Beiträge von Steigerwaldpilzchen

    Hallo,


    Bei den heutigen Gartenarbeiten hab ich diese auffällig rötenden Pilze entdeckt. Nachdem sich nichts spannendes im Wald hat finden lassen, eine nette Überraschung, da noch nie gesehen.

    Hut: Durchmesser 6cm, bei Berührung sofort stark rötend, später schwärzend, Oberfläche mit anliegenden Schuppen, Rand etwas behangen

    Lamellen: weißlich, bei Berührung sofort stark rötend, später schwärzend, mit Ammoniak grünend, frei
    Stiel: weißlich, mit ausgeprägtem Ring, zur Basis keulig, bei Berührung sofort stark rötend, später komplett schwarz
    Fleisch: weiß, stark rötend, später schwarz
    Geruch: nicht unangenehm
    Fundort: Garten, Sonnenexponierter Hang auf Nadelstreu (Fichte)
    Sporen: ca. 7,5 x 4,75 Mikrometer, weiß, dextrinoid
    Cheilozystiden: Mit Auswüchsen, teils divertikuliert, teils geschnäbelt

    Mit Gröger & FN komme ich auf Leucoagaricus bzw. Leucocoprinus badhamii.
    Entscheidende Artmerkmale: Cheilos mit Auswüchsen, Sporenform, Grünen der Lamellen mit Ammoniak, starkes sofortiges Röten bei Berührung.

    Am Fundort:




    Sporen
    x1000(Öl) in Wasser



    in MELZER gefärbt dextrinoid



    Auch makroskopisch sichtbar:


    Cheilozystiden
    x400 in Wasser



    x400 in Kongorot/Wasser



    LG Thiemo

    Rien ne va plus!


    Ich präsentiere die Cheilozystiden:


    x1000 (Öl) in Wasser



    Also bleibt es beim Gurkenschnitzling s.l..



    Außen war es leider schon dunkel daher gibt's kein schönes Bild vom Fruchtkörper selbst. Gleiche Stelle wie #1 oben.


    Einmal mit Blitz:



    Und einmal mit Kunstlicht:



    LG Thiemo

    PS: Glückwunsch Schupfi. :)

    Hallo,


    Die ellipsoiden Sporen messen übrigens 8-9,5 (10) x 3,8-4,25 Mikrometer. Zumindest die scheinen ja für Macrocystidia gut zu passen.




    Mycena zephirus kann ich ausschließen, allein schon wegen des Geruchs der definitiv anders ist. Die stehen ja in allen Farben und Formen gerade im Wald.

    LG Thiemo

    Hallo,


    Zunächst mal danke für deine Kritik. So etwas spornt mich immer an, mich tiefergehend mit der Materie zu befassen.


    Dein Grüppchen auf dem Bild ist wirklich prächtig, so richtig schön dunkel und groß. Beim rechten Fruchtkörper siehst man aber auch den durchscheinend gerieften Hut. Mein Einzelfruchtkörper ist ziemlich klein und hatte wohl nicht die optimalen Bedingungen. vielleicht daher auch die helleren Farben. Auch wenn er nicht so bilderbuchmäßig aussieht wie deine gezeigten, kann ich mir bei dem tranigen Geruch und mit Zystiden bereiften Hut, Stiel und Lamellen sowie nicht reinweißen Sporenabdruck nichts anderes vorstellen. Zystiden kann ich dir keine präsentieren, höchstens ein Bild der Sporen, der Abwurf liegt noch rum.

    Die Abbildungen passen einfach nicht zu Deinem Pilz

    Es wäre ja nichts neues, dass Pilze keine Bücher lesen. ;)


    Vielleicht gibt es ja noch Fürsprecher vom "Gurkenschnitzling" oder eine Alternatividee?


    LG Thiemo

    Hi Nobi,


    Der Gurkenschnitzling soll ja sehr veränderlich sein. Man könnte wahrscheinlich aufgrund des gerieften Hutes und blassen Randes die var. latifolia daraus machen. Der Sporenabwurf war übrigens blass rosa.


    Im Foto mit 10-facher Vergrößerung sieht man auch die Zystiden.


