Beiträge von haruma

    Liebe Pilzfreunde,

    vor zwei Wochen bin ich auf einen Feuerschwamm gestoßen, bei dem ich eure Hilfe brauche.

    Die Fakten:

    Fundort: gefällter Eichenstamm am Wegrand unterhalb von Spreitgen in der Talaue Spreitger Bach. MTB: 5011,341 - Funddatum: 20.08.2024



    Resupinate, kissenförmige Fruchtkörper auf alten, rotbraunen Fruchtkörpern von 3 bis 8 cm Ø; Oberflächig leicht wellig, mit einem Netz aus meist eckigen Poren. (6-8 Poren/mm), schillernd, frisch braun mit deutlichem Olivton, trocken hellbraun. Steriler Rand unterschiedlich von kaum erkennbar bis ca. 4 mm breit.


    Poren unter der Stereolupe mit Meßbalken (40 fach):


    Der entnommene Beleg wuchs auf einem alten Fruchtkörper in Gesellschaft mehrerer alter Fruchtkörper nahe einem alten runden Zugang zu einer Bruthöhle im Stamm.

    Die Fruchtkörper waren eindeutig mehrjährig und ich konnte an meinem Beleg max 3 ältere Porenschichten übereinander erkennen.


    Der Stamm war ca. 50 cm oberhalb der Fruchtkörper abgeschnitten und besonders auffallend war die flächige Ausdehnung des Fruchtkörpers auf der Schnittfläche des Stammes, die offensichtlich nur aus einer einjährigen Schicht bestand.



    Mikroskopisch waren weder Sporen noch Basidien zu finden. Setae, gleichgültig welcher Art, waren ebenfalls nicht nachzuweisen. Das Einzige, was ich finden konnte, waren leicht keulig erweiterte Hyphenenden sowie dickwandige, braune Skeletthyphen und farblose, septierte generative Hyphen.


    Hyphenenden 100er Objektiv in Wasser


    Skeletthyphen und generative Hyphen:


    Querschnitt Porenfläche 16er Objektiv in Wasser




    Die Recherche führte mich zu Phellinus cavicola bzw. Fomitoporella cavicola, dem Höhlenfeuerschwamm. (Poroid Fungi of Europe S.313)

    Leider fand ich keine weitere Literatur um die Daten aus „Poroid Fungi of Europe“ mit weiteren Informationen und/oder Bildern abzurunden. Es gibt einen Artikel im „Mycologist“ mit dem Titel „Phellinus cavicola: a species not assignable to European subgroups of Phellinus s.l. von MICHAEL FISCHER, aber ich konnte nur die Seite 1 kostenlos downloaden.

    Falls jemand diesen Artikel verfügbar hat, würde ich mich sehr freuen.


    Viele Grüße


    Harald

    Hallo Björn, hallo Raphael,


    die Idee Galerina und ganz konkret G. clavata passen. Meine Angaben zur HDS hielten der Überprüfung nicht stand - das Material war schon sehr weich und nicht mehr vernünftig zu schneiden. Dabei habe ich mich dann von isolierten Zellen in die Irre führen lassen. Die Sporenmaße sind zwar noch etwas zu groß, aber G. subclavata fällt aus, da die Basidien eindeutig 4-sporig sind. Alles andere paßt sehr gut und ich weiß jetzt auch, daß lecythiforme Zystiden nicht auf Galerina beschränkt sind.


    Vielen Dank und herzliche Grüße


    Harald

    Hallo Björn, hallo Hias,


    hört sich gut an; inzwischen ist der Fund auf ca. 1/10 geschrumpft und ich muß sehen, ob ich von der HDS noch etwas retten kann, sonst wird´s wohl schwierig!

    Bei den ausgeprägt lecythiformen Cystiden war ich gar nicht auf den Gedanken gekommen, in einer anderen Gattung zu suchen.


    Vielen Dank und viele Grüße


    Harald

    Liebe Pilzfreunde,


    bei der Exkursion am Samstag habe ich einen Pilz in die Hand gedrückt bekommen mit der freundlichen Bitte: „Kannst Du mal schauen, was das ist?“

    Diese Frage möchte ich nun an die Fachleute weitergeben, weil ich zu keinem schlüssigen Ergebnis komme.

    Nachfolgend die Daten und ein paar Bilder. Leider war die Stielbasis nicht erhalten und ich weiß zum Fundort nur, daß es ein Wegrand im Fichtenwald mit Gras und Kräutern war.


