bei den Namen "fuliginosa" und "permixta" muss man höllisch aufpassen, weil mehrere gängige Bücher die Namen genau entgegen der Originalbeschreibung verwenden.
Richtig sollte man wohl die Namen so verwenden, wie es in der Neo-Typisierung von Vizzini et al. 2011 erfolgt ist.
Wenn ich es recht im Kopf habe, sind dort aber beide Namen nur als Formen von procera beschrieben, weil die ITS-Sequenz zu procera s.str. identisch ist.
Servus Wolfgang,
stimmt - durch die Epityoisierung (keine Neotypisierung, Iconotypen liegen ja vor) wurden beide Taxa festgelegt. Macrolepiota procera fm. permixta zeigt auch am Hut und Stiel orangrötliche Töne und das Fleisch rötet vollständig. Dieses Taxon scheint wärmeliebend zu sein. Ich habe es noch nie selber gesehen.
Nur anhand der ITS auf Konspezifität zu schließen, kann ich wiederum nicht nachvollziehen. Die ITS greift oft, aber nicht immer. Es gibt genügend Beispiele, bei denen die ITS keine Konspezifität anzeigt. Nur eine Sequenz als Marker zu nehmen, ist zu wenig.
Bei M. (procera fm.) permixta fällt mir ein andere Verbreintungsareal auf, andere, intensive Verfärbung des Fleisches und eine andere, kontrastarme, rötliche Grundfärbung. Da würde ich persönlich mehr als nur die ITS als Begründung verlangen, das zusamenzulegen. Aber das kann man natürlich offen diskutieren und da auch (logischerweise) anderer Meinung sein.
Gut möglich also, dass es einfach ein Parasol ist - halt mal einer mit viel Pigment und mit feinschuppigem statt genattertem Stiel. Solche Variationen gibt es in der Art Homo sapiens ja auch, und man muss nicht unbedingt noch mehr Arten in die Welt setzen, als es die Genetiker ohnehin schon tun.
Eben, schwer zu sagen. Menschen sind nur genetisch in sich sehr sehr ähnlich (wohl auch durch einen Flaschenhalseffekt vor ca. 80.000 Jahren und vielleicht noch einen früheren), weshalb wir Menschen genetisch äußerst ähnlich sind, weshalb es trotz phänotypischer Variationsbreite keine definierbaren Rassen gibt. Der Vergleich mit Pilzen hinkt aber.
Ich sehe es so: wenn ich es als schwierig empfinde, dass (reine) Genetiker anhand von wenigen Sequenzen (oder auch nur einer) Arten neu beschreiben, dann empfinde ich es als genauso schwierig, wenn Genetiker anhand nur weniger Sequenzen (oder oft nur einer) Arten zusammenschmeißen.
Bei Macrolepiota (procera fm.) fuliginosa sehe ich selber Übergänge, das Areal deckt sich... da kann man sicher Varietäts- oder auch Formrang annehmen. Bei M. (procera fm.) permixta würde es mich wundern. Und für mich ist das mehr als nur eine Form. Ich würde da Artrang als das Plausibelste ansehen. Ist aber eben nur meine Meinung.
Claudias Fund kann ich nicht einordnen. Dass auch das Hutfleisch rötet, kenne ich von Macrolepiota (procera fm.) fuliginosa nicht. Und für M. permixta passt die ganze Farbgebung nicht. Da würde mich die Sporenpulverfarbe interessieren.
Parasole ohne Sporenabwurf und ohne Fruchtkörper von jung bis alt zu bestimmen, finde ich kritisch. So ist der "Parasol" in Pilze der Schweiz, wenn die Sporenpulverfarbe richtig ist, die angegeben ist und auch die Farben des Fruchtkörpers stimmen, ein junger Macrolepiota olivascens. Der ist dann als recht unkenntliche Kollektion nochmal im Buch enthalten.
Parasole sind spannend, nur findet man selten richtig alte neben jungen, da der Sammeldruck sehr hoch ist. Ich erlebe das selbst in Höheren Lagen - Macrolepiota olivascens auf Almwiesen... lässt man die "ausreifen", findet man auch da oben am Tag drauf nur noch den Stiel (oben geschnitten).
Liebe Grüße,
Christoph