    LG Thiemo

    Hallo,


    Auch wenn die Hauptsaison sich bereits dem Ende neigt, konnte ich die vergangenen Tage ein paar schöne Funde machen. Immerhin muss man sagen, nach dem bei uns extrem schlechten Oktober hatte ich fast die Hoffnung aufgegeben. Um so mehr freut es mich gleich drei persönliche Erstfunde verbuchen zu können.


    #1 Gurkenschnitzling Macrocystidia cucumis - Ein Kandidat der Gruppe: Noch nie gefunden, aber gleich erkannt. Für den Gurkengeruch braucht man viel Fantasie finde ich. Wenn dann eher Essiggurkenwasser mit einer fischigen-tranige Komponente. Und der Duft geht nur schwer von den Fingern ab.;)




    #2 Kaffeebrauner Gabeltrichterling Pseudoclitocybe cyanthiformis - Auf einem Komposthaufen im Wald in großer Anzahl.




    #3 Leberbrauner Milchling Lactarius hepaticus - Hiervon steht mein Hauswald zurzeit voll, wenn auch nicht so viel wie die letzten Jahre.




    #4 Gift-Häubling Galerina marginata s.l. - Auch zur Zeit zahlreich vertreten.




    #5 Starkriechender Körnchenschirmling Cystoderma carcharias - Gleich neben den Häublingen. Können erstaunlicherweise ziemlich kräftig werden.




    #6 Grünverfärbender Täubling Russula olivascens - Milder, kleiner Täublinge im Nadelwald mit sehr dunklem Sporenpulver (dotter-orange IVe) und grünem Hut.





    Zur Bestimmung wichtig sind die schmalen, inkrustierten Primordialhyphen und keulig, kopfigen Haarendglieder.






    #7 Lilastiel-Rötelritterling Lepista personata - Noch ein toller Erstfund, der Roten Liste. Auf einer Rasenfläche in einem Vorgarten in Form eines halben Hexenrings. Leider hatten die Fruchtkörper bereits Frost abbekommen, sonst hätte ich einen einzelnen mal probiert. Erschreckend schnell verliert der Pilz die lila Farbe am Stiel, welcher dann nur noch graubraun daherkommt.




    Ich hoffe die kleine Vorstellung hat euch gefallen.


    LG Thiemo

    Hallo,


    Top im Preis-Leistungs Verhältniss sind die Mikroskope die Andreas Gminder in seinem shop (myko-service) anbietet. Die haben alles notwendige (u.a. 100erÖl-Objektiv, für Sporen zwingend notwendig) um vernünftig Pilze zu mirkoskopieren und sind bei Bedarf auch mit einer Mikrokamera für Aufnahmen aufrüstbar. Preis sind gute 800€. Günstiger und gleichzeitig vernünftig ausgetatte, gibt's wahrscheinlich nur gebraucht.

    Ich nutzte dieses Mirkoskop seit zwei Jahren und bin mit der Optik sehr zufrieden.

    LG Thiemo

    Hallo Claus,


    von meiner Seite, habe ich auch Probleme bei R.fragilis den typischen Geruch wahrzunehmen. Vielleicht muss ich mir den noch öfter unter die Nase halten. Zum Glück kann man die Art auch ohne diesen ganz gut bestimmen. :)

    LG Thiemo

    Hi,


    nach "The Genus Trichloma" von Christensen & Heilmann-Clausen geschlüsselt, käme ich ebenfalls zu Trichloma argyraceum. :)


    Entscheidend ist das recht deutliche Velum an jungen Fruchtkörpern im Gegensatz zu inocybeoides - man könnte schon fast an die Schwesterart Tricholoma cingulatum denken. Die hätte allerdings einen beständig, wolligen Ring.

    Trichloma scalpturatum s.str. schließt man kunstgerecht nach Sporenquotient aus, würde ich aber anhand der Hutstruktur und Farbe hier auch makroskopisch nicht wiedererkennen.