    Fundort: Wegrand durch Fichtenwald auf der Runde Burgholdinghausen am Langebach - MTB: 4913,441 u 2; - Funddatum: 24.09.2022


    Hut glockenförmig, Ø 13 mm, h 8 mm, matt, hell ledergelb, Zentrum leicht rotbraun; 1/2 radial faltig (Trockenheit?)

    Lamellen L = 20, l = (1-)3, am Rand überstehend, bauchig, satt ockerfarben, mit Zähchen schmal angewachsen

    LS heller bewimpert, Schneide unregelmäßig

    Stiel zylindrisch, strohgelb, glatt mit teilweise knorpeliger Optik, Ø ca. 1mm, l mindestens 3,5 cm, apikal leicht erweitert und deutlich strohgelb bewimpert

    Basidien zylindrisch, 4-sporig: 29,8x17,1 - 33,9x8,6 - 38,6x8,7 µm

    Sporen ellipsoid, asymetrisch, schmutzig ocker, feinwarzig mit Hilus ohne Keimporus; mit KOH3% braunrot verfärbend; 12,5-15,9 x 7,0-8,0 µm, MW(21): 14,4 x 7,6 µm, Q = 1,9

    Cheilozystiden lecythiform: 48,4x18,9 K 13,3 - 43,2x11,6 K 5,7 - 54,7x15,4 K 9,6 - 51,5x10,2 K 7,2 - 42,7x10,6 K 6,4 - 51,4x16,5 K 8,5 - 69,1x 19,4x12,4 K 8,5

    Kaulozystiden lecythiform 56,3x14,8 K 9,5 44,7x10,6 K 10,1 66,0x13,2 K 10,3 51,1x6,8 K 8,0 - 53,5x8,7 K 9,7

    HDS aus großen birnenförmigen Zellen 65,6x28,2


    Bild 01: Hut


    Bild 02: Lamellen und Stiel


    Bild 03 Cheilozystiden in Kongorot 100er Objektiv


    Bild 04 Sporen in Wasser 100 Objektiv


    Bild 05 Sporenoberfläche in Wasser 100er Objektiv


    Bild 06 Sporen in Wasser und KOH 3 % Zusatz 40er Objektiv


    Bild 07 Kaulozystiden in Kongorot 40er Objektiv



    Wenn ich das richtig sehe, sind die Sporen warzig und zeigen keinen Keimporus; zusammen mit der Sporengröße ergibt das für mich ein Rätsel, das ich weder mit FE 11 noch mit Meusers lösen konnte.

    Kann mir bitte jemand auf die Sprünge helfen?


    Vielen Dank und viele Grüße aus dem Oberbergischen


    Harald

    Hallo Andreas,


    das Material von Bild 06 habe ich noch eingefärbt unterm Mikroskop; beim Fokusieren zeigen sich alle Kreise als im Querschnitt getroffene Cystiden, die in der Forsetzung als solche zu erkennen sind.

    Was mich jetzt aber irritiert: Bernicchia schreibt: "... mit kopfigen Hyphenenden, die eine unregelmäßig runde, harzige braune Masse sezernieren." und zeichnet diese braunen Ballen in den Bereich zwischen Hymenium und Subhymenium.

    Wenn ich deinen Text richtig verstanden habe, sind die Zystiden mit der Harzkappe verklebt.

    Ich habe zwei Bilder gefunden, bei denen die Zystidenspitzen entweder eine beginnende Harzkappe zeigen oder dort eine Spore hängengeblieben ist.

    Bild 01


    Bild 02


    Beide Bilder hatte ich als hängengebliebene Sporen interpretiert.


    Irgendwelche kopfige Zystiden oder Hyphenenden habe ich in keiner der Proben gefunden.

    Die "Nester" (Bild 10) von Sporen zeigen auch keinerlei gelbbraune Verfärbungen, die erklären würden, daß Gelkappen beim Präparieren frei geworden sind und dann Kleinteile aus dem Präparat verklebt haben.


    Auf geht´s zur Probe 5


    Viele Grüße


    Harald

    Hallo Andreas,


    danke, deine Info ist schon mal ein Lichtblick!

    Aus der Literatur (FE12) ist für Peniophorella praetermissa nicht zu lesen oder zu erkennen, daß die zugespitzten Cystiden über das Hymenium hinausragen. Kopfige Leptocystiden konnte ich bei bisher 4 Proben nirgends finden. Auch mit Stephanocystiden hatte ich keinen Erfolg, obwohl drei der Proben Schnitte waren und Substrat enthalten war.

