Beiträge von Steigerwaldpilzchen

    Hallo,

    KOH 20% hab ich auf Hutoberfläche, Hutfleisch und Stielfleisch oben und in Knolle von einem Fruchtkörper getestet. Es gab nur eine leichte Verstärkung der gelbbraunen Farbe und auf der Hutoberfläche gar nichts. Daher auch keine Bilder da nichts zu beobachten war. Der Geruch war wahrscheinlich wegen den jungen, frischen Fruchtkörpern nur schwach. Das mitgenommene Exemplar müffelt mittlerweile aber ganz schön.

    LG Thiemo

    Hallo Claus,


    Danke für dein Meinung zu dem Fund. Tatsächlich störte mich der entschieden scharfe Geschmack, das vorkommen im feuchten Nadelwald und die divertikulierenden Dermatozystiden. Aber letztlich erschien mir, per Ausschlussverfahren R.atropurpurea als am wahrscheinlichsten.

    Ich habe den Wackelkandidaten Felix Hampe gezeigt, der den Pilz wiederum klar als Schwatzroten Spei-Täubling Russula atrorubens ansieht.
    Erklärung: Seiner Meinung nach habe der Pilz zu viel Wasser abbekommen und sich daher makroskopisch (fulminante Größe, dicker Stiel) sowie mikroskopisch (entartete Dermatozystiden mit Auswüchsen) abnorm entwickelt. Seine Funde von R.atrorubens reagierten alle, im Gegensatz zu der in der Literatur angegebenen starken Guajak-Reaktion, wie dieser Fund eher zögerlich. Beim Ausklammern dieser Punkte führt das Habitat und der deutlich scharfe Geschmack und die Farbgebung eindeutig zu R. atrorubens.

    LG Thiemo

    Hallo,


    ich war heute unterwegs in einem sauren, nährstoffarmen Fichtenwald, mit einzelnen Kiefern und Lärchen. Ein paar für mich bemerkenswerte Funde möchte ich euch gerne zeigen. Und sie sind hübsch farbenprächtig.

    #1 Flammenstiel-Täubling Russula rhodopus


    Leider nur ein Einzelfruchtkörper. Wunderschön ist die rote Huthaut, welche im Zentrum wirklich wie lackiert schimmert. Sie lässt sich relativ gut abziehen.



    Dieser mittelgroße Täubling schmeckt rasch bitter und dann scharf. Der Sporenabwurf bescheinigt einen hellen Ockersporer IIIa. Der Stiel ist rötlich überhaucht, wenn auch nicht sonderlich stark.




    Scharfe Ockersporer im Nadelwald mit gefärbten Stielen sucht man unter den Säufernasen Sardoninae.
    Der wesentlich häufigere Doppelgänger ist der Bluttäubling Russula sanguinaria. Dieser bevorzugt zwar die Kiefer, dennoch standen da auch einige im Umkreis. Also wie bekommt man sie auseinander?

    Zunächst eimal lässt sicht bei diesem Fund die Huthaut gut abziehen. Der Bluttäubling hat eine wenig differenezierte, kaum abziehbare Huthaut, aber auch das kann je nach Durchfeuchtungsgrad schwanken. Daher muss das Mikroskop ran.

    Für den Flammenstiel-Täubling sind teilnetzige Sporen das entscheidende Abgrenzungsmerkmal zum weitgehend isoliertwarzigen Bluttäubling.



    Die ziemlich variablen Dermatozystiden sind teilweise am Ende zugespitzt und divertikulieren.




    #2 Lila Dickfuß Cortinarius traganus

    Ein wunderschöner, großer, lila Schleierling. Der Fruchtkörper ist trocken die Hutoberfläche seidig -> Sericeocybe
    Das im Schnitt safrangelbe Fleisch (insb. im keulig-knolligen Stiel) verfärbt sich mit KOH nicht. Der Geruch war zunächst nur schwach süßlich, vermutlich aufgrund der sehr jungen Fruchtkörper. Daheim hat das entnommene Exemplar langsam einen unangenehmen, süßlich-stechenden Geruch entwickelt. Ehrlich gesagt habe ich mir all die Jahre den Geruch abschreckender vorgestellt. Der Doppelgänger Bocks-Dickfuß Cortinarius camphoratus stinkt anders und hat im Schnitt violett durchfärbtes Fleisch.



