Beiträge von Tricholomopsis

    Servus beisammen,


    ich kenne Edelreizker auch nur mit ausblassender Milch. Also Milch frisch kraottenorange, dann in der nächsten halbe Stunde ausblassend. So ist es ganz typisch.

    Kollektionen mit nach 30 Mintuen rötender Milch gibt es laut Literatur, nur hatte ich sowas noch nicht in der Hand. Es gibt auch Namen für sowas (im Moment auf Forma-Ebene).

    Nach Stunden hingegen kann das Fleisch nachröten und grünen - und zwar bei allen. Das wäre für mich kein Kriterium. Und grüne Flecken am Hut von alten Lactarius deliciosus sind ganz normal, was eben die Farbreaktion über rot zu grün über Stunden/Tage unterstreicht.


    Interessant wäre, zu wissen, warum das so ist. Entweder hemmen oder aktivieren wohl Enzyme den Farbumschlag an Sauerstoff unterschiedliche stark. Würde sie hemmen, hieße das z. B., dass beim Edelreizker nach ein paar Stunden die Enyzme nicht mehr funktionieren, während z. B. L. semisanguifluus keine hemmenden Enyzme besitzt (oder die genrell ausgeschaltet sind). Reine These für den Fall, dass die normale Reaktion von L. deliciosus gehemmt wird. Ich weiß es aber nicht.


    Ich finde die Farbverfärbungen schon hilfreich zur Arterkennung. Klar, wenn es kalt ist, muss man zeit draufschlagen, aber es ändert im direkten Vergleich zweier Arten ja nichts.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Jörg,


    der Stiel hat keine oder fast keine Gruben. Das ist bei L. semisanguifluus recht häufig so, was dann die Abgrenzung zu Lactarius deterrimus und L. fennoscandicus schwer macht (abgesehen vom Habitat). Dann das klare Spangrün in den Lamellen. Und dass das Fleisch schon grün ist, kann vorkommen.


    Für mich klar Lactarius semisanguifluus.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    es gibt beispielsweise Reishi-Pulver für Haustiere (neben weiteren Heilpilzen oder Vitalpilzen, wie man auch immer sagen will) - kann man als Nahrungsergänzungsmittel kaufen. Es gibt HeilpraktikerInnen und Veterinärmediziner, die auch Tiere mit Vitalpilzen behandeln bzw, als Nahrungsergänzungsmittel empfehlen.


    Diese Pilze werden auch in Form von Pilzpulver der Nahrung beigemischt. Ich selber gebe beispielsweise meiner Hündin Reishi-Pulver. Geschadet hat es jedenfalls noch nicht. Ob's was nutzt, ist aber auch schwer zu sagen. Sie ist jedenfalls schon recht alt, wird von vielen aber als Junghund angesehen. Ob das am Reishi liegt, glaube ich jetzt nicht, aber vielleicht unterstützt Reishi ein bisserl. Hier (Reishi) geht es aber eher um Polysaccharide als um Vitamine.


    Mit Reishi wird schon seit Jahren gearbeitet, es liegen also Erfahrungswerte vor. Ich habe mich vorher auch beraten lassen (Veterinärmedizinerin und Heilpraktikerin/Mykotherapeutin - und zwar unabhängig voneinander, also zwei Meinungen, einmal Schulmedizin und einmal Alternativmedizin).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Alexander

    • Ich finde dass wissenschaftlichen Erkentnisse oder Meldungen der DGfM immer wieder misinterpretiert werden.
      • Paradebeispiel dafür ist die berühmte chinesische Studie zur Giftigkeit der Erdritterlinge. Rein provisorisch haben einige Instanzen danach vom Verzehr des Erdritterlings dringend abgeraten. Die Klärung seitens DGfM folgte relativ schnell mit dem Erkentniss (Zitat Wikipedia) "dass Menschen von 70 kg Körpergewicht ca. 46 kg Frischpilze zu sich nehmen müssten, damit durchschnittlich die Hälfte von ihnen einen Schaden erleiden würde". D.h. für Speisepilzsammler ein totaler Fehlalarm. Dennoch gibt es meiner Meinung nach zu viel Panikmacherei anhand von ungeprüften oder ungeklärten Daten. Auf Einzelfälle und Fehlalarmierungen folgen manchmal Erdbeben mit Nachbeben. Als Vorzeigebeispiel möchte ich die Tatsache erwähnen dass 123pilze den Erdritterling sogar als "tödlich giftig" einstuft, was bei Normalverzehr einfach komplett falsch ist.
      • Ich habe hier vor Jahren schon folgendes gepostet: Ich stelle die Giftigkeit der Erdritterlinge und Nebelkappen in Frage.

    in Bezug auf Nebelkappen gibt es m.E. genug Hinweise und Publikationen über die Problematik mit dem Nebularin, dass es für mich unstrittig ist, dass Nebelkappen ungesund sind. Sowohl wegen der direkten zytotoxischen Wirkung (also unsere Körperzellen betreffend) als auch der indirekten wegen der antibiotischen Wirkung (Schädigung der Darmflora). Wer dennoch Nebelkappen essen will, soll das tun. Jeder ist alt genug und kann selbst entscheiden. Rauchen ist auch ungesund.


    Zu den Erdritterlingen... Der Satz in der Wikipedia klingt etwas anders: "

    Entwarnung gab es u. a. von Prof. Dr. Siegmar Berndt, Toxikologie der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, der errechnete, dass Menschen von 70 kg Körpergewicht ca. 46 kg Frischpilze zu sich nehmen müssten, damit durchschnittlich die Hälfte von ihnen einen Schaden erleiden würde."


    Er besagt nur, dass die DGfM bzw. Prof. Dr. Berndt Entwarnung gibt. Ich kenne die Kommentare von Prof. Berndt zur Wirksamkeit der Saponaceolide in der Z. Mykol. Es handelt sich bei diesen Stoffen um Zellgifte, die u. a. Neuronen schädigen können bzw. diese abtäten können. Sie sind im Seifenritterling enthalten, der nicht als harmloser Giftpilz gilt.

    Die Studie über Erdritterlinge und Rhabdomyolyse enthält Fehler in der Schlussfolgerung, die toten Veruschsmäuse seien an Rhabdomyolyse gestorben, was sich als falsch herausgestellt hatte (die Autoren waren primär Chemiker, keine Mediziner). Daraus aber zu folgern, dass Saponaceolide harmlos seien, weil sie eventuell (!) den Verdauungsvorgang im Menschen nicht überstehen, erachte ich als gewagte These. Das ist pure Spekulation.

    Sicher ist, dass das Verzehren von Erdritterlingen in normalen Mengen keine Vergiftung auslöst. Unklar ist es, wie ungesund Mehrfachverzehr ist, da die Saponaceolide eben doch Zellgifte sind, die Zellen schädigen. Nur wirkt sich sowas gewöhnlich nicht direkt in Form erkennbarer Symptome aus.

