Ach wir Pilzler haben doch alle irgendwie einen Schaden
Aber cooles Bild - ich hoffe die Kräuterseitlinge sind schon etwas gewachsen?
Nun BTT; ich habe die Zeit genutzt, während meine Kulturen noch am Durchwachsen waren und bringe euch mal up to date
Zuerst muss ich sagen, dass mein Vorhaben, den alten Kühlschrank per Aquarienpumpe und Wärmebad zu beheizen jämmerlich fehlgeschlagen ist, da die Kühlmittelleitungen nicht aus Edelstahl oder Aluminium sind, sondern aus einfachem Stahl - kurzum, nach wenigen Tagen hatte ich Rostbrühe im Heizbad, die mich eine Aquarienpumpe gekostet hat. Hassis Variante mit der Aquarienheizung direkt im Brutschrank hat mich dann mal ausprobieren lassen... und siehe da - mein Brutschrank:
Anfangs hatte ich die Heizung einfach nur mittig in den Inkubator gehängt, was allerdings nicht zum gewünschten Erfolg führte: die aufsteigende warme Luft hat den Thermostat in der Aquarienheizung direkt aufgewärmt und somit das Erreichen der gewünschten Temperatur verhindert.
Das Problem habe ich gelöst, indem ich den Heizstab kurzerhand in Schräglage, mit dem Thermostat nach unten, im Gemüsefach-Bereich positioniert und ein bisschen mehrlagige Alufolie für die Wärmeabfuhr untergelegt habe, damit mir das Holzbrett, das für die Schräglage sorgt, nicht wegbrutzelt =).
Hierfür ein großes Dankeschön Hassi für die pragmatische Idee - seither habe ich konstant 26 °C im Inkubator
Da ich meinen bald fruchtungsreifen Kulturen bessere Bedingungen bieten wollte, als den Austernseitlingen vom letzten Jahr (zu lange Stämme --> zu hohe CO2-Konzentration und auch recht kleine FK), habe ich mich für ein Upcycling meines ehemaligen, selbstgebastelten Laborabzugs entschieden. Die Holzkonstruktion hatte ich also schon...
An der Oberseite war schon ein Loch für ein DN110 Rohr, seitlich waren drei Steckdosenlöcher und unten war schon gefliest und mit Silikon verfugt. Also habe ich die 1,40 m Höhe in vier Abschnitte zu 35 cm unterteilt und Dachlattenstücke angeschraubt, um Schienen für spätere Böden zu haben.
Vorne wurde eine Flügeltür installiert, mit 4 Sichtfenstern, die mal Schiebetüren waren.
Die Fruchtungskammer wurde dann komplett mit Silikon ausgespachtelt (3 Tage enormer Essiggeruch <X), um die Pressspanplatten gegen die zukünftig herrschende hohe Luftfeuchtigkeit zu wappnen.
Für die Beleuchtung habe ich mir so einen 5m-LED-Streifen aus'm Baumarkt besorgt und diesen durch einen klaren 12/16mm-PVC-Schlauch gepfriemelt. Die drei Steckdosenlöcher habe ich mit DN50 HT-Winkel ausgestattet, um durch eins davon den LED-Schlauch (im Moment noch mangels Bauteil mit gestopfter Watte abgedichtet) feuchtigkeitsdicht einzuschleusen.
Die Deckel der anderen beiden Winkel wurden durchlöchert, ein 8/11mm-PVC-Schlauch durchgefädelt und mit Hilfe eines Eimers und Styropor ein noch vorhandener 150mm-Rohreinschublüfter angebaut, der sich in einem DN160 KG-Rohr befindet, welches ansaugseitig mit Gartenvlies gegen Staub und andere Grobpartikel geschützt wird. Die Abluft wird direkt ans Kellerfenstergitter geleitet (über einen Spiralschlauch für Trockner).
Zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit habe ich einen Ultraschallvernebler in ein Einmachglas verfrachtet, eine Aquarienluftpumpe (400 L/h) per 6/9er-PVC-Schlauch, den 8/11mm-PVC-Schlauch aus der Fruchtingskammer und ein weiteres Stück 8/11er Schlauch in den Deckel eingefasst und abgedichtet (Silikon/Heißkleber - Bedarf noch der Optimierung, aber funktioniert im Moment zur Parametereinstellung). Das zusätzliche Stück 8/11er-Schlauch wurde als Wasserbrücke verwendet und reicht in eine Plastikbox.
Die Plastikbox dient dem Aufrechterhalten des Wasserniveaus im "Nebelerzeuger" (habe lange überlegt, wie ich das System halbwegs autark gestalten kann), nun muss nur noch eine auf dem Kopf stehende Flasche als Wasserreservoir angebaut werden ...
Somit muss ich nur noch alle paar Tage Wasser nachfüllen - allerdings muss ich den Aufbau noch etwas hinsichtlich der regelmäßigen Reinigung optimieren.
Im Moment läuft gerade die Testphase, wie ich Lüfter und Nebler zeitlich aufeinander abstimmen muss, für den Anfang habe ich mit einem gelben Sack als "Volumenmesser" am Abluftschlauch grob den Durchfluss bestimmt - der Lüfter läuft nun erstmal 20 min alle 2,5 Stunden, um im Schnitt auf 4 Luftwechsel pro Stunde zu kommen und so die CO2-Konzentration in den Griff zu bekommen.
