Alles anzeigenServus beinand,
da ich wohl der Auslöser war, möchte ich gerne Stellung dazu beziehen.
Erstmal zum Thema an sich. Es geht nicht darum, auf einen Anfänger loszugehen. Ich sehe auch nicht, dass dies passiert ist. Vermutlich verstehe ich hier aber auch die Forenpolitik nicht bzw. den Umgang mancher PSV / Pilzberater mit Online-Pilzberatungen. Meines Erachtens (und das kann jeder gerne anders sehen) reicht es nicht, einen Disclaimer anzugeben, dass das hier nicht als Pilzberatung zu dienen hat, wenn es dann doch genau das ist. Ein User (kommt ja immer wieder mal vor) sammelt Pilze, kennt sie nicht, stellt sie hier rein, erfährt einen Namen und futtert sie... Passiert das trotz Disclaimer, ist der User selbst schuld, wenn was passiert. Kommt das aber mehr als einmal vor, dann weiß der Pilzberater / PSV, dass hier letzten Endes nicht die Bestimmung an sich im Vordergrund steht, sondern ein "kann man den essen? / ich will den essen, sichert mir das bitte ab". Wenn man das aber weiß und dann trotzdem Bestimmungen vornimmt, dann empfinde ich das als Online-Pilzberatung.
Disclaimer sollten ja nicht als reiner Vorwand dienen, sondern auch inhaltlich so gemeint sein...
Ob das Forum als Plattform Online-Pilzberatungen toleriert, ist Sache des Forums. Ob man aber als Pilzberater da mitmacht, ist eine andere Sache. Ich mache bei sowas eben nicht mit - und erkläre das dann auch, so wie ich es hier etwas weiter oben erklärt habe.
Aber muss man immer gleich Breitwand gegen einen interessierten Anfänger auffahren?
Könnte man das nicht etwas sensibler händeln?
Ich denke, manchmal ist weniger mehr.
Das macht mich auch nachdenklich, aber eben in entgegengesetzter Richtung. Ich habe keine unsensible Breitwand erkennen können. Vielleicht habe ich in Sachen Pilzberatung auch ein anderes Risikobewusstsein, ich weiß es nicht. Jedenfalls bin ich gegen Online-Pilzberatung. Und entsprechend davor zu warnen, diese hier durchzuführen empfinde ich nicht als Breitwand. Zumal wir nicht mehr davon abhängig sind, alles zu essen, was wir irgendwo finden - z.B. überalterte Gummischlappen des Mönchskopfs. Man kann auch frische Pilze günstig kaufen und muss nicht alles essen.
Gut, wer alles essen will, soll das natürlich gerne tun, dann aber eben ohne Online-Beratung. Sehe ich so, sorry, aber für mich beinhaltet Pilzberatung auch Verantwortungsgefühl und eben "Beratung". Ich bin als Pilzberater kein Namensnenungsdingens und auch keine Sortierstation - ich berate - und rate z.B. bei Anfängern auch ab, Arten zu sammeln, die leicht verwechselbar sind (mit gefährlichen Arten). Ich sehe darin auch eine Aufklärung in der Bevölkerung. Wer "Lepista" inversa sammeln will (ein weiteres Beispiel), den warne ich vor "Clitocybe" amoenolens. Könnte ich auch lassen, jeder ist für sich selbst verantwortlich - aber als Pilzberater berate ich da auch und lasse niemanden ins Messer laufen.
Zurück zum Fall hier - ich interpretiere das eben wie gesagt als Versuch, sich eine Online-Pilzberatung abzuholen. Deshalb warne ich. Hätte der User nicht geschrieben (und es war ja nicht das erste Mal), dass er die ihm unbekannten jetzt gegessen hätte, sondern es nur rein um die Bestimmung geht, hätte ich a) mitgeholfen und b) keine Warnungen ausgesprochen.
Wenn es hier nicht gerne gesehen wird, dass Anfänger, die aus (meist) Unwissenheit die Gefahr einer Pilzvergiftung unterschätzen und sich Online-Beratungen (ohne böse Absicht) abholen wollen, (P.S.: der Satzteil fehlte, daher edit...) --> deutlich gewarnt werden, sondern nur <-- sehr dezent darauf ansprechen sollen und dann wegschauen sollen, müsste ich das erstmal verdauen.