    Die Aussage mit den 46 kg und 50% Schaden ist sehr schräg. Vielleicht liegt da ein Fehlzitat vor - gemeint wäre wohl die LD50, also die Menge, bei der die Hälfte der Personen sterben würde. "Einen Schaden erleiden" ist sehr schwammig.

    Zudem kann man nicht einfach per se von der LD50 der Mäuse auf LD50 Mensch umrechnen. Man kann das "schön" an Rhabdomyolyse erkennen. Russula subnigricans löst dank seines Giftes Rhabdomyolyse sofort und bei normalen Mahlzeitmengen aus (also nicht erst diffus bei mehrtägigen "Fressorgien"). Aus den bekannten Fällen kann an ungefähr eine LD50 bestimmen. Ich hab's jetzt nicht mehr im Kopf, wie das Verhältnis war, aber bei Mäusen lag die LD50 weitaus höher (war es Faktor 40 mehr? Ich muss mal nachschauen). Mäuse vertragen offenbar Rhabdomyolyse auslösende Stoffe viel besser als wir.

    Ob Mäuse auch Saponaceolide besser als wir vertragen, weiß ich nicht. Man sollte aber das System Maus-Mensch immer erstmal kalibrieren und eben nicht einfach so umrechnen. Daher traue ich der LD50 von 46kg/70kg Körpermasse nicht. Und Eintreten von Schädigung ist bei viel geringeren Mengen als der LD50 zu erwarten, denn zwischen Tod und Schaden liegen Welten.


    Langer Rede kurzer Sinn: Erdritterlinge sind potentiell ungesund und im Verdacht neuonale Schäden auszulösen. Damit sind sie für mich(!) keine Speisepilze mehr. In der Pilzberatung habe ich sie eh nie freigegeben, da Anfänger m.E. nicht auf die schwer bestimmbaren grauen Ritterlinge losgelassen werden sollten. Es gibt so viele Speisepilze, es müssen nicht Erdritterlinge sein.


    In der Z. mykol. wurde ja sogar angeraten, dass an Glimmerschüpplinge ruhig mal probieren kann, ob man sie verträgt, obwohl bekannt ist, dass sie schlechend Blausäure freisetzen und diese nicht sofort beim Kochen rausgeht. Nicht von ungefähr hat Flammer in der SZP publiziert, dass es sich hier schlicht um einen Giftpilz handelt.

    Mein Eindruck ist, dass die Linie der DGfM in Sachen Verzehrbarkeit von Pilzen deutlich auf der Seite steht, "was einen nicht direkt umbringt, kann man schon essen". Ich selber interessiere mich aber auch dafür, welche Lebensmittel ungesund sind. Anderes Beispiel wären die teils extremen Cadmiummengen der Anisegerlinge (und anderer Egerlinge).


    Ich habe nichts dagegen, wenn sich jemand von mir aus täglich Anisegerlinge reinzieht oder auch Glimmerschüpplinge isst (gut, letzteres eher, denn dann klingelt das Telefon wieder nachts), aber ich finde, dass man über potentielle Gefahren aufklären sollte. Dann kann man selber entscheiden. Im Moment kommt es mir so vor, als wenn man sich dann direkt gegen den Mainstream richtet. Pilze essen ist wieder in, Tschernobyl fast vergessen. Wer vor Gesundheitsproblemen warnt, ist Spaßbremse und Spielverderber.


    Ich warne daher entgegen der DGfM-Haltung vor Erdritterlingen. Nicht wegen der vermeintlichen Rhabdomyolyse, sondern wegen der Wirkung der Saponeceolide, die in Zellkurlturen untersucht wurden. Und da ich mein Hirn für meine Arbeit brauche, kommt mir sowas nicht ins Essen ;-).

    • Dennoch wenn ein PSV meint der Pilz wäre nichts zu Essen, soll man den Standpunkt verstehen können. Sogar sehr gut verstehen. Ob man den Pilz dann isst oder nicht ist eine andere, rein individuelle Sache.

    Hier bin ich vollkommen d'accord. Um aber rein individuell zu entscheiden, sind Informationen wichtig, denn auf welcher Basis entscheidet man sonst. Vergleiche mit dem Rauchen sind (siehe dein Post weiter oben) sind für mich aber Totschlagargumente. Rauchen ist ungesund, das ist ziemlich unstrittig. Wie ungesund genau, ist schwer quantifizierbar. Beispiel Egerlinge - cadmium ist ungesund, man kennt auch hier die Wirkweisen. Wie ungesund aber Egerlingsmahlzeiten genau sind, kann man auch schlecht quantifizieren. Wie solle man dann irgendwas mit dem Rauchen gleichsetzen? Nach dem Motto: vorsicht, Trompetenpifferlinge aus dem Bayerwald enthalten viel Caesium - und als Gegenfrage: Rauchst du?


    Das Problem ist, dass sich die Risikofaktoren addieren (manchmal auch potenzieren). Wer raucht, sollte besinders gesund leben, da er ja freiwillig aus Genussgründen schon Risiken eingeht. Und das darf man auch, jeder darf frei entscheiden, zu rauchen oder nicht. Genauso darf jeder entscheiden, Egerlinge zu essen oder nicht (und der Straßenrand betrifft das Cadmium nicht - da, wo Anisegerlinge wachsen, haben sie ausreichend Cadmium, denn ohne bilden sie keine Fruchtkörper). Straßenrand betrifft eher Blei, das auch von Egerlingen angereichert wird (wie auch Quecksilber).


    Aber zurück zum Ausgangspunkt - Rohgenuss...


    Zitat

    So wie es aussieht, weiß die Wissenschaft zumindest folgendes:

    • Lektine denaturieren ab ca 75°C aufwärts nach und nach.3
    • 5-minütiges Kochen zerstört den Großteil aller Lektine.
    • Kochen bei 121°C kann alle Lektine zerstören.4
    • Fermentation kann 95% der enthaltenen Lektine zerstören.5


    Das Problem: Lektin ist nur der Name einer Stoffklasse, nämlich von Proteinen, die sehr stabil sind, sodass sie z. B. unseren Verdauungstrakt überstehen. Und sie sind relativ hitzestabil. Alle Aussagen über "Lektine allgemein" sind interessant, oft geht es aber um spezielle Lektine. Und wer kocht immer über 121°C? Und Fermentation kann, muss aber nicht Lektine zerlegen. Die im Kahlen Krempling überstehen Fermentation - zumindest so viele, das ssie wirken.


    Es gibt auch realtiv harmlose Lektine - Erdnüsse enthalten (als Hülsenfrüchte) große Mengen an Lektinen. Nur binden deren Glykoketten nicht an Rezeptoren unserer Zellen, sodass sie bei uns keine Schadwirkung haben. Man kann aber allergisch reagieren, da sie nicht denaturiert werden und dann als Fremdstoff vom Immunsystem erkannt werden können. Deshalb sind Erdnüsse roh ungiftig, geröstet aber gesünder.


