daher zu sagen, dass Sporenmessungen nicht sooo einfach sind. Und ein Foto einer unscharfen Struktur ist nur ein Foto einer unscharfen Struktur. Messe ich am Originalobjekt, kann ich den Schärfetrieb nutzen, hoch und runter fahren, prüfen, ob die Spore richtig liegt - am Bildschirm verleitet es m.E. dazu, alles zu nehmen, wenn es nur irgendwie richtig liegt oder irgendwie scharf ist.


    Ich bin halt altmodisch und schaue das Original an. Ich bin ja sogar so altmodisch, dass ich lieber zeichne, als zu Fotografieren (am Mikroskop) - man kann so eine größere "Tiefenschärfe" z. B. bei Hutdeckschihcten darstellen. Ich bin eben ein "Schüler" von Agerer, der ein "Schüler" von Oberwinkler war - und beide legten großen Wert auf saubere und klare Analysen und Zeichnungen. Uns ja, ich weiß, dass bei kontrastreichen Objekten wie anfärbbaren Sporen mit Ornament durch das Stacken sehr gute Resultate möglich sind.


    Langer Rede kuerzer Sinn (zum zweiten): ich bin halt altmodisch - du kannst mich auch fossil nennen. Nur eins mache ich durchaus: ich mache das, was ich tue, bewusst und habe auch Argumente dafür. Ich mache es nicht wegen Unwissenheit oder weil ich zu blöd bin, zu wissen, was ein Konfienzintervall überhaupt ist oder dass auch ein Mittelwert nicht "der" Mittelwert ist, sondern ein Wert ist, der innerhalb eines Intervalls liegt, in dem auch der "wahre" Mittelwert liegt und dass die Größe des Intervalls von der Zahl der Messungen abhängt (und ja, auch davon, ob man 95%, 99% oder 80% oder was auch immer zugrunde legt).


    LG
    Christoph

    Servus Jens,



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    Jede Messung ist eine Schätzung. Wenn ich am Bildschirm messe, habe ich eine Scalierung pro Pixel. Natürlich hast du mit der Abbyschen Grenze recht. Das ändert aber nichts daran, das man automatisch irgendeinen Kommawert bei einer Messung am Bildschirm erhält.


    Das ist mir völlig bewusst, keine Sorge ;)


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    Also 23 Pixel * 0,3425(also Scalierung) ergibt nun mal irgendeinen krummen Wert, erst recht wenn noch diagonal gemessen wird.
    Also schreibt das Messprog 7,88 oder 7,9, je nachdem wieviele Nachkommastellen ich einstelle. Und das ist so erst mal richtig.


    Auch völlig richtig. Ich habe ja auch nur gesagt, dass das (bei Laien) dazu verleitet, übergenaue Messwerte als Endergebnis (ohne zu runden) aufzugreifen.


    Zitat

    Es geht darum, dass sich diese Schätzungunauigkeit über die Anzahl der Messungen ziemlich ausgleicht. Also mal ein Pixel mehr, mal eins weniger und das erzeugt einen relativ guten Mittelwert.


    Siehe meine Aussage. Der Mittelwert ist daher verlässlich, wenn die Zahl der gemessenen Sporne groß genug ist.


    Zitat

    Und grundsätzlich gilt: Gerundet wird am Schluß!


    Wenn das nur jedem bewusst wäre... warum werden denn so oft in der Literatur Messwerte auf 0,1 µm Genauigkeit angegeben?




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    Das Problem der statistischen Auswertung: Es wird von einer Standardverteilung ausgegangen, die aber nicht vorliegt. Damit sind auch Tests auf Standardverteilung nicht so sinnvoll. Der Grund wurde hier bereits angesprochen. Es gibt mehrere Sporenpopulationen, die gemischt sind.


    Das ist ja jetzt eine Aussage, die ich so nicht stehen lassen kann.


    Jetzt wird es interessant. Das heißt, du verneinst, dass Sporen von einsporigen Basidien eine andere Sporenpopulation bilden als Sporen von viersporigen Basidien?


