Servus beinand,
ich habe gerade leider wenig Zeit, weshalb ich mich sehr kurz fasse (oder es versuche).
Zunächst: Agaricus pseudopratensis gilbt nicht in der Stielbasis und kann wirklich dem Wiesenegerling sehr ähnlich sehen. Wie so oft sollte man erstmal den Doppelgänger gesehen haben, bevor man dann wieder die essbare der beiden Arten sicher kennen kann.
Innerhalb der BMG rege ich dazu an, dass unsere Pilzberater/innen bei Egerlingen vorsichtig sind. Hinsichtlich des Falschen Wiesenegerlings wurde entsprechend gewarnt. Was die DGfM für die Weiterbildung der PSV macht, weiß ich nicht und geht mich auch nichts an.
Was die Cadmiumbelastung der Egerlinge (vor allem der Anisegerlinge) angeht, verweise ich auf die Werte, die Parra in seiner Monographie angibt. Ob die DGfM als Verein darauf eingeht oder es ignorieren will, ist mir völlig egal (ich finde es nur schade). Anisegerlinge benötigen Cadmium für die Fruktifikation. Mit Cadmium in Lebensmitteln ist nicht zu spaßen. Aber jeder kann selber nachlesen, wieviel Cadmium, Blei und Quecksilber in Egerlingen angereichert ist. Dann kann man selbst entscheiden. Darauf zu warten, dass das ein Verein für einen übernimmt - nun ja, muss auch jeder selber entscheiden.
Agaritin ist seit Jahren in der Diskussion. Da wird es keine klare Lösung geben. Nur sollte man vor Rohverzehr warnen, da beim Kochen Agaritin teils zerlegt wird. Ich persönlich werte das Cadmium als problematischer.
Ob man Anisegerlinge nicht mehr als essbar bezeichnen sollte? Schwer zu sagen. Ungesund sind sie eben. Ich sehe die Pilzberatung als echte Beratung. Also sollte ich die zu Beratenden auch aufklären, dass Cadmium (und andere Schwermetalle) ungesund sind. Ob die DGfM ihre PSV hier fortbildet oder ob sie möchte, dass vor ungesunden Pilzen gewarnt wird, weiß ich nicht. Ich fände es aber den zu Beratenden gegenüber unfair, nicht zu warnen.
Die PSV sollten auch aufgeklärt werden, dass (möglicherweise) Agaricus freirei in Brandenburg nachgewiesen wurde. Das wäre sehr wichtig für die Freigabe von Waldergerlingen. Ich glaube nicht, dass jeder PSV A. freirei erkennen würde (der rötet nur, gilbt gar nicht, sieht aus wie ein Waldegerling).
Peter: ich fände es besser, du informierst dich und entscheidest dann nach deinem Gewissen und den Informationen. Wenn du aber nur aktiv wirst, wenn ein Verein dir dazu Grund gibt, dann kann ich das auch nicht ändern. Vielleicht lohnt es sich, aber mal darüber nachzudenken. Man muss nicht jeden Pilz essen. Es gibt auch genug andere Speisepilze. Und wenn sich ein Speisepilz als ungesund herausstellt, dann muss man eben immer im Einzelfall entscheiden, ob man sowas essen will oder nicht. Dafür braucht man aber Informationen. Wer bewusst und freiwillig raucht, kann und soll das gerne machen. Aber der/diejenige sollte wissen, dass Rauchen potentiell krebserregend ist (etc.). Ohne die Hintergrundinfos kann man sich nicht bewusst für den Genuss, dafür gegen die Gesundheit entscheiden.
Ich rauche nicht, nur ab und zu mal eine Zigarre bei besonderen Gelegenheiten. Da ich aber weiß, was das anrichten kann, bleibt es bei ab und zu. Wüsste ich nicht, dass Zigarren ungesund sind, würde ich vielleicht viel mehr davon rauchen.
Bei den Egerlingen sehe ich es ähnlich. Bei den großen Anisegerlingen ist die Cadmiumkonzentration aber so hoch, dass eine Diskussion, ob sie problematisch sind, eigentlich lange durch. Es kommt zwar zu keiner akuten Cadmiumvergiftung, aber die Effekte von subtoxischen Dosen sind nunmal bekannt.
Und ja, ich finde es schade, dass die DGfM sowas ignoriert (der Parra hat einige Jahre auf dem Buckel). Ich finde es auch schade, wenn in der Z. Mykol. empfohlen wird, den Glimmerschüppling mal in kleinen Mengen zu probieren, obwohl der als Giftpilz angesehenw ird und man hier von der Blausäureproblematik weiß.
Ich vertraue da der DGfM nicht - der Verein ist mir zu träge. Oder hat andere Interessen, das weiß ich nicht. Ich vertraue lieber der Fachliteratur als Vereinsvorständen (andere Vereine mit eingeschlossen). Und warum die BMG die Egerlinge nicht als ungenießbar kennzeichnet? Siehe oben - Aufklärung ist besser als komplettes Ablehnen. Man macht sich auch unglaubwürdig, wenn zig Populärbücher nichts darüber schreiben und Egerlinge als Speisepilze anpreisen. Dann lieber auf der Aufklärungsschine arbeiten. Ist jedenfalls meine Meinung ;-).
Liebe Grüße,
Christoph