Jetzt zu dem vermutlichen Auslöser - ich hatte es eher sarkastisch gemeint, dass ein schlechtes Beispiel auch zu was nutze sein kann. Unabhängig davon warne ich aber in der Tat in meinen Kursen davor, dass die Anwendung von Pilz-Apps (wenn man nicht weiß, wie man damit umgehen kann/sollte) leicht zu Vergiftungen führen kann, da diese mit einer mobilen Hosentaschenpilzberatung verwechselt werden kann (manche sind technikgläubig, was die Software ausspuckt muss richtig sein). Ebenso erkläre ich, dass es (vor allem in Facebook) bei Bestimmungen auf Online-Plattformen manchmal mehr darauf ankommt, wer zuerst antwortet und weniger auf den Inhalt. Beispiel: Handy-Foto live im Wald, auf fb hochladen, Namen erfahren (z.B. Perlpilz), deshalb sammeln und essen. Oder wie hier, unbekannter Pilz, nach Buch vermutlich / vieleicht Mönchskopf, dann noch uralt und fast verwest - wird als Mönchskopf online (unter Einschränkung) empfohlen und schwupps ist er in der Pfanne...
Meine Replik auf das "will ich nicht" von diesem User habe ich als Beruhigung gemeint - wenn ich Stories erzähle über solche Probleme, dann dermaßen allgemein, dass es nicht auf jemanden zurückzuführen ist. Also nicht "schau tmal im Pilzforum.eu - ich schicke euch den Link - was da passiert ist", sondern "ich habe selbst schon Fälle erlebt, in denen in Pilzforen Bestimmungsanfragen gestellt werden und dann nach der Bildbestimmung deshalb die Pilze verzehrt werden - bedenkt das bitte bei Forenaktivitäten". Da ist nichts dran, was ich irgendwie problematisch finde.
Einerseits kann ich das gut verstehen: Wenn jemand explizit ausrückt, daß er nicht einverstanden ist, wenn die eigenen Beiträge als Casuistik (für welchen Zweck auch immer) verwendet werden, dann sollte man schon so fair sein, und auf die Verwendung der Texte als Beispiel verzichten. Wenn dann "angedroht" wird, (egal on quasi "anonymisiert" oder nicht), dem Wunsch nicht zu entsprechen, ist es leider kein Wunder, wenn das passiertr, wie eben jetzt: Daß jemand sich nicht anders zu helfen weiß, und die entsprechenden Beiträge löscht.
Das wollte ich gar nicht - siehe oben. Wie kommst du darauf, Pablo, dass ich Texte rauskopieren würde?
Ich schrieb ganz bewusst:
"Als "wahre Story" kann und darf ich das aber erzählen."
Sorry, aber wo verwende ich da Texte oder Textinhalte? Ist es verwerflich, verpönt, verboten, wenn ich wie oben ausgedrückt, völlig anonym, ohne Nennung von Forum, User, Thread, Datum, Inhalt einfach in einem Pilzkurs erzähle, dass ich selber mitbekommen habe, dass Onlineanfragen dazu führen können, dass...
Das finde ich besser als ein "Ich kann mur durchaus vorstellen, dass es mal sein könnte, dass...".
Und da ist es kein Wunder, dass...?
Sehe ich anders. Aber wie gesagt - in diesem Punkt kollidiere ich vermutlich immer wieder mit der hier praktizierten Forenpolitik. Ich denke, man muss nicht alles in sich reinstopfen. Und ich finde es falsch, das auch noch zu unterstützen. Kann wirklich jeder anders sehen - von Pilzberatern würde ich aber schon erwarten, dass sie wissen, wie verantwortungsvoll Pilzvestimmung sein kann.
Ich finde das alles sehr nachdenklich. Aber wohl 180° entgegen der Sorgen von Nobi. Nicht jeder denkt gleich. Ich denke an die Pilzberater und die Pilzexperten, die Online-Pilzberatungen machen, Nobi denkt an den Anfänger, der ja nur wissen will, ob er die alten Schlappen in die Pfanne schmeißen kann. Und ein zu klares nein ist da zu abschreckend... Hm, ich denke mal in aller Ruhe drüber nach... Vielleicht bin ich da nicht empathisch genug oder sehe es zu einseitig. Oder bin mal wieder übervorsichtig.
Liebe Grüße,
Christoph
Hallo Christoph,
vorweg: Ich bin Lichtjahre weit davon entfernt ein Pilzsachverständiger zu sein so wie du, aus deinen Beiträgen hier lese ich zwei Dinge heraus. Ein enormes Wissen und Sachverstand und deine vollkommen berechtigte Besorgnis sorglosen Pilzsammlern gegenüber. Ein klares Nein heißt nun mal einfach nein und nicht vielleicht, könnte sein, eventuell, jo kann man essen.