    Das Lektin Rizin hingegen ist in geringsten Mengen tödlich - es eignet sich als chemischer Kampfstoff (ist verboten) oder für Terroranschläge. Es ist iim Rizinusstrauch enthalten.


    Also: Erdnüsse --> viele Lektine, aber harmlos

    Rizinusstrauch --> enthält auch Lektine, aber lebensgefährlich giftig


    Die Toxizität des jeweiligen Lektins bestimmt, wie viel davon druch Erhitzen zerstört werden muss, bevor man etwas isst. Und sind sie nicht toxisch, sind sie potentielle Allergene. Der Begriff "Antinährstoff" - ja, den kenne ich von einschlägigen Rohkostseiten. Ich verstehe das aber nicht wirklich, denn die Wirkung ist von "nicht vorhanden" über "verklumpt Blutzellen" zu "löst Blutzellen auf" bis hin zu "zerstört schleichend alle Körperzellen, da es die Ribosomen in den Zellen zerlegt" - (das wäre Rizin). Antinährstoff klingt so nett... fast harmlos.


    Die meisten Pilze enthalten nunmal Hämolysine (Blut zersetzende) Lektine, manche auch hamägglutinierrende (Blut verklumpende) Lektine. Deshalb wird so generell vor dem Rohverzehr gewarnt, auch, wenn es bei den gegessenen Dosen keine sofort zu beobachtenden äußere Symptome gibt.


    Toxine, die durch Kochen zerstört werden, müssen aber keine Lektine sein. Deshaln sollte man nicht nur an Lektine denken.


    Der Flocki dürfte nicht so problematisch wie die Netzhexe sein - vielleicht ist sie roh auch gar nicht sooo schlimm? Vielleicht war es Sippenhaft durch andere Hexenröhrlinge?! Ich weiß es nicht. Ich kann aber nur abraten, roh Kostversuche zu machen, denn:


    1. ist unklar, welche Lektine enthalten sind

    2. ist unklar, ob, welche und wie viele hitzelabile Toxine enthalten sind

    3. finde ich es unnötig, getrocknete Flockichips zu essen, um den Geschmack zu probieren.

    4. wenn es bei Flockis geht, rohe Trockenchips zu essen, probieren manche es vielleicht auch mal mit Rotkappen - und dann...


    Just my 2 cents oder wie man das heute so sagt?


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Christian,


    nur ganz kurz, denn ich muss ins Bett ;-).


    Ich habe schon fermentierte (silierte) Pilze gegessen. Das war in Sibirien am Jennisej, weit im Norden. Das waren vor allem die gelben Milchlinge wie Lactarius repraesentaneus (und aus der Gruppe um den Grubigen Milchling) - mir hat das gut geschmeckt. Ich habe auch selber Silierversuche mit Grubigen Milchlingen gemacht.


    Über Chitin und Säure recherchiere ich mal nach - wundert mich wirklich, aber wenn's so ist, lerne ich gerne dazu.


    Jetzt aber ab in die Falle,


    gute Nacht und liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beli,


    passt alles sehr gut auf M. olivascens - auch das schöne braun der jungen Fruchtkörper (hängt vom Weißabgleich ab, der Farbton in natura ist gerne ein sattes, dunkles Rotbraun). Zur Bestimmung in der Macrolepiota-procera-Gruppe bitte immer Sporenabwürfe machen.

    In Pilze der Schweiz ist die Art übrigens zweimal enthalten. Einmal als M. procera (jung, schön gefärbt) und einmal unter dem korrekten Namen (eine halbe Leiche nach Starkregen).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Liebe Maria,


    sollte konkret Gefahr bestehen, dass so eine Fundstelle gefährdet wäre, dann kann beispielsweise die BMG aktiv werden. Ich habe in ähnlichen Fällen Fachgutachten erstellt und an die entsprechenden Behörden weitergeleitet. Nötig ist natürlich als Grundlage eine Artenliste mit Informationen wie der punktgenauen Lage der Myzelien und auch der Güte der Bestimmung (Spezialist? Beleg wo vorhanden? Fund publiziert - z.B. in einer Zeitschrift oder auch im Internet wie hier im Forum). Als Argumentationsgrundlage dienen vor allem Arten, die in der Roten Liste BY oder D gelistet sind. Andere Raritäten kann man mit anführen, aber meist wird nur auf die RL-Kategorie geachtet und die Anzahl betroffener Arten. RL-1 kann sofort viel bewegen.


    Kurz gesagt: Falls Bedarf besteht, kann ich im Namen der BMG tätig werden. Die DGfM könnte auch aktiv werden - dann wäre nicht nur ein "Dr.", sondern sogar ein "Prof. Dr." aus dem Gutachten, wenn dieser Verein sowas unterstützen will (da kann ich nicht mitreden, ich kann nur für die BMG sprechen). Und ein deutschlandweit aktiver Verein wäre noch gewichtiger als ein regionaler Verein. Aber die BMG alleine kann auch viel bewirken. Bisher haben alle Gutachten gegriffen, die ich im Namen der BMG erstellt habe (klar, sooo viele waren es auch noch nicht). Oder anders ausgedrückt: da das Altmühltal in Bayern liegt, kann ich hier direkt aktiv werden, wenn Handlungsbedarf besteht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Oehrling,


    das grünliche Fleisch in der Stielbasis ist für mich sogar typisch für Bankera. Vielleicht taucht das in vielen Beschreibungen nicht auf, weil man mit der Kombination "fleischig, weiße Stacheln plus Maggiduft" nicht weiter hinschauen muss (für die Gattung). Ich wüsste nicht, dass ich mal ne Bankera ohne das Grün gehabt hätte. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beli,


    nochmal zu deinem allerersten Beitrag: Deine Macrolepiota ist Macrolepiota olivascens. Man kann den Olivton auf einem Hut ganz gut sehen. Wenn du einen Sporenabdruck gemacht jättest, wäre es klarer gewesen. Beide röten etwas im Fleisch, Macrolepiota olivascens aber etwas mehr und die Lamellen röten im Alter oder beim Trocknen. Das Sporenpulver wäre deutlich gefärbt (so eine Mischung aus Champagnerfarben und Rosa).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus rübling,


    sorry, ich wollte nicht perfide rüberkommen.

    Doch nun zu deinen "notorisch spassbremsenden" oder - ich trage auch das mal in die Breite - häufig geschmacksvernichtenden mindestens(!!)15 Garminuten: Jeder hier, der mit Pilzen und deren Genuss aufgewachsen ist, weiß gut, dass eben diese Vorgabe reiner VORSICHT-LEUTE-EXTREM-WICHTIG-PSV-ALIBIALARM ist - absolut analog den Mindesthaltbarkeitsausweisvorschriften auf den Produkten aus unseren Discountern und Supermärken.