    Auch die Angaben zum Sporeninhalt halten sich in der Literatur "sehr in Grenzen" ("gutulate"). Damit hatte ich diese Möglichkeit ausgeschlossen.

    Die Konsistenz des Fruchtkörpers ist sehr weich und instabil (durchwässert) , zusammen mit der obersten Substratschicht.


    Damit hatte Armin doch recht mit seinem Hinweis.


    Frohe Ostern und viele Grüße


    Harald

    Hallo Frank,


    erst mal frohe Ostern und vielen Dank für die Info mit der KOH.

    Zu den Cystiden muß ich sagen, daß ich für die Form und den leicht strukturierten Inhalt keine andere Bezeichnung gefunden habe. Da die Zellen SV- sind, habe ich auch keinen Beleg, daß die Bezeichnung richtig ist. In CoNE ist leider auch nur die Rede von Cystiden.

    Bei meinen Recherchen konnte ich nur Hyphoderma subdefinitum finden, die nur mit einer Cystidenart ausgestattet ist und bei der die Cystiden deutlich über das Hymenium herausragen.

    Auch die Sporenform und -breite paßten. Was mit der Zeichnung in CoNE nicht überinstimmt ist das pfriemförmige apikale Ende der Cystiden


    Inzwischen habe ich den Fund in KOH 3% überprüft. Anbei die Bilder (alle in KOH 3%):


    01. Querschnitt durch den Fruchtkörper (60er Okular)


    02. Querschnitt durch den Fruchtkörper (60er Okular)



    03. Cystiden mit Exsudattropfen an der Spitze (100er Okular)


    04. Cystiden überragen Hymenium (100er Okular)


    05. Cystide komplett (100er Okular)


    06. Stephanocystiden ? oder Cystiden in Aufsicht?


    07. Spore (100er Okular)


    08. Spore in "Ballen" (100er Okular)



    09. Spore frei (100er Okular)


    Die Struktur in den Sporen ist bei den freien Sporen deutlich zu erkennen, der Sporeninhalt in Bild 8 weicht ab.

    Die Maße sind 9,6x5,3 - 9,5x5,2 - 9,3x4,5

    Die Cystiden waren bei der ersten Probe überwiegend zylindrisch, apikal konisch bis verjüngt mit schmalerem zylindrischem Ende (vergl. Bild 4 des ursprüngllichen Beitrags)

    Bei den weiteren Proben waren die Cystiden überwiegend fusoid, vereinzelt mit Verengung im unteren Drittel. 83,1x12,9 - 71,7x12,4 - 73,8x12,3

    Die meisten Cystiden ragen über das Hymenium heraus, aber weniger als die vorher genannten 25%.


    Hast Du eine Idee, was das sonst sein könnte, wenn das keine Hyphoderma ist?


    Viele Grüße


    Harald

    Hallo Armin,


    nun hab ich alles auf den Kopf gestellt: Ich finde definitiv keine Stephanocystiden; die zylindrischen, kopfigen Leptozystiden, die das Hymenium überragen (mit oder ohne Kristallschopf) sind nirgends zu entdecken und die Goeocystiden überragen definitiv das Hymenium um 25-30%..

    Dagegen steht die nicht erreichte Sporenlänge und die zusammengeballten Sporengruppen. An einigen Gloeocystiden sind an der Spitze Exsudate zu sehen; vielleicht ist das die Ursache für das Zusammenballen.

    Was mich auch noch irritiert: laut Literatur sind die Sporen mit einer granulierten Struktur ausgefüllt (ölige Einschlüsse), die meisten meiner Sporen sind jedoch völlig strukturlos und transparent. In den Nächten von der Exkursion gab es in der Region noch einige Nachtfröste - könnte das die Abweichungen verursacht haben?


    Viele Grüße


    Harald

    Hallo Armin,

    da hab ich ja die Wahl zwischen Pest und Cholera :)

    Du hast völlig Recht: an vielen Cystiden sind im apikalen Bereich Strukturen zu sehen, die auf einen amorphen Belag hindeuten. Auch die "Nester" mit den Sporen wären hierdurch gut erklärt und die Sporenmaße passen deutlich besser.