    #3 Purpurschwarzer Täubling Russula atropurpurea Schwarzroter Spei-Täubling Russula atrorubens

    Sehr stattlich und dick im Stiel mit in der Mitte fast purpurschwarz gefärbten Hut. Der Geschmack war ziemlich scharf, was eigentlich nicht so zu der Artbeschreibung (mäßig) passt.




    Der Sporenabwurf zeigte reinweißes Sporenpulver Ia. Zusammen mit den purpur gefärbten Hüten landet man in der Sektion der Atropurpurinae.

    Die häufigste Art, der Wechselfarbene Spei-Täubling ist (meist) kleiner und hat (wenn man Glück hat) gezähnelt/angefressene Lamellenschneiden. Mit Chemie geht's noch einfacher, die Guajak-Reaktion des letzteren ist sehr langsam (0). Hier schlägt die Tinktur langsam aber noch positiv innerhalb von 8 Sekunden schwach(!) um. Die kleinen Arten unter Erlen kann man auch ausklammern. Genau so den kaum scharf schmeckenden, kleinen, ebenfalls Guajak negativen R. aquosa.

    Bleibt also nur die Frage ob R.atrorubens oder R.atropurpurea. Das feuchte Nadelwald Habitat spricht eigentlich eher für R.atrorubens. Ebenso der ziemlich scharfe Geschmack.

    Jedoch soll mit Guajak R.atrorubens intensiv reagieren (->kein zuverlässiges Merkmal), zudem dürfte diese Art nicht derart groß und stattlich werden. Also muss wieder das Mikroskop ran.


    Bei den teilnetzigen Sporen nehmen sich beide Arten kaum etwas, interessannter ist schon die Form der Dermatozystiden. Typisch für R.atropurpurea sind am Ende kopfig eingeschnürte Zystiden von denen mein Fund reichlich hat.

    in SV


    in Kongo/SDS



    Auffällig sind die recht häufigen Divertikel bei einigen Zystiden. Das findet man maximal angedeutet in der Literatur und hat mich ziemlich verunsichert.

    EDIT: Der Fruchtkörper hat sich wohl abnorm entwickelt und besitzt deformierte Zystiden sowie den angeschwollenen Stiel -> Diese Merkmale sind zu vernachlässigen
    -> Russula atrorubens


    LG Thiemo

    Hallo,


    der Fund erinnert mich an einen Stachelschirmling Echinoderma, jedoch ohne Stacheln. Vielleicht wurden die von einem Regenguss abgewaschen? An der Ringunterseite hängt noch ein Rest davon. Die extrem dicht stehenden, gegabelten Lamellen würden auch zu Echinoderma asperum passen.


    LG Thiemo

    Hallo nochmal,


    #8 könnte man vielleicht mit dem Kiefernweichtäubling Russula cessans vergleichen.

    Für Sulfovanillin braucht es zwei Chemikalien, da auch dieses Reagenz sich nicht hält. Vanillin und 70%ige Schwefelsäure. Für letzteres wurde jeglicher Bezug vom Gesetzgeber erschwert. Generell ist's eine gute Idee wegen der ganzen Chemie mal hier reinzuschauen oder eine Mail zu schreiben NEU - Andreas Gminder


    LG Thiemo

    Hallo Jann,


    Dann hast du #2 jetzt sicher als R.sardonia bestimmt. Die Rosa-Reaktion kommt außerdem noch bei Russula cavipes, das ist aber eine kleine Art unter Tannen.


    Ich rate zu Kristallen, da die Lösung schnell mit Luftsauerstoff zu unreaktiven Eisen(III) abreagiert. Das macht dann nur noch Rostflecken ;).