Meine Mutter trichterte mir schon als Kind ein, das man keinen Pilz mitnimmt, den man nicht 100% erkennt und bestimmen kann, also sammel ich- bis jetzt- eben nur die 3-4 Arten, die ich wirklich kenne und basta. Also Marone, Steinpilz,Judasohr und Hallimasch und dann eben noch Birkenporling und schiefen Schillerporling, bin ja noch wissbegieriger Lehrling und hänge an meinem Leben.
Zwei Anekdötchen aus meinem lokalen Hauswald....
Einmal kam ein Bekannter vorbei mit einem Korb voller Pilze, freute sich wie Bolle über seinen Fund und wollte mich zu einer Pilzpfanne einladen. Ich schaute mir seine Pilze an, alle ausnahmslos Tylopilus felleus also Gallenröhrling. Ich sagte ihm was das für Pilze sind und das das mit der Pilzpfanne nichts werden wird und warum. " Quatsch Esther, das sind alles Steinpilze, die hat mir meine Mutter damals gezeigt, die kannte sich aus!" "Aha und wie lange ist das her, das du zuletzt Pilze sammeln warst?" "20 Jahre, du wirst sehen, die werden lecker schmecken mit Speck und Zwiebeln!" "Ok, ich habe dir gesagt, die kann man nicht essen aber mach du mal, ich habe dich gewarnt" und stellte ihm die Pfanne auf den Herd. Enthusiatisch schnippelte er den Speck, die Zwiebeln, die Pilze und brutzelte vor sich hin. Füllte das Gebrutzel auf die Teller und nahm einen großen Happs in den Mund, der postwendend wieder auf dem Teller landete. "Igitt, das schmeckt ja scheußlich!" "Ach nee" Beleidigt wie die Callas rauschte er ab und war seitdem nicht mehr Pilzesammeln, ist auch besser so.
Ein anderes Mal, es war ein wirklich phantastisches Pilzjahr, war ich im Wald unterwegs. Steinpilze,Maronen und irgendein Lamellenpilz, der haufenweise im Wald wächst, standen massenhaft rum. Ich füllte also gemächlich mein Körbchen als ein Mann samt Partnerin an mir vorbeilief und seiner Holden jubilierend zujubelte "Schau mal Schatz, alles voller Futterpilze!",begeistert die Lamellenpilze abschnitt und in den Korb warf und an den Steinpilzen und Maronen achtlos vorbeilief. Ich schaute dem Treiben kurz zu und ging dann zu der Frau "Entschuldigen sie, aber kennt sich ihr ääääh Partner mit Pilzen aus?" " Ich weiß nicht, ich war noch nie Pilze sammeln und vertraue ihm da" Das war die für mich falsche Antwort, aber genau das, was ich befürchtet hatte. Zwei komplett Ahnunglose mit maximaler Kompetenz im Wald unterwegs. Ich ging also zu dem Mann "Entschuldigen sie, aber kennen sie die Pilze, die sie da sammeln?" " Ja, das sind Futterpilze!" Ok, rein subjektiv erschien er mir sowieso nicht als die hellste Kerze auf dem Kuchen."Aha, Futterpilze also. Wissen sie den Namen? Können sie sie bestimmen?" "Ja, Futterpilze!" "Sie wissen aber, das sie sich mit ihnen unbekannten Pilzen ganz leicht ins Jenseits befördern können? Sie sollten die Pilze, falls sie sie essen wollen, vorher besser einem Pilzsachverständigen zeigen, wenn sie sich nicht 100% sicher sind" "Ach was, das sind Futterpilze!" und sprang davon. Seine Holde ging noch an mir vorbei und ich meinte nur, das ich an ihrer Stelle mir das mit dem Vertrauen in die Pilzkenntnisse ihres Partners überlegen und die Pilze nicht essen würde. Sie nickte nur "Jaja" und weg waren die beiden und knacksten irgendwo durch´s Unterholz auf der Suche nach Futterpilzen. Nun gut, ich hatte mein Bestes getan und sammelte weiter meine Maronen und Steinpilze. Keine Ahnung was aus den beiden und ihren Futterpilzen wurde. In den lokalen Käseblättern fand ich nichts über durch Pilze vergiftete oder verstorbene. Geiz ist eben geil, der nächste Supermarkt zu weit, wo man Pilze für wenig Geld kaufen kann, dann ist eben die erste Futterpilzmahlzeit zugleich die letzte.
Ich vertraue da lieber dem, was mir meine Mutter massiv eintrichterte und beibrachte oder einem Pilzsachverständigen als irgendwelchen todessehnsüchtigen Futterpilzsammlern.
Just my 5 Cents als lehrnwütiger Lehrling, ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, das ich dazwischengequakt habe.
Gruß aus dem hohen Norden!