Hallo Pilzfreunde,
heute will ich meinen angekündigten Bericht zur Stockschwämmchen-Zucht beginnen.
Ich habe das schon mal vor sehr langer Zeit (in den 80er Jahren) versucht. Da konnte man hier im Land Brandenburg (damals Bezirk Potsdam) noch keine komfortable Pilzbrut kaufen. Also musste man selbst etwas tun. Ich hatte die Stockschwämmchen schon damals ins Herz geschlossen, also habe ich mich für diese Pilzart entschieden. Da ich ein paar Pilzstellen kannte, bin ich dort hingegangen und habe aus einem Birkenstamm, an dem regelmäßig Stockschwämmchen wuchsen, eine oder zwei Handvoll "Fertigsubstrat" regelrecht heraus gekratzt. Das war nicht schwierig, denn das Material war recht weich, und es hat sehr gut geduftet. In einem anderen Wald hatte ich ein paar frische Buchenholzabschnitte gefunden, die wie für mich gemacht erschienen. Sie waren nicht sehr groß, so ca. höchstens 40cm lang und vielleicht 20 cm im Durchmesser. Ich habe sie 1 oder 2 Tage gewässert und dann in meiner Wohnung (!) mehrfach übereinander gestapelt, wobei ich jeweils eine dünne Schicht von dem Substrat zwischen die Stämme getan habe. Da die Luft in der Wohnung ziemlichen trocken war, habe ich eine Schale Wasser daneben gestellt und ein gutes Hygrometer. Anschließend kam ein großer Plastikbeutel über alles drüber.
Es ist alles ziemlich lange her, so dass ich mich an Einzelheiten nicht mehr genau erinnern kann. Nach einer gewissen Zeit waren jedenfalls die Stämme zusammengewachsen. Ich hatte damals ein ca. 15 km Entfernung eine Pachtgarten. Dort habe ich die einzelnen Abschnitte zu jeweils ca. 2/3 eingegraben. Leider war der Erfolg minimal, es kamen nur ein paar kleine Pilzchen zustande. Es lag, glaube ich hauptsächlich daran, dass sich ein großer Baum dort befand, so dass kaum Regen bei den Pilzen ankam. Ich hatte damals noch kein Auto und konnte dort nur ab und zu vorbeischauen und gießen.
Ich habe immer gedacht, das müsste man noch mal wiederholen können und dann besser machen, aber über Jahrzehnte hinweg hatte ich keinen Zugriff auf einen eigenen Garten. Nachdem sich das vor ein paar Jahren geändert hat, habe ich den Entschluss gefasst, das Ganze noch mal zu versuchen und diesmal besser zu machen. Die Voraussetzungen waren jetzt ideal: Ein Garten steht zur Verfügung, günstige Stellen mit viel Schatten, man kann sich täglich um alles selbst kümmern, man hat freundliche Nachbarn, falls man mal länger unterwegs sein sollte, könnten die gießen, die Beschaffung von fertiger Pilzbrut ist kein Problem. Als mir im vergangenen Jahr dann eine Anzahl frisch geschlagener Birkenstämme und auch 2 Espenstämme über den Weg liefen, war es dann soweit.
Was das Espenholz betrifft, war ich nicht sicher, ob das funktionieren kann, ich habe darüber keine Informationen gefunden. Die meisten Stockschwämmchen habe ich bisher an Birkenholz gefunden und ein paar mal im Mittelgebirge auch an Fichtenholz.
Ich habe also die Körnerbrut bestellt und in der 2. Septemberhälfte 2020 mit allem begonnen.Leider habe ich keinen genauen Kalender geführt, obwohl ich das vorhatte.
Die Holzstämme wurden entsprechend der mitgelieferten Anleitung 2 Tage gewässert und mit der Kettensäge wechselseitig eingeschnitten. Die Einschnitte wurden mit der Körnerbrut vollgestopft. Dabei tat mir eine Metallfeile gute Dienste. Ich habe so viel reingestopft, wie möglich war. Zum Schluss wurden die Einschnitte mit Paketband verklebt. Bei den Espenstämmen habe ich es auf eine andere Art versucht: der Stamm wurde per Längsschnitt in 2 Hälften geteilt, Schicht Körnerbrut drauf 2. Hälfte drauf und alles mit Paketband und zusätzlicher Strippe zusammengeschnürt. Im Nachhinein gefällt mir aber die erste Methode besser.
Dann wurden die Stämme im Garten an einer halbwegs geschützten Stelle gelagert (zeitweise kam auch etwas Sonne dahin): auf einer Steinterrasse zuunterst eine stabile Noppenfolie (vom Hausbau übriggeblieben), dann 3 Stämme nebeneinander drauf und jeweils die nächsten drei immer um 90 Grad verdreht darüber. Der ganze Aufbau wurde dann noch mal mit der Noppenfolie zum größten Teil abgedeckt, aber so, dass immer noch gut Frischluft herankam.
Als es nach einiger Zeit kälter wurde habe ich die Abdeckmaßnahmen etwas verschärft. Irgendwann kam dann Frostgefahr und da habe ich die gesamte Konstruktion in den Keller des Wohnhauses verlagert. Die ganze Zeit über habe ich die Stämme feucht gehalten. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, den ganzen Ablauf im Frühjahr zu beginnen, dann wäre der Keller nicht nötig gewesen. Ich habe zwar schon vor dem Umzug in den Keller gesehen, dass bei mehreren Stämmen das weiße Myzel an einigen Stirnseiten der Stämme zum Vorschein kam, aber ich war mir nicht sicher, ob wirklich alle Stämme schon genügend durchgewachsen waren, denn erst dann sollte entsprechend der Anleitung das Myzel frostbeständig sein. Irgendwann im April habe ich dann alles aus dem Keller geholt und in den Garten verlagert.
Im Keller habe ich keine Fotos mehr gemacht. Es ging alles seinen Gang. An 2 Stämmen bildeten sich zwar dunkelgrüne Stellen von vermutlich unerwünschten Konkurrenten. Etwas vergleichbares habe ich hier in der Pilzzuchtabteilung dieses Forums, glaube ich, schon mal gesehen. Ich habe die Stämme nach draußen gebracht und die unerwünschte Teile mit der Kettensäge entfernt. Es hat sich danach nichts Neues in dieser Richtung mehr gebildet.
Jetzt ist erst mal Schluss. Den 2. Teil dieses Berichtes werde ich in Kürze machen.
Grüße, Holger