    Was ich mit dem ersten Satz meinte, ist die Tatsache, daß Hyphoderma praetermissum laut CoNE mit ein bis drei Arten von Cystiden auftreten kann. Was ist dagegen die Abweichung im Sporenmaß? :)

    Ich habe erst mal nur die nicht im Forum veröffentlichten Bilder gesichtet um dir zu antworten. Jetzt knöpfe ich mir das Teil noch mal vor - ich glaube, Ostern ist verplant.


    Viele Grüße


    Harald

    Hallo Armin,


    wie Du siehst, warte ich dringend auf die Anmerkungen unserer Spezialisten - aber bis eben kam leider gar nichts.

    Daß die Sporen im Vergleich zur Literatur "etwas kurz" geraten sind, sehe ich auch. Aber kennst Du eine Alternative?

    Hyphoderma ist mir auch zum ersten Mal über den Weg gelaufen - aber ich hoffe immer noch, daß sich die Fachleute dazu äußern.


    Vielen Dank und viele Grüße


    Harald

    Liebe Pilzfreunde,

    ein Fund vom Sonntag letzter Woche machte mich ratlos. - Inzwischen steht meine Bestimmung: Hyphoderma subdefinitum, heute: Hyphoderma occidentale (lt. Index Fungorum)


    Hier die Beschreibung:


    Fundort: liegender, weitgehend vermorschter Laubholzast im Laubwald am Heiligen Meer

    MTB: 3611,243 Funddatum: 02.04.2022

    Fruchtkörper ca. 2x1 cm, weiß bis hellgrau, sehr weich und durchwässert, glatt mit einigen Warzen. Unter der Stereolupe sind die überstehenden Cystiden als Stacheln erkennbar

    Im Querschnitt nur Hymenium und Subhymenium erkennbar, Bild geprägt durch die Gloeocystiden, die über das Hymenium hinausragen.

    Hyphen aus dem Subhymenium dünnwandig, hyalin mit Schnallen

    Gloeocystiden farblos, schlauchartig mit Verengung im unteren Drittel und verjüngendem stumpf endenden apikalen Ende, teilweise geschnäbelt wirkend; vereinzelt auch andere

    Formen: bauchig, gebogen, mit konischem Ende meist aus einer Hyphe mit Schnalle entspringend, einzelne auch zweiseitige Basis, Inhalt SV-, in Kongorot nach einiger Zeit deutlich dickwandig

    53,0x9,3 (8,6/3,1) - 52,2x10,7 (4,1) - 40,9x10,3 (7,9/3,1) - 49,3x10,1 (10,8)

    Basidien keulig mit Einschnürung über dem unteren Drittel, mit Basalschnalle. 4-sporig, (auf einem Bild 4 Sterigmen komplett sichtbar)

    34,1x6,9 - 29,2x7,2 - 29,5x6,7

    Sporen zylindrisch bis suballantoid, teils mit granuliert erscheinendem Inhalt, meist jedoch klar, farblos und hyalin, glatt mit teilweise erkennbarem Hilus; J-, an einigen Stellen "Nester" von Sporen zu finden, die mit anderem Material zu Ballen verklebt sind und in Aufsicht 10-30 Sporen zeigen.

    in Wasser: 7,7x4,4 - 7,3x3,2 - 8,3x3,9

    in Wasser mit Kongorot: 8,2x4,4 - 8,3x4,3 - 8,9x4,9 - 7,7x3,3 - 9,0x4,5 - 10,6x4,8 - 8,0x4,4 - 8,5x4,3 - 8,2x4,2


    Und nun das Ganze in Bildern:


    01. Makroskopisch


    02. Noch größer


    03. Fruchtkörper im Querschnitt


    04. Cystiden in Kongorot 100er Obkektiv


    05. Cystiden in Kongorot 100er Obkektiv


    06. Cystiden in Kongorot 100er Obkektiv


    07. Basidien in Kongorot 100er Obkektiv


    08. Basidien in Kongorot 100er Obkektiv


    09. Sporen in Wasser 100er Objektiv


    10. Sporen in Kongorot 100er Obkektiv


    11. Schnallen in Kongorot 100er Obkektiv


    Die Bestimmungsversuche führten zu Hyphoderma subdefinitum. Laut Index fungorum ist die Art synonymisiert mit Hyphoderma occidentale.



    Mit herzlichen Grüßen aus dem Oberbergischen


    Harald

    Hallo Pablo,


    Junghuhnia habe ich begraben. ;( Die semisupiniformis müßte auch pileat und nicht resupinat wachsen.