    LG Thiemo

    Hallo,


    Täublinge sind im Fleisch spröde, d.h. du kannst den Stiel durchbrechen wie eine Karotte ohne das sich faserige Fäden ziehen lassen. Außerdem sind sie ganz einfach aus Hut, Stiel und Lamellen aufgebaut. Es gibt keine Knolle, Ring, oder sonstige Velumreste auf dem Hut. Auch die Lamellen sind bei fast allen Täublingen spröde und splittern/brechen ab wenn man mit sie mit dem Finger biegt oder darüberstreicht. Ein weiteres Hilfsmerkmal: Bis auf die Schwärz- und Weistäublinge besitzten Täublinge keine regelmäßigen Zwischenlamellen/Lamelletten. Also nahezu alle Lamellen gehen von Stiel bis Hutrand durch ohne das sie ständig von halben Lamellen untermischt werden.

    Unter den Täublingen gibt es keine stark giftigen Arten. Noch dazu sind die Magen-Darm unverträglichen alle scharf im Geschmack. Daher ist hier eine Kostprobe auch zielführend, will man sie bestimmen oder als letzte Sicherheit für die Pfanne prüfen.

    Bei den anderen Pilzen mit Lamellen, den Faserblätterpilzen, sollte man Geschmacksproben nur machen, wenn alle gefährlichen Giftpilze aufgrund der eigenen Kentniss ausgeschlossen sind und die Probe auch zielführen ist.


    LG Thiemo

    Hallo,


    schön zu sehen, dass sich auch andere mit den neuen Verwandtschaftsverhältnissen der Gelbfüße befassen.
    Ich hatte mir das auch vorgenommen und seitdem keine Kollektionen mehr gefunden ...

    Dieses Jahr zumindest ein Einzelexemplar, welches ich aufgrund der inamyloiden Lamellentrama als Chroogomphus mediterranus benannt hätte. Leider sind die Bilder in der Dämmerung nicht gut geworden - ich hänge sie trotzdem mal an. Eher grauer Hut und gelblicher Stiel mit gelben Basismyzel (auf dem Bild erscheint das gelb wieder zu hell...).




    Lamelle in MELZER - ohne amyloide Elemente


    Hyphen vom Basismyzel in MELZER - mit amyloiden Inkrustationen




    Was meinst Climbingfreak mit Funderfahrung dazu?:)


    LG Thiemo

    Hallo,


    vielen Dank für den tollen Bericht! Dadurch kann ich mir hoffentlich ein besseres Bild von diesem Phantom machen. Was mir persönlich als Unterschied zum essbaren Wiesen-Champignon auffällt:

    - Der Ring ist zwar schmächtig aber nicht ganz so wie bei campestris
    -
    Die Stieloberfläche unterhalb des Ringes erscheint kahl und glatt, nicht wie bei campestris etwas gebändert faserig

    - Der Stiel hat zwar keine deutliche Knolle, aber ist auch nicht zugespitzt wie bei campestris

    - und natürlich das Verfärbungsverhalten sowie die Reaktion auf Lauge

    Wie seht ihr das?

    Auch ich kläre Ratsuchende über die Champignons-Problematik auf, allerdings würde ich mich dabei besser fühlen, wenn ich den Falschen Wiesenchampignon wenigstens mal in echt gesehen hätte und auf Unterschiedehinweisen könnte.


    LG Thiemo

    Hallo Oliver,


    Die Haare und Pileozystiden können bei R.ionochlora u. grisea gleichermaßen ausgeprägt sein und taugen leider nicht zur Trennung. Eher schon die Ornamentierung der Sporen, wenn auch nur sehr beschränkt. Klar isolierte Sporen hat nur R. ionochlora, sobald ein paar Verbindungen dabei sind sind wieder beide Arten möglich. Klar teilnetzige Sporen kann nur R.grisea von den beiden haben. Sporenpulverfarbe IIb ist auch für beide möglich.


    Wie ich geschrieben hatte sind auch ökologische Faktoren wichtig. Dein Pilz steht im Widertonmoos, einem Säurezeiger was nicht zu den molekular abgesichterten R.grisea's passt. Auch die Farbgebung mit grün und violett ohne trübe Grautöne ist, wenn auch nur als Hilfsmerkmal, eher pro ionochlora zu werten.

    Ich würde den Pilz als Papagei-Täubling Russula ionochlora ansehen.

    LG Thiemo