    Du hast zwar damit nur einen Foristen angesprochen, über den du dich offenbar sehr geärgert hast. Aber ich habe, das gebe ich zu, daraus auch allgemein herausgelesen, dass du die allgemein von wohl den meisten (oder allen?) PSV/Pilzberatern angewandte Regel, dass man mindestens 15 Minuten Garzeit einhalten sollte, angereifst. Und eben nicht einfach sachlich durch Gegenbeispiele, sondern mit diesem Duktus des Rundhiebs auf PSV. Dann noch in Fettdruck, was ja übersetzt ein Lautwerden, also Brüllen bedeutet (usw.).


    Deshalb wollte ich dir erklären, warum manche PSV sofort bei Aussagen zum Rohverzehr reagieren. Deshalb auch der Versuch, dich auf die andere Seite der Medaille hinzuweisen: die Anrufe vom Giftnotruf wegen ungenügender Garzeit.

    Ich bekomme auch die Krise, wenn ich im Fernsehen Spitzenköche sehe, die Pilze nur kurz in heißem Öl schwenken und dann servieren. Bei Steinpilzen kein Problem, klar. Bei Pfifferlingen auch nicht. Bei Shiitkae schon sehr, denn wer mal die Peitschenhiebsympotmatik gesehen hat, weiß, was dem Mitesser dann droht. Und wenn dann Leute, die dem Spitzenkoch glauben, nun auch andere Wildpilze nur ultrakurz anbraten, kommen erneut Anrufe vom Giftnotruf. Vorletztes Wochenende hatte ich überigens fünf davon.


    Und wenn ich dann lese:

    Zitat

    Vielmehr weisen Hexen ein besonders robustes Chitingerüst auf, weshalb sie meist sogar nach massiver Hitzeeinwirkung noch ordentlich bissfest und nicht zuletzt gerade deshalb bei ggü. labbrig-schleimigem Pilzfleisch eher abgeneigten Essern (zu denen auch ich mich tendenziell zähle) so beliebt sind.

    Diese Chitinstruktur lässt sich z.B. mit Zitronensaft oder Essig, also 6 -10%igem Säuregehalt relativ rasch zumindest weitgehend aufspalten - etwas Salz tut das Übrige. Erfahrungsgemäß jedenfalls effektiver als durch übermäßige Hitze.


    Hm, dann denke ich mir, dass da irgendwas nicht zusammenpasst. Chitin durch Zitronensaft und Essig weitgehend aufzuspalten... Das glaube ich nicht. Chitin ist säureresistent. Dann frage ich nach:


    Zitat

    Und ob du das Chitin klein bekommst? Glaube ich chemisch nicht - das ist ein Polysaccharid, das nicht auf die Säure reagieren sollte. Andere Zellwandbestandteile vielleicht, aber Chitin? Woher hast du das?


    Inklusive letzter Nachfrage.


    Zitat

    Nun, mein Kochwissen, auch und v.a. was das Fermentieren, Einsalzen und Marinieren von Pilzen betrifft, stammt aus der koreanischen, der japanischen und v.a. aus der russischen, litauischen und mongolischen Küche. Dort gibt es ein Jahrhunderte altes Wissen darüber wie Gemüse, Fleisch und eben auch Pilze durch Kaltgarung gut verdaulich, lange haltbar und zugleich schmackhaft gemacht werden können.


    Das glaube ich dir gerne. Und ja, ich schätze auch sowohl die koreanische als auch die japanische Küche. Und in Russland habe ich einiges gegessen, was fermentiert wurde. Alles unbestritten. Nur ist das Jahrhundertealte Wissen nicht chemisch begründet, sondern makroskopische Beobachtung. Daher zurück zum Chitin, weil du das so ausdrücklich zurückweist:


    Zitat

    Übrigens habe ich, was du mir ja ebenfalls andichtest, nie und nirgendwo geschrieben, man könne durch Marinieren von irgendeinem Pilz Chitin oder Lektin vollständig zersetzen


    aber vorher:


    Zitat

    Diese Chitinstruktur lässt sich z.B. mit Zitronensaft oder Essig, also 6 -10%igem Säuregehalt relativ rasch zumindest weitgehend aufspalten - etwas Salz tut das Übrige. Erfahrungsgemäß jedenfalls effektiver als durch übermäßige Hitze.


    Hm, liest sich für mich schon so, als meintest du, dass man das Chitin aufspalten könne... Hitze schadet dem Chitin übrigens gar nicht. Die Hitze soll die Toxine und die Lektine zerstören. Gegen das Polysaccharid Chitin kann auch stundenlanges Kochen nichts machen. Auch Stärke machst du durch Kochen nicht kaputt. Die ganzen Reaktionen mit Essig / Zitrone betreffen nur die Proteine, nicht die Polysaccahride. Deshalb mein Eindruck, dass du hier was verwechselst und lebensmittelchemisch nicht sattelfest wärst.

    Bei Alkoholunverträglichkeit hast du auch nur von Hexen gesprochen - und es geht hier ja um die Flockenhexe. Also ging ich davon aus, dass du Flocki und Netzhexe verwechselst. Dann kommt der nächste Gedanke - da ich dich und deine Pilzkenntnisse nicht kenne - dass du vielleicht auch Netzhexen meinst und auch die roh marinierst oder auch da meinst, kleine Kostproben machen da nichts...


    In Gedanken sehe ich dann die nächsten PSV vor Augen, die aus dem Bett geklingelt werden. Zu viele warten nämlich tagsüber ab, ob es besser wird und bekommen erst nachts Panik.


    Und auch hier stolperte ich:

    Zitat

    Hier geht/ging es um Hexenröhrlinge - im Speziellen um flockenstielige.

    Die da bitte schön ganz genau welche Toxine enthalten?


    Meines Wissens nach wurde in Flockies noch kein "Gift" entdeckt (wobei ich jetzt nochmal recherchieren müsste wie genau die tagesaktuelle Definition für Gift aussieht)


    Natürlich wurde in Flockis (bis auf Lektine) kein Gift entdeckt. In Satanspilzen auch nicht, in Netzhexen auch nicht. Die Giftigkeit leitet sich aus Beobachtungen von Vergiftungen ab.


    Dann das mit der "tagesaktuellen" Definition von Gift. Nun, der Begriff Toxin ist definiert und nicht tagesaktuell. Paracelsus hat schon auf die Probleme hingewiesen, dass toxische Wirkungen dosisabhängig sind. Deshalb nennt man nur das "giftig", was in normalen Mengen eingenommen schädliche Wirkungen zeigt.