    Bleibt wirklich nur noch Schizopora übrig - und wenn man die Sporen als feste Größe betrachtet, dann bleibt nur noch S. radula; aber damit bleibt weiterhin unklar, woher die keuligen, dick inkrustierten Hyphenenden kommen? Ich kann die Problematik der Lageveränderung nachvollziehen, aber daß dadurch Hyphenenden und Kristalle dicker und größer werden, fällt mir schwer.

    Ich glaube, ich muß mal wieder ein UMO abspeichern :(


    Herzlichen Dank und viele Grüße


    Harald

    Hallo Pablo,

    danke für die umfassende und schnelle Antwort.

    Zitat

    - aber solche kräftigen Inkrustierungen sollten bei Junghuhnia eher nur im oberen Bereich der Pseudozystiden zu finden sein, nicht aber an den Skeletthyphen.

    Wenn ich das in der Literatur richtig gelesen habe, sind die Skeletthyphen auch in den Seitenwänden der Poren zu finden und von dort durchbrechen sie das Hymenium und bilden diese Pseudozystiden. Die großen, keuligen Strukturen habe ich in der Porenwand gefunden, die schmalen inkrustierten Hyphen im Subhymenium.

    Hallo, Harald!


    Vorstellbar wäre noch die richtung Schizopora / Hyphodontia - dazu würden auch die Sporen passen und ebenso die eingeschnürten Basidien. Allerdings sind da solche fetten Hyphenenden wie in Bild 9 zu sehen nicht eben der Regelfall.

    Die Basidien waren nur zum Teil eingeschnürt. von fünf komplett erkennbaren Basidien waren drei klar und einfach clavat und die beiden anderen eingeschnürt.


    An Schizopora hatte ich auch gedacht, da ich aber bei keinem einzigen Präparat einen Hinweis auf die kopfigen Hyphenenden mit der Gelhaube gefunden hatte, habe ich Schizopore ausgeklammert.

    Was Junghuhnia semisupiformis betrifft: Die Art wurde ja aus Brasilien beschrieben, da ist es durchaus zweifelhaft, ob die in Zentraleuropa überhaupt vorkommen kann.

    Also ich mag hier Junghuhnia nicht ausschließen, tendiere aber eher zu Schizopora.

    Sowohl Bernicchia in Polyporaceae als auch Ryvarden in der Arbeit aus dem zitierten Link geben auch Deutschland als Verbreitungsgebiet an. Auch hatte ich in Pilze Deutschland einen Fund in Schleswig-Holstein gelesen.

    Deine Tendenz zu Schizopora kann ich verstehen, aber ich hatte auch Schizopora mikroskopiert und geschlüsselt. Infrage kommen paradoxa und radula.

    Bei Schizopora paradoxa habe ich bisher immer reichlich kopfige Hyphenenden mit Gelkappe gefunden; auch die Sporengröße weicht mir zu weit ab.

    Schizopora radula habe ich bisher nicht mikroskopiert. Laut Ryvarden passen zwar die Sporen recht gut, aber er beschreibt auch reichlich kopfige Hyphenenden und andere Zystidenformen, die deutlich die Basidien überragen. Bei meinen Schnitten konnte ich davon nichts finden.

    Du siehst, der Hilferuf war dringend erforderlich.


    Vielen Dank und herzliche Grüße


    Harald

    Hallo in die Runde!

    Ich steh mal wieder vor einem Rätsel, das ich erst mal vorstellen möchte:


    Fundort: Final vermorschter Laubholzast im Laubwald auf der Runde Mattenbachtal

    MTB: 5014/311 Funddatum: 04.09.2021

    Fruchtkörper resupinat in mehreren Gruppen nebeneinander und übereinander auf der Seite eines ca. 4 cm starken, final vermorschten Laubholzastes; Poren unregelmäßig eckig, an den Rändern teilweise ausgefranst.

    Röhrenschicht hellocker, Porenoberfläche reinweiß.


    Skeletthyphen farblos, dickwandig, kaum verzweigt, ohne Schnallen,2,4-3,1µm Durchmesser, teilweise mit dicker Kristallschicht überzogen; Durchmesser 5,3-7,7µm, Schichtdicke 1-2,6 µm ; Enden häufig das Hymenium

    durchbrechend und mit Kristallen umhüllt (häufig keulig erweitert wirkend) 35,9x9,7 µm bzw. 31,1x10,6 µm

    Generative Hyphe farblos, dünnwandig mit Schnallen 2,5-3 µm.