Ich hatte mich jetzt erst einmal entschieden, ein paar Substrate für den Pioppino auszutesten, bevor ich mich an den Schopftintling mache, also habe ich Ansätze sowohl mit purer Buche, als auch mit ein paar Zusätzen angefertigt, die Rezepte kommen dann bei entsprechendem Fruchtungserfolg dazu.
Zudem habe ich mich jetzt erst einmal entschieden, die Flüssigkulturen hinten anzustellen - zeitlich sind Substratbruten deutlich flexibler und ich habe erst einmal noch einiges auszuloten
Nun denn: die Substratmischungen wurden zu je 350 g in Gurkengläser abgefüllt (auf den Bildern mit Kaffeesatz als Zusatzstoff), mit einem 16mm Reagenzglas ein Kanal für die spätere Brut getrieben und sterilisiert (90 min, ~17 psi).
In die Deckel habe ich 2 Löcher mit 8 mm gebohrt, das eine direkt mit Hochtemperatursilikon versiegelt (Impfport für die spätere Injektion der Flüssigmycelien), in das andere ein ca. 13 mm langes Stück Alurohr eingepasst, in welches Baumwollwatte als Luftfilter gestopft wurde.
Der Impfkanal wird dann heute mit den mit Pioppinomycel besiedelten Buchenchips befüllt und inkubiert.
Zudem habe ich noch ein paar Gläser Substratbrut angesetzt, hierzu habe ich die Buchenholzchips in 2%iger Malzextraktlösung 30 min gekocht, abgesiebt und ebenfalls mitsterilisiert. Die Idee hatte ich von einem Paper, in welchem Lagerkulturen von Pilzen hergestellt wurden, indem Rundholz-Stücke in 2% ME sterilisiert wurden und diese dann von Mycel besiedelt in Reagenzgläsern im Kühlschrank eingelagert wurden. Somit konnte zumindest eine Art (gemeiner Wurzelschwamm) 13 Jahre vital gehalten werden ohne zwischenzeitlich zu überimpfen!
[C. Delatour; A very simple method for long-term storage of fungal cultures;
Eur. J. For. Path. 21 (1991), 444-445; DOI: 10.1111/j.1439-0329.1991.tb00782.x]
Ich hatte schonmal einen Ansatz zu Testzwecken gemacht, nachdem ich gesehen hatte, dass auch comatus Buchenholz besiedeln kann und konnte beobachten, dass die mit ME behandelten Buchenchips bedeutend schneller und dichter besiedelt werden! Für zukünftige Backup-Kulturen werde ich wohl einen ähnlichen Weg wie im Paper wählen und das ganze vielleicht noch mit anderen Holzarten ausprobieren...
Da die schon beimpften Substrate mittlerweile besiedelt waren, habe ich mich dazu entschieden, sowohl den Pioppino, als auch den Schopftintling mit Deckerde zu behandeln und habe mich an Stamets' Rezept gehalten, indem ich 10 Volumenteile Torf mit je einem Teil Gips und Kalk vermengt habe und soviel Wasser hinzugefügt, dass beim Zusammendrücken in der Hand gerade ein paar Tropfen Wasser herauskamen.
Diese wurde ebenfalls 90 min sterilisiert und nach dem Abkühlen ca. 3 cm dick auf die Substrate aufgetragen,
mit Frischhaltefolie abgedeckt (Gummiband zur Fixierung) und diese mit einer Kanüle perforiert.
Die nächsten Tage verbringen sie dann erst einmal noch im Inkubator, bis das Mycel die Oberfläche erreicht hat - dann geht's ab in die Fruchtungskammer.
Ich hatte zwischenzeitlich noch Parasole und Mönchsköpfe gefunden und auch geklont (auf MEYA, geotropa auch auf mit ME behandelten Buchenchips). Der Parasol wächst recht gut,
für den Mönchskopf ist das MEYA nicht so gut geeignet.
Auf dem Buchenholz zeigte sich gar kein Wachstum, deshalb habe ich nochmal weitere Klone vom geotropa auf sterilisiertem Stroh und Kompost angesetzt - das Stroh mag er auch nicht so wirklich,
auf dem Kompost ist wenigstens ein leichtes Mycelwachstum zu erkennen...
Ich gehe daher mal davon aus, dass der Mönchskopf mehr ein Sekundärzersetzer ist und dadurch vorverdautes Substrat benötigt - ich setze nun PDA an (Sud aus 56 g ungeschälten Kartoffeln in 200 mL Wasser, 10 g Glucose und 4 g Agar - auf 250 mL aufgefüllt), in der Hoffnung dass er mit Glucose besser zurechtkommt.
Mein erster Testkandidat für die Fruchtungskammer wird ein Strohblock, welcher mit ostreatus beimpft wurde und mittlerweile durchwachsen ist. Ich hatte das Stroh in Bratschlauch sterilisiert und mit Agar beimpft - im Keller wurde es etwas kälter, das Mycel drückte sich aus der Folie heraus... also habe die Folie mit dem externen Mycel entfernt und den Block auf Alufolie sicherheitshalber nochmal in den Kühlschrank gepackt, um den Kältereiz zu sichern. Ich hoffe, dass ich heute oder morgen die rel. Luftfeuchtigkeit im Griff habe und die Austern zum Fruchten aufstellen kann =)
Bis dahin dann erstmal wieder,
euer mykoma