    Ich behaupte, dass Sporen einsporiger Basidien im Schnitt das vierfache Volumen haben als Sporen viersporiger Basidien. Jetzt hängt es von der Sporenform ab (und der Art, wie sie auswächst), ob das jetzt die Dicke (da fällt es nicht so auf) oder die Länge betrifft. Trotzdem sind sie im Schnitt größer.


    Dann behaupte ich (und ich kann das gerne auch belegen), dass es heterospore Pilze gibt. Bei und ist vor allem Amanita da zu nennen - da gibt es dann neben den unterschiedlich sporigen Basidien auch noch dickwandige und dünnwandige Basidien. Erstere sind voluminöser und bilden größere Sporen.


    Bei Saftlingen kann das so extrem sein, dass du zwei unterschiedliche Sporenmaßgrenzen hast, die sich nicht mal mehr überlappen (manche aus der Hygrocybe firma-Gruppe, tropische Arten).


    Lassen wir die Exoten weg... Ich sage also, dass neben den (vermutlich normalverteilten) Sporen der viersporigen Basidien auch noch die der dreisporigen, der zweisporigen und der einsporigen dazu kommen. Da diese weniger häufig auftreten und wegen der feinen Abstufung (4, 3, 2, 1 statt 4 vs. 1) wird es kaum eigene Maxima geben, dafür aber eine rechtschiefe Verteilung.


    Du widersprichst dem bzw. kannst das nicht stehen lassen. Daher interessiert mich, wo ich mich hier irre (denn das und nur das war erstmal meine Aussage).


    Zitat

    Gerade bei kleinen Stichproben kann man anhand von Scatterplots oder Balkendiagrammen meist nicht ansatzweise erkennen, ob eine Normalverteilung vorliegt.


    Wie auch, zudem wenn es nicht einmal eine Normalverteilung ist?


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    Das bedeutet, testen auf Normalverteilung ist Pflicht, genauso wie ein Ausreissertest.


    Ich habe darüber mit einem Mathematikprofessor (Fachgenbiet Statistik) im Rahmen meiner Diplomarbeit (wegen meiner Paxillus-Sporenmessungen) sehr ausführlich korrespondiert und auch direkt diskutiert. Er würde dir nicht folgen - ich hatte es erst auch so vor, aber er hat mich überzeugt, dass dem nicht so ist. Ich bin aber kein Mathematiker, habe nur Physik und Biologie studiert und Physiker wenden die Mathematik eher an als dass sie in die Theorie einsteigen (Biologen sowieso).


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    Oft reicht nämlich schon ein Ausreisser aus und es ist keine Normalverteilung mehr.


    Du kannst gar nicht entscheiden, ob eine zu große Spore ein Ausreißer ist, wenn du nur weig Sporen misst. Denn wenn die SAporen nicht normalverteilt, sondern rechtsschief verteilt sind, dann ist der "Ausreißer" nach rechts typisch für die zu erhaltene Verteilung. Misst man genügend viele Sporen aus, dann kann man eher entscheiden, ob es Ausreißer sind oder zu erwartende Messungen im rechten Bereich. Presst man aber von vornherein aus Prinzip eine Normalverteilung drauf und schmeißt alles raus, was dem widerspricht (Ausreißer), was hat man dann? Klar, eine Normalverteilung. Ergibt das aber Sinn?


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    Im Volvariella Fall oben ist es keine Normalverteilung. Trotzdem erhält man einen Mittelwert und kann Konfidenzintervalle bilden.


    Mittelwerte ja, klar. Und der Vergleich zwischen arithmetischem Mittel und Median zeigt, ob es rechtsschief ist oder nicht. Falls ja, sind die Konfidenzintervalle der Normalverteilung biologisch unsinnig. Die Intervalle müssten dann asymmetrisch sein. Man kann natürlich definieren, dass man unabhängig von der Verteilung die Konfidenzintervalle einer Normalverteilung erzwingt und die als Vergleichsmaß anwenden. Das Problem ist da nur eben das Eliminieren von Ausreißern.


