Lieber Alis
manche Pilzarten erscheinen regelmäßig und zuverlässig am gleichen Standort. Bei Holz ja nicht so verwunderlich und auch bei Mycorhizza nicht.
Aber Puppenkernkeulen?
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Weiß jemand, wie die Infizierung vonstatten geht? Fressen die Larven die Sporen im Boden oder wird der Befall von den ausgewachsenen Faltern schon übertragen? Abgesehen von den Dramen darunter sind dies kleine hübsche Pilzchen.
am gleichen Standort ist die Auffindwahrscheinlichkeit natürlich groß. Wobei ich mit Standort den ökologisch definierten Standort meine. Du meinst vermutlich den genauen Fundort.
Beispiel: der typische Standort von Lactarius subdulcis ist der Buchenwald. Ein Fundort von Lactarius subdulcis wäre z. B. der Sonnenberg bei Leutstetten.
Sprich: Standort meint die ökologischen Bedinungen, die eine Art bevorzugt (Standorte sind Buchenwälder, Fichtenwälder, Hochmoore usw., also Lebensraumtypen). Der Standort kann dabei aber auch sehr eng definiert sein, aber immer nicht auf einen Punkt bezogen.
Ich schreibe das deshalb so ausführlich, damit wi rnicht aneinander vorbei reden. Leider werden selbst in eigentlich ökologisch angedachten Werken wie Großpilze Baden-Württembergs oder auch dem Beiheft mit den Verantwortungsarten die Begriffe schlicht verwechseltz (bzw. bei ersterem Werk mal richtig, mal falsch angewandt, je nach Kapitel und Autor).
Am passenden Standort wird Cordyceps militaris immer wieder potentielle Wirte finden, da ja die Verbreitung auf neue Wirte immer klappen muss. Und kommt eine Schmetterlingsart an besagtem Standort vor, wird auch die Cordyceps dort wieder ein Opfer finden. Insofern wundert es mich nicht, wenn die Cordyceps auch an einem Fundort regelmäßig angetroffen werden kann. Leider nennt man das dann "standorttreu", was endgültig verwirrt, denn im "Normaldeutschen" wird nicht zwischen einem (potentiellen) Standort und einem konkreten Punkt, an dem man steht, unterschieden.
Zum Finden des Wirts: die Cordyceps wächst über die Tracheenöffnungen in das Insekt, schaltet erstmal das Immunsystem aus, und lebt solange im Atmungssystem, bis der Pilz entscheidet, den Wirt zu töten. Bei der Verpuppung werden die Tracheen meines Wissens aufgelöst - da weiß ich nicht, was genau die Cordyceps da macht. Der Primärbefall läuft aber, so wie ich es verstanden habe, über an der Körperoberfläche anhaftende Sporen, die auskeimen und so durch Hyphen, die in die Atmenöffnungen hineinwachsen.
Liebe Grüße,
Christoph
P.S.: im Bayerischen Wald (Nationlapark) ist Cordyceps militaris weit verbreitet. In den Alpen auf unterer Höhe (so zwischen 800 und 1000 m, also am Fuß der Berge) finde ich sie auch immer wieder mal. Im Alpenvorland wiederum finde ich sie fast gar nicht. Offenbar braucht sie als Standort (hier in Bayern in meiner Region) montane, totholzreiche Mischwälder mit genügend Totholz der Finalphase, das bereits übermoost ist, sodass sich unter dem Moos die Raupen zum Verpuppen zurückziehen. Ob diese Standortsumschreibung allgemeingültig ist, kann ich nicht sagen. Andere Gegend, andere Standortsanspüche?!