    Der Umkehrschluss, dass aus dem Fakt, dass in Flockis kein Gift entdeckt wurde, bedeuten kann, dass Flockis roh gar nicht so giftig sind, ist eben so auch nicht zu machen. Kein Gift bekannt heißt nicht, dass keines da wäre.


    Das mit den Kremplingen und Hallimaschen habe ich nicht erwähnt, um dich runterzumachen, sondern weil hier viele Pilzesser mitlesen. Wer unbedarft mitliest und deine Pauschalkritik (so hatte ich es verstanden), dass PSV von oben herab oft Schmarrn erzählen und man auch Versuche mit roh marinierten Pilzen machen kann, dann noch Rezeopte von Hallimaschsalat findet, der könnte meinen, dass da ja der Essig und die Säure wirken, als wären sie gekocht... (dabei überliest man ja mal, dass die Hallimasche erst gegart werden und dann kalt zum Salat verarbeitet werden).


    Ich habe dann noch den Münchner Spitzenkoch im Hinterkopf, der in einem Interview meinte, er sammle Kaiserlinge frisch im Ebersberger Forst (Fichtenforst bei München), weil die so noch frischer sind als vom Markt. Ich bin sehr sicher, dass er Safran-Scheidenstreiflinge sammelt. Und wenn er die halbroh oder als Carpaccio serviert (Kaiserlingscarpaccio ist berühmt), dann würden sich dessen Gäste vergiften. In einem hat er aber recht: auch der Safran-Scheidenstreifling schmeckt extrem gut - ich habe beide schon gegessen, beide sind ein Gedicht.


    Nun, alles zusammengenommen habe ich aus deinen Beiträgen herausgelesen, dass du dich über Pauschalregeln von PSV ärgerst und ich habe in deinen Gegenargumenten für mich Logikfehler entdeckt und dann den Verdacht von Wissenslücken. Ich wollte dich aber weder runtermachen, noch habe ich mich von dir angegriffen gefühlt. Und perfide wollte ich schon dreimal nicht rüberkommen. Das Problem war wohl auch, dass ich mein Posting indirekt auch allgemein für die Mitleser schreiben wollte, damit nicht noch mehr Vergiftungen auftreten. Vielleicht kannst du jetzt nachvollziehen, warum ich bei manchen deiner Aussagen die Stirn runzeln musste.


    Mir ist aber ein sachlicher Austausch auch viel lieber als ein emotionaler. Daher abschließend: ich wollte dich nicht auf einer persönlichen Ebene angehen. Ich wollte nur deutlich schreiben, warum ich so skeptisch bin und warum auch ich die 15-Minuten- (oder 30-Minuten)-Regel ebenfalls unterstütze und warum ich auch den Rohverzehr kleiner Mengen kritisch sehe. Und dass ich die "moderne" Kochschule, Pilze nur zu soutieren, extrem kritisch sehe und sogar gefährlich finde (Nachmacher). Zudem bin ich auch manchmal durch Notrufe überlastet, was mich dann selber emotional bei solchen Themen reagieren lässt-


    Daher: nix für ungut ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Maria,


    und ob ich mich erinnere. Das Habitat ist wärmebegünstigt, potentieller Laubwaldstandort und passend mit viel Laubbäumen. Dass auch Nadelbäume (z. B. Kiefern) eingestreut sind, stört mich da nicht. Es ist Mischwald, aber eben Laubwaldstandort. Sarcodon glaucopus kenne ich selber nur aus den Alpen und dem Alpenvorland in kühleren oder kontinentaler geprägten Ecken. Den würde ich bei dir nicht erwarten. Und da passen die Sporenhöcker ja eh nicht - ich beziehe mich auf Pablos Mikros.

    Die Originalbeschreibung von Sarcodon lepidus findest du in Maas Geesteranus R.A. (1975) – Die terrestrischen Stachelpilze Europas.

    Hrouda kennt die Art auch nicht aus eigener Anschauung. Sie ist offenbar extrem selten. Den Tintlingsbeitrag kenne ich nicht. Falls der Pilz belastbar bestimmt ist, kann der ja als makroskopische Voröage dienen. Die kleinen Sporen kämen ja gut hin, der Geschmack auch und ebenso das Habitat. War da vielleicht auch eine Eiche mit dabei?!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus rübling,


    bedenke bitte, dass gerade die PSV eben oft genug mit den Fällen konfrontiert werden, bei denen Vergiftungen durch ungenügend erhitzte Pilze oder auch roh marinierte Pilze ausgelöst wurden. Wir oft wurdest du nachts aus dem Bett geklingelt, um wieder eine Vergiftung mit ungenügend erhitzen Pilzen zu betreuen?


    Da du zudem manche Inhalte verwechselst - Flockis wurde nie alkoholinduzierte Giftigkeit nachgesagt, das betraf die Netzhexen - oder: nicht das Chitin ist das Problem, sondern oft Lektine...


    Lektine sind sehr stabile Proteine, die durch Säure nicht denaturiert werden. Sie wirken beispielsweise als Hämolysine. Hallimasch enthält viele Hämolysine, weshalb Hallimasch roh mariniert zu deutlichen Vergiftungen führt. Ebenso Kahle Kremplinge. Bei beiden kann es lebensbedrohlich werden. Lektine sind so stabil, dass sie auch unseren Verdauungstrakt überstehen (Mageninhalt ist schon sehr sauer und Pepsin zerlegt Proteine normalerweise). Nebenbei: Rizin ist tödlich (ist auch ein Lektin). Oder Paternostererbse usw. Viele Pflanzen enthalten Lektine. Früher waren Grüne Bohnen roh heftig giftig. Mittlerweile gibt es lektinarme Zuchtformen, die man mit Speckummantelt nur kurz in die Pfanne werfen musste. Mach das mal mit einer alten Zuchtsorte...


    Zurück zum Flocki - die Giftstoffe (abgesehen von den Lektinen) sind hier noch unbekannt. Daher wird dir niemand das exakte Gift nennen können. Das ist bei den meisten Magen-Darm-Giften so.


    Warum Fazstregel 15 Minuten? Weil Lektine und andere stabile Proteine nicht spontan zerfallen, sondern es den Effekt der Halbwertszeit gibt. Man muss so lange erhizten, bis nur noch wenig Gift vorhanden ist.

    15 Minuten sind relativ. Pilzpulver ist so fein gemahlen, dass die winzigen Staubkörner schneller erhitzt sind als dicke Pilzstücke oder halbe Hüte. Parasolvergiftungen passieren oft genug durch den Hutbuckel - dort noch halb roh und ab die Luzi... Die 15 Minuten beziehen sich auf normale bis etwas dickere Stücke.