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    Diese werden in diesem Fall nicht ganz zutreffen, da eben keine Normalverteilung vorliegt, sondern vielleicht eine Logarithmische Verteilung. Diese könnte man zwar normieren, aber viel wichtiger sind doch folgende mögliche Aussagen und Fragen. Ist das bei Volvariella normal? Wenn nein, kann ich meine Stichprobe wegwerfen, weil sie zu keinen in der Literatur publizierten Werten passt.


    Häh? Wegwerfen? Warum? Wenn das für Volvariella normal ist, "die Literatur" das aber nicht widergibt, dann sollte man die Befunde nicht wegwerfen, sondern "die Literatur" korrigieren. Ich denke hier nicht nur an Bestimmen, sondern an Beschreiben. Zur einfachen Artbestimmung reichen meist Schnelltests, wenn beispielsweise Sporenmaße zweier Arten sich stark unterscheiden. Ich könnte dann auch sagen, dass ich alle Mittelwerte wegwerfe, nur weil viele Bücher die nicht angeben... Verstehe ich nicht wirklich ;)


    Wenn ja, müsste man mal testen, ob eine andere Verteilung in Frage kommt oder ob es gar keine so große Rolle spielt, dass es nur knapp keine Normalverteilung ist.


    Zitat

    Richtig empfunden, jedenfalls beim Mittelwert und den Konfidenzgrenzen und der Stichprobengröße.


    Ich habe es wohl zu salopp (oder unpassend mit einer Prise Ironie) formuliert. Es ist mehr als Empfindung - ich kann auch begründen.


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    Was du vergessen hast, ist die Konfidenz selber, denn es macht für die Grenzen der geschätzten Verteilung schon was aus, ob ich mit 80, 90 oder 95% schätze.


    Nein, ich habe das nicht vergessen, nur nicht explizit dazu geschrieben. Ich ging davon aus, dass das ohnehin klar ist.


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    Angaben wie (5,2-)5,6-7,8 x 3,1-4,6 µm empfinde ich als unsinnig, da niemand mit einem Lichtmikroskop 5,6 µm lange Sporen von solchen, die 5,5 µm lang sind, unterscheiden kann. Die Physik ist da unbestechlich.


    Die Physik schon. Die Mathematik ist da zum Glück einen Schritt weiter.


    Mathematik ist Geisteswissenschaft. Ich rede hier von Biologie - und ich hatte mich hier auf die klassischen Ober- Untergrenzen und nicht auf errechnete Intervallgrenzen bezogen. Die werden meist auch anders angegeben (Mittelwert als Einzelwert und dazu die Intervallgrenzen).


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    Denn, man gibt ja keine gemessenen Werte in den Konfidenzgrenzen an, sondern errechnete.


    Wer ist "man"? Falls man das macht, also errechnete Werte anzugegen, dann natürlich auf 0,1 µm genau. Dann muss aber auch explizit angegeben sein, dass es nur einfiktiver, errechneter Wert ist.


    Ich hatte dazu übrigens ja explizit geschrieben, dass es nett wäre, das mal zu testen. Hast du, nachdem du mal z. B. 40 Sporen gemessen hast und deine Berechnungen gemacht hast, diese mal überprüft, indem du 4000 Sporen misst und dann nochmal die Konfidenzintervalle berechnen lässt bzw. nachprüfst, ob überhaupt eine Normalverteilung vorliegt?


    Ich behaupte, dass man bei einer sehr großen Zahl an Einzelmessungen die Normalverteilung abhaken kann (aufgrund der Hetersporie) - es sei denn, man hat eine Spezies, die nur eine Sporenpoputlation hat.


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    Und die sollten schon ziemlich genau angegeben werden. Denn, um Mittelwerttests zum Vergleichen von Stichproben machen zu können, benötigt man die Standardabweichung und die kann man nur wieder zurückrechnen, wenn man obige Angaben ziemlich genau hat.