    Wenn die Schärfe sich so wie du schreibst erst nach frühestens 10 Sekunden entwickelt und immer weiter zunimmt sowie die Hutfarben auf dem Freilandbild täuschen, klingt R.badia doch ganz gut.


    LG Thiemo

    Hallo,


    die Dosis macht das Gift. Man ist ja nicht jeden Tag Wildpilze in großen Mengen. Wobei manche das ja hinbekommen, wie man an den Todesfällen durch den Grünling gesehen hat. Kiloweise würde ich auch keine Pfifferlinge essen.

    Genaugenommen gibt es bei krebserregenden Stoffen keine Untergrenze der Giftigkeit. Selbst kleine Mengen können, wenn man Pech hat, ausreichen. Das ist das berühmte stochastische Risiko. Das haben wir aber überall. Wer das konsequent minimieren will darf auch nicht mehr im Sommer Fleisch grillen (Benzpyrene). Oder wilde Champignons (Agarithin, Schwermetalle). Vom Rauchen brauchen wir erst gar nicht reden. Noxen gibt es reichlich. Unser Körper ist zum Glück sehr regenerationsfähig, man darf es wie in allen Punkten bloß nicht zu sehr ausreizen.


    Bisher wurde in den milden Arten noch nichts derartiges entdeckt. Die einzigen milden Sprödblättler welche gastrointestinale Problem verursachen können sind der Maggipilz und der Rotstielige Ledertäubling.

    LG Thiemo

    Hallo,


    und hier meine Anmerkungen zum Teil II:


    #5 R.velenovskyi könnte makroskopisch passen, wobei er recht blass erscheint, aber da gibt's leider ein paar Verwechslunskanditaten wie R.nitida unter Birken, die man mikroskopisch absichern müsste. Hier würde man nach Inkrustationen mit Karbolfuchsin suchen um R.velenovskyi zu beweisen.


    #6 Da vermute ich einen ausgeblassten Buckel-Täubling R.caerula. Mildes Fleisch aber bittere Huthaut, bzw. Sulfovaniilin positiv auf der Stielrinde zum Beweis.

    LG Thiemo

    Hallo,


    #1 würde ich den Grasgrünen Täubling R.aeruginea befürworten


    #2 Da du KOH hast und R.sardonia vermutest gibt's einen heißen Tip: Einen Tropfen auf die Lamellen -> Rosa in spätestens 2 Minuten. Kunstgerecht macht man das mit Ammoniak-Lösung, aber andere Laugen funktionieren meiner Erfahrung nach genauso gut.

    #3 Ein Heringstäubling muss mit Eisen(II) grün auf der Stielrinde reagieren. Ich habe noch nie erlebt, dass diese deutliche Reaktion ausbleibt. Hast du reichlich Kristalle zum einreiben verwendet?

    #4 Für R.badia ist der schon ziemlich leuchtend rot. Ich kenne den mit weinfarbenen bis brozefarbenen Anteilen. Entwickelte sich der scharfe Geschmack erst nach längerem Kauen?


    Um die Sporenpulverfarbe gut ablesen zu können empfiehlt es sich den Abwurf zu einem Haufen zusammenzukratzen und mit einem zweiten Objekträger zu fixieren. Dann ist die Schicht auch immer gleich dick.

    LG Thiemo

    Hallo,


    Ich habe heute ein paar hübsche Stoppelpilze gefunden, die offensichtlich nicht als gewöhnliche Semmel-Stoppel Hydnum repandum durchgehen.

    Zunächst dachte ich wegen der etwas unförmigen, teils breiten Stoppeln an den Ellipsoidsporigen Stoppelpilz Hydnum ellipsosporum, das wurde aber vom Sporenbild eindrücklich widerlegt.
    Nun wäre ich nach dem zusammengestellten Schlüssel von Tricholomopsis beim Rotgelben Stoppelpilz im engeren Sinne Hydnum rufescens s.str. gelandet. Der Q-Wert beträgt im Mittel 1,18 was zusammen mit den etwas unebenen nicht in der Mitte vertieften Hutoberflächen und der Hutfarbe, meiner Einschätzung nach passen dürfte.