    Basidien clavat, 4-sporig, teilweise mittig eingeschnürt

    13,1x5,1; 12,5x5,2; 18,5x4,2; 11,5x4,3

    Sporen rund bis elipsoid, hyalin, dünnwandig, einige mit einem großem, schmutzig ockerfarbenen Öltropfen:

    3,4-4,3x2,9-3,5 µm; MW aus 7 Messungen: 3,7x3,2 µm

    3,8x3,3; 3,4x3,2; 3,5x3,2; 3,6x3,2; 4,1x3,5; 3,5x2,9; 4,3x3,3


    Bild 1-5 Fruchtkörper in aufsteigender Vergrößerung:

    Bild 01:


    Bild 02:


    Bild 03:


    Bild 04:


    Bild 05:


    Alle nun folgenden Mikrobilder sind aufgenommen mit 100er Objektiv in Wasser oder Kongorot.

    Bild 06: Skeletthyphen:


    Bild 07: Kristallschicht um die Skeletthyphen


    Bild 08: Enden von Skeletthyphen keulenartig verdickt mit Kristallen


    Bild 09: Hyphenende im Schnitt:


    Bild 09: Generative Hyphen dünnwandig mit Schnallen:


    Bild 10: Basidien clavat, 4-sporig (hier mit Einschnürung)


    Bild 11: Sporen hyalin, glatt, dünnwandig, rund bis elipsoid, J-; hier in Kongorot


    Bild 12: Vegetationsspitze aus der Porenwand:


    So weit, so gut.

    Zur Bestimmung benutzte ich: 1. Poroid fungi of Europ und

    2. FE Bd. 10 Polyporaceae s.l.

    und kam zu dem Ergebnis, daß hier eine Junghuhnia vorliegen müßte.

    Laut Poroid fungi lande ich bei Junghuhnia lacera,

    laut Polyporaceae lande ich bei Junghuhnia semisupiniformis (die in Poroid fungi gar nicht angesprochen wird)

    Die Kontrolle im Internet brachte dann folgendes: A. Basidiomata of Junghuhnia semisupiniformis. B. Encrusted tips of... | Download Scientific Diagram

    Die hier gezeigten, kristallbesetzen Hyphenenden sind so nicht beschrieben in Polyporaceae.


    Und nun bin ich ratlos! Habe ich eine Junghuhnia? Und wenn ja, welche?


    Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand weiterhelfen könnte.


    Herzliche Grüße aus dem Oberbergischen


    Harald

    Hallo Frank,


    von diesen komplexen Hintergründen hatte ich keine Ahnung. Ich werd mich dann mal ganz hinten anstellen und wäre froh, wenn ich dich bei Bedarf wieder fragen kann.


    Viele Grüße


    Harald

    Hallo Frank,


    dann kann ich jetzt doch eine Tomentella in der Fundliste präsentieren - danke dir für die Bestätigung. (Darf ich die benutzen?)

    Ich würde den Fruchtkörper dann meinem Kollegen Karl Gumbinger zur Gefriertrockung und in sein Privatherbar geben.


    Vielen Dank und bis zur nächsten Tomentella


    Harald

    Hallo Frank,


    einen Schuhkarton habe ich gefunden ...

    Wie sieht es eigentlich mit Sequenzierung bei Tomentella aus? Ergeben sich da irgendwelche Perspektiven mehr Licht in die Gattung zu bringen?


    Viele Grüße


    Harald

    Guten Abend in die Runde!


    Gestern hatte ich den ersten Versuch mit einer Tomentella gestartet und nun folgt der zweite.

    Beschreibung:

    Haselnußbrauner, filziger, weicher Belag auf einem vermorschten Nadelholz-Kantholz (alte Sitzbank) mit teils glatter, teils höckeriger Oberfläche. Leicht ablösbar, Ränder schwach heller, ohne Rhizomorphen.