    Siehe oben und siehe meinen Beitrag, auf den du dich beziehst.


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    Man schätzt immer die Grundgesamtheit, also hier alle Sporen des Pilzes. Eine Diskussion über die Kommastellen der eigenen kleinen Stichprobe ergibt sich nicht aus der Auflösung des Lichtmikroskopes, sondern aus der Reproduzierbarkeit der Angabe und dem späteren Mehrwert.


    *seufz* Wir reden hier aneinander vorbei. Übrigens folgt die Reproduzierbarkeit der Angabe aus dem Auflösungsvermögen. Mach mal Sporenfotos bei 100facher Vergößerung - vergrößere das Foto dann di8gital auf 10.000-fach und miss dann auf 0,sonstwas µm genau aus. Dann ist keine der Einzelmessungen sauber reproduzierbart, es sei denn, du versuchstr auzfwändigst den Schärfebereich zu quantifizieren und dann z. B. die Mitte zu nehmen. Dann kann es sein, dass du aber nicht die Sporenwand, sondern einen Beugungsring genommen hast (usw.). Natürlich hängt dier Reproduzierbarkeit der Messung vom Messgerät ab.


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    Allgemein bekannt ist, das der Mittelwert-T-Test und der Welch-Test sehr robust darauf reagieren, wenn es mal nicht ganz eine Normalverteilung ist.


    "Wenn es mal nicht ganz eine Normalverteilung ist" ist schon sehr euphemistisch, wenn du deutlich heterospore Arten vor die hast. Bei sagen wir mal 20 Messungen und Eliminieren von Ausreißern wirst du aber "berechnen", dass sie nicht heterospor sind. Und schon ist die errechnete Aussage biologisch unsinnig. Extremes Beispiel, ich weiß, aber denk einfach mal drüber nach.


    Zitat

    Das führt dazu, dass auch bei schiefen Verteilungen diese Tests ganz gut funktionieren. Und das bedeutet, dass auch wenn mal keine Normalverteilung vorliegt, man die Angaben mit Konfidenzintervallen trotzdem machen sollte, aber diese Tatsache erwähnen sollte.


    "ganz gut funktionieren" ist eine sehr unmathemtische Aussage. Einerseits argumenbtierst du sehr strikt mathematisch, um am Ende bei dem Problem von rechtsschiefen Verteilungen zu sagen "es geht schon ganz gut". Das finde ich in sich unlogisch.
    Die These, dass man dann trotzdem Konfidenzintervalle angeben sollte, kann ich durchaus nachvollziehen, aber eben nicht die der Normalverteilung. Da teile ich deine These nicht.


    Was mich wundert, ist die Verknüpfung von Pilzbestimmung (Werte wegschmeißen, wenn sie nicht zur Literatur passen) mit dem errechnen von Konfidenzintervallen. Die Pilzbestimmung wäre ein Test, ob die eigenen Sporenmessungen eher auf Art 1 oder auf Art 2 passen. Man kann da durch geeignete Tests die Wahrscheinlichkeit der Zuordnung errechnen, wenn man die Verteilungnen der beiden zugrundeliegenden Arten hat. Dafür muss aber jemand von den beiden Arten bei sehr vielen Fruchtkörpern Messungenb erhoben haben, um auch die Schwankungen zwischen Kollektionen einer Art mit einzubeziehen. (deshalb habe ich so viele Kremplingskollektionen ausgemessen und die Bereiche der Mittelwerte ausgerechnet mit Konfidenzintervallen für die Mittelwerte). Das müsste mit jeder Messgröße passieren (L, B, Q, V usw.). Dazu gibt es aber kaum Daten. Es wäre also wenn, dann doch sinnvoll, hier auf Dokumentation und weniger auf Bestimmung zu gehen (ich weiß nicht, ob das jetzt nachvollziehbar ist). Naja, egal.