    Freue mich über andere Meinungen oder Bestätigung.

    LG Thiemo

    N'abend.


    Jetzt dachte ich, wenigstens L. oedematopus aus dem Aggregat erkennen zu können, jetzt ist das auch wieder so eine unklare Sache. X/
    Bleibt wohl beim L.volemus agg., wenn ich nicht doch mal 45Mikrometer lange Haare zu Gesicht bekommen...

    LG Thiemo

    Hallo,


    du hast die Gattungs Täublinge richtig erkannt. :thumbup:

    Die Beobachtung, dass der Hut leicht klebrig ist tut dazu allerdings nichts zu Sache. Täublinge sind Sprödblatterpilze, dass heist ihr Fleisch, z.B. der Stiel bricht mürbe wie eine Karotte ohne aufzufasern. Die bei uns vorkommenden Täublinge haben auch nie einen Ring oder eine Knolle, sind also ganz schlicht aufgebaut. Ein Hilfsmerkmal, welches ich gerne anführe sind die Lamellen ohne regelmäßige Zwischenlamellen/Lamelletten. Bis auf die Gruppe der Schwärz- und Weißtäubling haben Täublinge fast nur die vom Stiel bis zum Hutrand durchgehende Lamellen, was du an deinem Fund auch bewundern kannst. Wenn man sich z.B. einen Fleigenpilz anschaut erknnt man mindestens so viele Lamelletten (oder sogar mehr) als ganz durchgehende Lamellen.


    LG Thiemo

    Hallo,


    Karl W Nachdem ich eher zufällig diesen Fund Felix Hampe gezeigt hatte, bekam ich Rückmeldung, dass dies wohl wahrscheinlich nicht Lactifluus oedematopus sondern volemus s.str. sei. Er hat mit Van de Putte diese Art zur Beschreibung gesammelt und kennt sie mit sehr kurzen im Schnitt 45 Mikrometer langen, basel erweiterten und dickwandigen Haaren. Die Fruchtkörper sollen massiv und deutlich dunkelbraun sein. Es handelt sich wohl eher um eine (sub)mediterrane Art sein. Bei 60 Mikrometer braucht es wohl wieder eine Sequenzierung welcher der drei Brätlinge es wohl ist.

    LG Thiemo

    Hallo,


    Berechtigter Einwand, das Habitat wäre komisch, es sei denn es gäbe genau dort eingestreute Buchen.


    Allerdings würden mir diese großen und v.a. nicht direkt im Torfmoos wachsenden Fruchtkörper auch nicht für den Kirschroten Russula emetica s.str. passen. Da wäre noch R. sylvestris, ebenfalls mit langsamer Guajak-Reaktion, der auch ohne Kiefer auf trockenen Böden kann.


    Das beste wäre noch mal eine weitere Guajak-Reaktion auf der Stielrinde zu testen, mit Zeitangabe bis zum Farbumschlag nach blau.


    LG Thiemo

    Hallo,


    Der Gelbfleckende Täubling Russula luteotacta gilbt schon deutlich (Hutrand, Lamellen, Stiel), das wäre an einem der zahlreichen Fruchtkörper bestimmt aufgefallen, angenommen er wäre es. Mein Fund dieser Art hatte einen sehr scharfen, aber nicht bitteren Geschmack, daher würde ich nicht danach gehen. Und wie man im folgenden sieht sind die Hutfarben blasser.


    Russula luteotacta



    1 Tag später:





    Sofern die Blauverfärbung durch Guajak schnell (in wenigen Sekunden) kommt, ist das schon der Buchen-Spei Täubling Russula fageticola, da die anderen wie z.B. R. emetica nur zögerlich reagieren.


    Und wie Claus schon zurecht darauf hinweist, das Guajak bitte nur auf Stielrinde und Lamellen, nicht das Fleisch. Sonst ist das Ergebnis nicht mit der Litertur vergleichbar.

    LG Thiemo