    Bei der Netzhexe reichen de 15 Minuten oft genug auch nicht. Die ist deutlich giftiger als der Flocki. Und den Satanspilz müsste man eine Stunde (oder mehr) durchkochen - empfehle ich n nicht, da zu selten und der stinkt zu sehr. Jetzt stimmt es, Netzhexen zählen zu den roh deutlich giftigen Pilzen. Vielleicht ist der Flocki da in Sippenhaft, da früher als nah verwandt geltend. Ich denke aber, ein kleines Stückerl Netzhexe roh mariniert und du bist mit Erbrechen und Furchfall nebst Koliken beschäftigt.

    Oder probier mal geringe Mengen des Rotstieligen Ledertäublings roh - ich kenne einen Fall, wo die Täublingsprobe zur Vergiftung führte.


    Einfach so davon auszugehen, dass roh marinierte Pilze bekömmlich sind (in kleinen Mengen), halte ich für fahrlässig. Richtig ist, dass die Arten, die als roh unproblematisch gelten, da auch mariniert keine Probleme machen. Ob es gesund ist, ist die andere Frage - Verklumpungen Roter Blutzellen im subtoxischen Bereich bemerkt man nicht, sie können trotzdem Kapillaren verstopfen (Thema Lektine).


    Das Wegschütten von Hallimaschkochwasser liegt in der Erkenntnis begründet, dass Hallimasch roh gefährlich giftig ist. Früger glaubte man, das Gift würde ausgekocht und mit dem Wasser weggeschüttet. Das ist in diesem Fall falsch, denn das Gift wird durch das Erhitzen zerstört (Halbwertszeit, daher bei Hallimasch eher 30 Minuten als 15 Minuten). Und ja: Wegschütten ist unnmötig und kostet Aromen.


    Köche wandeln oft auf dem schmalen Grat: kurze Koch-/Bratzeit ergibt oft besseren Geschmack, dafür werden dann nicht alle Gifte abgebaut. Du siehst es aus der Brille des Pilzkochs. Diejenigen, die den Patienten helfen, die sich durch kutze Garzeit vergiften, sehen das anders. Das hat nichts mit "PSV-nehmen-sich-zu-wichtig" zu tun. Es ist einfach nur Erfahrung. Wie berät man Anfänger, damit diese Pilze essen können, ohne sich zu vergiften?


    Ich koche auch sehr gerne. Ich für mich (und meine Mitesser) gehe aber kein Risiko ein. Daher gare ich Hexenröhrlinge (auch Flockis) durch. Und Maronen auch. Fichtensteinpilze hingegen, die keine/kaum Lektine enthalten, haue ich gerne nur sehr kurz in heißes Öl, um Brataromen zu erzeugen und esse sie mit 60 Sekunden Garzeit... und ich weiß dann, was ich da mache.

    Flockis mariniert roh zu essen nenne ich mutig. Netzhexen roh mariniert zu essen, nenne ich dumm (macht man nur einmal). Rotkappen mariniert roh zu essen ebenso. Hallimasch mariniert roh zu essen, nenne ich Selbstzerstörung, Kremplinge mariniert roh zu essen nenne ich Suizidversuch.


    Dein Plädoyer, es könne bei normalen Speisepilzen roh mariniert nichts passieren, nenne ich fahrlässig, denn du weißt ja nicht, welche Inhaltsstoffe du zerlegen willst. Und ja, ich esse roh marinierte Speisen, auch Fisch. Eine Ceviche in Peru - ein Gedicht. Roher Fisch, sieht wie gekocht aus, da in Zitronensaft mariniert, die Proteine fallen aus, stocken, als wäre es gekocht.

    Grüne Bohnen roh mariniert? Nein danke! Paternostererbse roh mariniert? Nein danke.


    Und jetzt empfehle ich zu googlen - es gibt viele Publikationen über Lektine in Pilzen. Und nein, damit sind nicht die klassischen Magen-Darm-Gifte gemeint, auch wenn viele Pflanzenlektine das auslösen. Pilzlektine sind meist blutzerstörend oder blutzerklumpend und daher ungesund bis hoch giftig (ich nenne noch Rötelritterlinge und Scheidenstreiflinge und Perlpilz). Und ob du das Chitin klein bekommst? Glaube ich chemisch nicht - das ist ein Polysaccharid, das nicht auf die Säure reagieren sollte. Andere Zellwandbestandteile vielleicht, aber Chitin? Woher hast du das?


    Ich wünsch dir viele gesunde Pilzmahlzeiten. Ich würde aber keine Mahlzeit mitessen wollen. Deine PSV-Aversion zeugt für mich nicht für die Eigenschaft, offen gegenüber Input von außen zu sein, sondern zeugt für mich eher von einer dogmatischen Einstellung. Und das mit Flockis und Alkohol eher von mangelndem Wissen um Pilzinhaltsstoffe und deren Wirkung.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    Oehrling hat mich auf den Thread aufmerksam gemacht (2019 war ich zwischendurch inaktiv, als der Thread aktiv war). Und ich bin etwas verwirrt.

    Auf den Bildern von 2019 sehe ich das schmutzige Grünliche in der Stielbasis und auf den Mikrofotos von Pablo die klar trunkaten Warzen. Das zusammen mit ohne Schnallen ;) und Laubwald führt zu S. scabrosus und S. lepidus (wie beim aktuellen Parallelthread). Sarcodon lepidus kenne ich aber nicht aus eigener Anschauung, nur S. scabrosus.


    Sarcodon leucopus hat Schnallen und fliegt deshalb ja raus.

    Sarcodon versipellis hat auch Schnallen und sieht ganz anders aus (Hutfarbe eher wie ein Hydnum - habe ich mehrfach gesehen/gefunden).


    Die neuere Kollektion zeigt nur ganz unten etwas graugrün (ich sehe da das Graugrüne schon, meine ich, während andere das als ohne grün interpretieren). Ich wäre daher eher bei grünlich. Die Sporen sind aber zu groß für S. scabrosus...

    Geht man davon aus, die Stielbasis sei nicht grünlich - dann käme man zu S. lundellii, der schon durch das Habitat ausgeschlossen ist.


    Ich denke wie gesagt eher an was mit etwas Grün in der Basis - und nach Maas Geesteranus, der Sarcodon lepidus beschrieben hat, hat der auch realtiv kleine Sporen (nur bis 6,3 µm - und ich vermute inkl. Ornament). Das würde passen.

    Die braunen Sekrethyphen sind spannend, aber ich denke, dass es nur ein Nekropigment ist (die Fruchtkörper schwärzen ja beim Eintrocknen/Altern ein bisserl).


    Wer weiß, vielleicht ist das Altmühltal ein Refugium für sarcodon lepidus und der ist makroskopisch dann variabler als man denkt (und die andere Kollektion wäre auch S. lepidus?!).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Marcel,


    die emotionalen Reaktionen rühren vermutlich daher, dass du einen Triggerpunkt erwischt hast. Viele versuchen, auch den heutigen Stadtkindern einen angstarmen Umgang mit der Natur wieder beizubringen und gegen die überfürsoglichen Eltern anzukämpfen, die jeden Pilz aus dem Garten entfernen und gegen Goldregen in Stadtparks klagen.