    Ich will auch nicht streiten - ich nicke nur nicht jede These gleich ab. Und das Aufpressen einer Normalverteilung auf eine rechtsschiefe Verteilung mache ich persönlich eben nicht. Und seit ich wieder Amateur bin und auch nicht mehr so genau messen kann (die Auflösungsgrenze erreicht mein Mikroskop nicht, das in der Uni war da außergewöhnlich) und ich auch wieder (zeitbedingt) gröber arbeite, werte ich wieder eher klassisch aus. Also Schwerpunkt auf Mittelwerte, weniger auf die Grenzen der Populationen. Bin eben nur Amateur.
    Das Messen von Fotos lehne ich für mich auch ab - bin da eben altmodisch und mache es so, wie ich es in der Uni gemacht und gelernt habe. Ich messe lieber am Original als an einer Rpeoduktion des Originals. Und da kann ich besser entscheiden, ob die Sporen richtig und wirklich plan liegt.


    Meine Sorge ist nur:
    Da gibt es ein Blackboxsystem - man macht ein Foto, man lässt am Bildschirm ausmessen, vertraut der Software und schreibt die Ergebnisse ab (kenne ich aus der Biologie, insbesondere bei multivariaten Auswertungen, also Korrespondenzanalysen). Wenn dann der Anwender nicht weiß, was da wirklich passiert, kommt es leicht zu Fehlanwendungen (siehe mein Beispiel der Heterosporie).


    Sind alles nur Gedanken. Ich habe mich halt beruflich bedingt damit sehr intensiv beschäftigt. Daher äußere ich mich auch dazu ;)


    LG
    Christoph





    VG, Jens
    [/quote]

    Servus Jan-Arne,


    mach aus den zwei Arten 10 und wir sind beinsammen. Ich hatte mich mal vor ein paar Jahren mit Henningsomyces beschäftigt, weil ich eine möglicherweise unbeschriebene Art gefunden hatte. Ich habe damals die Spezialistin Philomena Bodensteiner einbezogen und als Cyphelloidenpapst Prof. Agerer (ihren Doktorvater). Leider habe ich den Bestimmungsschlüssel nicht mehr parat (damals war ich noch an der Uni), den ich damals von beiden bekam. Es war dann unklar, ob neu oder doch nur eine aberrante Variante von H. puber - und da beide nicht so an Henningsomyces dran waren, unterblieb dann eine Beschreibung.


    Langer Rede kurzer Sinn - Henningsomyces ist komplexer als gedacht (jedenfalls ging mir das damals so) und extrem untergesammelt/unterbearbeitet.


    Was der Pilz hier ist, wird ohne genauere anatomische Analyse und ohne ältere Fruchtkörper, nicht sicher zu sagen sein. ;)


    LG
    Christoph

    Serevus Marco,


    ja, das ist ein cyphelloider Pilz, also ein Basidiomyzet. Wegen des kleinen Lochs dachte ich direkt an Henningsomyces (aber halt noch sehr jung). Dass sie teils in die Länge wuchsen, klingt sehr danach. Die können auch hellocker werden, wenn sie reifen (je nach Art). Die Gattung ist relativ groß (wenn sie denn stimmen sollte) - mehr als "nur" Henningsomyces candidus! Es gibt aber sehr viele Gattungen cyphelloider Pilze.


    Wichtig sind neben den Sporen (eine sieht man ja) - also Form, Größe, Öltröpfchen - vor allem die Randhaare. Sind sie verzweigt, unverzweigt, inkrustiert usw.? Es gibt auch andere röhrenförmige cyphelloide als Henningsoymces.


    Hier als kleiner Einstieg eine Grundlagenarbeit von Agerer aus dem Jahr 1973: https://www.zobodat.at/pdf/Mit…Muenchen_19_0163-0334.pdf
    Sie enthält einen Gattungsschlüssel für mehr oder weniger weiße Cyphelloide mit Randhaaren.


    LG
    Christoph

    Danke für die Infos zum Fundort! Den Wald kenne ich sogar - das Totholzangebot ist jetzt nicht urwaldartig, aber durchaus naturnah. Gut zu wissen (deshalb sind Publikationen so wichtig).


