Hallo Karolin,
ich wurde in Kaiserslautern geboren, habe eine Zeit lang in Hessen gelebt und wohne jetzt wieder in Kaiserslautern.
Kaiserslautern ist das "Tor zum Pfälzer Wald", dem größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands.
Kaiserslautern hat ca. 100000 Einwohner. Jeder, der da geboren wird, hat schon in früher Kindheit Kontakt mit Wildschweinen und kommt darum auch nicht auf den Gedanken, beim Anblick eines solchen zu erschrecken.
Auf Wildschweine trifft man bei uns nächstens nicht nur im Wald, sondern in Grünanlagen aller Art. Dort richten sie allerlei Schaden an. Die Herrichtung eines umgepflügter Rasenplatzes ist zum Beispiel sehr teuer. In den letzten beiden Trockensommern wurden Wildschweinmütter beobachtet, die mit ihren Kindern am Tage in Gartenteichen der Besitzer der Waldrandgrundstücke badeten.
Ein Sportkameradin erzählte mir, dass sie ihr Kind vom Kindergarten abholte und das Kind beim Verlassen des Gebäudes "Die Schweine" sagte. Sie dachte erst, das bezieht sich auf zweibeinige Schweine, dann sah sie, dass die Wildschweine in der Nacht zuvor in den Grünanlagen des Kindergartens größere Erdbewegungen durchgeführt hatten.
Wenn Wildtiere nicht früh sterben wollen, müssen sie vor allem zwei Dinge lernen:
1. Niemals ohne triftigen Grund aggressiv werden.
2. Niemals ohne triftigen Grund schnell flüchten.
Beides kostet viel Energie und kann gefährlich werden.
Man kann darum von der Wildtieren gut lernen, was man tun soll, wenn man in einer Situation nicht sicher ist, ob eine Gefahr besteht:
Sie ducken sich und verhalten sich still. Ich belaufe zum Beispiel immer wieder einen Pfad, der 5 Meter neben einer viel befahrenen Landstraße liegt. Zwischen Straße und Pfad sind Brombeerhecken. Irgendwann viel mir auf, dass Rehe in den Hecken sitzen. Die fressen nämlich sehr gerne Brombeerblätter. Sie flüchten erst, wenn sie den Eindruck gewinnen, dass man sie bemerkt hat.
Meistens ist der Umstand, dass man im Wald Tiere sieht, darauf zurückzuführen, dass die einen vorher schon einmal gesehen oder gerochen haben und nicht als gefährlich einstufen.
Im letzten Herbst fand ich den zerrissenen Kadaver eines größeren Tieres und habe mich gefragt, welches Tier dafür stark genug ist. Bei uns hat man Luchse ausgesetzt, die ich auch schon gesehen habe, aber ich hatte auch den Verdacht, das könnte ein Wolf gewesen sein.
Vielleicht war der Riss auch von einem Luchs und die Wildschweine haben zerkleinert.
Gruß,
Marcel