    Mit der Giftigkeit der Rosskastanie hast du natürlich schon recht. Und dann kommt das Aber: Sie ist mindergiftig. Und sie ist eben nicht kontaktgiftig. Man müsste schon ausgiebeig an den unreifen Früchten nuckeln, um die Mundschleimhäute zu reizen.

    Das Kastanienmännchen zu basteln gefährlich sei, stimmt aber eben nicht. Auch ich habe als Kind immer wieder Rosskastanien eingesammelt, Löcher hinein gebohrt, mit Zahnstochern Arme und Beine gebastelkt (usw.). Das zu erlauben ist weder fahrlässig moch gefährlich. Die Thujahecke hingegen, die ist gefährlich (Kontaktgift des Pflanzensaftes, alle Pflanzenteile lebensgefährlich giftig bei oraler Einnahme, auch für viele Tiere wie Hunde). Die Rosskastanie ist dagegen völlig problemlos. Und den Kindern das Basteln damit auszutreiben wäre eben jammerschade.


    Mit dem Kontaktgift des Maiglöckchens hast du natürlich recht. Das betrifft aber primär den Pflanzensaft. Und da ist z. B. Eisenhut viel heftiger. Und tödlicher. Maiglöckchen als Blumenstrauß zu pflücken muss nicht sein, vor allem sollten das keine kleinen Kinder machen, denn die Pflanze ist einfach sehr stark giftig. Aber solange die Kinder sie nicht in den Mund stecken, passiert nichts. Und kommt der saft auf die Haut, kann es zu Ausschlag führen (bei Eisenhut zu Nekrosen - bei Thuja übrigens auch).


    Noch kurz zur LWF-Publikation. Die LWF ist hier in Bayern die staatliche Behörde für Wald und Forsten und z. B. auch für die Naturwaldreservate zuständig, für Forschung im Wald und Forst, hilft Waldbesitzern und Förstern in Sachen Pathogene usw. (du wirst das alles auf der Website finden).

    Der Titel mag reißerisch klingen, das ist aber eher Humor, der auch in einer Behörde Platz haben darf. Hier in Bayern ist die Rosskastanie einfach "der" Biergartenbaum. Es ist ein Muss - ein Biergarten ohne Rosskastanie ist halt keiner, da fehlt das Flair. Daher der Titel der Publikation, die dennoch seriös ist.


    Das ganze ist kein Grund zum Streiten - es muss dich, Marcel, niemand angreifen. Aber vielleicht kannst du so die Reaktionen besser nachvollziehen. Und wenn man mal Spaßbremse spielt, dann kommen solche Reaktionen - selbst dann, wenn man recht hat.


    Beispiel: es gibt kontaktgiftige Pilze! Die Aussage, dass man alle Pilze anfassen könne, liest man zwar fast immer, aber bei manchen kann es zu Komplikationen führen. In England haben sich zwei Corticioidenforscher an Gloeocystidiellum vergiftet (ich meine, es war G. porosum), weil die den Fruchtkörper berührt hatten. Warum es dazu kam, ist unbekannt. Ich habe Gloeocystidiellum porosum auch schon berührt und nichts ist passiert. Vielleicht gibt es einen Parasiten, der dann kontaktgiftig ist?! Und ich meine keine Allergie, sondern schwere Entzündung der Haut. Oder der Fruchtkörper wurde früher verletzt und hat deshalb Abwehrstoffe gebildet (das machen einige Pilze, so auch Aleurodiscus, was verwandt ist). Man weiß da viel zu wenig.


    Podostroma cornu-damae müsste m.W. auch kontaktgiftig sein, aber da müsste ich nachrecherchieren.


    Dennoch gibt es keinen Grund, nur noch mit Handschuhen in die Natur zu gehen (was du ja auch nicht behauptet hast). Es sei denn, man "kämpft" mit Riesenbärenklau - da würde ich nur mit Ganzkörperschutzanzug Biotoppflege machen, weil dessen Kontaktgift mutagen und cancerogen ist. Das Gift ist aber auch in Pastinaken, Sellerie und anderen Apiaceae enthalten. Mit Pastinaken und Sellerie kann man sich bei falscher Lagerung schleichend vergiften. Meist sind Pflanzen eh heftiger als Pilze, nur stecken weniger Leute unbekannte Pflanzen in den Mund als unbekannte Pilze...


    Es gibt sooo viel Giftiges in der Natur. Die Rosskastanie hingegen ist nur mindergiftig. Und die Dosis macht eben das Gift.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Oehrling,


    vielen Dank für das Kompliment, aber ich koche auch nur mit Wasser. Ich habe zwar schon einige Sarcodon-Arten sehen/finden dürfen, aber die Stichprobenzahl ist nicht sehr hoch. Insofern kann ich logischerweise die Konstanz von Merkmalen auch nicht erschöpfend bewerten.

    Als Schlüssel verwende ich gerne den hier: Hydnaceous fungi of the Czech Republic and Slovakia


    Maas Geesteranus hat einige Arten nicht frisch gesehen, weshalb Merkmale wie Geruch und Geschmack nicht immer verlässlich sind, was man an Sarcodon fennicus ja gut merkt.

    Was die Merkmale angeht - die Farbe der Stielbasis scheint sehr verlässlich zu sein. Bisher hatten z. B. alls Sarcodon glaucopus, die ich gesehen habe, das schmutzige Grün gezeigt, ebenso wie die Gallenstachelinge (und auch S. fennicus usw.). Aber auch hier ist eine Kollektion gut, denn bei Einzelfruchtkörpern kann es schoin auf die unterste Stielbasis beschränkt sein.

    Das Sporenornament geht m.E. auch gut.

    Vorsichtig bin ich bei der Hutbeschuppung. Das ist auch witterungs- und altersbedingt. Es gibt ja auch S. imbricatus mit relativ flachen Schuppen und S. squamosus mit nicht so bilderbuchmäßig plattgedrückten Schuppen. Bei Kollektionen geht es da dann natürlich besser. Aber ob der Hut fast glatt bleibt oder dich tief einreißt, kann ja trockenbedingt sein. Dann ist das schwierig. Bei dem hier gezeigten sind einige glatt, andere mit den Rissen...

    Und der Geschmack... ob das sooo konstant ist? Da vergleiche ich mit anderen Gattungen und der Konstanz von Bitterstoffen (ob Tylopilus, Caloboletus, Postia usw.). Oft schwankt das. Und auch bei Sarcodon imbricatus schwankt es von mild bis doch erkennbar bittet. Bei Sarcodon scabrosus meine ich, dass neben der Bitterkeit noch was anderes mit reinspielt, etwas schärfliches, aber ob auch das konstant ist?