    Zur Trennung der beiden Arten - unsere Aporpium macroporum hat deutlich auf Druck gebräunt. Deadaloide Poren hatten wir auch, aber auch bei normalen Poren ging es bis 1 mm Durchmesser (am Fruchtkörperrand enger).
    Wenn Aporpium cansecens auch mal recht große Poren haben sollte, wäre auch das gut zu wissen.


    Unsere Sporen waren 5,5-6,4-7(-8) x 3-3,3-4 µm, also deutlich breiter als bei A. canescens. Am besten kann man die beiden Arten wohl am Sporenwuotienten unterscheiden. Bei uns lag der Schnitt bei 1,96 (alles in Bezug auf 40 gemessene Sporen)


    Du schreibst

    Zitat

    Sporen zylindrisch –“ allantoid; um 5-7 x 2-3 µm


    Das passt doch bestens zu A. canescens. Es fehlen leider die Mittelwerte. Du wirst beim Quotienten vermutlich bei um die 2,3-2,4 bezüglich des Mittelwertes liegen. Und die Sporenbreite im Schnitt unter 2,5 µm?


    Das nordamerikanische Aporpium caryae wiederum hätte den Quotienten von A. macroporum, aber insgesamt kleinere Sporen. Anhand der Sporen sollte man die drei Arten (neben der ITS) gut trennen können. Die makroskopische Variabilität hingegen muss noch erforscht werden. Es reicht aber offensichtlich nicht, nur nach größeren Poren zu suchen.
    Ich habe mich daher in meinem Schlüssel zur Gattung neben der Poren auf die Mittelwerte der Sporenbreite und des Quotienten gestützt.


    LG
    Christoph


    P.S.: Aporpium canescens hat einen auffallend stechend-scharf-sauren Geruch. Ist der bei deiner Kollektion aufgefallen?

    Der Thread ist sehr interessant, danke für den tollen Eröffnungsbeitrag.


    Ich habe aber ein paar kritische Anmerkungen. ;)


    Die Sporenmessung am Bildschirm suggeriert eine Messgenauigkeit, die nicht existiert. Man kann nicht auf Hunderstelt Mikrometer genau messen, wenn die physikalische Auflösungsgrenze von sehr teuren und sehr gut eingestellten Mikroskopne bei einem Viertelmikrometer (bei blauem Licht) liegt. Daran ändert auch das Ansetzen der Linien mit der Maus nichts, da ihr statt der realen Sporenwandgrenze nur Beugungseffekte wahrnehmt. Die Sporenwandkante ist unscharf - auflösungsbedingt.
    Dann besteht die Gefahr, so nicht alle Sporen plan liegen zu haben. Auch verführt es dazu, Sporen in verschiedenen Lagen zu vermessen, nicht nur von der Seite gesehen.


    Das Problem der statistischen Auswertung: Es wird von einer Standardverteilung ausgegangen, die aber nicht vorliegt. Damit sind auch Tests auf Standardverteilung nicht so sinnvoll. Der Grund wurde hier bereits angesprochen. Es gibt mehrere Sporenpopulationen, die gemischt sind. In Extremfällen sind Pilze heterospor, das heißt, man kann die Populationen sofort unterscheiden (manche tropische Saftlinge). Andere sind versteckt heterospor (4-, 3-, 2-, 1-sporige Basidien erzeugen eigene Sporenpopulationen). Durch die größeren Sporen bei 1-, 2-, 3-sporigen Basidien sind die Verteilungen rechtsschief. Man erkennt das auch an einem der Balkendiagrammen des Eingangspostings - auf die rechtschiefe Verteilung wurde eine Standardabweichung gedrückt.


    Man könnte es testen:
    Miss 30 Sporen, lass die Konfidenzintervalle für die Standardabweichung berechnen, miss dann mal 400 Sporen der gleichen Kollektion und schau, ob sie der Vorhersage entsprechen.