    Sporen verschieden geformt , braun, 6,7-7,4 x 5,2-6,9 µm, Mittelwert aus 9 Messungen in H2O: 7,1 x 5,9 µm; Stacheln bis 1,9 µm (1,3-1,9, Mittelwert aus 13 Messungen: 1,6 µm)

    Subikulumhyphen dünnwandig, bräunlich 3,5 bis 4,9 µm Durchmesser mit Schnallen

    Subhymeniumzellen farblos bis bräunlich, kurz, dünnwandig mit Schnallen, deutlich aufgebläht

    10,6 - 6,6 µm

    10,9 - 3,8 µm

    12,2 - 4,9 µm

    14,1 - 6,1 µm


    Basidien 4-sporig, lang clavat, farblos

    39,9 x 7,9 µm


    Bild 1 Übersicht


    Bild 2: Detail


    Bild 3: Detail 2


    Bild 4: Sporen und Stacheln in Wasser mit 100er Objektiv


    Bild 5: Sporen und Stacheln in Wasser, 100er Objektiv


    Bild 6: Basidie in KOH 3%, 100er Objektiv


    Bild 7: Subhymenium mit aufgeblähten Zellen in Wasser mit 100er Objektiv


    Bild 8: Subikulumzellen in KOH 3%, 100er Objektiv


    Im Schlüssel von Frank Dämmrich bin ich bei Tomentella sublilacina gelandet.

    Sporenform und -größe, die Länge der Stacheln, die aufgeblähten Zellen im Subhymenium waren dabei wohl die wichtigsten Kriterien.


    Ich hoffe, daß ich heute besser getroffen habe und verbleibe mit vielen Grüßen aus dem Oberbergischen


    Harald

    Tomentella ellisii darf in KOH keine braunen Hyphen haben

    Hallo Frank,


    meine Tomentella hatte auch in KOH braune Hyphen; das Bild kann ich leider nicht mehr herausfinden, da ich bei meinem ersten Versuch zu Tomentella die Medien nicht genau dokumentiert hatte. Das wäre ein weiteres Argument für T. sublilacina.

    Wäre dann eine Bezeichnung Tomentella sublilacina cf zutreffend oder wie dokumentierst du solche Funde?

    Inzwischen habe ich noch eine Tomentella vor die Linse bekommen. Die stelle ich aber erst morgen ein - vielleicht treffe ich dabei besser.


    Vielen Dank und viele Grüße


    Harald

    Hallo Pablo,


    wenn ich den Schlüssel und dich richtig verstehe, sind auf den folgenden Bildern Basidiolen zu sehen:

    Bild 9 Übersicht in Wasser mit 40 er Objektiv


    Bild 10 in Wasser mit 100 er Objektiv; Durchmesser 11 und 15µm an der bauchigen Stelle



    Frank hat sich noch nicht dazu geäußert.


    Viele Grüße


    Harald

    Hallo in die Runde!


    Heute möchte ich einen Fund vorstellen, bei dem ich mal wieder den Rat der Fachleute brauche. Mit Tomentella habe ich mich bisher noch nie beschäftigt.
    Erst mal eine kurze Beschreibung:

    Resupinater, filziger, weicher Belag auf einem final vermorschten Laubholzast, hellbraun bis graubraun gefärbt, keine Verfärbungen am Rand; kein Rhizomorphen sichtbar

    Sporen überwiegend elliptisch mit Stacheln bis 1,1 µm, braun, keine Verfärbung mit KOH 3% oder mit Melzer

    6,8-8,7x5,2-7,1, Mittelwert aus 14 Messungen in H2O: 7,2x6,1

    Subikulumhyphen dünnwandig, bräunlich 4,4 bis 5,9 µm Durchmesser mit Schnallen

    Subhymeniumzellen farblos bis bräunlich, kurz, dünnwandig mit Schnallen

    Basidien 4-sporig, lang clavat, farblos

    36,4x7,7

    43,3x8,5


    Bild 1 Frisch gewachsener Bereich


    Bild 2 älterer Bereich


    Bild 3 Sporen 100 er Objektiv in Wasser


    Bild 4 dito in Kongorot/SDS


    Bild 5 Subikulumhyphen


    Bild 6 Subhymenium, 100 Objektiv in Konogrot/SDS


    Bild 7 Zellgruppe aus dem Subhymenium in Kongorot/SDS, 100 Objektiv


    Bild 8 Basidie 100er Objektiv in Kongorot/SDS



    Mit dem Schlüssel von Frank Dämmrich bin ich bei Tomentella ellisii gelandet.

    Allerdings bleiben noch Zweifel, da ich keinerlei eigene Erfahrungen zu diesem Thema habe.


    Für Infos und Tips wäre ich sehr dankbar.


    Viele Grüße aus dem Oberbergischen


    Harald