    Ich gehe daher bei solchen Merkmalen, von denen ich die Befürchtung habe, sie seien nicht ganz so konstant, gerne beide Wege. Und da hier die Stielbasis grüne Töne im Fleisch zeigt, ist ja die Zahl möglicher Arten übersichtlich. Dem tschechischen Schlüssel folgend sind das ja nur noch:


    S. scabrosus, S. lepidus, S. regalis, S. fennicus (und nicht im Schlüssel S. amygdaliolens), S. glaucopus


    S. fennicus und S. amygdaliolens kann man ja streichen (Geruch ist deutlich, S. fennicus nur im Gebirge) Und Sarcodon regalis hat Violettöne im unteren Stielfleisch, fällt auch weg. Bleiben noch drei. Habitat Laubwald (ich würde dann noch das Ornament der Sporen prüfen, wobei Sarcodon glaucopus m. E. andere Fruchtkörperfarben aufweist und wie gesagt ganz anderes Habitat hat), dann bleiben nur noch Sarcodon scabrosus und Sarcodon lepidus. Ersterer soll (immer?) sehr bitter schmecken, letzterer mild bis nur schwach bitter.


    Kurz gesagt kann man jetzt auf zwei Arten reduzieren, die in Frage kommen. Und das sowohl mit als auch ohne Schlüssel, wenn man sich nur die Beschreibungen der wenigen Grünfleisch-Sarcodonse ;) anschaut.

    S. lepidus kenne ich nicht und soll extrem selten sein. S. scabrosus ist verbreitet. Das ist aber kein Argument. Der eher zimtbraune Hut und die Tendenz doch aufzuschuppen, deuten aber auch auf S. scabrosus. Bei sowas würde ich dann nachrecherchieren und alle Artikel über die beiden Arten suchen, deren ich habhaft werden kann, um mehr Merkmale als Trennmerkmale zu prüfen. Ich würde also versuchen, die These, dass es ein Gallenstacheling ist, der mal nicht so bitter ist, anhand anderer Merkmale zuz falsifizieren versuchen. Schaffe ich die Falsifizierung nicht, dann wäre es für mich ein milderer S. scabrosus ;)


    Glaube nur den Schlüsseln, die man selber manipuliert hat (oder so ähnlich)...


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Raphael,


    die SZP habe ich nicht, drum ist mir das durch die Lappen gegangen. Dann der Zweitfund, die Bestätigung für den Erstfund - bleibt trotzdem ein Superfund!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    (keine Hektik mit der PN - wie gesagt, steht gerade ein Umzug an)

    Servus beinand,


    Sarcodon (im alten Sinn) ist eine spannende Gattung. Oehrling: es gibt zwei Sarcodon-Arten, die stark nach Bittermandel riechen: Sarcodon amygdaliolens und Sarcodon fennicus (ich habe darüber in der ÖZP publiziert, ist open access). Maas Geesteranus erwähnt den Mandelgeruch bei Sarcodon fennicus nicht, er ist aber in Norwegen auch als Marsipan-Sopp bekannt, was ja alles sagt.


    Maria, dein Stacheling sieht für mich sehr nach dem Gallenstacheling aus, auch wenn er mal nicht sooo bitter schmeckt. Bitterstoffe können variieren und wenn es so trocken war, warum nicht?


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Raphael,


    durch dein @ habe ich den Thread gefunden.


    Wow, ein starker Fund. Das sieht eins zu eins wie Tricholomopsis sulphureoides aus. Das müsste der Erstnachweis für die Schweiz sein! Das solltest du unbedingt publizieren. Wenn du magst, kann ich den Pilz sehr gerne anschauen und nachbestimmen. Eine Sequenz schadet auch nicht - die Art ist ja gut mit der ITS abgrenzbar. Ich ziehe aber bald um - falls du mir was zuschicken würdest, was mich freuen würde, dann bitte erst Mitte Oktober, sonst kann im Umzugschaos was verschütt gehen und erst spät wieder auftauchen...


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Maria,


    Lactarius citriolens kann man ausschließen - der hat an der Stielbasis auffällige, ockerliche Haare als Faserpelz, was ihn von anderen Arten gut unterscheidet, zudem meist keine oder nur sehr wenige Gruben am Stiel. Lactarius citriolens ist ganz was anderes (und hat auch nichts mit Lact. intermedius zu tun, also nicht wie in den GPBW, wo die beiden zusammengeworfen werden und nur als Varietäten getrennt werden, was ich hier überhaupt nicht nachvollziehen kann).


    Lactarius intermedius kann man m.E. auch ausschließen - zu stark gezont und der Stiel wäre dann viel grubiger, mondlandschaftsartig (grund in Grube, Krater in Krater) und die Bereich zwischen den "Kratern" wäre nicht so weiß, sondern cremegelb, meist bis zu den Lamellen, während L. scobiculatus oben zu den Lamellen weiß abgesetzt bleibt. Dein Pilz ist nich jung, da ist der Stiel von L. scrobiculatus gerne noch weiß, später sieht man das Weiß nur noch oben an den Lamellen als weiße Zone. Für Lact. intermedius ist der Hutfilz oben zu dunkel und zu filzig, zudem sind dafür schon zu deutliche Zonen zu sehen.


    Für mich ist das Lactarius scrobiculatus.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Noch mehr Infos? Welche Infos hast du denn gegeben? ;)


    Täubling ist klar - und für mich sieht das nach ner Trockenmumie von Russula viscida aus. Wäre überprüfbar - Mit Kalilauge auf die ockerliche Stielbasis. Ist es Russula viscida, dann wäre das Ocker ein Rest des Velum universale und würde - wie beim nah verwandten Ockertäubling - tief rot verfärben.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Bernhrad,


    coole Funde! Die Tricholomopsis sollte Tricholomopsis decora sein (wenn du das Foto vergrößerst, siehst du die kleinen, schwarzen Schuppenspitzen - nur durch die Unschärfe sieht der Hut relativ glatt aus).

    Leucoagaricus nympharum sollte in der Tat stimmen (ist übrigens potentiell giftig)

    Das Grüne Gift sieht nach Gelbem nichtsogifitg aus

    Der Hohlfußröhrling ist arg weinrot - stimmt die Farbe des Fotos? Falls ja, wäre es "was besseres".


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    ich hole den Thread nochmal raus. Ich habe mit Wolfgang klofac über Caloboletus kluzakii diskutiert. Er hat sich die Sequenz angesehen (sie ist ja hinterlegt) - und die unterscheidet sich demnach klar von C. radicans. Insofern handelt es sich nach Wolfgangs Meinung um eine gut abgerenzbare, eigenständige Art.

    Hannes2 - du hattest da wohl den Erstnachweis für Deutschland vor der Kamera gehabt...


    Liebe Grüße,

    Christoph