    Ich messe nicht am Foto, sondern immer am Okular.
    In Publikationen sollte man min- max-Angaben immer runden (z. B. auf 0,5 µm), nur bei der Angabe der Standardabweichung (falls das wirklich Sinn ergibt bei rechtsschiefen Verteilungen, die nicht normalverteilt sind) auf eine Kommastelle.


    Ich empfinde Mittelwerte (arihtmtisches Mittel und Median, wenn man mag) als sicherer als die Intervalle oder Grenzen, was im Umkehrschluss nicht heißen soll, dass die Grenzen nichts bringen. Nur hängen sie eben von der Zahl der gemessenen Sporen ab. Deshalb reicht es mir bei Publikationen, wenn ich die von-bis-Angaben mit Mittelwerten habe, wenn zudem die Zahl der vermessenen Sporen mit angegeben wird.


    Angaben wie (5,2-)5,6-7,8 x 3,1-4,6 µm empfinde ich als unsinnig, da niemand mit einem Lichtmikroskop 5,6 µm lange Sporen von solchen, die 5,5 µm lang sind, unterscheiden kann. Die Physik ist da unbestechlich.
    Sowas sollte ehrlicherweise (5-)5,5-8 x 3-4,5 µm heißen. (Mittelwerte habe ich mir jetzt nicht aus den Fingern gesogen... ;)


    Soweit nur Gedanken dazu...


    LG
    Christoph

    Hallo,


    Aporpium macroporum (das s in der Beschreibung bitte streichen) ist in Bayern gefunden worden:


    Görke C & Hahn C (2016): Ein bayerischer Nachweis von Aporpium macroporum, einem Porling mit Phragmobasidien. Mycol. Bav. 17: 35-45.


    Claudia und ich diskutieren hier ausführlich die Abgrenzung zu Aporpium canescens. Schön, dass ein aktueller Fund von Apoprpium canescens aus Deutschland nun vorliegt. Das würde sich auchgut als Publikation in einer Zeitschrift machen, zumal Aporpium möglicherweise Urwaldreliktarten sind (unser Fund stammt aus dem Nationalpark Bayerischer Wald - dort aus einem Urwaldrelikt), die bisherigen Funde von A. canescens scheinen auch dieses Bild zu zeigen. Wie ist denn dein Fundort diesbezüglich einzustufen?


    LG
    Christoph

    Hallo,


    Agaricus bitorquis rötet im Fleisch und das Röten ist recht variabel - es kann auch auffallend stark ausfallen. Der "Ring" auf dem Bild ist sicher Velum universale, da man oben und unten eine Abrisskante sieht. Jetzt ist Agaricus bitorquis nicht der einzige Champignon mit häutigem Velum universale im Stielbereich. Aber die kräftigen Fruchtkörper, der kompakte Habitus - das spricht schon dafür. Die Artengruppe um A. bitorquis ist aber nicht so leicht, zumindest im Mittelmeerraum (jetzt ist es hier ja auch so heiß).


    Coriolopsis passt, aber ob gallica oder trogii ohne Angabe zur Fleichfarbe ist schwer zu beurteilen. Beide können resupinat wachsen und nach Substrat allein darf man nicht gehen.


    Amanita strobilifomis passt auch gut, auch wenn es eine Hitzeleiche ist. Es gibt aber auch hier weitere, mediterrane Arten - am Waginger See würde ich die aber nicht erwarten und Amanita solitaria ist es sicher nicht.


    LG
    Christoph

    Dass wir zu viel Stickstoffeintrag haben, ist unbestritten - und auch die Landwirtschaft spielt hier eine große Rolle. Manchmal helfen plakative Sprüche, aber wenn es dann um das Konkrete geht, wird es oft schwierig. "Gegen Gülle" geht nicht - das ist unrealistisch. Man kann ja schlecht Gülle verbieten - auch das Düngen kann man nicht verbieten.


    Es gibt auch Landwirte, die verantwortungsvoll mit Dünger umgehen. Ich kenne einen solchen Fall - ein Bach fließt im Lanfkreis Starnberg durch ein Fläche mit Intensivlandwirtschaft. Ich habe die Nitratwerte vor und nach dem Bereich durch eine Seminararbeit prfüen lassen - es gab keine Erhöhung der Nitratbelastung des Baches. Es stellte sich heraus, dass der Landwirt regelmäßig Bodenproben seiner Flächen auf Nitrat- und Ammuniumgehalt untersuchen lässt und anhand dieser die Düngemenge berechnet wird, die auf die Felder kommt. Er spart damit Düngemittel und trägt nicht mehr ein, als durch die Anpflanzung verbraucht wird.


    Natürlich haben manche Bauern nur deshalb Wiesen, um die Gülle zu entsorgen, da sie Hochleistungsrinder im Stall haben. Hier ist es besonders übel, wenn im Winter gegüllt wird, was eigentlich verboten ist. Oder wenn zu nah an Gewässer gegüllt wird. Die überdüngte Fettwiese ist schon kauptt - aber das Grundwasser und die Gewässer... da könnte man ansetzen. Grundwasserschutz ist das Gebot - und da kann man auch die vorhandenen gesetzlichen Bestimmungen besser kontrollieren - oder verschärfen (bringt nur was, wenn auch kontrolliert wird).


    Massentierhaltung kann man auch kaum verbieten - aber man kann die Rahmenbedingungen so anpassen, dass sie artgerechter ist. Fleichabstinenz zu püredigen, hilft da leider wenig, denn auch das ist nicht realitätsnah. Schaut mal, wie viel im Momenz gegrillt wird. Irgednwoher muss das kommen.


    Es geht also nicht um "gegen Gülle", sondern um ein "Güllemanagement".


    Die Wahlaufforderung im Eröffnungsthread ist sicher gut gemeint, aber mit sowas sollte man immer sehr vorischtig sein, finde ich.


    Übrigens ist das Aufbringen von Gülle auf Magerwiesen in Bayern verboten ("12d-Flächen" sind geschützt, auch in Privatbesitz). Folglich geht es auch hier vor allem um Pufferzonen, um den Schutz der Flächen vor Nitrateintrag durch Oberflächenwasser zu vermeiden/verhindern. Auch da kann man aktiv werden.


    Mir der Aktion "gegen Gülle" kann man auch schnell alle Landwirte gegen sich aufbringen. Ob das dem Ziel, wirklich was zu ändern hilft, ist halt die Frage. Ich fürchte, dass dies eher nicht der Fall ist.
    Man sieht es auch an den letzten Umfragen zum Wahlverhalten. Die Grünen verlieren an Wählern, da sie als Verbotspartei angesehen werden und weil auch andere Parteien in irgendeiner Form Umweltschutz auf die Fahnen schreiben. Wäre der Ruf der Verbotspartei nicht im Weg, könnten die Grünen zeigen, dass sie "mehr Umweltschutz" (?) wollen - so auch Grundwasserschutz etc. Die "Pilzcommunity" sollte nicht die gleichen Fehler machen.


    Das war übrigens nur ein Beispiel - ich will weder pro noch kontra Parteipolitik machen.


    Ich hoffe auf ruhige, konstruktive Reaktionen, falls welche kommen. Falls nicht, dann halt Feuer frei.

    Hallo EmilS,


    schönes Portrait :)


    Zitat von "EmilS"

    Andere Arten der Gattung wie Flammulina populicola (Pappel-Samtfußrübling) und Flammulina rossica (Russischer Samtfußrübling) sollten in Deutschland wohl nicht vorkommen und unterscheiden sich unter Anderem durch eine anders aufgebaute Hutdeckschicht (hymeniform).


    Flammulina rossica ist in Bayern nachgewiesen. Flammulina populicola noch nicht, könnte aber gut vorkommen - wer mikroskopiert schon Winterpilze?


    Rainer: danke für den Link auf meinen Artikel und Schlüssel. Im BMG-Forum ist auch ein öffentlich zugänglicher Schlüssel der Gattung Flammulina für Bayern/Deutschland zu finden.


    LG
    Christoph